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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 28.02.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-02-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140228012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914022801
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914022801
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-02
- Tag 1914-02-28
-
Monat
1914-02
-
Jahr
1914
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Morgen-fiusgabe Seü-g«pr»kse: monokNN» l.tt al-, vtertelltlhrUch r.7» m. Set »er »ase« Mal« an» Huagabestell« adgeholt: maaatUch 1M., »lert»l»«tzrUch r «. vorch »te poftr laaerhald d«tschla»4« na» Ser »«tfch« llvloal« maaatllch 1^4 M., »ierteiiShrlich 4^S vl.. auaschUegUch p»stb»st,Ug«t4. da»trlpz>,,rkag, blatt erscheint Werktag» r-nal, Sorur»u.;»t erlag, lmal. S« Letpzlg, 4« Uochdarortrn und S« Orten mit etg«« Malen wir» »le fibroüauigade noch am /iveaS -« «rschelaea» ln» Han» grllefert. »rrllncr K»SoMon:Saü«z,U«l7,Z»«spr»ch.NaschI«S: Moabit Nr.447. Nr. 107. Amtsblatt des Rates und des poli-euuntes der Stadt Leipzig ««»aktt« m>» «rfchastastelle: 7ohaoat»gass» Nr.». 4 Zernsprech-Naschlng Nr. 14b«. 1444S me» 14444. ISS. Jahrgang Pazeiaeapreise: «» »aawLrt» Z4 Pf.. N,Namen l.ro m., »lein, Margen Siepetttzeli» nur »4 ps.b.Wt«4«»b»l.X»d., Inserate oonSrhSrSen im amtlichen Leit Är Petit» gell» 44 Pf. ch»fch4ft»anz«ig»n mit playoorschrifl im Preis» »rhSht. NobaU »ach karif. Seilegen r S«>amtal.sl.r M.»a»rauf»a» au»fchl. poggebühr. Knzelgen-ftnnabm«: ?»banat,gass»l, bei sämtlichen flllale» Leip,«,« »agedlatt« «w all« flanoacen-gepcülttoaea 4« In» un» slualan»«. «eschSft» stell«fllrSrrlla o.0i« pr.SronSendarg: virrNionWolterZliegei, Serltn w I» MargaretdeaNrog» ». Zrrnsprech-MoschiuS: lützow »47>. Sonnabrn». üen 2S. /edruar. 1S14. vss lvichtigste. * Der Kaiser und die Kaiserin haben Beileidstelegramme an die Direktion der Aktiengesellschaft für Anilinfabrikation und an den Bürgermeister von Berlin-Lichtenberg gerichtet. (S. Nachr. v. Tage). * Im Reichstage wurde am Freitag di« zweite Lesung deS Etats der ReichSeisen- bahn en fortgesetzt. (S. Art. u. Ber.). * Der Kaiser Franz Joseph wird di« albanische Deputation am Sonnabend nachmittag in Wien in besonderer Audienz emp fangen. * Die Ruhestörungen in Valencia haben das Einschreiten von Polizei und Militär notwendig gemacht. (S. Ausl.) * Die Unruhen infolge des portugie sischen Eisenbahn er st reikeS haben ernstere Formen angenommen. (S. Ausl.) Prag. 7. Durch ein gutes Halbjahrtausend hatte man den Hauptort Böhmens als eine rein deutsche Stadt betrachtet. Der sich einen großen Herrscher dünkende König Ottokar hätte schwer beleidigt getan, wenn jemand hinter dem deutschen Namen noch den Tschechen von Geblüt gesucht hätte. Und seit dann ein richtiger Deutscher, Kaiser Heinrichs VII. Sohn Johann seine königliche Residenz auf dem Hradschin aufgeschlagen hatte, stellte der neue Glanz des „goldenen Prags" förm lich die Aachener Erinnerungen erner halb vermoderten Vorzeit in den Schatten. Ein tschechisch-volklicher Unterton machte sich viel leicht in der politisch-kirchlichen Demagogie der Hussiten vernehmbar. Im ganzen war das böhmische Gesamtvolk durch all die Jahr hunderte hindurch stolz auf seine Zu gehörigkeit zum Deutschen Bunde und sah einigermaßen hochmütig auf .die Bewohner des alten Preuße nlandcs herab, die trotz der vollständigen Ausrottung seiner nichtgermani- schen Eingeborenen bekanntlich draußen bleiben müßten. Die kaiserlichen Kanz leien konnten allmählich im Verkehr mit den Landesinsasscn von dem neutralen Latein abgehen, das in Ofen und Warschau so bequem über die Klippen der nationalen Eifer süchteleien hinwcgleitete. Niemand wußte es anders in Böhmen, als daß Deutsch die Sprache des gebildeten Mannes war. Das 19. Jahrhundert hat diesen Burgfrieden zerstört, und die Deutschen haben ihr vollge rüttelt Maß an der Schuld, daß es so gekommen ist. Schon Goethe bespricht in seinen west östlichen Gedankengängen mit Wohlwollen die ersten Ausgrabungsversuche an der vorotokaschcn Landeskultur, mit denen er auf seinen alljähr lichen Ma rienbader Reisen bekannt gemacht wurde. Vollends der deutsch-böhmische 'Libera lismus um das Revolutionsjahr 1818 herum trieb mit dem Tschentum einen förm lichen politischen wie literarischen Kultus. Inzwischen hat sich der große Wandel vollzogen: Böhmen hat «inen Riescnstrich durch eine 660jährige Geschichte gemacht und ist wie der ein Tschechen land geworden. Allein um den Nordrqnd des LandvrereckS schlingt sich noch ein verhältnismäßig breites Gewinde von deutschbesiedeltem Boden,' wo man, an der Mög lichkeit einer Zukunft verzweifelnd, die die ulte Herrenvolkstellung zurückbringen könnte, und doch nicht gewillt, sich nun, den Kindern Israel unter dem „andern Pharao" ähnlich, als den dienenden Stamm behandelt zu sehen, sich jept gern als eine von Tschechcnland vollständig ab gesonderte Provinz organisieren möchte. Einem solchen Auswege hat sich ja auch die Wiener Reichsregierung nicht unbedingt ablehnend gegenübergestellt. Aber das goldene Prag soll bei einer sol chen schiedkichcn und halbwegs friedlichen Aus einandersetzung endgültig dem Tschechentume als alleiniger Besitz zugesprochcu werden. Und doch wird leine deutsch,prechende Minderheit auch heute uoch auf wenigstens 40000 geschätzt! Da bei ist einmal zu beachten, daß diese Ziffer offen bar noch zuungunsten der Deutschen verfälscht ist, indem die bekannten Druckmittel wirtschaft licher Beeinflussung zahlreiche abhängige Exi stenzen zur Verleugnung ihrer eigentlichen Na tionalität gepreßt haben. Ferner aber, daß selbst unter diesem Geschlechte noch, das doch sck)on durch die vertschechten Schulen hindurchgcgangcn ist, eine Zweisprachigkeit, welche doch auch die deutsche Sprache vollständig beherrscht, verbreiteter ist als umgekehrt eine für den un gezwungenen Verkehr vollkommen ausreichende Kenntnis der tschechischen Spracve unter den Deutscherzogcncn. Ein in die Moldaustadt ver schlagener Reichsdeutscher mag ferne Schwierig kert haben, auf den Straßen Auskünfte von Vor übergehenden m seiner Muttersprache zu erlan gen; trifft erden Unhöflichen aber in dessen Kauf laden wieder, wird er von dem Wunder über rascht werden, das diesem Kannitverstan die deutsKe Zunge gelöst hat! Solche Verhältnisse sollten eigentlich der doch immer noch recht starken und vor allem auch recht zahlungsfähigen und steuerkräfti- gen deutschen Minderheit eine rücksichtsvollere Behandlung verbürgen, als sie ihr die österreichi sche Regierung bei ihren Bestrebungen eines nationalen Ausgleiches zugedacht hat. Daß es höchste Zeit geworden ist, diesen seit Jahren in unendlichen Ausschüssen beratenen Ausgleich endlich einmal zum Abschlüsse zu brin gen, wird wohl niemand bestreiten. Und wenn die hadernden nationalen Parteien trotz ihrer beiderseitigen Kriegsmüdigkeit damit nicht fer tig werden können, so daß darüber bereits eine ordnungsmäßige Abwicklung der gesamten Lan desverwaltung und ihrer laufenden Geschäfte in eine gemeinschädliche Stockung geraten ist, so kann man es an sich nur begrüßen, wenn die Zentralregierung von ihren verfassungsrecht lichen Befugnissen Gebrauch machen will, den Ausnahmezustand mit der Ausnahmemaßregel einer kaiserlichen Verordnung zu rü- rieren, vorausgesetzt aber natürlich, daß der Schiedsspruch nach Recht und Billigkeit ergeht. Nun aber scheint das Ministerium Graf Stürghk nach seinen Verlautbarungen drauf und dran zu sein, die Entscheidung in der Pra ger Frage gänzlich zuungunsten der Teut- chen zu treffen. Hinsichtlich des SprachenrechtS ollen die Bezirke und Gemeinden Böhmens in !>rei Klassen eingeteilt werden: rein deutsche, rein tschechische und zweisprachige. Prag aber soll für einsprachig tschechisch erklärt werden! Tas heißt: die Gemeindeverwaltung wird ihre Verfügungen bloß in der tschechischen Sprach« veröffentlichen, auch deutsch-sprachliche Ein gaben in dieser beantworten; während dort, wo einer Stad.' der amtlich zweisprachige Charakter zugesprochen wird, die Sprache der Eingabe für die Antwort maßgebend sein soll. Tatsächlich hat die Stadtgemeinde Prag längst so verfahren. Die den meisten Eingebore nen, auch denen tschechischen Geblütes, viel ver trauteren älteren Straßennamen sind längst von den Aufschriftstafeln verschwunden, sp daß aus ländische Besucher der Stadt beim Gebrauche antiquarischer Bädeker-Ausgaben in starke Ver legenheit kamen. Die Prager haben sich auch herausgenommcn, Zuschriften an reichs deutsche Städte im tschechischen Idiom und sogar init slawisierten Namcnsformen der Adresse zu senden: „Lipzk" und ähnliche Wortungeheuer aus einer altersgrauen Vorzeit, in dec die Ncaudertal-Menschcn mit dem Schimpansen auf „du und du" standen! Aber das Neue ist, daß solche Eigenmächtig keiten und Anmaßungen jetzt anerkannter Rechtsstand werden sollen. Und dagegen setzen sich die Deutschen Böhmens mit Fug zur Wehr. Auf den 1. März haben die Deutsch- Fortschrittlichen des Kronlandes eine Ver sammlung einberufen, in der die Möglichkeit einer offenen Absage an die Regierung er örtert werden soll mit allen ihren Konsequen zen: Lahmlegung der Verhandlungen im Reichs- rate, vielleicht sogar Austritt — wie man schon den böhmischen Landtag gesprengt hat. Damit geriete dann allerdings das Mini sterium Stürghk in eine ganz verhängnisvolle Lage! Vie elsaß-lothringischen Sahnen. O Berlin, 27. Februar. (Stimmungsbild aus drm Reichstage.) Die Erörterung über die elsässischen Bahnen ist heute weiter gesponnen worden, doch liegt in der Natur der Sache, daß neue Gesichtspunkte dabei nicht zutage gefördert wor den sind. Eisenbahndebatten gleichen nun ein mal in Nord und Süd, in Einzelstaaten und Reich wie ein Ei dem anderen. Man fordert die Ausdehnung des Bahnnctzes, man ersucht um Gehaltsaufbesserung bei Be amten und Arbeitern, plädiert für eine Auffüllung des Wagenparkes, und wenn man sozial gestimmt ist, auch für Beamten und Arbeiterausschüsse. So ist es immer gewesen, und so war cs auch heute. Kaum, daß die Partei zugehörigkeit der einzelnen Redner Nuancen und Schattierungen in die Debatte hineintrua. Fest gestellt — als Grundzug, der durch die Debatte ging — muß werden, daß man mit der Ent wicklung der Reichseisenbahnen im allgemeinen zufrieden war. Die Herren Nationalisten und die .Herren Sozialdemokraten machten allerdings in der Beziehung eine Ausnahme. Der Kampf ruf lauter: „Die reichsländischcn Bahnen für das Reichsland; Trennung von dem preußisch- hessischen Eisenvahnverband." Das berührt bei den Sozialdemokraten, die doch sonst für Reichs eisenbahnen sind, einigermaßen komisch. Aber wenn cS ihnen in den Kram paßt — das ward nicht erst heute oder gestern offenbar —, verbünden sich die Sozial demokraten auch mit dem Partikularismus. In die Erörterung, an der sich für die Fortschritt liche Volkspartci Herr Rocscr, der Vertreter von Zabcrn, beteiligt hatte, griff der Ebcf der Reichseisenbahnen, Herr v. Breit«nbach, ein paarmal ein. In der Hauptfach«, um zu er ¬ klären, daß er auf die ihm vorgetragenen Wünsche, insbesondere auf die Ausdehnung der Arbeiterkoalition und die Ausschüsse nicht ein zugehen gedenke. Verdienstlich war immerhin die Erklärung des Ministers, daß er die Zeit deS Niederganges in der Industrie zum Ausbau des Wagenparks benutzen werde. Zum Schluß entspann sich eine Debatte über das Koalitions recht der Eisenbahnarbeiter. Für die National liberalen sprach noch Herr Jaler. Der ist be kanntlich selber Eisenbahnarbeiter, und eS war nun interessant zu hören, wie er zwar im wesent lichen der Verwaltung des Herrn v. Breitenbach Anerkennung zu spenden bereit war, daneben aber doch noch auf allerlei anscheinend nicht ganz unberechtigte Wünsche wies, oeren Berück sichtigung er im Namen der hinter ihm stehen den «schicht empfahl. Einkommensteuer na- französische Demokratie. Die Komödie de» Kampfe« um die Einführung der Einkommensteuer in Frankreich ist um einen neuen Akt länger geworden. Um den wievielten, kann nur von jemand angegeben werden, ber diese Frage der französischen Steuerpolitik zu seinem Spezialforschungsgeoiet gemacht hat. Wer nicht in dieser glücklichen Lage ist, muß sich damit begnügen, den Mittwochbeschluß des französischen Senates als einen neuen Schlag gegen die ewig geplante Ein kommensteuer zu kennzeichnen. Die Ablehnung des Antrages Perchot, daß als Ersatz für die direkten Steuern wirksame Steuern auf alle Arten von Ein kommen gelegt werden sollen, ist zwar auf ver schiedene Weise bemäntelt worden, aber die Aus flucht des Berichterstatters der Senatskommission: eine so umfassende Reform könne nicht auf «inen Hie>b verwirklicht «erden, vor 1918 oder 1919 sei eine Abstimmung Wer eine Eesamtsteuerreform nicht denkbar — ist als solche durchsichtig genug, um die grundsätzliche Abneigung des Senats gegen die Ein kommensteuer klar erkennen zu lassen. Der Antrag steller Perchot hatte ganz recht, als er sagte, daß die Abstimmung für oder gegen seinen Antrag die Ab- stimmung für oder gegen die Einkommensteuer bedeute. Die Haltung des Ministeriums Dou- mergue war im Senat so zweideutig und schwach wie nur möglich. Denn der Minister präsident forderte zwar zur Annahme des Antrages Perchot auf, aber er stellte weislich nicht die Ver trauensfrage und erklärte auch die Bereitwilligkeit der Regierung, mit dem Senat zusammenzuarbeiten, um die Fassung der Kammer zu verbessern. Wenn es jetzt heißt, daß die Anhänger der Einkommen steuer sich nicht beugen, und wenn man Eaillaur die Erklärung nachsagt, er werde die Einkommensteuer aufs neue in das Finanzgesetz einbeziehen, so wiegen solche billiae Versicherungen nicht den Eindruck auf, den der Mittwochbeschluß des Senats auf un befangene Beurteiler machen muß. Dieser Eindruck kann nur in der Ilebericugung bestellen, daß die Ab lehnung des Antrages Perchot durch den französi'chcn Senat das nächste Begräbnis der Ein kommensteuer in Frankreich eingeleitet hat. Die französische Demokratie widerstrebt eben nach wie vor der Einführung eines sozialen Steuergesetzes, dessen das monarchische Preußen schon im Jahre 1891 teilhaftig wurde. politische Ueberlicht Neue Pottenforöerungen in Sicht! Merkwürdigerweise ist ein Vorgang bei Beratung des Marineetats im Reichstage wenig beachtet worden. Sowohl der nationallibsrale als auch der kon servative Redner bezeichnete es als wünschenswert und notwendig, daß wir in fernen Etdteilen unsere Flagge mehr als bisher zeigen und daß die Zahl unserer Lauernd im Auslände stationierten Schiffe verstärkt würde. Sofort erhob sich der treffliche Staaisjekretär der Marine — dessen Name von unseren Nachfahren einmal als der des großen Or ganisators unserer Seemacht genannt werden wird — und erklärte, daß er diese Anregung begrüße. Er knüpfte daran weitere Ausführungen über das bis herige ungenügende Auftreten unserer Marine Über see. Der wachsamen und argwöhnischen Presse im Auslande, so dem Pariser „Temps", ist dies nicht entgangen. Man sagt dort: der Apparat habe aus gezeichnet funktioniert und man werde wohl bald mehr hören. Für unseren Teil haben wir zurzeit keinen Anlaß, dies zu bestätigen und weitere Folge rungen cus dem immerhin interessanten Vorgänge zu ziehen. Wir beschränken uns darauf, ihn zu suchen. Dr. Strefemann un- -le Gesellschaft für Velthan-el. Kürzlich hatte die „Frankfurter Ztq " einen Aus satz veröffentlicht, worin sie Dr. S t r e j e m a n n vor warf. er beabsichtige durch Annahme einer Stellung bei der geplanten Gesellschaft für Welthandel eine enge Verbindung zwischen dem Zentralvcrband Deutscher Industrieller und dein Bund der In dustriellen auf Kosten des letzteren. Darauf erwidert nun Dr. Strefemann in folgender Zuschrist an das Frankfurter Blatt: „In einem Aufiatz. welchen Sie in Nr. 5b Ihres Blattes vom 24. dieies Monats veröffentlichen, er heben Sie gegen mich den schwerwiegenden Vorwurf, daß ich unter Benutzung meiner Stellung im Bund der Industriellen perwnliche Ziele, die mich immer näder an den Zentralverband deutscher Industrieller geführt hätten, verfolgt habe Dieses Ziel sehens« ein der Begründung der Deutschen Gesettichait fürWelthan» del und in der Annahme einer Position in dieser Gesellschaft, welche mir ein hohes Einkommen al» Vorstandsmitglied einbringe. Au» dem Umstand, daß ein erheblicher Teil der Mittel dieser neuen Ge sellschaft für Welthandel aus den Kreiien des Zentralverbandes stamme, folgern Sie, daß der Bund der Industriellen aufgehört habe, ein ernst. Hafter Gegner des Zentralverbandes deutscher In dustrieller KU sein. Angesichts der Schwere der gegen mich in diesen Zeilen erhobenen Vorwürfe darf ich Sie wohl ersuchen, die nachfolgende Erwiderung von mir zum Abdruck zu bringen: Ich habe niemals persönliche Ziele gehabt, die mich immer näher an den Zentralverband deutscher Industrieller geführt hätten. Meine Stellung als Syndikus des Ver bandes sächsischer Industrieller und als Beirat des Hansadundes konnten mich in keiner Weise veranlassen, von einer solchen Annäherung irgend welche persönlichen Vorteile zu erwarten. Auch wenn ich die Stellung eines besoldeten Vorstands mitgliedes der Deutschen Geiellschaft für Welthandel annähme, so hätte ich hieraus voraussichtlich keinerlei finanzielle Vorteile irgendwelcher Art, da ich durch meine jetzigen Berussstellungen derartig in Anspruch genommen bin, daß ich eine neue Tätigkeit nur annchmen kann, wenn ich mich nach anderer Seite entlaste, was naturgemäß für mich auch mit finanziellen Verrichten verbunden ist, welche die Höhe einer etwaigen Besoldung in der DeutlchenEesellschaft für Welthandel erreichen dürften. Im übrigen ergibt sich der Charakter dieser in Aus sicht genommenen Tätigkeit daraus, daß sowohl eine dem Bund der Industriellen wie eine dem Zentral verband nahestehende Persönlichkeit in den Vorstand der Gesellschaft gewählt werden sollen. Eine Ver zichtleistung des Bunde» auf die damit verbundene Einflußnahme kann daher gar nicht in Betracht kommen. Wenn daher in der Annahme einer derartigen Stellung für mich finanzielle Vorteile — an die bei Ihren Ausführungen doch wohl gedacht worden ist — nicht liegen, so sehe ich anderseits aber darin auch keinerlei Bedenken nach der Richtung, daß die Unab hängigkeit meiner Auffassung darunter irgenowie leiden könnte. Wenn die Deutsche Gesellschaft für Welthandel zustande kommt, so ist dieses Zustande kommen nur auf Grund der Mitwirkung aller Kreise der deutschen Industrie, der Schiffahrt und des Handels möglich. Die großen Mittel für die Gesellschaft werden dann auch von allen diesen Kreisen aufgebracht werden miisfbn. Daß dabei auch Mittel aus dem Mitgliederlrerse des Zentralverbandes deutscher Industrieller mit bei gesteuert werden, kann für meine Unabhängigkeit ebensowenig in Betracht kommen wie die Unab hängigkeit des Herrn Regierumsratcs Schweighoffer dadurch gefährdet werden wird, daß die Mittel für die Honorierung feiner Stellung mit aus den Kreisen des Bundes der Industriellen und des Hansadundes be ziehungsweise aus diesen Organisationen nahestehen den Kreisen aufgebracht werden, oder wie derGeschäfts- führer des Hundelsvertragsvereins Herr Dr. Borgius sich etwa in der Unabhängigkeit «einer Stellung etwa dadurch beeinträchtigt fühlen könnte, daß die Mittel des von ihm geleiteten Deutsch-Französischen Wirtichaftsvereins zum Teil von Firmen aufge bracht werden, die dem Zentralverbande angehören. Sollte jemals der Versuch gemacht werden, die Un» abhängigteit meiner Stellung in Frage zu stellen, so würde ich solchen Versuchen zu begegnen wissen. Aus die übrigen mich betreffenden Darlegungen in Ihrem Aufsatz werde ich Gelegenheit nehmen, auf der demnächstigen Hauptversammlung des Ver bandes mitteldeutscher Industrieller in Franlfurt zurückzukommen." Der gekränkte Dr. Gerte!. Die Aeußerungen der Abgg. Brodaus und Nitzschke, die am Donnerstag in der Zwei ten Kammer über das Großpreußentum gefallen sind, haben der „Deutschen Tageszeitung" höch lichst mißfallen. Aeraerlich schreibt sie: „Wir möchten doch seststellen, daß jedenfalls preußische Konservative im preußi schen Landtag sich niemals über das Ver hältnis des Sächsischen Landtags oder des Land tags irgendeines anderen deutschen Bundes staates inähnlich unfreundlicher Weise ausgesprochen haben, wie es gestern in der säch sischen Kammer von den Rednern der liberalen Parteien gegenüber dem preußischen Herren haus geschehen ist. Sonach liefert die Form die ser Aeußerungen in der Zweiten sächsischen Kammer einen neuen Beweis dafür, daß bei den preußischen Konservativen die Ach tung vor dem guten Rechte der anderen deut schen Bundesstaaten jedenfalls erheblich schär fer ausgeprägt ist, als — anderswo." Das wäre sehr hübsch, wenn es wahr wäre. Tatsächlich ist es aber nicht wahr. Preußische Männer haben im Abgeordnetenhaus und auch anderswo sich oft genug hochmütig und ab schätzig über andere Parlamente ausgesprochen. Aber natürlich, wenn preußische Männer, wenn gar Mitglieder des „PreußenbundeS" so etwas tun, ist s etwas ganz anderes. Der Vuellunfug hat wieder einmal ein Opfer gefordert. Der Leut nant p' aValette in M e tz war zu der Frau seines Kameraden, des Leutnants Haaoe, bei einem Faschingsvergnüqen in so enge Beziehungen ge treten, daß dessen Ehre aufs schwerste gekränkt wurde. Selbstverständlich konnte der Fall nur mit der „standesgemäßen" Pistole er ledigt werden. denn der Herr Beleidiger bleibt fa in solchen Fällen trotz feines höchst unziem lichen Verhaltens ein „satissaklionsfähiger" Mann. Der Rächer seiner Ehre wurde vom Beleidiger nieder- geknallt. Der unschuldige Leutnant Haaqe hat seine Ehre gerettet; daiür ist er nun tot Leutnant La Valette hat die Kameradschaftlichkeit auf» gröbste mißbraucht, aber er hat sich durch das Duell ge-
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