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am Geiste heruntergekommen war, vielmehr jeder Gefahr gegenüber eine gewisse unbeugsame Keckheit besaß, so schwand ihm doch ans ein mal aller Muth. Aber die Anwesenden litten keine Furcht, um- giengen seine Sänfte mit bloßem Schwert und kommandirten: Marsch! so oft er auch dazwischen hineiurief: „er sei verloren!" und seine Träger zur Eile aufforderte, um fort zu kommen. Tenn einige Leute hörten die Sache, waren jedoch bei der winzigen Anzahl der Wagehälse mehr verwundert, als ängstlich betroffen. Während man ihn nun in der genannten Weise über das Forum hintrug, kamen noch Weitere in gleicher Zahl des Weges daher, und daun folgten abermals einzelne Trüpplein von drei oder vier Mann. Und jetzt bildeten sie schon einen Gesammtzug, riefen ihn als Kaiser aus und streckten das bloße Schwert vor sich her. Von den Kriegstribunen kommandirte Martialis die Lager wache. Er wußte nichts von der Sache, war aber vollständig über rascht und ließ sie daher in seiner Betroffenheit und Angst zum La- gerthvr herein. Sobald Otho innen war, warf sich ihm Niemand mehr entgegen. Wer von dem Unternehmen nichts wußte, wurde von den Eingeweihten, die sich in vorbereiteter Weise zusammen- schaarten, umringt; dann liefen sie — anfänglich aus Angst, später auf Zureden — eben auch mit, — ganz verzettelt — einzeln oder Paarweise. In das Palatinm wurde sogleich eine Meldung an Galba ge macht. Der Opferpriester war noch anwesend, das Opferfleisch noch in seinen Händen, so daß sogar Leute, welche sonst in derartigen Dingen einen ganz eigensinnigen Unglauben hegen, dießmal betroffen wurden und sich über die Andeutungen des Himmels verwunderten. Als jetzt ein bunter Volkshaufen sich vom Forum heranwälzte, stellte sich Viuius und Lako nebst einigen Freigelassenen, das bloße Schwert in der Hand, dem Kaiser selbst zur Seite. Piso verließ den Palast, »m sich zu dem Wachpiket im Hofe zu begeben. Und da die illyrische Legion in der sogenannten „Vipsaniushalle" lagerte, so wurde Marius Celsus, ein sehr wackerer M^n, dorthin abgeschickt, um sich rechtzeitig ihrer zu versichern. 26. Galba beabsichtigte, sich öffentlich zu zeigen, Vinius wollte dieß nicht dulden, Celsus und Lako sprachen ihm zu und machten