1. Der Athener Iphikrates verlangte von dem Miethsoldaten Geldgier und Genußsucht, damit er, um für seine Gelüsten Befrie digung finden zu können, sich desto tollkühner in den Kampf stürzen solle. Die allgemeine Ansicht dagegen verlangt von dem Soldaten überhaupt, daher, wie ein kräftiger, gesunder Körper, ohne alle eigenen, Persönlichen Antriebe sich lediglich nach dem Antrieb, den ihm der Feldherr giebt, bewegen soll. So erzählt man auch von Paulus Aemilius folgende Anekdote. Als er das in Makedonien stehende Heer übernahm, fand er bei demselben nichts als Geschwätz werk und unberufenes Treiben vor, wie wenn die Armee der General wäre. Er erließ daher einen Tagbefehl des Inhalts: „jeder einzelne Mann solle nur seinen Arm tüchtig und seinen Säbel schneidig er halten; für alles Andere werde er selbst sorgen!" Auch Plato sah, daß der beste Führer und Feldherr nichts auszurichten vermöge, wenn seine Truppen nicht geordnet und von Einem Geiste geleitet seien; aber die Tugend des Gehorsams brauchte nach seiner Ansicht so gut wie die Befähigung zum Herrschen, neben einer edlen Natur anlage, zugleich noch eine vernünftige Erziehung, welche am meisten geeignet ist, die wilde Leidenschaftlichkeit im Handeln durch die Bei mischung eines sanften, humanen Elements zu mildern. Die Beweise hiefür liegen in so manchem traurigen Ereignis; und insbesondere in den Leiden Roms nach dem gewaltsamen Ende Nero's. Dort findet man die sprechendsten Beispiele, daß es nichts Schrecklicheres giebt in einem Reiche, als eine militärische Macht, die sich nur durch rohe, gedankenlose Triebe leiten läßt. Nicht um sonst verglich Demades nach Alexanders Tode die makedonische Armee mit dem geblendeten Kyklopen Polyphem, als er dieselbe so viele ungeordnete halbverrückte Bewegungen machen sah.