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ganzen Welt tausend und aber tausend Mal so viel Jammer anzu- thun, als Nero selbst ihr angethan hatte. Dreß war es, was für den Augenblick den Nero und bald dar auf auch den Galba in's Verderben stürzte. Den Einen gaben sie preis, weil sie etwas bekommen wollten; den Andern ermordeten sie, weil sie nichts bekamen. Hierauf suchten sie einen weiteren Mann, der ihnen die gewünschte Summe zu geben bereit war. Allein sie rieben sich dabei in ihren Empörungen und Verräthereien schon vor her auf, ehe sie das Ziel ihrer Wünsche erreichten. Eine genaue Erzählung aller Einzelheiten, die sich hiebei ereigneten, ist die Auf gabe einer zusammenhängenden pragmatischen Geschichte; dagegen das Beachtenswerthe, was sich im Handeln oder Erleiden für die einzelnen Cäsaren ergeben hat, darf auch ich nicht übergehen. 3. Daß Sulpicius Galba der reichste Mann aus dem Privat stande war, der je die Schwelle des kaiserlichen Palastes betrat, wird allgemein anerkannt. Zudem gab ihm die Familie der Servier in Hinsicht seiner vornehmen Geburt ein hohes Ansehen. Indessen war er noch stolzer auf seine Verwandtschaft mit Catulus *), einem Manne, der zu seiner Zeit durch seine Eigenschaften, wie durch sei nen Ruhm, ungemein hervorragte, so gerne er den größeren Einfluß an Andere überließ. Galba stand übrigens auch mit Nero's Gemahlin in einem freilich etwas entfernteren Verwandtschaftsverhältniß und gieng da her, durch die gnädige Verwendung der Lima, als Consul aus dem Palatium hervor. Er soll ferner in Germanien eine Armee mit Ehren kommandirt und als Proconsul in Afrika sich eine seltene An erkennung erworben haben. Indessen zog ihm die schlichte Einfachheit in seiner Lebensweise, die Sparsamkeit bei größeren Ausgaben, das Bestreben, hierin nichts Ueberflüssiges zu thun, späterhin, nachdem er Imperator geworden war, den Vorwurf einer gewissen Knauserei zu, während er unmittelbar zuvor eben hiedurch in dem ehrenvollen Rufe einer wohlgeordneten, sittlich vernünftigen Gesinnung gestanden hatte. Von Nero wurde er als Präfect nach Spanien geschickt; denn *) Zu Zeiten des PompejuS, Casar und Cicero, ei» bekannter Staatsmann, dessen Enkelin Ealba's Mutter war.