VI Einleitung. den Kampf zwischen Papstthum und Kaiserthum vor Allem, der ihn oft in schlimmen Zwiespalt init sich selbst brachte. Er war das Glied einer Familie, die zu den ersten des Reiches gehörte, sein Bruder selbst trug die Krone, nach diesem sein Neffe. Wie sollte er nicht da ein Gefühl haben von den Rechten der Krone und von ihrer Pflicht, diese Rechte gegen alle Angriffe zu wahren. Nun gingen aber die schwersten Angriffe auf die deutsche Krone immer vom apostolischen Stuhle aus, dem er als Cislercienser- mönch und dann als Bischof von Freising Gehorsam schuldete, dessen Maßnahmen ihm nach der kirchlichen Doelrin als Aus flüsse göttlichen Willens und göttlicher Weisheit erscheinen muß ten. Und doch will es ihm manchmal dünken, als sei der Kampf der Kirche gegen den Staat nicht ganz zu rechtfertigen; ja er möchte wohl den Priestern schnöden Undank vorwerfen, daß sie das Schwert, das ihnen die Könige durch allzugroße Nachsicht und die eigne Kraft schwächende Freigebigkeit in die Hand gegeben, jetzt gegen ihre Wohlthäter ungescheut schwingen. Der vielfache Jam mer, der damals Deutschland, namentlich auch.Otto's Sprengel heimsuchte, die Brüderkämpfe innerhalb des Reiches, die freche Verletzung alles bürgerlichen und kirchlichen Rechtes — alles das ging unserm Otto tief zu Herzen. Diese Zustände zeigten ihm klar und deutlich den nahen Untergang des irdischen Reiches an; das Aufkommen der Mönchsorden, die begeisterten Kreuzfahrten wiesen ihn auf die Ankunft des Gottesreiches hin; und daß dieses irdische Jammerthal, dieses „Babel" noch nicht in Schutt und Asche gesunken ist, — das dankt die Menschheit allein den Fürbitten der Heiligen und dem frommen Leben der Mönche auf Erden. So geht ein schwer- mülhiger Zug durch das ganze Werk; es will ja nur von dem Elend erzählen, das die Menschheit, seit Avain das Paradies ver scherzte, verfolgt hat. Das Buch trägt damit den Stempel der ganzen Zeit. Sind doch die Kreuzzüge nicht bloße Heldenfahrten, unternommen, um Kriegsruhm zu erlangen; ihr tieferer und wesentlicher Grund lag in dem Gefühle, das Tausenden und