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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 28.02.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-02-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140228012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914022801
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914022801
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-02
- Tag 1914-02-28
-
Monat
1914-02
-
Jahr
1914
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Soanedraä. 2S. Fedruar lSls Leipziger Tageblatt. Nr. i07. Mor-ru-Nusgavr. Srite l i Deutscher Keichrtag. Sitzungsbericht. (ForHetzung au» der gestrigen Abendnummer.) Abg. Coßman» (Ztr.) fortfahrend: - Am letzten Herbst genügte der Wagenpark im all gemeinen. Ein: außergewöhnliche Vermehrung von 8 Prozent des LÜagenparks erscheint nicht erforderlich. Die unteren und mittleren Beamten sollten eine nicht zu lange Wartezeit bis zur etatsmätzigen Anstellung durchznmachen haben. Di« Zahl der etatsmäßt- gen Stellen mutz weiter vermehrt werden. Die Gehälter der Beamten reichen nicht aus. Die Be amten sind vielfach schlechter gestellt als ihre früheren Kollegen, di« im Arbeiterverhältnis geblieben sind. Insbesondere für das Lokomotiopersonal ist eine Rege lung d:r Dienst- und Ruhezeit notwendig, schon mit Rücksicht auf das reisende Publikum. Den Beamten Müssen Beamtenausschüsse zur Seite gestellt worden, zumal die Arbeiterausschüsse sich sehr gut be währt haben. Werden die Eisenbahnarbeiterlöhn« nicht verbessert, so ist ein« Abwanderung in die In dustrie zu befürchten. Die Ausführungen des Mini sters, der nicht mit den Löhnen oorangehen will, liehen nicht in» Einklang mit den Worten des Kaiser», saß die Staatsbetriebe Musterbetriebe sein sollen. Mit Titeln allein ist nichts zu machen. Die mate rielle Stellung mutz ihnen entsprechen. Wir haben stets alles aufgeboten, d'e berechtigten Anteressen der Beamten za fördern. (Beifall.) Abg. Röser-Zabern (Vpt.): Der Minister sollte seinen Widerstand gegen de Schlafwagen drit ter Klass« aufgeben und zum mindesten einen Versuch machen. Ebenso sollte er Arbeiterfahrkarten auch für längere Strecken zulasscn. Die Entlastung der Strecke Strahburg—Basel ist eine Notwendigkeit. Die Eehaltswünsche der Beamten und Arbeiter sind berechtigt und müssen von uns anerkannt werden. (Glocke.) Vizepräsident Dr. Paasche ersucht den Redner, auf die Echaltsoerhältnisfe nicht einzugehen, da dies« Materie L«r Kommission überwiesen sei. Abg. Röser fortfahrend: Die Wartezeit der Diätare muß verkürzt werden. Die Arbeitevausschüjfe müssen erweitert werden. Minister v. Lreitenbach: Eine Ausdehnung der Arbeiterfahrtarten über 50 Kilometer ist nhchl an gängig; das Bedürfnis ist auch nicht groß. Für uns«r wirtschaftliches Leben ist es von außerordentlich großer Bedeutung, einen stabilen Eisenbahn tarif zu besitzen. Bei uns kann man viel später da mit rechnen, daß die Tarife nicht erhöht werden, als in anderen Ländern. Dann muß man aber auch all« wirtschaftlichen Vorteile ausnützen, und dazu gehört ein einheitlicher Wagentyp. Au» allgemeinem In teresse müssen wir von dem Zehntonnentyp absehen. In bezug auf den Ausbau des Wagenparks will ich die Zeit Les Niederganges in der Industrie ausnutzen; das dürfte dem allgemeinen Interesse entsprechen. Zn bezug auf die Verbesserung der Dien st und Ruhezeiten find wesentliche Fortschritte ge macht worden. Das gesamt« deutsche Eisenbahnnetz ist dadurch mit einer Mehrausgabe von 24 Millionen Preßstimmen. Zum Fall Stöcker schreibt die „Vossische Zei - tung" mit bitterer Ironie: Ehrenhaftigkeit und Tapferkeit sind moralische Eigenschaften, deren der Soldat be darf. Hätte der junge Mann in Köln diese Eigen schaften verleugnet, hätte er geheuchelt er sei kein Sozialdemokrat, so besäße er noch den Berechtigungsschein und brauchte sich nicht heute bet der allgemeinen Musterung zu stellen. Da er aber nicht geheuchelt hat, soll er mit der Verlän gerung der Dienstzeit bestraft werden? Und er ist nicht „moralisch qualifiziert", als Einjähriger zu dienen, wohl aber im Kriege vielleicht aus wichtigem und verantwortungsvollem Posten seine Pflicht für das Vaterland zu tun? Ist das Konsequenz? Nein, wenn ein Mann, der sich „im staatsfeindlichen Sinne" betätigt nicht fähig sein soll, Einjähriger zu sein, so gebietet die Konsequenz, ihn auch nicht Soldat setn zu lassen. Und am letzten Ende müßte man di« ganze Sozialdemokratie vom Militärdienst aus schließen. Es war einmal ein junger Student, der hieß Johannes Miquel und war feuriger An hänger von Karl Marx und hielt blutige Reden und organisierte Bauernaufstände, ein viel schlimmerer „Staatsfeind", als der „Genosse" Walter Stöcker. Und ist dennoch Minister und eine Staats säule geworden. Und Lothar Bucher war Staatrsetnd und Revolutionär und Flüchtling, und wurde dennoch die rechte Hand Bismarcks. Und der „rote Becker" wurde Oberbürgermeister und durch das Vertrauen der Krone ausgezeichnet. Und viele andere „Staatsfeinde" haben eine ähnlich: Karriere gemacht. Wären sie heute jung und im Besitz des Einjährig-Freiwilligen-Schrin», die Mini- fter de» Krieges und des Innern hatten ihnen den Schein abgesprochen mangels der „nötigen mora lischen Qualifikation" Das ist der Humor davon! Len. Di« Beamten haben allerdings mit einem Aus- 'Pall von Kilometergeldern zu rechne«.. (Hört! Hört!) Die Sicherung der Disenbahnarbeittr beruht darin, daß sie unberührt von der Konjunktur find und immer gleichdleibeNde Lohnsätze beziehen. Dazu kommen die Vorteil« aus den Hilf»kass < n. Auch bet der Hochkonjunktur hatten wir ein außer ordentliches Ueberangebot an Arbeitskräften. Di« Errichtung von Zenttalarbeiterausschüssen halten wir nicht für zweckmäßig. Auf das System d«r Perso nalakten können wir nicht verzichten. Die Frage der Altpensionäre wird geprüft. (Beifall.) Abg. Werner-Eietzen (Wirtsch. Vgg): Die Ge he i m a k t e n müssen beseitigt werden; st« hem men den Beamten in seinem Fortkommen. Für Nacht- -ienste müßten den Beamten besondere Vergütungen zewährt werden. Das bisherig« Remunerations- : jystemzu Weihnachten ist unzulänglich. Zekletner der Beamte ist, desto größer ist seine Kinderschar. Vielleicht ließe sich ein Ausgleich bei Bemessung des Wohnungsgeldes erzielen. Be amtenausschüsse sind nötig, um Zufriedenheit zu schaf fen. Die Parlament« würden durch die Verminderung der Petitionen erheblich entlastet werden. Das „Ber liner Tageblatt" sollte vom Verkauf auf den Bahn höfen ausgeschloffen werden. Abg. Dr. Haegy (Elsässer): Selbst di« Nationa listen sind mit Preußen darin einig, daß es zweck mäßig ist, wenn di« einzelnen Bundesstaaten ihre Bahnen selbständig verwalten. Der Güter verkehr hat sich glänzend entwickelt und der Personen verkehr bat große Fortschritte gemacht. Auch die In dustrie ist der Verwaltung dankbar; nur wünscht sie Ausnahmetarif«, da sonst die Benutzung der billigen Wasserstraßen nicht möglich ist. Der Vermehrung de» Materials und d«r Vermehrung des Personal» freuen wir uns. Das Diätariat muß verkürzt werden. Red ner geht sodann auf Gehaltsfragen ein, wird dat«i aber vom Vizepräsidenten Dove wiederholt ermahnt, dieses Thema von der Erörterung au sm schließ en. Die Dienst-und Ruhezeit muß gesetzlich festgelegt werden. Trotz ablehnender Haltung des Ministers müssen wir doch immer wieder die Errichtung von Beamten ausschüssen fordern. Durch sie bekommt das Be schwerderecht erst Zweck und Inhalt. Die Flut der Petitionen an den Reichstag würde damit einge dämmt werden. Die Einstellung von Elsaß-Lothrin- gern in den Neichseisenbayndienst soll, wie behauptet, nicht im Interesse der Landesverteidigung liegen. Eine solch« Beleidigung der reichsländischen Bevölke rung muß ich zurückweisen. Den elsaß-lothringischen Landtagsabgeordnctcn sollten Freifahrkarten gewährt wetden. Minister v. Breitenbach: Die Befürchtung, daß ein Unterschied zwischen den elsaß-lothrin. gischen Landeskindern und den altdeutschen ge macht würde, ist nicht zutreffend. Die Ver hältnisse verschieben sich immer mehr zugunsten der Eingeborenen. Die Behauptungen entbehren der Begründung. Ich bedauere, daß von dem Vor redner nicht anerkannt worden ist, daß in der Diensth und Ruhezeit ein wesentlicher Fortschritt gemacht worden ist. Diese Materie ist zur gesetzlichen Rege lung völlig ungeeignet. Das Personal fährt besser bei einer Regelung dieser Materie auf dem Ver waltungswege Bet der Festsetzung der Lohnsätze sind Vertreter der Arbetterausschüffe gehört worden, und die Arbeiterschaft ist damit sehr cmverstanden. Abg. Peirotes (So-.): Ich kann leider nicht in das Loblied auf die Reichseijenbähnen einstimmen. Mein Freund Fuchs hat sich nicht gegen die Reichseisen- bahnen ausgesprochen, sondern nur gegen ihre v«rpr«utzung. Selbstverständlich würden von Preußen unabhängige Reichs«rsenbahnen sich nicht ganz so gut rentieren; dennoch muß im Interesse des Landes ein« Lostrennung seiner Bahnen von den preußischen gefordert werden. Zum mindesten müßte Elsaß-Lothringen mehr als bisher an den Eisenbahn einnahmen partizipieren. Der Auslmu d«s Bahnnctzes stützt auf den Widerstand des Militarismus. Sonn- tagssahrkartcn vom Land« in die Stabt soll ten nicht aus Gründen der Sittlichkeit abgelehnt wetden. Sonst ist di« Venvaltung nicht so ängstlich. Veranstaltet sie doch auch nach dem Sündenbabel Berlin Extrazüge, das nach der Debatte im preußischen Abgeordnetenhaus« viel schlimmer sein muß als Elsaß-Lothringen. Die elsatz- lothringtsche Industrie muß ihrer Leistungsfähigkeit entsprechend für die Eisenbähnoerwaltung beschäftigt werben. Die Grafenstadener Affäre beruht, wie sich jetzt herausgestellt hat, und wie von vornherein von uns behauptet worden war, auf den Aussagen eines ganz unzi.verlciffigen Denunzianten. Dadurch wären leicht Tausende von Arbeitern brotlos geworden. Menn der Minister von der Mülhausener Affäre, die zwei Menschenleben gekostet hat, jagt«, die Löhne seien ausreichend gewesen (sic betrugen 38 Pfennig pro Stunde), so muß ich ihm die Kom petenz, hierüber ein Urteil zu fällen, abfprechen. Das Prcimienisystem bei Unfallverhütungen hat sich nicht bewährt. Das Streikrccht wäre bei den Eisenbahn arbeitern ungefährlich, wenn sie gut behandelt und ausreichend bezahlt würden. Abg. Schirmer (Ztr.): Den Staatsarbeitern kann das Stre.trecht nicht eingeräumt werden. Was nützt es den Arbeitern, wenn sie dieses Recht bekämen, ohne es anwenden zu dürfen. Auch in der freien Schweiz haben die Lraatsarbeiter kein Ltreilrecht. Dafür ,nüsjen bi« sonstigen rechtuchen Verhältnisse der Staatsarbeiter entlprechend ausgebaut werden. Di« Arbeiterausichüsie mögen verbcjIert und ihnen das Recht eiiigeräumt werden, bei Lohn festsetzungen mitzuwirkcn. Diese loyalen Körper schaften verbienen alles Wohlwollen. Minister v. Breitenbach: Ich bin bemüht, mein Amt als Ehef «iner großen Staatsverwaltung auch den Angestellten gegenüber treu zu erfüllen. (Bravo!) Die Arbeiterausschüsse in Reichs- und Staats betrieben sollen gehört werben bei der Neuord nung der Arbeitsbedingungen, der Arbeitszeit und Arbeitsordnung. Zn der Verwaltung der Reichseisen- bahnen Haden sich die Arbeiterausichüsie im großen und ganzem durchaus nützlich erwiesen, immer unter der Voraussetzung, daß sie sich der Agitation in weit gehendem Maße zugänglich zeigen. Wenn behauptet wird, ein Rottenführer hab«, weil er «inen unter- geordneren Posten hab«, eine wohlverdiente Prämie nicht erhalten, so muß ich dem entschieden entgegen treten. Dar Kvalitionsrecht ist bei uns unverkürzt. Maßregelungen sind nur erfolgt, weil di« Betreffen den die Maßnahmen der Verwaltung heruntergesetzt haben. Das kann sich auch kein Privatbetrieb ge fallen lassen. (Sehr richtig! — Beifall.) Abg. Ickler (Natl.): Für di« neue Lohnord nung kann ich dem Minister den Dank d«r Vifen bahnarbeiter aussprechen. (Bravo!) Bei aller Kritik muß man solche Vorteile auch anerkennen. Die Lohnbestimmungen sind vereinheitlicht worden. Die Militärdienstzeit wird angerechnet und die Sonn tagsschichten werden vollbezahlt. Nebenher gehen noch besondere Funktionszulagen. Nun wünschen di« Arbeiter noch die Bezahlung der Wochenfeiertage. Kip Hatzdwerkerlöhne müssen gleichmäßig gestaltet ckMdeft: El mack atzch sn lfiestn Krehen^ZufriecSSn-k heiß upb-Arbtzitsfreudtgtztt schaffen. Ls bandelt sich ^ yiek '8m speziell <Msg^ilGete*ArbeGer,^ di«' eene^ bessere Bezahlung verdienen. Die Reichs«isenbahnen sollten wie die württembergischcn Eisenbahnen den entgangenen Lohnbetrag bei militärischen llebungen nicht nur teilweise, sondern ganz be,zahlen. Für die Veteranen der Arbeit sollte eine aus- > giebige Versorgung geschaffen werden. Für die Arbeiterausschüsie wäre die Herabsetzung des passiven Wahlalters angebracht. Der Er holungsurlaub der Arbeiter muß zeitgemäß verlängert werden. Bei dem warmen Herzen, das der Minister für sein« Arbeiter hat (Lachen bei den Sozialdemokraten) kann ich hoffen und erwarten, daß er diese meine Wünsche berücksichtigen wird. (Beifall.) Abg. Kiel (Fortschr. Vpt.): Für das Reichsland sind Reichseisenbahnen sicherlich zweckdienlicher als eigene Landeseisenbahnen. Sie sollten aber nicht nebenamtlich vom preußischen Eisenbahnminister ver. walte-t werden, der ebenfalls nebenamtlich Minister der öffentlichen Arbeiten ist. Als solcher sollte er für den Bau des Mittellandkanals emtreten. Die neue Besoldungsordnung muß auch die Alt pensionäre berücksichtigen. Die Schlafwagen dritter Klasse find dringend nötig. Ohne dritte Klaffe sollte kein Schnellzug mehr fahren. Abg. Windeck (Lothringer) trägt Wunsche vor auf Ausbau des lothringischen Bahnnetzes. Darauf wird die Weiterberatung auf Sonnabend 12 Uhr vertagt. (Außerdem Luftverkehrsgesctz.) Schluß Z48 Uhr. Sächsische Nachrichten * Döbeln, 27. Februar. Gestern nacht starb nach kurzer Krankheit der Gemeindevorstand Schäfer in Ostra u i. E.. der sich seit 13 Jahren um die Hebung diese» gewerbefleißigen Ortes, bekannt durch die Kalkindustrie. verdient gemacht hat. * Chemnitz, 27. Februar. Die Frau des bekannten Automobilisten Willy Pöge von den Elektrizitäts werken versuchte sich heute im Gerichtsgebäude in der Verhandlung ihres Ehescheidungsprozeffes zu er schießen. Der Schuß ging zu früh los und nur in die Hand. s Chemnitz, 27. Februar. Am Freitagoormittag gegen 9 Uhr brach in einem Ma chinensaale des Sptnnereigedäuves Ii der Chemnitzer Aktien spinnerei ein größeres Schadenfeuer aus. Die dort lagernde Baumwolle war in Brand ge raten und etwa 1OUOO ba Baumwolle fielen dem Feuer zum Opfer. Ein lunger Mann, der infolge des Rauches sich nicht retten konnte, wurde so schwer verletzt, daß er kaum mit dem Leben davonkommen wird. Das Feuer soll durch Heißlaufen eines Lagers entstanden sein. * Königsbrück, 27. Februar. Dem in der Bier großhandlung von Albert beschäftigten Bierkutscher Kestner gingen die Pferde durch Kestner stürzte vom Wagen und erlitt dabei drei Ober- armdrüche. i. Hohenstein-Ernstthal, 7. Februar. Gestern abend gegen 11 Uhr brannte das am Neustadter Schützen haus gelegene sog. alte „Va oergut" nieder. In den Gebäuden wohnte jetzt niemand mehr, da es zum Abbruch bestimmt war. Ohne Zweifel liegt Brandstiftung vor. Das Anwesen gehörte dem Bahn arbeiter Opelt. urg). Lichtenstein-Lallnberg, 26. Februar. Kurz hintereinander sind die letzten beiden hiesigen Vete ranen von 1849, der Zimmermann Gottlob Her mann und d-er Privatmann Ernst Schubert, ge nannt Stufcn-Schubcrt, weil sein Grundstück an den Schloßstufen liegt, 86 Jahre alt, gestorben. Diese beiden ältesten Veteranen nahmen am 1. September v. 2- gelegentlich der Anwesenheit des Königs an der Huldigung auf dem Marktplatze sitzend teil. Als der König die Front abschritt, wollten sich die beiden Alten erheben, doch der Landesherr legte die Hand auf ihre Schultern und bat sie freundlich, Platz zu behalten. Thüringen und Provinz Sachsen. * Altenburg, 27. Februar. Eine SchuIstatistik mit einzig dastehendem Ergebnisse bezüglich der Schulaufsicht ist jetzt aufgestellt worden. Danach hat das Herzogtum Sachsen-Altenburg 621 Lehrer und Lehrerinnen an seinen Volksschulen. Da nun 5 Be zirksschulinspektoren vorhanden sind, kommt be- reits auf je 124 Lehrkräfte «in Znspck- tor. Mit dieser starken Zahl von Bezirksschulinspek toren steht, wie der „Bote von der Schnauder" schreibt, Sachsen-Altenburg unter allen Staaten einzig da. Und der Kostenpunkt ergibt, von drn Rektoren und Hauptlehrern noch ganz abgesehen, daß jede einzeln« Lehrkraft zu beaufsichtigen 75 -öl kostet. Halle a. S., 26. Februar. Der Redakteur Gustav Weißmeyer hier, Verleger der „Deutschen Friedhofszeitung" und Inhaber einer Ge schäftsstelle des Bundes der Friedhofsbeamten Deritschlands. ist unter dem Verdacht der Unter schlagung von Sterbegeldern ' ver haftet worden. . . > » - Weißenfels, 26. FeKtÜar. Von hier aus sind seit Mittwoch zwei junge 17 Jahre alte Burschen aus Zeitz verschwunden. Die beiden jungen Leute hatten Bekannten gegenüber geäußort, daß sie zur See gehen wollten, hatten aber auch wiederholt einen Fremden erwähnt, der auf sie eingesprochen und sie ermuntert hat. Mit 1,50 in der Tasche sind sie mit dem Frühzuae von Zeitz nach Weißen fels gefahren, wo sie anscheinend mit dem Fremden zusammeugetroffen und verschwunden sind. Man geht wohl nicht fehl, in dem Fremden einen Werber für die Fremdenlegion zu ver muten, um so mehr, als seit einiger Zeit in der hiesigen Gegend wiederholt der Versuch gemacht worden ist, junge Leute zur Reise ins Ausland unter allerlei Versprechungen zu überreden. — Ein Alt ge meinster Rohheit ist gestern an der Straße nach Markröhlitz ausgeführt worden. Ein bisher noch unbekannter Täter hat von nicht weniger al» 145 vor drei Jabren angepflanzten Kirsch bäumen die Kronen umgebrochen. Die gemeine Tat ist wahrscheinlich des Nachts ausgesührt worden. Hoffentlich führt eine Belohnung zur Ermittelung des Frevlers, damit ihn das Gericht recht lange hinter spanische Gardinen setzen kann. Aller Wahr scheinlichkeit nach handelt e» sich sogar um mehrere Täter. * Sonneberg 27. Februar. Am Donnerstag mor gen drang der Dockenstopfer Christian Zitzmann ge waltsam in die Wohnung seiner Schwiegermutter ein und brachte s«iner weaen Zank und Streit in der Ehe von ihm getrennt lebenden Ehefrau, di« mit ihren vier Kindern auf Betten auf dem Fußboden gelegen hatte, mehrere Stiche mit einem Messer bei. Die Verletzungen der Frau find erheblich. Z., der wegen Körperverletzung wiederholt vorbestraft ist, und der die in seiner Wohnung stehenden Möbel mit einem Beile kurz und klein geschlagen hatte, wurde verhaftet. * Eckartsberga, 27. Februar. Die Wilderer- affäre, bei der der Förster Ludwig «rschoffen und der Oberholzhauer Schmidt erheblich verletzt wurde, scheint sich nach und nach zu einem förmlichen Roman auszuwachsen. Man kann sogar von einer Räuber bande sprechen, als deren Häuptling sich immer mehr der verhaftete Arbeiter Morgenstern entpuppt. Die Nachforschung«» haben ergeben, daß nach Mor genstern der gefährlichste Wilddieb und Einbrecher der ehemalige Gastwirt de» Restaurants „Wald schlößchen" namens Tretbar war, der vom 1. Januar 1912 bis 1. Juli 1913 dieses Etablissement inne hatte Tretbar ist dieser Tage in Leipzig verhaftet worden. Morgenstern war Kolporteur einer Zeitschrift und lernte auf diese Weise die Räumlichkeiten in den einzelnen Häusern der Ortschaften der Umgegend kennen. Nachts begab er sich dann mit Tretbar auf die Raubzüge. Im Rathaus zu Eckartsberga ist ein besonderes Zimmer eingerichtet worden, wo auf Tischen di« in den Wohnungen des Morgenstern und Tretbar gefundenen Gegenständ«, wie Taschenuhren, Trauringe, Ueberzieher, Reid-, Wring- und Hack maschinen. silberne Löffel, Bettbezüge. Decken und Tücher, Männer, und Fvauenbemden, Teschinas und vieler andere mehr, auraelegt find. Erbeutete Fleisch und Wurstwaren in Höhe von 8 bi» 8 Zentner hat Trelbar an sein« Gaste verkauft; ebenfalls gab es dort „Hammelbraten" der von den gewilderten Rehen herstammte. Kein Mensch ist auf den Gc- danken gekommen, daß der Wirt sich den Proviant zusammengestohlen haben könnte. Wie da» „Apoldaer Tageblatt" meldet, ist leit dem Tode des Försters der Gerber Lapp von hier verschwunden, der den Verkauf der Felle aus der Wildererbeute ,« be sorgen hatte. Zu begrüßen ist es, daß nun die Ein bruchsdiebstähle in Auerstedt, Rannstedt. Reisdorf, Gernstedt, Lißdorf, Frankroda. Wischroda, Brauns- roda, Marienthal und Klosterhäseler ihre Aufklä rung gefunden haben. Leipziger Vereinsleben. * Der kirchlich« Aamilienverband »u L. -Lindenau (N a t h a n a e l p a r o ch i e) veranstaltet am Dienstag, dem .">. Mär» INI«, abends - »2 Uhr, einen Zamilienabend im Spiegrlsaale de« Hotels „Deutsches Haus", L.-Liichenau Derr Pakt. Li». Dietrich wird einen Vortrag über „Johann Hinrich Wichern als Volksmann" halten Im musikalischen Teile wirken mit sfrl. Margarete und Irl. Gertrud llirbkorn (-lavier) und di« Sangerabteiluiig des Verbandes unter Leitung bvS Herrn Lehrer R. Schöbel. * Der Christlich« Verein junger Männer der Matthäi«« mein de wird Montag, den 2. Mär», abends 8'/« Uhr, im Saal« des Vereins für LolkSwobl, Löhr- straffe 7, »ur g-eier seines R> ssahressestes einen öffentliche« ffamilienabcnd unter der Leitung seines neuen Vorsitzenden, Past. Lösch«, veranstallen. Eintritt ll> Pf. * Der deutsche Monistenbund (Ortsgruppe Leip zig) plant für den^ 13. März eine groste öffentlich« Protest versammlung im „Sanssouci", lieber das Thema: „Monis mus und U n s i t t l i ch k e i t" werden sich zwei Redner ver breiten. Im Gegenmtz zum Vorstand« de« Vereins zur Hebung der öffentlich«» Sittlichkeit, der trotz schriftlichen und mündlichen Ersuchen« nach den scharfen Angriffen gegen die Sittlichkeit des Monismus eine freie Aussprache nicht zulie», wird in der SanSsoucv- Versammlung unbeschränkte Redefreiheit gewährt werden. * Am Aschermittwoch sprach vor zahlreicher Zuhörerschaft im Bund für kirchlichen Fortschritt (KünsilerbauS) Pfarrer Liz. Gottfried Naumann über die Bedeutung d«S Todes Jesu. Zunächst legte er die Entstehung der allen Theorien vom stellvertretenden Sühneopser und straf- leiden dar und wies unter Diuwcij aus moderne Schriftsteller, u. a. auch aus Wagners Parsifal nach, da» auch für den Menschen unserer Tage der Kern dieser Anschauungen große religiöse Bedeutung haben könne und behalten müsse. Es sei nur nötig, dast alle Vorstellungen, die aus dem kultischen Handeln vergangener Zeiten und aus juristischen Argumenten beruhen, abgestreift würden, und dast die Gedanken an Ovser, Stell vertretung, Sühne, Strasleiden ins rein Religiöse, Sittliche. Psychologische umgcsetzt tverdc». Auf diese Weise behalte der Tod J-su nicht nur religionSgeschichtlichc Bedeutung (Lösung d«S Christentums vom Judentum, Beseitigung der dinglichen Opfer), sondern auch GcgemoartSwert unersetzlicher An für jeden, der in die Tiefen der christlichen Religion zu dringen das Bestreben habe. — Nach kurzer Aussprache, in der u. a. von feiten eines Nichttbeologen Olesaagbuchsreform und Bekenntnis reform gefordert wurde, schloß der Vorsitzende, Berlagsbuch- Händler Adolf Rost, den Zyklus. ». Der König!. Stichs Militärverein „Deut scher Kriegerverein Leipzig" beging kürzlich im Großen Jestsaale des Zentraltheaters bei zahlreicher Beteiligung seiner Mitglieder und der Teilnahme vieler Gäste die Feier seines 46. Stiftungsfestes. Der Abend wurde ein geleitet mit Konjertmusik des Musikkorps vom 1OÜ. Infanterie- Regiment unter Leitung des Herrn Kgl. Musikdirektors I. H. Matthey. Die Auswahl der Musikstücke war die Aus führung der einzelnen Nummern vortrefflich. Mit dem Marsche „Siegreicher Adler" von Rosem der Freischütz-Ouvertüre, Grostc sfantasie aus der Oper „Aida" und „Spanische Rhapsodie" von Richardy erwarb sich die jtzapelle und ihr bewährter Leiter ein stimmige Anerkennung Stürmischen Beifall sand Derr Grim mer für sein meisterhast auSgcsührteS Biolinsolo „Romanze" von Svenzen. Mit mehreren Baritonliedern, teils ernsten, teils heiteren Inhalts fand Derr Rotzsch ungeteilte stürmisch« Anerkennung. Der Vorsitzende des Vereins, Kamerad Herrmann, begrüßte die Festteilnchmcc mit herzlichen Worten und hieb besonder- die zahlreich mit Derrn Oberstleutnant Schroeder an der Spitze anwesenden Vertreter des OssizierkorpS und die Vertreter des Leip»ig«r Militärvereinsbezirksvorstandes willkommen. Er gab dann einen Rückblick aus die Entwickelung des Vereins sowie aus dessen Tätigkeit im vergangenen Jahre, in dem der Verein an Unterstützungen in KrankheitS- und Todesfällen 6585 Mark gewähren konnte und dabei über einen Vermögensbestand von 55 108 Mark verfügt. Herzliche Dankesworte richtete der Bor- sitzend« noch an Derrn Musikdirektor Matthey, der 27 Jahre lang dem Vereine mit seinen künstlerischen Leistungen treu zur Seite stand. Aach einer Mahnung zur Pflege der Liebe und Treu« zu Kaiser und Reich, König uns Vaterland und »ur Pflege der Kameradschaft schloß der Redner mit einem Doch aus Kaiser Wilhelm, König firiedrich August und Prinz Johann Georg, in das die Tfestteilnehmer begeistert einst im in ton. Nachdem noch Derr Reinhardt mit seinem vortrefflich durchgesübrtcn Trompctensolo „Edelweis; vom Semmering" von Doch die Fest- teilnehmcr zu lcblmfteu Beifallsbezeigungen veranlagt hatte und noch mit der Mignon-Ouvertüre, dem Aufzug der Potsdamer Schlostivache und dem Potpourri „Aus dem Manövcrleben" von Köhler sich lebhaften Beifall erworben hatte, gelangte daS ein aktige Singspiel „Tie wilde Toni", Musik von Ncsjinüller, zur Ausführung. Die Darsteller, die Tomen slräulein Kiest- l i it g und Fräulein D « lser sowie die Herren Rotzsch und Beck, ernteten für ihr flottes Spiel und ihre vortrefflichen gesangliche» Leistungen stürmische Anerkennung Mit dem „Säch sischen Zapfenstreich" und dem „Gros,en ^apfenstreily der dcutsckwn Armee" wurde die schon verlaufene fzeier beschlossen. Während de« nachfolgenden Balles führten noch junge Damen des Vereins unter Leitung des Herrn Schwind eine anmutige Gavotte auf. * W a n d e r s r e u » d e. Sonntag, den 1. März, Tages- ivanderung. Treffen >-8 Uhr früh. Dauprbahnlwi iPoststclle). sfahrt nach Tornreichenbach. Horst'ec—y'ollmberg. Rückfahrt von Dahlen, szahrtkost'n 16.'» Mark. Selbstkochec und Instrumente mitbringen. Führer: li'iirt Sckunntzler. Aus Leipziger Innungen. Z. ^Zn der von der Koche-Innung für Leipzig und Umgeg«nd im Hotel „Reichshof" abgehalteneu Quartalsversommlung erstattete Obermeister Stcpplcr nach Begrüssung der Mit glieder «ich nach Erledigung verschiedener geschäftlicher Angelegen heiten den cveschäit-Sericht. Ter «Geschäftsgang kann als tinigcr- masten befriedigend angesehen werden Es wirkten jedoch ver schlechternd die vielen Reulon.essivniernuaen von 6sastwlrtschasten, sowie dir ständige Sleigeruna der Rohmaiersalpreije. Ter Schul unterricht sür Lehrlinge, der eine lleiilang früh abgebalken wurde, ist wieder ans die Abendstunden verlegt worden. Nach Bericht erstattung des Schriftführer) Herrn 6, e r i ck e über Schul- und LebrlinnSangelegenhciien beschloss die Versammlung die Lehrlings prüfungen ain !t. und lck. März abrnkalteii Gemeinschaftlich init der 6wstwiktSinnuug wird das Stiftungsfest am 16. März veranstaltet. Tie Gewerbclammer lmtw ein Schreiben gesandt, in dem ersucht wird, die für das .lahr llklst gevlanten ordent lichen und austrrordentlichen Tilgungen antästlich der Ausstellung „Das Deutsche Handwerk" möglichst in Dresden abkalten ,u wollen. Als neues Mitglied wurde Herr Tcichmann ,Nestau- rank „N. -es Theater") ausgenommen. Literarische Anzeigen. DrrCretk Cottafch ^Monatsschrift Märzheft 1914 enthält u. n. folgend« Beiträge: Deutschland und Rußland. Don Prof. Dr. Otto Hoegslb Die Bedeutung dec Arbeit in unser»»: Wirtschaftsordnung. Don Prof. Dr. An- dreao Doigt Zwei unbekannt« politisch« Deam«n Kotz»- bue». Do» Hermann Kienzl Wenn Frauen lern«», lehren, letten. Don Direktor Dr. H. Gruber Mutt«rli«b». Erzählung von Heinrich Ltlienfeln März. Gedicht von L. C. Funke Preis M. 1.— Lu de-ietzeu durch alle Suchtpmdtuage» und postaaflolk«
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