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12 war bereits ein Dreiundsiebziger. Ferner hegte, wie er wußte, die Armee von Rom schon längst wegen Sabinus die besten Gesinnungen und zeigte eben jetzt ausschließlich nur gegen ihn die höchste Anhäng lichkeit, und zwar wegen der Größe des Donativs, das ihn als Wohlthäter erscheinen ließ, den Galba dagegen als Schuldner. Aus diesen Gründen schickte er denn unverzüglich seinem Mit befehlshaber Tigellinus den Befehl zu, „das Schwert niederzulegen." Daneben veranstaltete er große Festmahle und bewirthete dabei alle gewesenen Consuln und höheren Offiziere auf's Glänzendste. Doch fügte er bei den Einladungen auch noch Galba's Namen bei, wäh rend er übrigens im Lager viele Leute anstiftete, welche sagen muß ten : „man müsse an Galba schicken und sich den Nymphidius für alle Zeit zum Oberkommandanten erbitten, ohne Mitbefehlshaber!" Auch der Senat that Vieles zur Erhöhung seiner Ehre und Macht. Man nannte ihn einen „Wohlthäter", lief ihm alle Tage massenhaft in's Haus und ertheilte ihm die Befugniß, bei jedem Be schluß die erste Abstimmung und nachher die Bestätigung zu geben. Aber alles dieß vermochte nur seine Frechheit zu steigern, so daß er binnen Kurzem von den servilen Menschen nicht bloß gehaßt, sondern auch gefürchtet wurde. Ein Beispiel genüge! Die Consuln hatten einige öffentliche Sklaven gewählt, um dem Kaiser die gefaß ten Beschlüsse zu Überbringern Auch hatten sie denselben die soge nannten Diplome (Urkunden) mit Siegel eingehändigt, nach deren Vorzeigung die einzelnen Stadtmagistrate den Wechsel der Gespanne vornehmen lassen, wodurch das Weiterreisen der Kuriere beschleunigt wird. Hierüber gerieth Nymphidius in die heftigste Aufregung, weil man nicht von ihm Siegel und Soldaten genommen hatte, um sie in's Lager zu schicken. Er soll sogar in Betreff der Consuln schlimme Absichten gehegt haben. Erst als diese sich entschuldigten und um Verzeihung baten, ließ er seinen Ingrimm wieder einiger maßen fahren. Dem Volke zu Gefallen hinderte er auch nicht, daß man jeden Anhänger des Nero, der ihnen in den Weg lief, auf die scheußlichste Weise umbrachte. So wurde der Gladiator Spiculus *) auf dem *> Ein Liebling Nero's, der von ihm mit dem Vermögen vieler Hingerichteter vornehmer Männer beschenkt wurde.