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Sächsische Volkszeitung : 17.10.1938
- Erscheinungsdatum
- 1938-10-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193810175
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19381017
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19381017
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1938
-
Monat
1938-10
- Tag 1938-10-17
-
Monat
1938-10
-
Jahr
1938
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 17.10.1938
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M«,tag. 17. Oktober 1938 Sächsische Volkszeitung Nummer 844, Seite 4 Vrvsrlvn Verkehrssünder werden schärfer angefaßt General Daluege: Jährlich eine verlorene Schlacht — Llnfallziffern noch immer bei Süüo Toten und 175000 Verletzten — Hauptschuldige sind die Krastwaqenlenker vdis. Berlin, IS. Oktober. Der Ches der Ordnungspolizei General Daluege hielt vor Bertrelern der Presse an» Sonnabend «inen Bortrag Uber der Verkehrounlallsbetämpsun-. Er führte aus Grün" genauer Statistiken aus, daß die UnjaUszisser noch lange nicht in einem Matze abgenommen hab«, das zusriedenstellend sei, Im Jähre 1936 habe es bei rund 2 475 000 Kraftfahrzeugen rund -'67 069 Unfälle gegeben. Im nächsten Jahre habe sich der Bestand der Fahrzeuge um ungefähr 375 969 erhöht, ohne datz die Unfallszisfer eine Erhöhung mitgemacht hätte. Sie sei im Gegenteil um rund 1990 gefallen. Im Jahre 1938 sei neuer- lich eine Erhöhung der Kraftfahrzeuge um etwa 390 900 auf ins, ge amt 3 242 000 zu verzeichnen gewesen. Die Unfallszisfer aber habe trotzdem die Grenze des Jahres 1936 nicht überschritten, was immerhin bemerkenswert sei, weil gegenüber diesem Jahre fast 890 000 Fahrzeuge mehr im Verkehr gestanden hätten. Wenn diese Entwicklung auch nicht ungünstig sei, so könne sie doch keineswegs befriedigen. Denn es bleibe die Tatsache bestehen, datz es alle Jahre wieder 8909 Tote und rund 17S Ü9K verletzte infolge von Verkehrsunsällrn gebe. Dir Herab brückung der Totenzisser um etwa 899 im Jahre — di« man zuletzt auch noch verzeichnen konnte — mach« im Verhältnis zu den erschütternd wirkenden groben Zahlen wenig aus. Wenn man im Kampf gegen diese Zlssern Erfolg haben wolle, so müsse man nüchtern «ine neue Statistik betrachten: nämlich die Ausstellung Uber die Ursachen der llnsälle. Dabei zeige es sich, datz die Hauptschuld den Lenkern der Kraftfahrzeugs zufallt. Sie seien in 75 v. H. aller Ungliickssälle der schuldtra gende Teil gewesen, während die Radfahrer nur in 9 v. H. und die Futzgänger, gleichgültig ob Mann, Frau oder Kind, nur in 8 v. H. die Schuld am Unfall trugen. Der Rest des prozentualen Schuldanteils fei auf andere Um stände zuriickzuführen. Es liege daher auf der Hand, datz vor allen Dingen eine entsprechend« Erziehung der Kraft, fahrer durch polizeiliche Maßnahmen zu erfolgen habe, um die Unfallsursachen möglichst zu beseitigen. Die über wiegenden Unfallsursachen aus Verschulden der Kraftmagen lenker setzten sich wieder in erster Linie aus dem Nichtbeachten der Vorfahrt (25 v. H.), dann aus dem falschen Ueberholen (18 v. H), ferner aus übermäßiger Geschwindigkeit (13 v. H) und schließlich aus falschem Einbicgen (12 v. H.) ufw. zusammen. Um nur den ersten Fall — Nichtbeachten der Vorfahrt — herauszugreifeir, sei angeordnet worden, daß vor einzelne, be sonders gekennzeichnete Kreuzungen zur Gewährung der Vor fahrt nicht nur wie bisher „mäßige Geschwindigkeit" einzuhalten, sondern bis zum Stillstand anzuhalten sei. Erst wenn sich der Fahrzeugsührer davon überzeugt habe, daß sich ein vorfahrt berechtigtes Fahrzeug nicht nähere, darf er seine Fahrt fort setzen. Die Kenntlichmachung dieser „Stopp-Straßen" erfolge durch ein neues Verkehrszeichen „Halt, Vorfahrt aus der Haupt straße achten!" Dieses Zeichen werde noch zusätzlich u. a. durch einen roten Querstrich auf der Fahrbahn angezeigt. Um aber den bisherigen polizeilichen Vorschriften einer» größeren Nach druck zu verleihen, die Beachtung der Vorschriften unter alle» Umständen sicherzustellen. und damit die Unfallszisfer herabzu drücken, seien neue Anordnungen erlassen worden. Da die Strafe für de» Verkehrssünder fühlbar fei» müsse, würde» di« Pollzeibeamtc» angewiesen, i» geeignete» Fälle» auf der Straße die Luft aus der Bereifung der Kraftfahrzeug« abzulassen. Die» sei auch für den Reichen ein« fühlbar« Strafe, bei der er Gelegenheit habe, bei der Montage der Lksatzreisen oder beim Aufpumpen der leere» Reife» über sein vorschrists- widriges Verhalten nachzudenken. Eine weitere wirksame Maßnahme bestehe Im Verbot der Ausübung der gahrterlaubnis für die Dauer einer Woche bi« zu drei Monaten, ohne datz di« Voraussetzungen zu einer Ent ziehung der Fahrterlaubms aus unbestimmte Zeit gegeben seien. In diesen Fällen werde der Führerschein vorläufig abgenommen. Schließlich werde an der Eintragung von Strafen in den Führer schein festgehalten. Um die Polizeiorgane zur Beaufsichtigung des Verkehrs in breite st er Front einzusetzen, sei angeord net worden, daß alle Polizeivollzugsbeamtcn und Sachbearbeiter auf Fahrten, die sie in und außer Dienst, in Uniform oder Zivil, in Dienst- oder privaten Kraftfahrzeugen ansführen, ständig den Straßenverkehr zu beobachten haben. Bet Ver letzungen haben die Beamten sofort einzuschrciten. Es könne sich dabei keinesfalls um eine schikanös« Behandlung der Ver. kchrsteilnchmer drehen, denn es handele sich bei der strengen Handhabung um nichts anderes als um das Bemühen, die er schreckenden Zahlen von jährlich 8000 Toten und 175 909 Ver letzten wenigstens zum Teil herabzudrücken. RelchMaßensammlung wie noch nie Dresden, 17. Oktober Die erste Reichsltratzen- lammluna sür das WHW 1938/39 brachte in Dresden den Großeinsatz von 23 000 Sammlern der DAF sür das große Werk. Eine Stratzensammlung mit so vielen neuen, wirksamen Einfällen hat Dresden doch noch nicht erlebt. Mehr als 40 Ka pellen waren eingesetzt, um Wunschkonzerte zu geben. Dazu durchfuhren Lauisprecherwagen die Stadt, die flotte Märsche erklingen ließen. Wenn dann die Sammler der Wagen ihre riesigen, tonncngroßcn Sammelbüchsen umhertrugen, konnte niemand widerstehen; schon aus Fronde über den originellen Einfall holte man noch einmal und noch einmal einen Groschen aus der Tasche. — Schießbuden gab es, in denen man zum Nutzen des WHW Äug' und Hand üben konnte, ein fahrbares Kabarett, Kinderballone und Lose wurden verkauft... Es war kein Wunder, daß die netten Buchabzeichen bei einzelnen Samm- lern schon am Samstagabend vergriffen waren. Die friedliche Schlacht, die mit solcher Einsatzfreudigkcit sür das WHW ge schlagen worden ist, hat sicher einen schönen Erfolg gebracht. Woche de- Berufes eröffnet Dresden. 17. Oktober. Die Woche des Berufes wurde heute mittag für Dresden init einem Vetriebsappell der Ab teilung Bcrufscrziehung und Bctriebssiihrung im Gemeinschafts raum der Firma Nadio-Mcnde eröffnet. Gaubcrufswaltcr Kumpf und Krcisberufswalter Straub ergriffen im Nahmen des Appells das Wort. Gleichzeitig wurde eine Wanderschau eröffnet, die die Gedanken der Woche des Berufs erläutert. Die Woche des Berufs sieht eine große Anzahl gleichartiger Betricbsnppclle und Lehrgänge in sächsischen Betrieben vor. Neben dem Gedanken der Becufserziehung wird die Pla nung und Einrichtung von Lehrwerkstätten so wie die verstärkte Verwendung der Lehrmittel der DAF in den Vordergrund gestellt. Wurden 1933 nur 200 000 Volksgenossen von den Maßnahmen zur Derufserziehung er faßt. fo waren es im vergangenen Jahre bereits mehr als drei Millionen. Dieser Kreis muß immer weiter gezogen werden. Es mutz erreicht werden, daß an Stelle der bisher ungelernten oder angelernten Berufe ordnungsgemäße Berufe mit plan mäßiger Ausbildung treten. Jeder Deutsche muß die Erkennt nis verwirklichen, daß Berussertüchtigung und Leistungssteige rung Dienst an der Nation sind. : Auf einem Gcmeinschaftsabend der Deutsch Englischen Gesellschaft In Dresden im Hotel 4ielicvue ergriff der bekannte englische Flieger Colonel P. T. Etherton das Wort zu einer in herzlickgun Ton gehaltenen Ansprache. Colonel Etherton. der an der Tagung der Deutschen Akademie für Lustforschung in Berlin teilgenommen hat, und dessen große fliegerische Leistung, die Ueberslicgung des Mount Everest, überall großes Aussehen erregt hatte, setzte sich in seiner Ansprache sür die Verständi gung zwischen England und Deutschland «in und erkannte die Friedensliebe des deutschen Volkes an. Oberstleutnant a. D. Roenncsahrt dankte dem englischen Gast sür seins An- sprackrc und überreichte Colonel Ethcrton im Auftrag von Bun- dcssührcr Reinhardt ein Geschenk und eine Nadel des Reicbs- kricgerbundes (Kysshäuser). Frau Beatrice Bogel, der das Zustandekommen dieses Gemeinsck-aftsabends zu danken war, dankte auch ihrerseits den beiden Rednern. : Im Dienst gestorben. Im befreiten Sndetcnland ist bei Ausübung seines Berufes der Hilssarzt Dr. Widera vom IN. 52 durch Unglückssall ums Leben gekommen. Durch Pflicht treue und kameradschaftliche (Oesinnung hatte sich der Verstor bene das Vertraue» seiner Vorgesetzten und Untergebenen er worben. : Folgenschwerer Sturz. In einem Grundstück auf der Adlergasse stürzte ein 63 Jahre alter Hausbewohner so vnglück- lich im Treppenhaus, daß er einen Schädclbrnch erlitt, der die sofortige Einlieferung des Verunglückten ins Krankenhaus er forderlich machte. : Acht mutzten ins Krankenhaus. Im Dresdner Stadt gebiet ereigneten sich am Sonntag zahlreich« Verachrsunsälle. Insgesamt mußten acht Personen mehr oder weniger schwer verletzt dem Krankenhaus zugcsührt werden. Diese traurige Bilanz ist eine erneute Mahnung, im Straßenverkehr Obacht zu geben und auf die anderen Verkehrsteilnehmer Rücksicht zu nehmen. d. Dohna. Fußgänger von Kraftrad angefah ren. Nachts wurden in der Näl)« des Gasthauses Müglitztal zwei Fußgänger von einem Krastradsahrer angesahren und erheblich verletzt. Das Motorrad geriet hieraus aus die linke Straßenseite und prallte gegen ein eisernes Geländer. Der Fahrer, der in die Müglitz stürzte, und sein Begleiter wurden schwer verletzt und mutzten ins Krankenhaus eingeliesert werden. d. Nossen. Gerechte Strafe für einen Tier quäler. Vom Amtsgericht Nossen wurde der 21 Jahre alte Meltzer aus Hamburg wegen Tierquälerei zu drei Monaten Ge fängnis verurteilt. Meltzer war bei einem Bauern in LUttewitz in Stellung und hatte aus Rache kurz vor Beendigung seines Arbcitsverhältnisses eine wertvolle Herdbuchkuh mit der Mist gabel tief ins Bein gestochen, so datz das Tier notgeschlachtet werden mutzte. Dresdner pollzelbericht Razzia. Feststellungen, die die Kriminalpolizei in einem bekannten Lokal der Nampischen Straße, einem Treffpunkt von Homosexuellen, getroffen hatte, gaben Veranlassung zu einer unverhofften Razzia, die in der Nacht zum Sonntag durchgesührt wurde. Hierbei wurden 56 Personen dem Polizeipräsidium zu geführt. Nach Durchführung der erforderlichen Feststellungen konnte ein größerer Teil entlassen iverdcn. Den Stiefbruder und Onkel bestohlen. Durch vertrauliche Mitteilungen erhielt die Kriminalpolizei unlängst Kenntnis von Diebstählen, die ein in Dresden wohnender 21 Jahre alter Jude beging. Wie die Erörterungen ergaben, hatte der Beschuldigte in der Zeit von März bis Ende September d. I. aus der Woh nung seines Stiefbruders, der Arier ist. Schmucksachen. Tep piche und Wäsche im Werte von 3900 RM. gestohlen. Die Beute brachte er zu seiner Mutter, die. obwohl über die Herkunft ge nauestens unterrichtet, fast alle Sachen verkaufte bzw, ver pfändete. Die Kriminalpolizei nahm die beiden fest. Bei den Vernehmungen stellte sich weiter heraus, datz auch bei einem Verwandten für 1000 RM. Goldsachen, die die Fcstgenonnncncn ebenfalls weit unter dem üblichen Handelspreis verkauften, ge stohlen worden waren. In diesem Zusammenhänge haben sich weitere zwei Personen, von denen einer gleichfalls Jude ist, der Hehlerei schuldig gemacht. Wie die anderen, sind auch sie der Staatsanwaltschaft zugesührt worden. Ein großer Teil der Beute konnte sichergestcllt werden. „Nordbaden, das Land der Burgen und Schlösser" ist der Titel einer Sondernummer, die das Heidelberger Frei»- dcnblatt, die offizielle Kurzeitung der Stadt Heidelberg hcrausgegeben hat. Heidelberg ist ja die berühmteste unter den Städten Nordbadens. Wenn man das Heft durchblättert, kommt einem erst wieder zum Bewußtsein, wie viele schöne und denk würdige Orte in Nordbaden dicht beicinanderliegen. Am Main beginnt dier Wanderung, Wertheim und Miltenberg fesseln hier unsere Aufmerksamkeit. Dann geht cs durchs Taubertal auf- nmrts an Tauberbischofsheim vorbei, und hinüber ins Neckartal. Bad Wimpfen, Neckargemünd. Heidelberg... Und nun die Berg straße hinauf nach Weinheim. Mannheim grüßt niit Schloß und Wasserturm. Schwetzingen, berühmt durch seinen Spargel. Bruchsal mit seinem alten Schloß entzücken uns. Und dazwi schen Dutzende kleiner Orte, von denen jeder liebevoller Auf- inerksamkeit würdig ist. Der Hauptwert des schönen Heftes liegt in seinem ausgezeichneten Bildmaterial. Von Heidelberg zum Beispiel wird nicht längst Bekanntes, sondern das gezeigt, was an Schönem und Neuen dort in den letzten Jahren entstan den ist. Den Kenner Nordbadens wird das Hest erfreuen, man chem anderen wird es den Wunsch wecken, einmal eine Ferien reise in diesen schönen Teil unseres Vaterlandes zu lenken. Dr.G.D. fehl entsprechend die Stadt zu hallen, damit aber die Bevölke rung der völligen Verelendung prcisgebcnd. Menschliche Gefühle und soldatische Pflicht ringen in ihm. In dieser Zwangslage entschlietzt er sich, die Zitadelle, in der er mit seiner Besatzung steckt, in die Luft zu sprengen. Gerade als an das Pulver Feuer gelegt werden soll, erklingt das Friedensgcläute, und alle Spannungen losen sich. Die Gestalt des Kommandanten ist von Heroismus gezeichnet, ihr gegenüber stehen die durch die Not zermürbten Städtertypcn, die in ihrer Willenskraft erweicht oder gelähmt sind. R. Straub hat hier zum ersten Male einen vaterländischen Opernstoff bearbeitet. Man ivird dieses Werk als sein ganz deutsches Werk bezeichnen können. Das Finale, das einen ungeheuren befreienden Jubel ansdrückt und jetzt nach Errettung des Weltfriedens in deutschen Hörern be sonders widerhallen wird, läßt den Komponisten von seiner ge wohnten Schreibweise sogar abweichen, zugunsten einer volkhaft gerichteten, von straffen Rhythmen getragenen, schwungvollen Musik. Das Finale von Beethovens „Fidelio" hat hier vorbild lich gewirkt. Der Schluß dieser Oper ist so gelungen, daß man beinahe darüber die lyrischen Einzelschönheitcn der vorangc- gangencn Szenen vergißt. Für den Opcrnerfolg ivirkt das Fi nale geradezu entscheidend. Im übrigen ist das ZeitmIIieu im Orck>ester durch vorwiegend dunkle Färbung gegeben. Lastend, monoton mutz der Ausdruck des ganzen Geschehens vor dem Finale sein. Nur der Gesang eines Piemontescrs. der sich in die Zitadelle geschlichen hatte, ist hell und freundlich, weil er von Liebesglück und Wein schwärmt. Treffner gab dem kleinen Stück den Schönklang seines Tenors. Ahlers in eyer lich der Strenge des Kommandanten durch Herausmcitze« lung des akzentuierten Sprachgcfangcs dieser Partie überzeu gendsten Ausdruck, lind Marta Fuchs ersiilltc die anspruchs volle Aufgabe der Maria, des Kommandanten Weib, mit der Würde und Stimmintcnfität eines echten hochdramatischen Soprans. Böhmes edler Baß kam der kleinen, aber bedeu tungsvollen Rolle des Friedensverkünders in der Gestalt des feindlichen Kommandanten, sehr zum Vorteil. Das gilt auch für Kremers Tenor, Baders Batz in den anderen kleinen Barsten, Nilskon. Dittrich. Ermold, Schellen« berg, Büffel, Greiner, Schmalnau er, Christel Golk überdies in kleinen Parsten, man kann Strauß beglück wünschen zu dem Eifer, mit dem ihm eine Theaterleitung den Ersolasweg bis Ins Kleinste ebnet. Pemba urs Chor ist natürlich'wie immer besonders zu loben. Fantos Kostümken nerschaft desgleichen. Meder dirigierte Böhm. Alle Künstler mit Strauß in der Mitte wurden am Ende jeder Oper unendlich lange gefeiert. Diese Huldigungen setzten sich dann bei dem ge selligen Beisammensein im Hotel Bellevue fort, wo sämtliche aste und neue Räum« bis auf den letzten verfügbaren Platz be setzt waren. Dr. Kurt Kreiser. Richard Strauß',Daphne^ u. ,Kn'e-enstag/ Die Musikgeschichte nennt als allererste Oper eine „Daphne" von Peri (1594 Florenz). Tie erste deutsche Oper 1627 ivar auch eine „Daphne". Heinrich Schütz komponierte sic nach Peris Vorbild sür eine Festlichkeit am Hose der Wettiner in Torgau. Diese ersten Opern sind verloren ge gangen. Das neueste Werk der Operngcschichte ist wieder eine „Daphne". Ter 74jährige Astmeister und Führer der deutscl)cn Musik Richard Strauß schuf sie, und die Stätte der aller meisten Strauß-U r aussührungcn. die Dresdner Staats oper. war wieder — wohl zum achten Male seit Schuchs küh ner Initiative im Jahre 1901 (Feuersnot) — der glanzvolle Ort der Taufe. Der teuerste Platz kostete wie 1911 beim „Noscnkava- lier" dreißig Mark. Die propagandistische Wirkung wurde da durch gesteigert, daß die normalen Vorstellungen an zwei Tagen wegen der Strauß-Proben einfach aussielen. T«r ergraute, aber sehr jugendliche, clastisck-c Komponist, der verwöhnte Siegge wohnte. wurde schon vor Beginn der Vorstellung, die zugleich ein großes gesellschaftliches Ereignis war, herzlichst begrüßt Mit dem neuen Werk „Daphne", aus einen Text von Joseph Gre gor schuf Strauß eine „bukolische Tragödie in einem Akt", die einunddreiviertcl Stunde dauert, also noch nicht abendfüllend ist. und daher hat Strauß selbst gleich für eine Ergänzung gesorgt durch einen anderen Einakter: „Der Friedcnstag" von siinfvicrtelstündiger Dauer, der im vergangenen Festspielsommer in München die Uraufführung erlebte, womit Strautz' Vaterstadt erstmalig Zeuge eines solchen Abends wurde, die im letzten Menschenalter tatsächlich das Ansehen musikalischer Weltcreig- nisse gewonnen haben. Was geht in „Daphne" vor sich? Es ist die alte griechische Sage ncugestaltet, nach welcher Daphne, die Tochter des Fischers Peneios, durch Apollo in einen Lorbeerbaum verwandelt wird, nachdem er seinen irdisclnm Nebenbuhler Lenkipvos durch einen Pfeilschuß hingestrcckt hat, dabei aber auch Daphnes Seele mit traf, so daß er selbst um Daphnes Lieke kam. Die Handlung hat nicht allzuviel dramatische Spannung, gibt dafür der Lyrik breiten Raum, was Strauß gewiß so haken wollte, denn er kostet als Musiker lyrische Breiten mit Behagen aus Einer Sonderneigung des Komponisten zum Mystischen, Halbdunklen wird auch hier entgcgenqekomincn, denn wunderlick)« Zeichen am Hsmmel, nie gehörtes Göttergclächter, Gewistcrsturm und Per- mandlungszauber müssen tonmalerisch erfaßt werden. Da läßt nun Strauß seine stets und viel bewunderte Orchesterkunst spie len, in der er uns allen Vorbild ist, mit der er noch immer alle Jüngeren Übertrifft. Trotz der von ihm mich meisterlich ge- übten Polyphonic der Orchesterbehandlung bleibt der Gesamt klang schwelgerisch schön, rein und edel. Seit Vorkriegszeit wiederholt er sich gewiß immer wieder, aber ein so virtuoser Orchester s ch ö n k l a n g hat doch auch immer wieder gesiegt über alle anderen Richtungen, die ost wohl auch aus Nichtkön nen heraus das Herbe und Primitive für etwas Großartiges auszusassen verlangten. Man mutz sagen, datz das Gesangliche in „Daphne" nicht mehr mit der melodisck)«» Zwingkraft frühe rer Strauß-Opern erfunden ist, doch ist jede Gesangstimme sehr gesanglich behandelt. Ein reicl-ersahrener Könner wie Strautz verlangt viel vom Sänger, aber nichts Unnatürliches. Vor allein jetzt im Aller, wo er von instrumentalen Anforderungen an dis menschliche Stimme nichts mehr wissen will (wie einst in „Elektra"). Etwas tief liegen gelegentlich die Partien des Apollo und der Mutter Gaea. Aber Torsten Ralf und H c - lene Jung verstehen diese Stellen zu meistern. Erstklassig ist in einer Strauß-Oper natürlich auch die kleinste Nolle besetzt. Angela Kolniak und Marta Rohs stellen ihr« schönen Soprane in den Dienst des Zwiegesangcs zweier nur kurz auf tretenden Mägde, der übrigens fast das Schönste der „Daphnc"- Musik ist. Sehr wirksam ist der Schluß mit seiner Verwand« lungsmusik, in die Daphne als schon verwandelter Baum ihre Sopranklänge mischt. Margarete Teschcmacher singt die Daphne mit vollendeter Kunst. Nilsson als Vater lsle- neios und Kremer als irdischer Liebhaber Leukippos stehen nicht dahinter zurück. In den kleinen Rollen der zwei Schäfer hört man die Stimmen Schellenbcrgs und Tcßmcrs. Beim Dionysosfest ist die von Valerie Kratina verant wortete Beweaungskunst der Fischer und Schäfer zu bewundern; bei der Technik scheint die Baumnerwandlung dank der maschi nellen Zaubereien des Direktors Brandt ans Wunderbare zu greifen. Die Gesamtinszenierung leitete Prof. Hosmüller, die gesamte musikalische Verantwortung trug Dr. Böhm, dem das Merk gewidmet ist. Die Kavelle frittier das Richard-Strautz- Orchelter genannt, hat den Ruf wieder neu erworben. Jeden falls dankte der K-nnvonist auker dem Dirigenten, dem Sniel- leitcr, dem Bühnenbildner Mahn Ke, der eine mildsck)öne olyinniscke Landsckast gestellt batte, ganz besonders deutlich vor dem Vnblikum auch der Kapelle. . Nun folgte die zweite Over ..Der Friedcnstag", die sür Dresden also nur Erstausführung ist. Die Handlung ist vom gleichen Textdichter Iisci Gregor gestaltet und spielt am 24 Oktober 1648, an welchem Tage der Dreißigjäh rige Krieg sein Ende fand. Der Kommandant einer belagerten Stadt steht vor der schweren Entscheidung, das Leben der Ein wohner durch Kapitulation zu retten, oder dem kaiserlichen Vs-
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