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82 Otto von Freising, VII, 20. 21. wir wollen es nicht mit Stillschweigen übergehen, daß es bei der Verleihung des Herzogthums zwischen dem Kaiser und dem römischen Bischof fast zum Streite kam, da beide auf den Ducat von Apulien ein Anrecht zu haben behaupteten; dieser Zwist soll endlich nach verständiger Ueberlegung in der Weise entschieden worden sein, daß bei der Uebergabe der Fahne an den Herzog beide ihre Hand an legten. Zurückkehrend aus Italien wurde Lothar bei Trident von einer Krankheit befallen, und hochbetagt starb in den Alpen selbst in der ärmlichsten Hütte*) der mächtigste Kaiser im 13. Jahre seines Königthums und dem 7. Jahre seines Kaiserthums, und hinterließ das Gedächtniß an die Erbärmlichkeit menschlicher Dinge. Er würde, hätte ihn der Tod nicht dahingerafft, der Mann ge wesen sein, durch dessen Tüchtigkeit und Thatkraft die Krone des Reichs zur alten Würde wieder zurückgeführt worden wäre. Die königlichen Insignien empfing Herzog Heinrich, sein Schwiegersohn, in dessen Gebiet er gestorben war; er selbst wurde durch Augs burg und Ostfranken nach Sachsen zum Kloster Lutter, das er selbst erbaut hatte, gebracht und ehrenvoll bestattet?) Seine Thaten wurden, damit sie nie in Vergessenheit gerathen könnten, auf Blei- tafeln ausgezeichnet, die man neben ihm im Grabe barg. ^) 21. Um jene Zeit gingen viele von den berühmten Fürsten ihrem Herrn im Tode voran oder folgten ihm bald nach. Bruno, der ehrwürdige und hochgebildete Erzbischof von Köln, verschied in Apulien und wurde in der Kirche des heiligen Nikolaus in Bari ehrenvoll beerdigt; sein Nachfolger Hugo, ^) der nur zwei Monate lang noch sein Leben und sein Priesterthum genoß, §) ruht ebenfalls in Apulien in Melfi. Von denen aber, die zurückgeblieben waren, 1> I» Breitenwang in Tirol am 4. Dez. 1137. — 2) 31. Dez. 1137. — 3) Bei i der Oeffmmg des Grabes 1620 am 14. Januar fand man nur ein bleiernes Täfelchen (jetzt im Museum zu Braunschweig) mit einer lateinischen Inschrift folgenden Inhalts: Lothar, von Gottes Gnaden Kaiser der Römer und Augustus, regierte 12 Jahre, 3 Mo nate, 12 Tage; er starb aber am 4. Dezember — ein in Christo sehr getreuer Mann, wahrhaft, beständig, friedfertig, ein unerschrockener Kriegsmann — rilckkehrend von Apulien, nachdem er die Saracenen getödtet und vertrieben. — 4) 27. oder 2S. Mai 1137. — 3) Aus dem Geschlecht der Grasen von Spanheim. — 6) Gest. 30. Juni 1137.