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NattzttGten vom ^age. Zum ExplofionSnngliick in Rummelsburg. Berlin. 27. Februar. Aus Anlaß der Explosionskatastrophe hat der Kaiser folgendes Beileidstelegramm an die Direktion der Gesellschaft richten lassen: Se. Majestät der Kaiser und König sind schmerzlichst bewegt von der schweren Katastrophe, die die Fabrik betroffen und so viele blühende Menschenleben dahingerafft hat. Se. Majestät lassen die Direktion ersuchen, den Hinterbliebenen der Opfer und den Verletzten Allerlfiichstes wärmstes Beileid auszuiprechen. Auf Allerhöchsten Befehl: Der Geheime Kabinettsrat v. Valentini. Die Kaiserin hat an den Oberbürger meister von Berlin-Lichtenberg folgendes Tele gramm gerichtet: Ihre Majestät haben mit großem Bedauern von der furchtbaren Explosionskatastrophe in Lichten- berg gehört, der so viele blühende Menschenleben zum Opfer gefallen sind. Ihre Majestät lassen Sie ersuchen, über die Familienverhältnisse der Ver unglückten zu berichten, um da, wo die Not grob ist, sofort helfend eingreifen zu können. Im Aster höchsten Auftrage: v. Mnterfeldt, Kammerherr. Die Explosion in dem Nitrierraum der Aktiengesellschaft für Anilinfabrikation in Berlin- Lichtenberg soll sich nach den Bekundungen eines Augenzeugen. der sich erst später meldete, folgendermaßen zu getragen haben: Ingenieur Bösch und eine Anzahl Arbeiter befanden sich in dem Gebäude, als plötzlich aus einem Nitrierapparat gelbliche Dämpfe entwichen, für alle ein Zeichen, daß Ge fahr im Verzüge sei und das Signal, ins Freie zu flüchten. Es soll auch allen gelungen sein, herauszukommen, doch konnten sie ihrem Schicksal nicht entrinnen. In dem Augenblick, als sie erst wenige Schritte von dem Gebäude entfernt waren, erschütterte eine furchtbare Explosion die Lust. Das massive Gebäude stürzte wie ein Kartenhaus zusammen und bedeckte mit seinen Trümmern die Flüchtenden. O- * 2m Streit erstochen. Aus Hamburg. 27. Fe bruar, wird drahtlich gemeldet: Im Keller eines Hauses in der Langen Silage geriet der Händler Potschka mit dem Heizer «charber wayrend ge- schöstlicher Unterhandlungen in Streit, in dessen Verlaus Potschka von seinem Gegner er stochen wurde. Scharber erlitt evensalls lebens gefährliche Verletzungen. Als Frau Potschka ihrem Manne zu Hilfe kommen wollte, wurde sie von ihrem eigenen Hunde angefallen und schwer verletzt. Scharber und Frau Potschka wurden rns Krantenhaus gebracht. * Familiendrama. Wie uns ein eigener Draht bericht au? Reichenberg meldet, erschog der arbeits lose Monteur Sedlaczek im Streit seine Gattin und verletzte sich dann selbst schwer durch einen Revolver- schuß. * Drahtlos verabredete ärztliche Operation. Vor kurzem wurde der 3. Offizier des Dampfers „Brandenburg", wie uns aus Berlin ge- ineldsst wird, von einem plötzlich wahnsinnig gewordenen Z w i s ch e nd e cks p a s s a gi er auf ' der Brücke durch einen Pistolenschuß in der Bauchgegend schwer verletzt. Der Schiffsarzt war ohne Assistent und bei dem starken Rollen des Dampfers und schwerer See nicht in der Lage, dle absolut notwendige Operation infolge der schweren Verwundung auszuführen. Durch Funk- spruch wurde der va. ISO Seemeilen entfernte Dampser „Bosnia" um ärztliche Hilfe gebeten, welche auch vom Kommando dieses Dampfers bereitwilligst zugestanüen wurde Ebenfalls auf drahtlosem Wege verabredeten die beiden Aerzte des Dampfers „Brandenburg" und des Dampfers „Bosnia" die Art der vorzunehmcnden Operation und die nötigen Vor- bereitungen. Der Arzt der „Bosnia" wurde in einem Boot des Dampfers „Brandenburg" mit den nötigen ärztlichen Hilfsmitteln an Bord geholt. Leider erwies sich die ärztliche Hilfe als zwecklos, da der Kranke die notwendige Thloroformnarkose nicht vertragen konnte. Die Sektion ergab eine derartig umfangreiche Verletzung der inneren Organe, daß ein operativer Eingriff schwerlich von Erfolg gewesen wäre. Immerhin zeigte sich derWertLer draht losen Telegraphie, da in ähnlichen Fällen durch das Herbeirufen eines anderen Arztes dem Patienten man das Leben erhallen kann. * Furchtbarer Selbstmord einer Nonne. Aus Madrid, 27. Februar, wird telegraphisch ge meldet: Auf schreckliche Weise hat in dem be rühmten Kloster San Josepha de Cluni in Vigo eine 3b Jahre alte Schwester, eine Gräfin, namens Josepha Suanc«, Selb st mord verübt. Mit emem Küchenmesser schnitt sie sich die Kehle durch, so daß der K op f nur noch an wenigen Fleisch, fasern hing. Trotz der schweren Verletzung besaß die Unglückliche noch di« Kraft, sich ans Fenster zu schleppen und in den Garten zu stürzen. Man nimmt an, daß unglückliche Liebe sie zu der Tat ge trieben hat. * Seeunfälle. Aus Casablanca wird telegraphiert: Der deutsche Dampfer „Mogador" hat um Hilfe signalisiert. — Das norwegische Segelschiff „Tasuan" ist am Donnerstag aus den Strand ge trieben worden. Auch ein anderes Segelschiff, ., Caltom ", istaestrandet. Die Mannschaften der beiden Segelschiffe sind gerettet. Kehle Kokalrmchrichtrrr Hoensbroech-Bortrag. Leipzig, 28. Februar. Die Ortsf^uppe Leipzig des Antiultra montanen Reichsverbandes konnte am Freitag abend «inen vollen Erfolg buchen, einen Erfolg, der sich noch imposanter gestaltet hätte, »venn ein größerer Saal zur Verfügung gewesen wäre. Lange vor Beginn der Ver sammlung war der Saal des „Börsenrestau rants" bis auf den allerletzten Platz gefüllt; glücklich, wer sich an eine Säule lehnen konnte! Der Referent des Abends, der bewährte Kämpe gegen UltramontaniSmus und dessen be st gehaßter Gegner, Graf HoenS- broech, verstand es sofort, durch seine über aus sympathischen und dabei markigen Aus führungen mit den zahlreichen Anwesenden den Kontakt herzustellen. Und um das Ergebnis des Abends gleich vorwegzunehmen: stürmische Zustimmung und langwährender Beifall lohnten ihm. Des Referenten Thema lautete :„Dre päpstlichen Eingriffe in unser nattvualpolitische» und kul turelles Leben." Wir wollen, so führte Graf Hoensbroeck dazu aus, Herren im eigenen Hause sein, wir brauchen keine Oberherr schaft von jenseits der Alpen in kul tureller, politisclzer und sozialer Hinsicht; und wenn die maßgebenden Stellen dies zu sagen nicht wagen, dann müsse das antr ultra- montane deutsche Volk das machtvolle Veto sprechen. Hierauf ging er auf die Ueber- griffe der Nltramontaucn ein, sich dabei aus den gegenwärtigen Papst Pius X. beschränkend. In klarer interessanter Form erläuterte er das unerhörte Vorgehen des Ultramontauis- mus, das in der Borromäus - Enzyklika, dem Motu proprio und in der Gewerk- schaftöenzyklika zum Ausdruck gekommen, erläuterte vor allem die Konflikte, die durch diese Enzykliken hervorgerufen würden, und for derte in begeisternden Worten auf, mit zu schaffen an dem großen Werke der systemathischen Be kämpfung des UltramontaniSmus uud dessen Personifikation, des Zentrums. Wenn sich das Zentrum rühme, so führte der Referent unter jubelndem Beifall aus, eine päpstliche Leibgarde zu sein, so gehöre sie auch nicht nach Deutschland, sondern nach Rom. Seine Worte klangen aus in den Wunsch, daß endlich die Regierung ihre schwache Haltung dem Zen trum gegenüber ändern möge und in die Auf forderung, die Bestrebungen des antiultramon tanen Reichsvcrbandes mit allen Kräften zu fördern. Nach einer kurzen Debatte ergriff Gras Hoensbroech nochmals das Wort zu einer zün denden Schlußansprache, die wiederum lebhaften Beifall fand. Wohltätigkeit- »Veranstaltung im Aentraltheater. Wer hat sie nicht schon gesehen, nicht schon von ihnen gehört, von den bleichen Kindern des Eroß- stadtelends? Die ausgewachsen in den engen Gassen und der dumpfen Luft des Hinterhauses dahln- siechen, ohne des Lobens Licht und Sonne jemals recht gekannt zu haben. Hier Linderung zu schäften, Fürsorge zu treffen, daß die verkümmernden Menschenknospen in guter Erde weitergedeihen können, ist in der Tat mildtätiger und barmherziger Frauen menschlichste Pflicht. Gestern abend harren sich einige Damen an ihre Mitbürger gewandt, sie zu unterstützen tu dem schwierigen Werke, und so zahl reich war dem Wunsche entsprochen worden, daß der Große Festsaal des Zentraltheaters bis auf das letzte Plätzchen mit einer eleganten Vesucherschac gefüllt war. Nickst zum Schauen allein waren sie gekommen, sie hielten auch die milde Hand nicht ver schlossen, und die jungen Damen der Gesellschaft, die Speise und Trank, Zigaretten und Reklamemarken, Blumen und Postkarten verkauften, brauchten nicht um deg^Berkauf ihrer Waren besorgt zu sein. Man gab uns gab gern und reichlich. Angeschlossen war die Veranstaltung an «inen Bruno-Tuerschmann-Abend. Tuerschmann, der durch lebhasten Beifall ausgezeichnet wurde, hatte sein Programm äußerst abwechslungsreich ge staltet und auch des jüngsten Nobelpreisträgers nicht vergeßen. - Die «ig«ntllche Wohltätigkeftsvergn- , staltung wurde durch eilten von G. Grimm ver faßten .uyd oyu Her?» .Max Lyadewitz sehr wirkungsvoll oorgetragenen Prolog eingeleitet, in dem der Anlaß der Veranstaltung kurz gestreift und die Heilkraft der gütigen Allmutter Natur gepriesen wurde. Frau Rose Gärtner fang hieraus mit sympathischer Stimme und guter Tongebung die Arie „Wohl denn, gefaßt ist der Entschluß" und im weiteren Verlaufe des Abends ein Lied Karg-Elerts „Zwei Skulpturen" und Oehmes reizendes Liedchen „Unter dem Schnee". Für ihre Darbietungen wurde die Künstlerin mit reichstem Beifall bedacht. Nicht minder herzlichen Beifall erntete auch unser Walter Grave, der zuerst ein von ihm selbst komponiertes Lied, die Vertonung des reizenden Heineschen Ge dichts „Mir träumte von einem Königskindo" und dann das Gerhardtsche „Der Mond ist aufgegangen" zu Gehör brachte. Die gesanglichen Darbietungen wurden von choreographischen Vorträgen unter brochen. Zuerst tanzte eine Dame einen Serpen tintanz L In Loie Fuller so vollendet, daß man wirklich nicht feststellen konnte, ob man eine Artistin oder eine Dilettantin vor sich sah. „Klassische StatuenausdemVatika n" so nannten Frau Else Würzler-Klopsch. Frau Margarete Böhme, Frl. Frida Kohl und Frl. Theodora Leupold ihren Schrittreigen^ der durch das Weiß der Gewänder und das magische Licht des Schein werfers etwas von einer Eichendorffschen Vision er hielt Sehr reizend war der Tanz „Sternen zauber", bei dem sich sechs Sterne (Frl. Lotte Kohl, Frl. Nasaela Föhring, FÄ. Erika Mädler, Frl. Marie Sonnenkalb, Frl. Mar lis« Töpfer und Frl. Ilse Wind er st ei ns in hübschen Figuren um den Mond (Frl. Lotte Körtings gruppierten. Ganz allerliebst war auch der abschließende .Schneeflockentanz", aus geführt von Frl. Erika Kaiser, Frl. Eleonore Mäkler, Frl. Hanna Schmidt, Frl. Eva Schröder, Frl. Suse Tobias und Frl. Lotte Zilling. Dieser Tanz gefiel so, daß er wiederholt werden mußte. Mittlerweile war es 11!4 Uhr geworden, und der Ball sollte beginnen. Er wurde eingeleitet durch einen von Frl. Irma Schäffer einstudierten Waschermädel-Tanz, den zwölf junge Damen so reizend ausführten, daß auch sie sich zu einer Wiederholung verstehen mußten. Das Programm versprach dann noch ein Kabarett, dessen Er öffnung ich leider nicht mehr abwarten konnte. Frau Erna Steinitzer sollte hier Gstanzln zur Gitarre singen, Frl. Hanna Ha r t m a n n Couplets, Herr Reinhold Gerhardt Lieder zur Laute und Frau und Herr Gfaller-Wiet die neuesten Operetten schlager. Anaekündigt wurde ferner der Tanz des Tis-Moll-Walzers durch Frl. Lucie Hu beit und Frl. Hilde Hartmann, Ernstes-Heiteres von Frl. Marte Dalldorf und Vogelstimmen- Imitcttton von Herrn William Serin. Erwähnt werden muß noch, daß die Boglottuyg der Gesänge Herr Prof. Dr. Gotthcüd Henn ing gütigst übernommen hatte und di« Leitung der Tange bei Frau Pauline de Groot in sehr bewährten Händen lag. Dieses Lob dürfen wir auch voll und ganz allen Veranstalterinnen des Festes spenden, und sicherlich wird nach dem gestrigen Abend der Plan der Er richtung einer Leipzig er Walderholung»- stiitte für Kinder unbemittelter Eltern nun ein gut Stück der DevwirAichung nähergerückt sein. 4. § * Leonhard Haskel» Benefiz im Kriftallpalast hatte wie selten nur ein volles Haus geschaffen, das den alkbeliebten Komiker in einer seiner besten Charakterrollen zujubeln durfte Mit „Freund Löwe" bot Haskel zwar nicht ein Stück von dem ilberspnchelnden Humor und der famosen Situation», komik sstnes „Exzellenz kommt"; er gab aber mit der w>e immer von ihm verfaßten und inszenierten zrooi- aktigen Posft eine an gutem Witz reiche Komödie, in deren Mittelpunkt Haskel als der menschenfreundliche und warmherzige jüdische Viehhändler Löwe eine fein abgetönte Persönlichkeit abgab. Es war so eine Mischung von — die beiden Namen werden noch nicht vergessen oder unbekannt sein — Emil Thomas und Herrnfcid-Type Fehlte auch eine der stärksten Setten Haskeljcher Bühneukuust, die sckstagvnde Situations komik, wie sie uns ja nach „Exzellenz kommt" im neuen Monat „Besetzt!", „Bitte später!", bringen wird, so wurde das Publikum doch stete in Spannung gehalten und amüsierte sich vortrefflich, so daß der sich immer erneuernde stürmische Beifall am Schluß nur selbstverständlich und wohlverdient war. Haskels Benefiz war für den Künstler ein Ehrentag, zu dem seine Gesellschaft und die Spezialitäten d«s erston Teils beitrugen. Beisetzungsfererlichkeit für Generalleutnant von Lindena«. Altenburg, 27. Februar. Hier fand heute nachmit tag die feierliche Beisetzung des verstorbenen Gene ralleutnants Kurt von Lindenau, Gouverneur» von Metz, statt. Eine außerordentlich zahlreiche Trauergemeinde hatte sich eingefunden, um dem Ver blichenen das letzte Geleit zu geben. In der Kapelle auf dem Friedhof fand zunächst eine Trauerferer statt, bei der der Hof- und Garnisonprediger Kon- sistortalrat Reichardt die Trauerpredigt hielt. Ge sänge umrahmten di- Feier. Darauf erfolgte die Ueberführung in die Familiengruft. An der Spitze des zahlreickM Trauergefolges ging neben den näch sten Anverwandten der Herzog von Sachsen- Altenburg. Militärisch« Abordnungen, darunter vom Großen Generalstab, sowie Vertreter des alten- burgischen Staatsmrnifteriums, das gesamte Offizier korps des 153. Infanterie-Regiments schloffen sich an. Herzog Ernst legte einen großen Lorbeerkranz mit grünweißer Schleife nieder. Prächtige Kranzspen den waren u. a. vom Kaiser und anderen Fürst lichkeiten gesandt worben. Mit Gebet und Segen schloß d:e erhebende Trauerfeier. Der Ermordete Busch — amerikanischer Staats angehöriger. Köln, 27. Februar. Gegenüber Presscäußerungen über die Ermordung eines Deutschen in Mexiko wiederholt ein Berliner Telegramm der „Kölnischen Zeitung", daß der Ermordete Busch, nicht Bauch heißt und amerikanischer Staatsangehö riger ist und Deutschland somit in diesem Falle un beteiligt ist. Kaiser Franz Joseph beim Prinzenpaar Johann Georg. Wien, 27. Februar. Kaiser Franz Joseph fuhr heute mittag 12^ Uhr von «chloß Schönbrunn nach dem Augartenvalais und stattete dass.bst dem Prinzenpaar Johann Georg, die seit Lestern hier weilen, einen längeren Besuch ab. Der Kaiser, der die Uniform de» Infanterieregiments Rr. 1 trug, kehrte alsdann nach Schönbrunn zurück. Die Marokkoanleihe im französischen Lenat. Paris, 27. Februar. Im Senat wurde heute der Gesetzentwurf über die Marokkoanleihe in söhe von 170 250 000 Frank für öffentliche Arbeiten uno für die noch fälligen Rückzahlungen an den Machs en erörtert. Im Laufe d«r Debatte erklärte der Mi nisterpräsident, es seien Verhandlungen ein geleitet worden, um einen Verzicht der fremden Mächte auf gewisse Vorrechte zu erreichen. Frankreich werde in naher Zukunft in Marokko von Kapitulationen befreit lein, ohne etwas von seinen Rechten aufgegeben M haben. (Befall.) Darauf wurde dem Anleiheentwurf durch Handausheben zu gestimmt. fius -er französischen Kammer. Paris, 27. Februar. In der Kammer stand die angeiündigte Interpellation über die Finanz politik der Regierung zur Beratung. Das Haus war bis auf den letzten Platz besetzt, ebenso die Tribünen. Louis Dubois erklärte, daß für 2 Mil liarden 65 Millionen keine Deckung tm Gesamtetat vorhanden sei. Nach einer bewegten Debatte, rn der u. a. Briand und Millerand die Regierung lebhaft angriffen, sprach sich die Kammer mit 329 gegen 214 Stimmen für die Priorität der folgenden vom Ministerpräsidenten Doumevgue unter Stellung der Vertrauensfrage genehmigten Tagesordnung aus: Di« Kammer billigt die Erklärun- gen des Ministeriums und rechnet darauf, daß e» eine Politik der gerechten Besteuerung ver wirklicht und die Entlastung des bäuerlichen Grund besitzes durckMhren werde. Das Abstimmungsresultat wurde auf der linken Seite des Hauses mit lebhaftem Beifall ausgenommen. Protestkundgebungen der Pariser Telegraphenbeamten. (Eigener Drahtbericht unseres /^-Mitarbeiters.) Paris, 27. Februar. Die Beamten Les Haupt- Telcgraphcnamts beruhigen sich nicht mit dem ab schlägigen Bescheide, -en sie auf ihre Gehaltsforde rungen erhalten haben. Am Donnerstag abend und Freitag vormittag veranstalteten sie gegen diese Ent scheidung lärmende Protestkundgebun gen. Diejenige Schicht, die vormittags 11 Uhr abge löst werden sollte, besetzte kurz vor Beendigung ihres Dienstes alle Türen und hinderte die ablö,enden Be amten gewaltsam eine Laibe Stunde lang, ihre Ar beit zu beginnen. Es kam dabei zu großen Lärm sarnen, man sang Protestlieder und stieß gellende Pfiffe aus. Dreie unliebsamen Vorkommnisse werden roayrscheinlich die Behörde zu strengen Maßnah- m«n gegen di, auflässigen Beamten veranlaßen. Letzte Depeschen und Fernsprechmeldungen. Premierminister Asquith gegen eine allgemeine Wehrpflicht. London, 27. Februar. Ministerpräsident Asquith empfing heute eine Abordnung von Vertretern verschiedener Parteien, darunter die Feld- marfchäll« Robert», Grenfell und Woot, die Admirale Noel und Seymour, Vertreter der Kirche und ver- schieden«! Berufsstände, die sich für eine allge mein« Wehrpflicht in England au»- sprachen. Der Ministerpräsident erklärte, das Unter- komitce des Rcichsverteidigungsausschußcs sei in dieser Frage einmütig zu der Ansicht gekommen, daß die Flotte wie bisher imstande sei, da» Land gegen einen Einfall zu schützen. Er selbst alaube. daß im Hinblick auf den gegen wärtigen Zustand der Flotte und de» Heere» die Be, fürchtungen vor «in«m Einfall gründ« losseien. Er sei nicht für ein« obligatorische Dienstpflicht und glaube nicht, daß diejenigen Länder, in denen sie seit ein oder zwei Generationen durch, geführt sei, prozentual körperlich oder geistig höher Händen als England. Der Fürst von Albanien in Petersburg. Pet«r»üurg, 27. Februar. Der Fürst von Al banien besuchte heute sämtliche in Petersburg weilend« Mitglieder de» Kaiserhauses, sowie den deutschen, den französischen, den öster reich-ungarischen, den englischen und den italie- nijwen Botschafter. Am Nachmittage wurde der Fürst zu Wied vom Minister des Aeußern empfangen. Auf der deutschen Botschaft fand zu Ehren des Fürsten ein Diner statt, an welchem der bayrische Geiandt« mit (tzemahlm, der niederländische und der rumänische Gesandte sowie die Mitglieder der deutschen Botschaft teilnakmen. Petersburg, 27. Februar. Der Kaiser hat dem Fürsten von Albanien den A lexander - Newsky, Orden verliehen. Petersburg, 27. Februar. (Von unserem P r i o a t k o r r e f p v n d en t e n.) Der Fürst von Albanien sprach sich sehr befriedigt Uber den sehr herzlichen Empfang bei den Majestäten sowie über den Verlauf der Unterredung, die er nachmit tags mit dem Minister des Aeußern Ssasonow hatte, aus. Nach dem Diner in der deutschen Botschaft fand ein Empfang statt, zu dem auch Minister Ssasonow und mehrere Botschafter erschienen. Kein Rücktritt Sfasonows. Berlin, 27. Februar. Zu der Meldung, daß Ssasonow bald seinen Abschied nehmen werde, wird dem „Derl. Lok.-Anz." aus Peters burg gemeldet, bei der Entlassung Kokowwws äußerte Ssasonow tatsächlich den Wun'ch zurück-u- treten, doch bat ihn der Zar, weiter im Amte zu blei ben. Jnfolaedeßen bleibt Ssasonow. — Die Frag« der Neubesetzung des Eeneralgouoer. neür-Postens von Warschau ist noch nicht ent- schieden. Die Lage in Portugal. (Eigener Drahtbericht.) Madrid, 27. Februar. Die Lage in Portugal er scheint trotz aller offiziösen schönklingenden Nachrich ten recht bedrohlich. Der Eisenba-Hnerstreik hat einen großen Umfang angenommen; die Ausständi gen scheinen sich jetzt mit anderen Arbeiterorganisa tionen solidarisch erklärt zu haben. Die Z«nsur arbeitet wieder, und die Nachrichten aus Portu gal laufen nur spärlich ein. Aber diese wenigen Nachrichten aus Portugal laßen auf eine sehr ernste Situation schließen. Ehrengabe für Professor Ernst Haeckel. Jena, 27. Februar. Geheimrat Wilhelm Ost wald überreichte heute nachmittag Professor Ernst Haeckel die Festschrift des Deutschen Mo nistenbundes zum 80. Geburtstag seines Ehren präsidenten, die 122 Beiträge enthält. Kaufmann Rieß-Hamburg teilte mit, daß die bisherigen Sammlungen des Haeckelschatze» für den Mo nismus 41100 Mark ergeben haben. Profeßor Haeckel sprach mit bewegten Worten seinen Dank für die Ehrengabe aus. Die Leichen der drei verunglückten Skisahrer gesunden. Lyon, 27. Februar. Die Leicken der drei Skifahrer aus Lyon sind auf dem Jolyberg gefunden worden. Es bedurfte längerer Arbeit, um sie aus der sie bedeckenden hohen Schneeschicht zu befreien. Bergsturz im Tal von Le Teil. Privat (Dep. Ardeche), 27. Februar. Bei dem Bergsturz im Tal von Le Teil ist eine Mil lion Kubikmeter Erdreich abgestürzt. Die Trümmer, die eine Barrikade von ISO Meter Breite und 6» Meter Höhe bilden, sperren den Lauf des Flußes, so daß das Wasser am Ablauf verhindert ist. Zahlreiche Arbeiter sind damit beschäftigt, einen Durchstich herbeizusühren, damit eine lleberschwemmung der etwas flußaufwärts gelegenen Gehöfte verhindert wird. Man forscht, ob etwa Kin der, die im Augenblick des Felssturzes sich auf dem Wege zur Schule befanden, verschüttet worden find. Ein stehengebliebener Teil des Berges hängt so über, daß neue Abstürze befürchtet werden. Letzte Spoetnachrichte» Europameisterschaft im Eishockey. Böhmen gewinnt mit 2 : v Toren. (Eigener Drahtbericht.) Berlin, 27. Februar. Im Berliner Eispalast wurde gestern abend unter der Leitung des Berlin«: Schlittschuhklubs die Europameisterschaft im Eishockey entschieden. Als Gegner stauben sich im Endkampfe die deutschc uud dis böhmische Mannschaft gegenüber. Die deutschen Stürmer griffen sofort flott an an schafften gefährliche Momente vor dem böhmischen Tore; doch fanden bei dem guten gegnerischen Tor wächter auch die besten Schüsse von Martin und Lange nicht d«n Weg ins Netz. Allmählich kommen die Böhmen auf. In der 14. Mnute übernimmt schließlich Böhmen durch Jankowski, der aus 10 Meter Entfernung unhaltbar einsendet, die Füh rung. Pause 1:0 für Böhmen. Nach Wieder beginn verflossen die ersten zehn Minuten mit wechsel seitigen Angriffen beider Gegner. In der 11. Minute gelingt es Böhmen, durch den Linksaußen-Baral bei einenr Durchbruch den -weiten Treffer zu buchen. Ms zum Schlüße wird nichts mehr erzielt. Vorher standen sich eine ergänzte schweize rische und die belgische Mannschaft gegen über. Die Schweizer siegten nach wenig fairem Spiel« mit 4 :0, Halbzeit 2 :0 Toren. UM- Uasere gestrige Ab«ada»»-abe »»saßt 8 Seiten, die Vorliegende Morgennummee 18 Selten, znsammea 24 Leiten. l! r-Iilcittr: Le. B«r«tz. W»ß«»»«r»er Branum»rlluh« Schristlriirr: cü» t> luii Lr. Ar«» Günther; sär die dand«u»rttvn, Walther Gchi«»l»r; für Leimiger unv sächsische «naeli-a-u'" in - ». v«ttlar: für chunft «nd Dissen- i-üast Lr. Friedrich «ebrecht t. 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