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Einleitung. Eine der empfindlichsten Lücken in dem ursprünglichen Plane der „Geschichtschreiber der deutschen Vorzeit" war das Fehlen der Chronik des Verth old * von Reichenau, welche für einen wichtigen Abschnitt der vielbewegten Regierung Heinrichs IV eine Hauptquelle ist, doppelt unentbehrlich, weil bei dem mangelhaften Zustand unserer Ueberlieferung nur durch die Vergleichung der verschiedenen uns erhaltenen Aufzeichnungen etwas mehr Licht zu gewinnen ist. Auch ist die Wichtigkeit dieser Quelle, trotz ihrer unverkennbaren Einseitigkeit, nie be zweifelt worden. Pertz aber war der Meinung, daß wir an Bernold, dessen Autograph sich erhalten hat, einen voll kommen sicheren Führer hätten, der nach dem Aufhören von Lambert und Bruno genügen könne. Was bei Berthold und Bernold gleichlautend ist, schrieb er Bernold zu, und dem noch übrigen Theil mochte er eine solche Bedeutung nicht beilegen, um die Aufnahme gerechtfertigt zu finden. Seitdem aber hat sich die Ansicht über das Verhältniß dieser Schriftsteller zu einander vollkommen verändert. Nach den Bemerkungen und Untersuchungen von Waitz, Schulzen, W. v. Giesebrecht hat man ganz allgemein die Ueberzeugung gewonnen, daß viel mehr Bernold die Chronik des Berthold ausgeschrieben hat, und daß Bertholds gleichzeitige Aufzeichnungen durchaus den Vorrang verdienen. Leider sind uns nur diese in sehr man- Richtiger ist eigentlich die Form Berhtold, doch wurde schon früh die Um stellung gebräuchlich.