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Nummer 244 — 37. Iahrg Sächsische volkssettung Monlag, 17. OK,ober 193» Schitstl«Uung: Dr«tt«a-B., Polieistcatz« 1?, gerniuf MU ». 71017 <Leichüst»stell«, Druck und V«rlag? Termania Buchdrucker,! und veclaz und L, winlel, Volieistcatz« 17, gtrnrus 71017. Pdstlchtck: Xr. lvrs, Bank: Kladtdanl Vreud-n «r IN7S7 Im Fall, -an HSHerel Tewd», v«rbot, ^nlr«i«ndn v<lil,d» ftörungen hat der B«,Irh„ »d,r Weibunztrettxnd, Ni», Bnlpiuche, fast, dl« 3«>tun, In be>chilntt»m Umlang«, »er- Ipäiel oder nicht «rlchetnt. Se,ÜN«n,,,rt tft Dr«,»«». LrHetnt I m»I rvSchentNch, Monatliche, Bezug,pret» durch Irckger «inlchl «i Big b,w. « Big Irlgerlohn 1.70; durch »I, B°>t 170 «lnlchlietzlich Poilüderwellungsgebilhr, zuzüglich ist Psg. Posi-Beit-Ngeld. Tinzel-Nr. 1V Big., Sonnadend. und 8eiilag,-7ir 7V Big. Obbeitellungen müst«n lptlteften, ,1», Woche vor Bblaui der «ezugezeit lchrlltlich beim Verla, »In,«gange« lein linier« lcl-e, dürse, tetu« «bbestellungk» »nlgegennehme». Verlag,,rl DreUde». «Nj.lgenpr.st«: dt, Ilpoliig« 77 mm breit« S«Ne I V!»-, sg, gamillenan,eigen i BI, glr Bldtzwünlch« lbnn«, mir t«1» »««Ihr NP«. Das Ergebnis der Südostreise Funks Wirtfchastsachse Nordsee—Schwarzes Meer Berlin, 17. Oktober» Reichswirtschnftsministcr Funk gewährte unmittelbar nach seiner Rückkehr von seiner Südostreise nach Berlin einem Pressevertreter eine Unterredung, in der er das Ergebnis der Besprechungen mit Jugoslawen, Bulgarien und -er Türkei solgendermahen kennzeichnete: Iugoslavicn, Bulgarien und die Türkei, die politisch befreundet sind, bilden eine Balkan achse, die von der deutschen Grenze bis zum Schivarzen Meer reicht. Diese Tatsache hat es ermöglicht, über grohzügige wirt schaftliche Aufbau pläne für alle drei Länder zu ver handeln, zum Beispiel über grohe Stratzenbauten und durch gehende Fernsprechkabel. Durch die grohe Bedeutung der Donau siir den Osten wird ein Wirtschastsraum geschossen, der sich von der Nordsee bis zum Schwarzen Meer erstreckt und dessen einzelne Gebiete sich in natürlicher Weise ergänzen. Die drei Staaten verfügen über reiche Naturschätze, an Seren Gewinnung man bisher nicht hcrangcgangen ist. Sie werden seht solche landwirtschaftliche Produkte verstärkt an bauen, für die Deutschland in besonderem Mähe Abnehmer ist, wie Baumwolle und Oclsriichtc. Südosteuropa und Kleinasien besitzen fast alles, was Deutschland braucht, vor allem auch Erze. „Hauptsächlich haben wir darüber verhandel t", so erklärte Rcichswirtschaslsminister Funk „wie die produk tiven Kräfte dieser Länder mit deutscher Hilfe entwickelt werden können, damit sie noch mehr nach Deutschland liefern und bei uns gröhere Einkäufe machen." Der Minister erwähnte bei dieser Gelegenheit den der Türkei gewährten Kredit von 150 Millionen NM., der zum Einkauf industrieller und militärischer Aus rüstung in Deutschland benuht werden wird. Bei der Durch führung der besprochenen Pläne bestehe die Möglichkeit, -atz den Ländern weitere langfristige Ware »Kredite eingeräumt werden, wie überhaupt die wirtschastklchen Be ziehungen auf die Grundlage von mehrjährigen Verträgen ge stellt werden, so dah die Produzenten in Siidojtcuropa mit festen Lieferungen zu festen Preisen nach Deutschland rechnen können. Schon heute sei deutlich erkennbar, dah die Wirt schaftsgebiete die letzte Krise in der Weltwirtschaft auf Grund ihrer Verbindung mit der krisensesten deutschen Wirtschaft besonders gut überstanden haben. „Es ist eben eine unabänderliche Tatsache", so betonte Neichswirtschastsminister Funk, „dah kein anderes Wirtschafts gebiet in dem Umsange Käufer für die Erzeugnisse Südost- curopas sein kann wie Deutschland. Wir Kausen dort mehr als die doppelte Menge, die England. Frankreich und die Ver einigten Staaten zusammen abnehmen. Durch die Eingiie- derung der s u d c t e nd e u t s ch e n W i r t s ch a s t, die enge Beziehungen nach Südostcuropa unterhält, ist der deutsche Anteil noch vergröhert worden." Die Reise habe gezeigt, wie nützlich der Gedankenaus tausch mit den führenden Persönlichkeiten und die persönliche Kenntnis von Land nnd Volk sei. „Ich habe infolgedessen", so erklärte der Reichswirtschastsminister, ,-ie Wirtschasts- minister von Iugoslaoicn, Bulgarien und der Türkei nach Berlin ein geladen und überall freund liche Zusagen erhalten." Drei neue Minister in London? Teilung des Mrtnemlnisteriums beantragt London, 17. Oktober. Nach dem Tode des Dominionsministers Lord Stan- l e y und angesichts des Planes zur Schaffung eines M inistc- riuins des Nationalen Di.enstes rechnet die Londoner Presse jetzt damit, dah Chamberlain die Aufgabe zukomme, ge gebenenfalls drei neue Minister ins Kabinett zu n e h in e n. Haben die Sonntagsblätter von der Schaffung eines Mi nisteriums des Nationalen Dienstes gesprochen, das der Abg. Anderson erhalten soll, so rechnen die Moutagblütter damit, dah gegebenenfalls auch ein Munitionsministerium geschaffen werden soll, wie man dies bereits im Weltkriege eingeführt hatte, sowie schliehlich sogar ein Ministerium der Handelsma rine, das heiht also Trennung von Kriegsmarine und Handels marine, wie man sie bisher in England nicht Kanute. Selbst verständlich geben sich die Blätter einem grohen Rätselraten hin, wer nun als Kandidat in Betracht kommen könnte, bzw. welche Umbesetzungen erfolgen dürften. Schliehlich wird die Version, dah Chamberlain cs versuchen wird, auch Mitglieder der Opposition mit in die Regierung auszuuehmcn, heute wieder für wahrscheinlicher gehalten. Als aussichtsreichsten Kandidaten für den Ersten Lord der Admiralität in Nachfolgeschast von Duff Cooper halten die Londoner Blätter heute den gegcn- wärttgen Erzichungsminister Lord Stanhope. Die meisten Zei tungen erwarten auherdem, dah Landwirtschaftsministcr Mor rison den Posten Lord Stanleys übernehmen wird Ministerpräsident Chamberlain kehrt am heutigen Montag aus Schottland nach London zurück. Der Kabincttsrat wird wahrscheinlich am Mittwoch abgehaltcn werden. Die Londoner Zeitungen betonen, dah die Minister autzcr den Neuernennungen und der Umbildung des Kabinetts auch noch andere wichtige und dringliche Fragen zu besprechen haben, wobei sie insbeson dere die Unruhen in Palästina, das spanische Problem und da mit die englisch-italienischen Beziehungen, die letzten Vorgänge in China, die englisch-amerikanischen Handelsvertrags-Verhand lungen und die verschiedenen tschechischen Probleme aufzählcn. Gleichzeitig heben sie jedoch hervor, dah die neuen Ver leid igungs- und A u f r ü st u n gs - M a h n a h m c n eine grohe Rolle bei den Ministerbcsprechungen spielen werden. Die „Times" setzt sich heute wieder für eine weitere englische Auf rüstung ein und erklärt, für England sei es eine unumgängliche Nolwendgikeit, sich auf eine absolute Ebenbürtigkeit zu stellen, wenn die Verhandlungen zur Vereinigung der noch offenstehen- dcn internationalen Probleme wieder aufgenommen würden. Vormilitärische Erziehung in Frankreich geplant . Paris, 17. Oktober. In der „Epogue" nimmt G e n e r a l D u f s o u r zu angeb lichen „Lücken" in der französischen Landesverteidigung Stel lung und meint, nachdem Frankreich nur eine einzige Stütze in seiner Armee habe, müsse man heute gewisse Mängel hier schnell beleben. Es fehle vor allem das System der vormili tärischen Ausbildung. Der General glaubt, dah dieses Problem an zuständiger Stelle aber bereits in Angriff genom men sei und dah man die gcsamtmilitärische Ausbildung der Jugend in drei Abschnitte zu teilen beabsichtige: 1. in den Ab schnitt von 7 bis 11 Jahren, der körperlichen und moralischen Grunderzichung, 2. in den Abschnitt von 14 bis 18 Jahren, der körperlichen und moralischen Weitercrziehung in Sportverbän- — Das Mselralen -er presse geht weiter den oder Kursen, 8. In den Abschnitt von 18 bis 20 Jahren, der eigentlichen militärischen Vorbereitung unter dem Kommando von Offizieren und Unteroffizieren. General Duffour kommt dann weiter ans die zweite Schwäche zu sprechen, die in dem französischen Gebur tenrückgang liege und zieht hier einen Vergleich mit Deutschland und Italien. Zum Schluh erklärt er, cs sei offen sichtlich. dah die technischen und sozialen Bedingungen der fran zösischen Verteidigung sehr schwierig werden würden, falls nicht in Kürze eine Acndcrung eintrete. Gespannte Lage an der ungarischen Grenze Demonstrationen und Zusammenstöhe Budapest, 17. Oktober. Nach der Unterbrechung der ungarisch-lschccho slowakischen Verhandlungen setzten in Komorn Demonstrationen der unga rischen Vevölkerung ein, die von der Gendarmerie zerstreut wurden. Nach Meldungen des Ungarischen Telegraphenbiiros sind durch das Vorgehen der tschechischen Gendarmerie zahl reiche Ungarn, darunter Frauen und- Kinder, verletzt morden. Wie das Ungarische.Telegraphcnbiiro weiter meldet, hät ten sich in vielen Orlen des ungarisch-tschecho-sloivakischen Grenzgebietes die Angehörigen der ungarischen Volksgruppe offen gegen Militär und Gendarmerie erhoben. In Munka- ceva fMunkacs) und anderen Städten demonstrierten die Un garn vor den geschlossenen Kirchen. Vielerorts seien Panzer- ivagen in die Ansammlungen hincingesahrcn. Zahlreiche Per sonen seien verletzt worden. Die Polizei nehme überall Ver haftungen vor. Vlulige Ausschreitungen vor der Franziskaner- kirche in Preßburg Ungarische Demonstrationen gegen Prag Budapest, 17. Oktober. Wie das Ungarische Telegraphen büro meldet, kam cs am Sonntag in Prchburg zu blutigen Ausschreitungen vor der Franziskanerkirche. Zum Schluh der Fcstmesse saugen die Ungarn, die dicht die Kirche füllten und auch noch vor der Kirche in groher Zahl standen, die ungarische Nationalhymne. Darauf entwickelte sich vor der Kirche ein Handgemenge zwischen der tschechischen Polizei und den De monstranten. bei dem zahlreiche Ungarn verletzt wurden, dar unter elf schwer und drei lebensgefährlich. Es wird weiter berichtet, dah festgcnommenc Demonstranten auf der Polizei wache blutig geschlagen worden seien. Katkutta-Sxpreß entgleist Dreitzig Fahrgäste verwundet Aus Kalkutta wird gemeldet, dah der Kalkuttaexpreh aus der ostiudischen Eiscnbahnstrecke, 00 Meilen von Patna entfernt, aus bisher unbekannten Gründen entgleist ist. Drcihig Perso nen wurden zum Teil schwer verletzt. Plan nimmt an, dah e« sich um einen Sabotageakt handelt. Ans der gleichen Strecke ist im vorigen Jahr schon einmal ein Zug entgleist; 80 Personen wurden damals getötet und t!5 verletzt Wieder Rüstungsfieber Nun sind knapp 14 Tage vorbei, dah die vier Staats« männer der grünten europäischen Völker in München die Kriegsgefahr beseitigten und darüber hinaus versprachen, alles für die Vertiefung des Weltfriedens tun zu wollen. Es ging ein tiefes Aufatmen durch die Völker. Man glaubte vor der Wende einer neuen Zeit zu stehen, in der es keinen Krieg mehr geben würde. Heute, nach zwei Wochen, ist zwar keine akute Kriegs« gefahr vorhanden. Deutschland hat in vollem Einverständ nis mit der neuen Prager Negierung Besitz von dem sude- tendeutschen Gebiet genommen. Der Führer hat ausdrück« lich erklärt, dah er nunmehr keine Besitzansprüche an Europa mehr habe. Nevanchegedanken für Eljah-Lothringen gibt es bei uns nicht. Auch die anderen Grenzen sind unver rückbar. Trotz alledem ist die Welt wieder voll N ü stungs - lärm. Insbesondere ist cs England, das immer mit neuen Rüstungspläncn beunruhigt, die geradezu phan tastische Ausmasse annehmen. Noch immer gibt es in London Leute, die bedauern, dah Chamberlain sich für die Friedensvermittlung zur Ber- fügung gestellt habe. Zur Zeit aber bcloinmen diejenigen immer mehr Anhänger, die meinen, England wäre für einen Krieg gar nicht vorbereitet gewesen, und Chamber lain habe in erster Linie aus ureigenstem Interesse für sein Land gehandelt, wenn er den Krieg z» vermeiden suchte. Die englische Politik ist immer egozentrisch, und deshalb ist an dieser Behauptung sicherlich viel iivahres. Ob England aber wirklich aus innerer Schwäche oder weil ein Krieg wegen der Tschecho-Slowakei unpopulär gewesen wäre, zur Vermittlung schritt, bleibe dahingestellt. In der vielleicht aujjchluhreichsten Nede, die im eng lischen Unterhaus gehalten wurde, sagte Sir John Simon, das Haus müsse vorsichtig in der Kritik der Negierung sein, denn es kenne nur einen „B ruchtei l" von dem, was in diesen entscheidenden Tagen die Negierung wuhte und in Rechnung stellen muhte. Dieses Wissen, und es war jo ge sagt, dah es jeder verstehen konnte, umkreist die Frage: Konnte England in diesem Augenblick einen Krieg führen ohne so schwere Anfangs erschütterungen, dah sein gesanttes Verteidigung?- und Wirtschaftssystem in Mitleidenschaft gezogen wurde? Das Wissen um die Beantwortung dieser Frage hat bestimmt in sehr hohem Mähe die englische Haltung in den damaligen kritischen Tagen beeinflusst. Es hat ganz ohne Zweifel den Ausschlag gegeben dafür, dah Chamberlain bis zur letzten Minute sich geweigert hat, dem Dränficn gewisser Parteiführer und auch gewisser Minister, darunter Duff Coopers, zur sofortigen Eeneralmobilisierung und da mit zur machtpolitischen Drohung nachzugebcn. Dieses Wissen hat auch in jener, von schwersten Gewissenskonflikten zeugenden Stimme widergeklungen, mit der Neville Cham berlain sich am 26. September abends an das britische Em pire Uber den Nundfunk wandte. Als dann aber der Vor stoss der Gegenspieler der Negierung im Unterhaus und im Oberhaus an lärmendem Stimmenauswand über die „D e - mü 1 igung" Englands zunahm, veranlasste Cl-amberlain die oberste zuständige Stelle, den Verteidigungsminister S i r T h o m a s I n s k i p , die Tür zu dem Geheimnis auch für die breitere Oesfentlichkeit etwas zu öffnen. Inskip er klärte im Unterhaus: „Es haben sich da Fehler und Nück- stände in unserer Bereitschaft gezeigt, Fehler und Rückstände Luherst ernster Natur." Als auch das noch nichts half, lieh Chamberlain der Presse bisher streng vertrauliche Einzel heiten über Art und Umsang dieser „cmp," Mitteilen. Seit dem weih die englische Oesfentlichkeit, dah vieles von dein, was sie zuerst als bereits fertige und zuverlässige Bereit schaft ansah, nicht über das Anfangsstadium hinausgeraten war, dah manches, insbesondere im passiven Luftschutz, nicht viel anderes als Kulisscnausstellung zur moralischen Be ruhigungshypnose war, dah die von den Passanten mit gläubigem Interesse bewunderten „Flak"-Geschütze, wie bei spielsweise jene, die entlang der Themse von grimmig dreinschauenden Truppen in Stellung gebracht wurden, noch vereinzelt aus den ersten Jahren des Weltkrieges stammten. Selbst wenn man diese Mängel der englischen Auf rüstung in Rechnung stellt, erscheinen die neuen Rüstungs pläne, die der englische K r i e g s m i n i st e r in einer Rundfunkrede am Freitag ankündigte, sensationell. Dis Angestellten der Fabriken sollen mit den Flakgeschützen selbst die Anlagen schützen. Uns erscheint diese Methode Deshalb ein wenig grotesk, weil die rvafsenfähigen Männer in Kricgszeiten ohnedies Heeresdienst leisten und von Greisen und Franen kaum eine allzu grohe Sicherheitsgarantie er- wartet werden kann. Der Kriegsminister hat gleichzeitig angekiindigt, dah die Stärke der englischen Luftabwehr innerhalb der letzten beiden Jahre verachtfacht worden sei und in einem Jahr weiter verdoppelt würde, so dah ein» Ibfache Zunahme der Stärke inncrl-alb drei Jahren dann feftzustcllen wäre. Bisher war für England die Flotte di»