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5,20-5,40 5,00-6,20 11,50 12,50 2,00-2,30 . 1,00-1,20 12,00-12,50 6,20-6,40 8,00 9,30—9,60 7,50-7,70 7,90—8,10 Weiten, hiesiger, do. (50 lcx) Roggen, (?l^e) do. Sommergerste, Wintergerste, Hafer, alt do. MaiS, Mixed MaiS, Laplata MaiSfchrot Wiesrnheu, alt do. t »i nickst »i« Institut de« »an«, nnt» Grundbesttr« gewesen, sondern ein „Vrivat-Vankbaus Will» Meistert". Aste «eiteren Vorwürfe, dl» der Staatsanwalt «rbob. oinaen dahin, daß die Vermögenslage d-e Bank taliib daraeftellt wurde, daß di, Vilanzen vrricbleiert und ae- kälilbt waren, daß die Geschäftsberichte unwahr stnd und die Oessentlichkeit dadurch «etönkcht wurde. Schon di« ersten Bilanzen der Bank seien 'alsch aewesen. Beteilianngrn, die Riesenvennst« brachten. ». B. Nationalstlm 2 Millionen Mark Verlust, »vwad 1.7 Millionen Mark Berlnft, wurden astt Anordnung Geistert« ver»in«lich aeiübrt, statt al« Ver luste abgeichrieben zu «erden. Durch allerlei Bilanz-Kunst- ttückchen bade man die Verluste der Bank ieit dem Jahre 1V2S in Gewinne nmaewandelt. Die Hanvtoerhandlung hat «inwandkrei den Ngchwei« erbracht, erklärte der Staat«« anwalt, daß Geistert von allen Bilanzverschleierungen ge wußt hat und sich -brr die vaae der Bank im klaren war. Der Angeklagte war «in Svrkulant größten Etil«. Der Angeklagte hat dem Auistchtsrat aeaenüber die Lage der Bank falsch dargestellt und sich stet« dagegen gesträubt, Nachleut« in den Aussichtsrat zu bekommen. Mildernd iür den Angeklabten könne nur sein, daß er gearbeitet und sich voll i-r lein Geschäft eingesetzt habe. Geistert sei al« schwerer Schädling der Wirtschaft zu »«trachten, der außer- dem nicht den Mstt aufgebracht habe, zu seiner Tat »u stehen, sondern sich i«n Ausland verborgen gehalten habe/ 4'/- Jahre Gefängnis beantragt. Der Staatsanwalt beantragte gegen Seifert wegen fortgesetzter Vilanzvetschleierung und fortgesetzter Untreue eine Gesamtstrafe von vier Jabren sechs Monaten Ge fängnis und 1b 000 Mark Geldstrafe unter Anrechnung einer viermonatigen Untersuchungshaft. Außerdem be- antragte der Staatsanwalt di« Aberkennung der bürger lichen Ehrenrechte auf drei Jahre. Die Verhandlung wurde dann auf Dienstag vertagt. Am DienStdg werden die Verteidiger plädieren. Das Urteil wird voraussichtlich Ende dieser Woche gefällt werden. . SA.-AWe» Wer NWM. Auf der Rückfahrt de» SA-Trupp« III vom Sturm 10/81 verunglückt« bei Königstein im Taunus ein mit einem Anhänger versehener Lastwagen. Reim Abspringen geriet der 24-Shtige Willi Vürkerl au« Frankfurt a. M. unter die Räder de, Anhänger« und war sofort tot. Der schwerver letzte SA-Mann Rexroth starb lm Krankenhaus. Außerdem wurden «tu SA-Mann schwer und zehn leicht verletzt/ MMikl VlWWWl III Ak SMk. 8A versaue« 4« «»utzbas«. * Klingenthal i. Sa. vier lind, wie bereit« kurz gemeldet. auSaedebnt« marxistisch« Wafteuschiebuua«» aus gedeckt worden, die sich non Klingenthal au« über da« aanze Vogtland und nach Westsachsen erstreckten. Kommu nisten und SAP -Leute arbeiteten mit enger Verbindung in 8 Grnvven. Sie wurden unterstützt von Kommunisten in böhmischen Grenzoemeinden. Auch Krauen wurden zyM Ginschmugge'n der Waste» über die Grenze verwandt. Den eigentlichen Umfang dieses WastenschmuggelS hat man noch »ar nicht festttellen können. Aach Aussagen der Löter nimmt man mit einiger Sicherheit an, daß gegen 600 Wal ken und viel Munition von Klingenthal au« w«t»erg«l»itet worden stnd. Etwa 60 Schußwasten und groß« Munition«, Vorräte bat man im Bezirk Klingenthal gefunden. Di« Untersuchungen, di« 2 Wochen dauerten und auch setzt noch nicht abgeschlossen stnd, wurden unter Leitung eine« Kom missars zur' besonder,« Verwendung und^von der hiesigen Polizei, Gendarmerie und SA. geführt. Die Ermittlungen haben ergeben, daß der Klingenthaler Bezirk die Hauvt- Übergangsstelle für den Wastenschmuggel war, der bereit« i«it Anfang 1982 betrieben wurde. Sin größerer Waffen- transport ist noch Anfang März d. I., also kur» vor der ReichStagSwnhl nach Sachsen anSgefübrt wordeit. I« der Hauptsache sind die Schiebungen mit Geldern der kommu- niftischen Partei und der sozialistischen Arbeiterpartei finanziert worden. Wie weiter feftgeftellt worden ist, haben auch der Arbeiter-Gesangverein Georgenthal und der Krei- denkerbund erhebliche Geldbeträge dafür gegeben. All« iübrenden Persönlichkeiten der KDD. und der im hiest»«n Bezirk ziemlich stark vertretenen SAP. find in diese Ange legenheit verwickelt. Im Lauf« der Untersuchungen wurden 8V Personen tu Tchutzbaft genommen. Ein Teil ist später wieder entlassen worden, während die meisten jetzt nach Reichenbach in ein Konzentrationslager gebracht wurden. Besonderes Aussehen erregte eS, daß die Kommu nisten bei ihren Geschäften von Gewerbetreibenden unter stützt wurden, die trotz ihrer nach außenhin bekundeten natio nalen Gesinnung sich nicht scheuten, sich am Wasfenschmua- gel zu beteiligen. So tonnte dem Mechaniker Serick in Sachsenberg nachgewiesen werden, daß er bis Mitte 1932 80 au« der Tschechei eingeschmuggelte Pistolen verkauft hat. arbeitet. Die kamen dann al« neu« Wagen auf den skandinavischen Markt. Allein am Sonntag sind 30 ge stohlene Kraftwagen in verschiedenen norwegischen Häfen beschlagnahmt worden. Ein kühnes Borhaben. In Schodnica bei Boryslaw im galizischen Petroleumgcbiet fand dieser Tage eine hauptsächlich von Juden besuchte Versamm- , lung statt, nm gegen das nationalsozialistische Deutsch land zu protestieren. Ein Redner «nachte bei dieser Ge legenheit den Äorschlag, die Juden Polens sollten als Ant wort an Hitler ein Panzerschiff bauen. Dieser eigen tümliche Gedanke fand allgemeine Zustimmung. 200 Zloty, also nicht ganz hundert deutsche Reichsmark, sind bisher für diesen Zweck gestiftet worden. 500000-Kilvmetcr-Jubiläum einer Funk maschinisten. Der Funkmaschiinst der Deroluft Fritz Zimmermann vollendete mit seinem Fluge auf der Rvhrbach- Raland-Maschine D 1729 kürzlich seinen 500000. Flug- kilvmeter. Der Jubilar wurde von der aus dem Flughafen in Königsberg (Ostpreußen) anwesenden Belegschaft der Deroluft feierlich empfangen. Er wurde mit einem Diplom und einer Anstecknadel bedacht. Der Flieger ist seit 1922 tätig. 18 Personen verletzt. GG.-Kraftwage« die Böschung hiuabgestürzt. Greiz. (Funkspruch.)' Sin Greizer Lastauto mit etwa 60 Maün der Greizer SS. stieß am Sonntag früh 5 Ubr auf dem Wear nach Jena gegen einen Cbauffee-Baum und stürzte «ine Ich Meter hohe Böschung hinab auf eine Wiese. Sämtliche GS.-Leute wurden au« dem Wagen geschleudert, wobei 18 von ihnen verletzt wurden, darunter drei schwer. Der Lbansteur gab an, die Steuerung habe versagt, doch wird angenommen, daß er infolge Uebermüdung einge schlafen ist, wodurch der Unfall verursacht wurde. SV GehSste niedergebrannt. — 8 Tote. * Warschau. In der Ortschaft Huszyn bei Rowuo wurden nach Meldungen des Krakauer Illustrierten Kurier SO Grböfte durch eine Feuersbrunst in Asche gelegt. In den Flammen sollen 8 Menschen umS Leben gekommen sein. Einige Personen «rügen schwer« Brandwunden davon. 40V Menschen stnd obdachlos. Rundfunk-Programm. Dienstag, den 1«. Mai. Berlin — Stettin — Magdeburg. 15.20: Die Kinder tn Arbeitslosen-Familien. — 15.45: Sport- Jugendstunde. Wie komme ich zum Luftsport? — 16.00: Au» Chemnitz: Nachmittagskonzert. — 17.00: Paul Beyer spricht über sich. — 17.30: Der Wortschatz der Nationalökonomie. — 17.45: Zeugnisse vom beispielhaften Leben. — 18.10: Bücherstunde. Mensch werden — Frau werden — Mutter werden. — 18.40: Die Funk-Stunde teilt mit ... — 18.45: Stimme zum Tag. — 19.00: Stunde der Nation. Aus Leipzig: Die Thomaner singen. — 20.05: Losung. — 20.10: Jugend vor dem Staat: Abenteuer und Aussichten des Geistes. — 20.35: Orchesterkonzert. — 21.40: Gut holz! Hörbericht von einem Kegelabend. — 22.00: Wetter-, Ta ges- und Sportnachrichten. — 22 00 bis 24.00: Au» Hamburg: Spätkonzert. Königswusterhausen. iO.1O: Schulfunk: Ein Brahms-Konzert. — 15.00: Jugend funk. Borsicht beim Freibaden. — 15.45: Gerhard Klose: „Der Gottesseins". — 16.00: Konzert. — 17.00: Wie sind Kinder hübsch und zweckmäßig anzuziehen? — 17.10: Warum soll sich auch die Stadtstau für die D.L.G.-Ausstellung interessieren? — 17.25: Zeit funk. — 17.35: Kammermusik. — 18.05: Schrammelmusik. — 18.30: Politische Zeitungsfchau des Drahtlosen Dienste». — 19.00: Berliner Programm. — 20.00: Die Hochzeitsreise nach dem No- man von Charles de Coster. — 21.10: Oldenburger Blaskonzert. — Ab 22.00: Berliner Programm. Vermischtes. ' Liebespaar springt aus einem fahren den Z u g. Aus einem fahrenden Zug der Berliner Vor ortstrecke FriedrichOhagen —Rahnsdorf sprang in der NaÄ zum Sonntag ein Liebespaar. Bon den Rädern des nachfolgenden Wagens erfaßt, kamen die beiden jungen Leute ums Leben. Riesiges Krastwagendiebeslager in Norwegen aufgedeckt. Wie die Montagspost aus Oslo meldet, ist es der norwegischen Polizei gelungen, einer riesigen internationalen Organisation der Kraft wagendiebe in Norwegen auf die Spur M kommen. Die gestohlenen Wagen wurden aus Europa und Amerika nach Oslo gebracht und dort in einer großen Werkstatt umge 2,50 Auf dem Grotzenheiuer Mochrnmarkte stellten sich Sonnabend die Preise pro Pfund wie folgt: Acpfel, inländ. — Pfg., auSl.35 Pfg., Landbutter, Sick. 60Pfg., Eier, Stck.7'/,—8; Quark 2s; Kalbfleisch 70-100 Psg, Pökelfleisch 80 Pfg., Rind- u Schweine, fleisch 65—90 Pfg-, Speck, geräuchert, 80—90 Pfg., Schinken 120 bis 140 Pfg., Blut- und Leberwurst 75—90 Pfg , Mettwurst u. Polnische 80—100: Zickelfleisch—-, Gurken, holl., Stück — Pfg., Heringe, Schotten, 10 St. 50 Pfg., Kartoffeln 2^,-3 Pfg-, ",tr 200—250 Pfg., Blumenkohl, Kopf, — Pfg., Rosenkohl — , Kohlrabi 10; Rotkraut, hiesiges — Psg., holländisches 20 Psg., Weißkraut, hiesiges, — Pfg-, fremdes, 10 Pfg., Welschkraut — Pfg-, Meerrettich SO Pfg., Möhren 10 Pfg., Roterüb.n 10 Psg.. Radieschen, Päckchen 7-8 Pfg., Rapünzchen — Pfg, Rettiche 10 Pfg., Rhabarber 8—10 Pfg., Salat, hiesiger, Staude 5—10 Pfg., Schwarzwurzel 30 Pfg , Sellerie 15 Pfg., Spargel, 1. Sorte 55-60; 2. Sorte 40—50 Pfg., Suppenspakgel 20 Pfg., Spinat 10 Pfg., Tomaten fremde, 50—60 Pfg., Zwiebeln 10 Pfg., Kabeljau, o. K., 20 Pfg., Ziegenfleisch 50—60 Pfg. UlMMlWr VMelMlM Ms SA in einem Milser vmrtW. 'Berlin. Am Sonntag gegen 21.15 Uhr explodierte in einem Abteil 3. Klaffe des VorortzugrS Wustermark— Berliu, als der Zug aus dein Lehrter Bahnhof eingrlausen war, eine Bombe, die unter einer Sitzbank versteckt war. Der Zug war vordem mit Angehörigen der SA-Motorrad- stasfel. der Gruppe Berlin-Brandenburg besetzt, di« von einem Aufmarsch aus dem Truppenübungsplatz Döberitz zurück» lehrten. Das Abteil wurde vollständig zertrümmert. Eine Frau, die sich aus dem Bahnsteig befand, wurde leicht verletzt. Dadurch, daß die Bombe, die mit Zeitzünder ver- »eben war, erst zur Explosion kam, nachdem die Insassen den Zug verlassen batten, wurde größeres Unheil ver- bütet. Die sofort eingeleitete Untersuchung ergab, daß es sich um einen kommunistischen «Bombenanschlag handelt. Die Täter, die es auf die im Zuge befindliche» SA-Angr- hörigeu abgesehen hatten, find zurzeit noch nicht ermittelt. WMMlie lMömller erlllert. vdz. Berlin Im Prozeß gegen den Bankier Willy Seiffert wegen de« Zusammenbruchs der Berliner Bank sür Handel und Grundbesitz konnte nach 16 tägiger Ver- Handlung am Sonnabend StaatSanwaltschastSrat Rosga sein Plädoyer batten. Der Anklagevertreter führte den Zusammenbruch der Berliner Bank für Handel und Grundbesitz vor allem zurück aus das völlige Versagen des Aussichtsrat« als Kontroll organ. Es sei »war «in hartes Wort, aber man könne diesen AufsichtSrat nur als ein Gremium von Unzuläng lichkeiten kennzeichnen. Wenn die Frage austauche, warum nur Seisfert und nicht der Ausftchtsrat aus der Anklage dank fitze, so sei zu sagen, daß die übrigen Vorstandsmit glieder der Bank »war grob fahrlässig «ehandelt, aber kaum strafbare Handlungen begangen haben. Einen weiteren Grund de« Zusammenbruchs steht der Staats anwalt tn dem Fehlen von Eigenkapitat und in der schlechten Anlage der Spargelder. Mitbrstimmeud für »en Zusammenbruch sei auch die Tatsache gewesen, daß die Bank voll vornherein unter falscher Flagg« segelte. Ei« Marktberichte. Landwirtschaftliche Warenbörse ,u Großenhain. Sonnabend, den 13. Mai 1933. Wetter: kühl. Stimmung stetig. Heute gezahlt« Preise (für 50 k- in NeicbSmark): — ' " Stroh (Weiz., Rogg.) 0,70—0,90 Schüttstroh 7."" V"" Weizenmehl, 60°/, Ausl. 19,75 Roggenmehl, 70°/, Roggengrieftkleie Rosgennachmehl Roggenkleie (Aus- landSw.üb.Notiz) Weizenkleie (1'us- landSw.üb.Notiz) Speisekartosfeln, alt, .... in einz. Ztr. Oop^rlgdt ötartin keucktvsnsvr, Halle (Laalv) 114 Im Halbdunkel sah man den Nobigen Holztisch, um den die schweren Bänke standen. Ein knappes Dutzend Männer hielt sich in dem Raum auf, besten Fenster fest geschloffen waren. Ihre meist bärtigen Gesichter waren hart, ernst und mißtrauisch. Sie setzten sich auf einen Wink des Hausherrn. Ihre schwieligen Hände, grob und groß, lägen müde und steif auf den Knien ihrer Besitzer oder auf der Tischplatte. Sie alle waren Im ArbettLzeug? dtr Geruch ländlicher Beschäftigungen, großer Anstrengungen und kalt gewordenen Schweißes ging von ihnen aus. »Ja*, sagte der Bauer, «das ist nun so! Und WaS können wir tun?" Ein Schweigen der Ratlosigkeit folgte dieser Frage, das drückend und beklemmend wirkte. Endlich räusperte sich einer der Nettesten. „Ja, daß es so weiter nicht mehr geht, das wissen wir alle. Aber was wir tun können, damit eS anders wird, das weiß keiner!" „Der König ist unser König so gut wie der der Herren, Wir wollen dem König schreiben!" sagte hastig, älS ob er sich seiner eigenen Worte nicht getraute, der Jüngste auS dem Kreis — ein Mann mit schmalem, aufgewecktem Ge sicht, tn dem die leuchtenden, dunkelgrauen Augen aus sielen. Bertel hatte sich still an seine Seite gesetzt. Die beiden waren versprochen. Doch der Verbindung standen koch viele Hindernisse im Weg. Bertel und Ihr Vater waren der Gräfin Montbillard eigen, standen also unter der Ltüellchen Verwaltung. Svlvefter Karr aber gehört« zu den Wengersschen. Beider Besitz war erbeigen, und wäre der Steinsche Gesetzentwurf durchgeführt worden, so wie er gemeint war, wären die beiden keinem Gutsherrn mehr in diesen ihren Privatangelegenheiten pflichtig ge- wesen. Jetzt aber wagten sie noch nicht einmal, um den Ehekonsens etnzukommen. Man sah es nicht gern, wenn die Eigenen verschiedener Güter untereinander heirateten. Die Elterrt rieten ihnen zur Geduld. Sie waren noch jung. Bertel achtzehn und Sylvester zweiundzwanztg. „Dem König schreiben?" wiederholte langsam ein anderer. „Wenn er es nur lesen tut? Und wer kann das setzen?" „Ich kann's", sagte Sylvester trotzig, „und ich getraue mich wohl, die Worte s o zu setzen, daß sie unserem Herrn König die Lage richtig schildern. Er hat die Gesetze ge geben, er muß sorgen, daß man sie hält!" „Wir gingen doch besser in die Stadt zu einem Advo katen!" .Oder zum Herrn Justiziarius!" „Der den Gutsherren Amt und Brot verdankt? Der wird für unser Recht grade den Federkiel abnutzen!" „Und sts tusss nicht umsonst! Wer aber von uns hat die Groschen übrig!" »Man wich, fürcht' ich", sagte Schmieder, Bertels Vater, .dem Herrn König unser Schreiben gar nicht erst vorlegen I Däs geht durch viele Hände — und irgendwo bleibt's hängen, und der Herr König erfährt von nichts. Wenn — und einer von uns täte Hinreisen. Dann viel leicht... WaS meint ihr?" .Schmieder hat recht", stimmte ein dritter zu. „Der Herr König und ob der unsere Eingaben je erhält? Biel adelige Herren, einer dem anderen versippt und ver schwägert, bilden um ihn eine Mauer» durch die nur der hindurchdringt, dem die die Pforte offen machen. Und was gilt denen der Bauer und seine Not? Sie leben davon — und unsere Armut ist deren Brot!" „Aber", meldete sich von neuem der junge Sylvester, „der Herr König hat doch die Gesetze erlassen. Und sicher hat auch er es nicht aus Liebe für den Bauernstand aetau. Wir stnd der gemeine Mann — und daß man uns drückt, das ist selbstverständlich. Wenn nun aber der Herr König solche Gesetze wie die von der Befreiung des Bauern standes erläßt, so wird er wissen, warum. Und ich denke mir das s o. Der Franzmann hat ihm sein halbes Land gestohlen und preßt ihm Geld und Gut ab, wie er nur kann. Und ich vermute, er will sich's wieder holen. Dazu braucht er schwielige Fäuste und arbeitsharte Hände. Dazu sind wir gut. Mir hat man gesagt, er wolle freie Leute zu freiem Dienst aufrufen. Der Soldat solle kämpfen aus Liebe zum Vaterland und nur für die Dauer des Krieges. Hernach gehe er wieder hinter dem Pflug oder stehe hinter der Drehbank. Der freie Mann, heißt es jetzt, kämpfe besser als der Berufssoldat. Mit freien Männern habe d« Kaiser sein großes Reich zusammengezimmert. Der König gibt uns unsere Freiheit nicht umsonst. Er fordert dafür unser Blut, unser Leben. Mag er haben! Aber auch wir wollen unseren Preis. Unsere Freiheit..." .Willst das setzen?" .Besser wär' schon, wie Vater Schmieder sagt: Einer von uns und der reiste nach Königsberg." .Wer aber, wenn wir's beschlössen, wer sollte gehen?" „Ich, wenn ich meine Meinung sagen soll, ich schlage vor: der Schmieder!" „Bin doch unabkömmlich. Habe noch manches Tage« werk Fron ausstetzen. Der Herr Graf Thiel hat die Augen offen. Da ist nichts zu machen. Aber der Sylvester... Äe Wengerschen können sich dadurchdrücken, ohne daß eS einer merkt. Und wir — wenn wir für den Sylvester frs«de« täten.. „Meinst denn, daß der Sylvester in Königsberg bis zum Herrn König durchdränge? Wenn schon ein Brief nicht bis an ihn gelangt? Nächt' wohl ein Stückel Welt sehen, der Sylvester — und wir, wir tun derweil seine Arbeit, he?" „Traust mir das zu, mit der Rot der Bauernfihaft Ge schäfte treiben und mir eine Lust bereiten auS der böse« Lage der Menge?" brauste Sylvester aus. „Wie ich denk' und In', trau' iL'S andere« zu.^," (Fortsetzung kolat^