Mann aus dem Bereich von Kriegen und Leiden aller Art, wie sie die andern Generale fortwährend trafen, hinaus und dagegen in ein stürmefreies, fried- und ruhevolles Leben hineinversetzen wollte. 11. Die Abgesandten des Senats trafen Galba in der Nähe von Narbo *), einer gallischen Stadt. Sie begrüßten ihn und for derten ihn zugleich auf, recht bald sich dem römischen Volke zu zeigen, das mit Sehnsucht auf ihn warte. Der neue Kaiser benahm sich ihnen gegenüber bei jeder Begeg nung und jedem Zusammensein mit der populärsten Freundlichkeit. Namentlich ließ er bei der Tafel, trotzdem daß so viel fürstliches Ge- räthe und Dienerschaft zur Stelle war, die ihm Nymphidius von Nero's Hinterlassenschaft zugesandt hatte, hievon keinerlei Gebrauch machen, sondern durchweg nur das verwenden, was ihm selbst ange hörte. Man lobte dieß, weil man dabei in ihm einen Mann von großer Gesinnung erblickte, der über eitle Prachtliebe erhaben sei. Aber bald erklärte Vinius dieses edle, bescheidene, bürgerliche Benehmen für „Demagogie" und für eine Ziererei, die sich selbst einer hohen Stellung nicht würdig erachte. Dadurch bewog er den Galba, von nun an die reichen Habseligkeiten Nero's wirklich zu verwenden und bei Einladungen alle kaiserliche Pracht sehen zu lasten. Ueberhaupt ließ der alte Mann binnen kurzem ahnen, daß er voll ständig unter Vinius' Einfluß gerathen werde. 12. Nun war aber Vinius ein Mann, der nicht nur über alle Maßen geldgierig war, wie kein anderer Mensch, er hatte auch hinsichtlich deS weiblichen Geschlechts viele Sünden auf dem Gewissen. So machte er z. B. noch als junger Mann seinen ersten Feld zug unter Calbisius Sabinus mit, brachte die lüderliche Frau dieses Generals im Soldatenhabit Nachts in das Lager hinein und schän dete sie auf dem Fahnenplatze (den die Römer xrinoixia. nennen). Wegen dieses Vergehens ließ ihn Kaiser Cajus (Caligula) in's Ge- fängniß setzen; aber nach dessen Tode gelang es ihm durch einen glücklichen Zufall, wieder loszukommen. Ferner stahl er einmal an der Tafel bei Kaiser Claudius einen Jetzt Narbonne im südlichen Frankreich.