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Montag, 17. Oktober 1988 Sächsische Volkszeitung Nummer 244, Seite 7 «cnxvniricnufoicn VON I.IL88L1' OII^ Vsrl«8 i^»rl Köblsr 8) Oo, Lsrlln-Lcbmsresnckork dlscbckruclc verboten 11. Fortsetzung. Auch Miß Wharton packte ihre Kosser. Sie gehörte zu den Frauen, die gewohnt sind, ein auf die Minute geregel tes Leben zu fuhren, und die, sobald sie sich einmal von diesen einfachen Lebensgewohnheiten gelöst haben, kopflos werden und nicht mehr wissen, was sie wollen. Zumal, wenn ihnen die Mittel nicht dazu fehlen, ihren Einfällen nackzugeben. Sie hatte beschlossen, das immer stiller wer dende, staubige London zu verlassen, um ein paar Wochen an die English Lakes zu gehen, wo der Sommer nicht so heiß und erträglicher war als in der großen Stadt. Sie empfing Maud damit, als diese sonntags herunterkam zum FrUhstUck. „Wir reisen morgen Uber Glasgow an die .Lakes'. Ich habe Zimmer bestellt." Es war ein stiller Sonntag. Sie hatten bei Bills Mutter gegessen und waren gleich nach Tisch mit Bill auf gebrochen, um in den Hydepark zu gehen, aber als sie dort hin kamen, fing es an zu regnen. Und sie wußten nicht, wohin. In ein Cafö wollte Maud nicht; so schlug er vor, nach Hause zu fahren und gemütlich Tee zu trinke», und bei der Gelegenheit wollte er ihr sagen, wag er aus dem Herzen hatte Maud war einverstanden, sie fuhren durch die sonntäg lich verödete Stadt zuriick. Sie fanden das Haus still und verlassen, niemand war da, nur der alte Diener, der öffnete und meldete, datz die beiden Damen ausgegangen seien. Ob er Tee machen sollte? „Wir bitten darum", sagte Bitt. Das ist sicher eine abgekartete Sache, dachte er, sie lassen uns nicht umsonst allein. Die große Aussprache mußte fa einmal kommen. „Bringen Sie uns einen guten Tee", befahl Bill. „Wir werden uns schon die Zeit vertreiben." Und er hals Maud in der Garderobe ablegen. Im Salon seiner Mutter war der Kamin angezUndet, das Feuer flackerte. Der Diener brachte den Teetisch. Maud goß den Tee ein. Ihre Hand zitterte leicht... Irgend etwas würde nun kommen. Sie waren allein ... das Haus lag still in der milden Dämmerung eines weichen, regnerischen Sonntags. Man hörte nur das Feuer flackern und zuweilen in der Ferne das Rollen eines Wagens. Sie hatte das Gefühl als ob er ihr etwas sagen wollte, er sah ernst aus und schien etwas zu überlegen. Und da sie eine solche Angst vor einer Erklärung hatte, beschloß sie, ihm zuvorzukommen. Der Hieb ist die beste Parade. „Ich muß Ihnen etwas sagen, Bill." Er sah sie an, überrascht... Er sagte nur: „Sie mir?" „Es ist mir peinlich und ich hätte es Ihnen gerne er spart, aber —" „Aber?" „Es ist so schwer . . ." „Was haben Sie denn, Maud?" Er sah sie an. Und auf einmal fand sie ihn sympathisch, und gar nicht mehr komisch, noch snobistisch. „Sie waren so nett zu mir" ... fing sie an. Sie haben mich überall herumgefllhrt und mir Dinge gezeigt, die Sie sicher nicht interessieren... Sie haben sich geopfert und mir Ihre Zeit geschenkt —" „Es war nicht so schlimm, Maud... es mar stellenweise sogar sehr hübsch. Wir verstehen uns doch ganz gut, oder finden Sie das nicht?" Lr verkaufte Wasser als Medizin In den erst jetzt veröffentlichten Erinnerungen der Kom tesse Maldouot findet Man einen interessanten Hinweis aus einen Arzt, der zur Zeit Napoleons III. eine große Nolle in Frankreich spielte. Dieser Arzt war besonders bei der Frauenwelt hoch geschätzt, weil er imstande sein sollte, Rezente zu verschreiben, die auch einer älteren Dame zu fröhlicher Jugend verhalfen. Wirklich sagte man diesem Arzt nach, er sei ein Meister seines Fachs gewesen. Nur wenige Zeitgenossen wußten, daß er von einem französischen General als Betrüger, als Sck-arlatan entlarvt wurde, ohne datz allerdings der Gene ral de» Mut gehabt hätte die Betrügereien des Arztes zu verraten. Er begnügte sich damit, seine Gattin von diesem Arzt ser»zul)alten. nact)üem er einwandfrei festgcstellt hatte, daß Oie ganzen Medikamente aus reinstem Wasser bestanden. Die Entdeckung wurde auf folgende Art und Weise gemacht: Der Arzt hatte seinen Patientinnen stets empfohlen, die Medizin gut verborgen zu halten, sie unter keinen Umständen anderen Aerztcn und fremden Personen zu zeigen. Er wußte mcshalo. Denn auf dem vorgcschriebencn Anhänger der Medizinslasche stand folgende Aufzeichnung zu lesen: Aqua fontis K8 Eadem rcpetita 17 Aqua destillata 8 Nil aliud 0,4 Iterum ejusdem 0,0 1OO,O Das Geschäft blühte. Ungeheure Mengen dieser Medizin wur den abgesetzt. Da auf einmal siel einem General, der in seiner Jugend Latein gelernt l>atte, eine solck»e Medizinflasck)« in die Hände. Er kochte vor Wut, als er den Anhänger las. Denn schließlich stand auf diesem Anhänger: „Quellwasser — das Gleiche — Destilliertes Wasser — nichts anderes — wie eben —" Mit anderen Worten: der Arzt l-atte reines Wasser verbaust. Als -er General ihn zur Rede stellte, meinte er: Aber wenn verrückte Frauen durch die Medizin gesund ivcvden und mir jeden Preis bezahlen, warum soll ich den Frauen nicht Helsen und meine Tasche füllen? Sogar Napoleon lll. hielt den Mund und beglückwünschte seinen Hosarzt zu seiner Wassermedizin. Rozubek gründet eine Zeitschrift Mitte vorigen Jahres wurden die Einwohner von Hohen- linde und Umgegend sPolnisch-Obcrschlesien) durch große Inse- rate in -en Tageszeitungen auf die Neugründung eines „bedeu tenden Unternehmens" aufmerksam gemacht, kür das Bürokräfte gesucht wurden. Die Interessenten meldeten sich bei Herrn Ignaz Kozubek, der den Plan hatte, eine Zeitschrift zu gründen. Al» Angestellte kamen für Ihn nur solche Kräfts ln Frag«, die «in« bestimmte Kautionssumme beibringen konnten. Er selber be „Doch, doch. . ." Sie zögerte. . . „Nun und, was wollen Sie mir sagen. Heraus damit. Jst's schlimm?" Sie schüttelte den Kopf... Sie sahen sich an . . . und ans einmal begann sie zu weinen . . . Sie saß vor ihm auf dem Schaukelstuhl, das Gesicht in den Händen. Aber, um Gottes willen, Maud, was ist denn?" Er ver suchte, ihr die Hände fortzuziehen. „Sagen Sir mir, was Haven Sie? Sind Sie nicht glücklich?" Sie schüttelte den Kopf ... „Kann ich Ihnen nicht helfen?" „Nein, nein", rief sie verzweifelt, „Sie können mir nicht Helsen! Niemand kann mir Helsen... ich bin sehr un glücklich", schluchzte sie. Er wartete den Sturm ab, dann sagte er leise: „Sie lieben jemand, Maud, nicht wahr?" Sie ließ die Hände von dem heißen Gesicht sinken und sagte: „Ja, ich liebe jemand, der mich vergessen hat..." Das kommt ost vor, dachte er. „Wer ist es, und wes halb hat er Sie vergessen?" Und sie erzählte ihm alles . . - Er hörte ihr stumm zu . . ., er lächelte nicht mehr über das junge Mädchen, das so altmodische Ansichten Uber die Liebe und Treue hatte, das annahm, daß ein Mann, der nach Indien versetzt wird, nichts anderes im Kopfe Hütte als sein kleines Mädchen in Elenworth . . . „In Indien, meine Liebe", sagte Bill, „vergessen die Männer, was sie hinter sich lassen, sehr rasch, es ist eine andere Welt... Wenn er Ihnen nicht mehr schreibt, ist das der beste Beweis dafür, und Sie dürfen ihm nicht nach trauern." „Ich kann ihn nicht vergessen!" rief sie leidenschaftlich. Der erfahrene Bill wiegte seinen schmalen Kopf. „Ja, mein gute» Kind, es ist das Beste für Sie . . . Ich wüßte ein Rezept dafür." Sie sab ihn entsetzt an. „Ein Rezept?" sagte sie. Er lächelte. „Eine neue Liebe..." „Das sagen Sie!?" rief Maud. „Das hätte ich er warten sollen . . . Hier weint man niemand nach, hier trauert man nicht, hier weiß man zu vergessen. Aber ich bin nicht von hier, und ich werde zurückkommen nach Glen- worth, wo mich jede Straße, jedes Haus an ihn erinnert." „Haben Sie denn nie mehr einen zweiten Brief an ihn geschrieben?" fragte Bill. „Ick weiß doch nicht, wo er ist!" rief sie. „Ich weiß nicht, ov er überhaupt dort angekommen ist. Es waren Stürme auf dem Ozean, als er abfuhr. Ich kann niemand fragen und will es auch nicht. Vielleicht ist er gar nicht mehr am Leben, vielleicht ist sein Schiss untergegangen —" „Ich habe nichts davon gehört, daß ein Schiss auf dem Wege nach Indien untergegangen ist", meinte er. „Aber, liebe Maud, wenn ein Mann Sie liebt, vergißt er Sie nicht, und wenn er nicht mehr schreibt, dann hat er Sid eben nicht lieb... das ist sehr einfach. . ." „Für Sie", rief sie. „Aber nicht für mich... ich hab ihn lieb -" „Noch immer?" „Ja, noch immer und mein ganzes Leben ... Ich weiß, nie werde ich ihn vergessen, ich werde in Glenworth nicht durch eine Straße gehen können, ohne an ihn zu den ken; wenn ich die Wiesen sehe und die Allee, steht er vor mir ... wenn ich an dem Laden seiner Mutter vorüber komme. ach. daran maa ich gar nicht denken! - Wenn ich saß nämlich, wie sich leider zu spät herausstcllte, nicht einen Pfennig. Mit einer Summe von 8800 Zloty begann er zu wirtschaf ten. Die Zeitschrift erschien. Sie besaßte sich insbesondere mit Schulfragen, sand jedoch in der Oessentlichkeit kein Interesse. Nach einigen Monaten mußte ihr Erscheinen schon wieder einge stellt iverden. Die Angestellten, die sich um ihre als Kaution beigebrnchtcn Ersparnisse betrogen sahen, strengten gegen ihren „Chef" eine Klage an, die in diesen Tagen vor dem Kattowitzer Landgericht verhandelt wurde. Erstaunlich ivar die Skrupellosigkeit Kozubcks, der ohne geringste Kenntnis der Fragen, die seine Zeitschrist behandeln sollte trotzdem die Gründung des Unternehmens betrieben hatte. Von Berus war er anfangs Schmied gewesen, dann wurde er nur nie wieder nach Glenworth müßte! Wenn wir hier bleiben, aber Tante kann sich nicht von Glenworth trennen. Sie durste nie etwas van John erfahren ... Aber jetzt brauche ich keine Angst mehr zu haben, es zu sagen ... Jetzt ist ja alles aus", schloß sie verzweifelt. „Kann ich Ihnen denn nicht Helsen, sein Regiment aus findig zu machen?" meinte er. „Einem Kameraden schrei ben, ich habe Freunde in Indien —" „Was würde das nützen?" sagte sie traurig. „Ich weiß ja nicht einmal sein Regiment, nicht die Stadt, in die er gekommen ist. Ich weiß nichts von ihm. Aber, weil ich nicht weiß, ob er angekommen ist — will ich aus ihn warten. Ich habe es ihm geschworen — ich halte mein Wort." Sie schwiege». Sie saßen am flackernden Feuer ein ander gegenüber. „Ich muß Sie um etwas bitten, Maud", sagte er aus einmal. Es wird mir nicht leicht ... aber ich bin Ihnen gegenüber in einer sonderbaren Lage ..." Sie nahm die Hände vom Gesicht und sagte: „Sprechen Sie." „Ja, Maud, es ist mir peinlich, aber an der ganzen Ge schichte ist meine Mutter schuld ... Sehen Sie, ich will es osfen gestehen, auch ich bin verlobt — ich habe einem jungen Mädchen mein Wort gegeben, ich liebe sie und werde sie eines Tages heiraten aber heute ist es noch nicht so weit... Sie ist auch wie ich, sie ist in Stellung wie ich, und wie ich abhängig von meiner Mutter bin, ist sie es noch von ihren Eltern, bei denen sie wohnt. Sie arbeitet als Sekretärin an unserer Botschaft ... niemand weiß davon. Es ist eine alte Geschichte, wir sind schon zwei Jahre verlobt ... Meine Mutter weiß nichts davon, sie sucht mich zu verheiraten, aber sie ahnt, daß hinter meinem Widerstand irgendeine Frau steckt. Als ich hörte, daß Sie kämen, wußte ich sofort, das ist diejenige, die sie mir für dieses Jahr ausgesucht hat, verzeihen Sie meine Offenheit." „O bitte", sagte Maud und steckte ihr Taschentuch in di« Westentasche. „Sprechen Sie weiter." „Sind Sie mir böse?" „Nicht im mindesten. Es ist gut, daß wir endlich mit einander ins reine kommen, ich liebe keine Unklarheiten." „Und ich auch nicht, Maud, aber ich war genötigt, diese Komödie zu spielen — aus Rücksicht auf meine Muller und — Ihre Tante. Zu sagen: Sie gefällt mir nicht, wäre die Unwahrheit gewesen." „Danke", sagte Maud etwas trocken. „Und weiter?" „Sie sind wenigstens eine Dame, mit der man ein ver« nünstiges Wort sprechen kann", suhr er fort, erleichtert von ihrer Art aufzunehmen, was ihm so schwer ward, zu sagen , . . „Ich wollte Sie um etwas bitten." Sie sah an ihm vorbei ins Kaminseuer. Er nahm ihre Hand. „Maud ... es ist nur ein Vor schlag, Sie können ihn ablehnen und mir sagen, daß ich ein unverschämter Kerl bin, aber ich weiß nun daß Sie diesen John lieben und nicht mich. Das hätte die Sache natürlich kompliziert. Ich möchte weder Ihre Tante enttäuschen, noch meiner Mutter den Schmerz antun, daß sie erfährt, was mich daran hindert, Ihnen meinen Antrag zu machen —" „Aber wenn wir uns doch nicht lieben", sagte sie er staunt. ... „Das berührt meine Mutter wenig, sie sagt, Liebe kommt in der Ehe, sie hat auch meinen Vater nicht geliecht, und es war nachher die glücklichste Ehe der Welt, wie sie behauptet, und Ihrer Tante sind wir zu Dank verpflichtet." „Meiner Tante? Wieso?" fragte Maud. „Sie hat meiner Mutter aus einer großen Verlegen heit geholfen, sie hat uns sozusagen gerettet, als wir nach Papas Tod durch seine Spekulationen an der Börse, von denen Mama nichts wußte, ruiniert waren. Damals hat meine Mutter sich an Ihre Tante gewandt, und diese hat ihr in großherziger Weise geholfen; dieses Hans und alles, was wir besitzen, konnte uns erhalten bleiben, Ihre Tante ist unsere Wohltäterin und deshalb —" lJorisetzung folgt.» - Buchhalter, und heute will er ein Buchsührungsbnro besitzen. Als Sekretär des polnischen Ellcrnvereins in Hohenlinde glaubte er sich soviel Kenntnis erworben zu haben, um damit vor die Qcfsentlickkeit treten zu können. Die Verhandlung ergab die Wahrscheinlichkeit, daß es dem Zeitschriftcnexperimenlator mehr um das Geld als um geistige Probleme zu tun war. Als das Unternehmen der fragwürdi gen Zeitschrift scheiterte, bewarb er sich bei der Schwerindustrie, weil er glaubte, daß dort mehr Geld zu verdienen wäre. Mit diesen Verdiensten wollte er — wenn man seinen 'Aussagen Glauben schenken kann — seine Angestelltengläubiger befriedi gen. Der Prozeß, der allmählich auch einen politischen Ebarakter annahm, wurde, ncil noch ein Entlastungszeuge gehört iverden soll, zunächst vertagt. Der Leuchter der Ltiftsherrn! Von dem saaarländischen Dichter Johannes Klrschwcng ist soeben im Berlag Herder, Freiburg i. Br., ein neues Bänd chen Erzählungen unter dem Titel „Ernte eines Som mers" erschienen sLcinen 2,80 NM ). Die Abtei von Wad gassen, der Heimat des Dichters, bildet den äußeren Nahmen der Erzählungen, die von Gclfcimnissen unseres Daseins, von der Uebcrwindung des Dämonischen durch das Göttliche, berich ten. Wir geben unseren Lesern hier einen Ausschnitt aus der mittleren der drei in dem Bändchen vereinigten Novellen. Sie berichtet, wie ein Knecht sich am Frieden eines Sterbenden vergreist und damit einen Fluch herausbrschwört, der erst nach Jahrhunderten erlischt. Was die alte Frau berichtete, klang wie eine uralte dunkle Sage, aber zwischen ihr und dem Berichteten stand doch nur ein Geschlecht, und sie selber mar in das versunkene Gefchehcn hineingezwungen und trug an seiner Schwere und an seinem Fluch. Ihre Großmutter war Köchin in der alten Abtei gewesen, ln jener Küche, versteht sich, in der für die vielen Knechte und Mägde des Klosters gekocht wurde; eine sehr junge und sehr schöne Köchin, eine, der nicht nur die Knechte, sondern auch die Bauernburschen der Gegend bewundernd nachblicktcn. Sie konnte sich unter den Reichsten den ivählen, mit dem sie einmal vor den Altar treten würde. Sie wählte aber einen aus den Knechten, den hübschesten freilich, den mit der gcschmei- digsten Gestalt und mit dem kühnsten Blick, mit den selt samsten Reden manchmal auch. Er schien aus einer andern Welt zu stammen als aus der der Knechte und der Knechts arbeit; aber er hatte sich wohl den Rückweg zu seiner Welt ein für attemol abgeschnitten. Er hat dis zu seinem Lebensende nie erzählt, wie es damit bestettt war. Os« aber ließ er die LrzähltM^ von Johannes Rirschweng andern, und unter den andern war dann auch seine Braut, spüren, wie schwer und wie zornvoll er diese Verwandlung seines Lebens ertrug. Er konnte dann unleidlich sein, den Spott, den Zorn und selbst die ernsthafte Feindschrst auch sonst gelassener Menschen heraussordcrn. Auch das Mädchen Elisabeth mar eines Tages von seiner Art so erbittert, daß sie ihm, sich rächend, mit Bedacht die Worte sagte, die ihn am tiefsten verwunden mußten. Sie berichtete ihm. der Herr Rupert, das war einer der jüngsten und vornehmsten Mönche des Klosters, Hobe ihr noch kürzlich gesagt, er sei sehr verwundert darüber, daß sie einen so dum men Knecht lieben könne und gor einmal ehelichen wolle. Sic erzählte dos aber aus eine so besondere Art, so schnippisch läck>elnd und so bedeutungsvoll über ihn hinweg io die Ferne oder — schlimmer noch — in die 'Nähe blickend, daß er aus ihren Worten viel mehr entnahm, als was sie eigentlich be sagen konnten. Er ivar einen Augenblick im Ungewissen, auf wen er seine Wut laden solle, aus das schnippische Mädchen oder aus deu überheblickien 'Mönch, und dann schien cs ihm gerechter, und »ms ihm jetzt noch mehr galt: ausgiebiger, den Mönch zu hassen, und er haßte ihn. In seinem zornmütigen Geist wuchs der junge adlige Klosterhcrr mit all denen zu sammen, die ihn mit ihrer Unerbittlichkeit aus der Bohn gedrängt hatte», und er haßte sie alle mit. indem er ihn haßte. Daß es für diesen Haß wenig Möglichkeiten gab. ließ ihn nur stärker und glühender werden, und einmal ivar doch sein Tag gekommen. Dos nmr jener Tag, an dem der milde Vor trupp der Französischen Revolution die Abtei erreichte und sich brandsck-atzend in ihr Gebäude ergoß. Da mar er unter den Eindringenden, ließ aber, was den andern stärkste Ver lockung und nachher Ende ihres Raubzuges ivurde, den Wein keller, verachtungsvoll liegen und stürzte sogleich dem Gemach des Mönches Rupert zu. dessen Lage er längst ausgekundschas-