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Oberflächliche Wohltätigkeit. Bon Etadtrat H. v. F ran ke nb erg-Braunschweig. In» Normen und Süden Deutschlands, in Stadt und Land, regt sich lebhafter und umfassender als in früherer Zeit die Zvohltütigkeit. So stark auch die Entlastung ist. die ihr durch den Ausbau der staat lichen und gemeindlichen Fürsorge, durch die Ver- licherungs- und Avbeiterschutzgesetze zuteil wird — stets bleibt für sie doch noch ein reiches Matz von Ar beit übrig, und trotz der Fortschritte des Genossen schaftswesens, trotz der unleugbaren Erfolge der Heilkunst ist der Kreis, i« dem sich menschenfreund licher Sinn nützlich machen und vereinte Kräfte einem guten Ziele entgegenführen können, weit genug ab gesteckt. Gewiß ist es erfreulich, zu sehen, wie vielseitig das Wirken in den Werken der Nächstenliebe sich ge staltet hat, und wie mannigfache Kräfte auf den Plan treten, bestrebt, einem edlen Zwecke Mittel zu beschaffen und neue Freunde zu gewinnen. Hem mend und bremsend hier einzugrecfen, erscheint auf den ersten Blick als ein sehr undankbares, ja sogar schädliches Beginnen. Und dennoch mutz es ausge sprochen werden: die Art, wie manche sich der Wohl tätigkeit widmen, verdient wegen ihrer Oberfläch lichkeit kein Lob, sondern scharfen Tadel, sie läuft darauf hinaus, datz unsoziale Ergebnisse erzielt wer den, und sie ist als ein Uet»elstand zu bezeichnen, mit dem sich die Oeffentlichkeit kritisch um so mehr be schäftigen mutz, weil gerade die oberflächliche Wohl tätigkeit am liebsten vor de>r Oeffentlichkeit zu prun ken und sich ihrer trügerischen Scheinerfolge zu rüh men pflegt. Sehen wir dem Gegner ruhig und fest ins Auge! Worin bestehen die Hauptkennzeichen des oberfläch lichen Wohltuns? Sie zeigen sich sowohl beim Bc- sä>affen, als auch beim Verteilen der Mittel für wohltätige Zwecks. Der nächst bedenkliche Grundsatz, datz der Zweck die Mittel heilige, ist vielen Leuten, die gern ein gemeinnütziges Unternehmen einrichten oder fördern möchten, so sehr in Fleisch und Blut übergegangen, datz sie kaum ein Unbehagen oder Bedenken dabei empfinden, wenn sie die mannigfaltigsten Möglich keiten, in heiterer und vergnüglicher Weise dem Nächsten Geld für irgendeine „gute Sache" abzuneh men, in das Gebiet ihrer opferfreudigen Arbeit hin- einzlehen. Die Hauptsache ist, datz es etwas ein bringt! Es war ein sehr verdienstliches Vorgehen des „Deutschen Vereins für Armenpflege und Wohl tätigkeit", datz er sich in seiner vorletzten Versamm lung sSeptember 1N12s mit Entschiedenheit gegen eine solche Art der.Mittelbeschasfung für wohltätige Veranstaltungen gewandt hat. Die scharfen Worte, die damals über das Gebühren mancher Kreise ge fallen sind, und die durch eine Fülle von Beispielen belegt werden konnten, sind nicht ungehört verhallt. Tanzieste für Krüppelfürsorge, Tombolas zur Hebung des Mittelstandes, Maskeraden zur Förderung der Wöchnerinnenpflege oder Teeabende für Säuglings heime sind weder Zeugnisse guten Geschmackes noch Kundgebungen sozialen Geistes. Vertiefung und Verinnerlichung des Wohltuns, Pflege des Ver ständnisses für die Eigenart der einzelnen Aufgaben und Einrichtungen tut allenthalben dringend not — der Verflachung und Verflüchtigung ist die Fehde anzusagen, und es kann schlechterdings nicht davon die Rede sein, datz dies Empfinden, einem guten Zwecke mit derartigen Mitteln zu dienen, wahre, herzliche Befriedigung hervorruft, weder bei den Gebern und Teilnehmern, noch bei den Empfängern. Es mag fa sein, datz manche Veranstaltung nicht so fort die Einnahmen entbehren kann, auf die sie bis her aus Bazaren, Lotterien, Unterhaltungsabenden und dergleichen angewiesen war. Man braucht des halb nicht so durchgreifend mit einem Schlage vor zugehen, datz zahlreiche Heime, Krippen und andere nützliche Betriebe ihre Pforten schlicken mützten. Es genügt, wenn zunächst die ärgsten Ausartungen be- kämpft werden, und wenn man es grundsätzlich als einen Mangel, einen Mitzstand erkennt, mit dem Notbehelf des Erschlietzens so wenig einwandfreier Einnahmen rechnen zu müssen. Der Verdacht, datz das Vergnügen und die liebe Eitelkeit Selbstzweck bei den Wohltätigkeitsfesten sei, liegt oft nur zu nahe. Was soll an die Stelle gesetzt werden? Die Hilfe des Staates und der Gemeinden ist nach ver schiedenen Richtungen hin des Ausbaues fähig, da neben gilt es, den Sinn für die Errichtung gemein nütziger Stiftungen und Zuwendungen, sowohl durch Einzelpersonen, als auch durch die heutigen juristi schen Gebilde des Zusammenschlusses der Grossindu strie und des Kapitals immer mehr zu wecken und wach zu erhalten, damit das Geben ohne Beiwerk, ohne pläsierliche Gegenleistung zur Regel wird. Datz bei fröhlichem Zusammensein ein guter Zweck Er wähnung findet, und von freundlichen Spendern be- rücksichtiat wird, ist ein schöner Brauch, mit dem wir nicht oufräumen möchten. Es kommt nur darauf an, je mach Lage des Einzelfalles eine nette, angenehme Form dafür zu finden, zugleich aber auch den Gebern dies Bewusstsein, um was es sich handelt, deutlich werden zu lasten und ibr Herz, nicht nur gelegentlich ihre Börse dafür zu Mnen. Belehrung durch Wort und Schrift, durch unmittelbare Anschauung bei Aus stellungen, Lehrgängen, Besichtigungen und der gleichen trägt dazu bet, den Wohltätiakettssinn der Bevölkerung den rechten Inhalt, die richtigen Ziele zu liefern. Bor allen Dingen ailt dies für das junge Geschlecht, für die beramoack^estde Jugend, der es durchaus Zuträglich ist. wenn ihr in der Ueberganqs- zeit die Auaen aufgehen über Not und Elend hier, über die Möglichkeiten der Abhilfe dort. Der zweite schwache Punkt, den wir bei der ober flächlichen Wohltätigkeit finden, ist die imsachgemätze, verkehrte Art. mit der sie ihre Mittel auszuteilen pflegt. Gcwitz ist es nicht leicht, Erkundigungen über die Bewerber um Unterstützungen einzuziehen, aber es gibt doch sehr verschiedenartige Möglichkeiten, hier bei ein zuverlässiaes Ergebnis zu gewinnen, und wenn man die Müde nicht scheut, ehrenamtlich-e Kräfte hierfür zu schälen, kann man die besten Er folge damit erzielen. Besonders wichtig ist die enge Fühlung mit der Armenverwaltung und mit den übrigen, ähnlichen Veranstaltungen (Vereinen, Stiftungen usw.). Die leidig« Zersplitterung, die in der Wohltätigkeit herrscht, wird sich nie ganz aus- rotten lasten: man mutz ihren Nachteilen aber wenigstens dadurch entgegenarbeiten, datz man ein zielbewusstes Zusammenwirken, einen Austausch der Erfahrungen und die gegenseitige Mitteilung der Unterstützten befürwortet. Erst dadurch lässt sich er- reichen, datz nicht der eine vordringliche Bewerber unverdient mehrfach bedacht wird, während ein an derer, bescheidener leer ausgeht. Betrachtet und be handelt man die Armenbehörde zugleich als die Hauptmelde- und Auskunftsstelle für die sonstigen Fürsorgeeinrichtungen, so gewinnt man damit in ein fachster. raschester Weise Anholtepunkte für die ge reckte Eabenverteilung. Den Nutzen dieser Einrich tung kann man dadurch verstärken, datz man zeitlich das Eingreifen der einen Veranstaltung an di« an dere anknüpfen lässt. So erfreulich es ist, wenn schwächlickze. bleichsüchtigc oder skrophelkranke Kinder vier bis sechs Wochen hindurch in Gebirgs- oder See luft Sominerpfleg« genießen. so sehr ist es zu be- dauern, wenn solche Pfleglinge nachher, ohne datz man sich weiter um sie bekümmert ihren oft recht ungünstigen, häuslichen Verhältnissen zurückgegeben werden. Legt man aber Wert darauf, datz die Be- dürftigsten der kleinen Ferienkolonisten nach der Rückkehr in die Heimat noch eine Nachpflege (durch kräftige Kost, Schulspeisung und dergleichen) dar geboten wird, dann sichert man den Heilerfolg des Sommeraufenthalks weit bester und verlätzlichcr. In ähnlicher Weise können die segensreich wirkenden Knaben- und Mädchenhorte mit anderen Fürsorge matzregeln in Verbindung gebracht werden. Natür lich gilt es, dabei die leidige Eifersüchtelei zwischen einzelnen Gruppen der werktätigen Hilfe zu über winden. Wer ernstlich der Jugend und nicht dem eigenen Ich dienen will, dem kann und darf die ehr liche Anerkennung fremder, guter Bestrebungen nicht schwer werden. Unbegründet ist die Besorgnis, die rasche Hilfe werde verzögert, wenn man gründlich und sorgfältig den Fall untersucht und sich zunächst mit anderen Stellen in Verbindung setzt. Der alte Spruch: „Wer schnell gibt, gibt doppelt" soll seine volle Bedeutung behalten. Ist alles richtig vorbereitet und hat man sich über die vorhandenen Auskunftsmittel, über ver wandte Einrichtungen und über die geeignetsten Wege der Hilfe in den verschiedenen Fällen rechtzeitig unterrichtet, dann macht es bei den heutigen Ver- kehrscrleichterunqen mit Fernsprecher. Ädretzbuch, Handbuch der Wohlfahrtsanstalten usw. nur geringe Mühe, den rechten Weg zu finden. Wird aber ober flächlich geprüft und flüchtig ausgcwählt, dann kann man sich nicht wundern, wenn auch die Wirkung der Unterstützung schnell verfliegt und keinen dauernden Nutzen bringt. Und doch soll jede Wohltätigkeit, wenn irgend möglich, sich nicht auf eine augenblick liche Linderung beschränken, sondern nachhaltig emvorhelfen. Dilettanten des Wohltuns — so kann man viele der oberflächlich in der Wohltätigkeit Auftauchenden nennen. Auch das Wohltun ist eine Kunst, die ge lernt, geübt und sorgfältig gehandhabt werden will. Erst bei richtiger Vertiefung in ihre Aufgaben wird Herz und Gemüt den rechten Segen spüren, der Er folg bei den Unterstützten wird sich verdoppeln, und von denen, die nach echt kaufmännischer Art nur bei wirklich sachgemäßer, zweckdienlicher Verwendung Mittel herzugeben bereit sind, wird viel ausgiebige Beteiligung zu erwarten sein, als wenn sie besorgen müssen, daß das Geld falsch verwendet wird. Stimmungsbkl aus -em Reichstage. O Berlin, 10. März. Der heutige dritte Tag der Aussprache über den Etat des Herrn Dr. Solf war, wenn man es so ausdrücken darf, noch um eine Schattie rung kolonialfreundlicher als seine beiden Vor gänger. Schon der Auftakt war's. Da sprach nämlich vom Zentrum Herr S ch w a r z e - Lipp stadt, der von alters her schon in den Zeiten, da seine Partei noch in Kritik und Verneinung verharrte, ein warmer Befürworter deutscher kolonisatorischer Arbeit war. Dann löste ihn — auch einer von den Wien — als zweiter Spre- <t-er der Nationalliberalen der Abg. Paasche ab. Der k>at vor dem Zcntrumsredner noch eines voraus: die eigene lebendige Anschauung. Herr Paasclw hat sich bekanntlich in früheren Jahren selbst in kolonialen Unternehmungen be tätigt: er hat dann wiederholt unsere Kolo nien bereist und hat daneben durch weite welt umspannende Reisen sich die Möglichkeit be schafft, deutsche und frenide überseeische Arbeit zu vergleict-en. Gerade das leiht seinen heu tigen Ausführungen ihren Wert und wirbt ihnen die starke Aufmerksamkeit des Hauses. Jin Grunde hat man in diesen drei Tagen zu Neunzehntel doch einander Erlesenes aufgetischt, allerlei Theorien über die Bedeutung der freien schwarzen Arbeit und die Nachteile der Plan tagenkultur; cS ist sogar etwas, wie der Be- griff einer afrikanischen inneren Kolonisation aufgetaucht, und das Wort ist laut geworden, — respektlose Leute möchten es am Ende eine Phrase nennen —: Es heiße einen Klein- Bauernstand von Negern zu schaffen. Herr Paaschc hat dann die Erörterung aus diesen schvueu Gefilden luftiger Theorie — das war sein Verdienst — wieder auf unsere bresthafte Erde zuruckgesührt. Er hat nachgewiesen, wie auf solchen Pflanzungen ein ansehnliches Stück Kulturarbeit geleistet wordeu ist, nämlich die Erziehung der Neger zur geordneten Arbeit; wie aus ihnen, die früher allenthalben auf ni>- rigcr Kulturstufe standen und die wirtschaftliche Arbeit ausschließlich deu Frauen aus- zupacken pflegten, fleißige Arbeiter ge worden sind, aber dieser Fleiß sich leicht verlieren könne, »venn die Neger sich selber überlassen blieben: denn jede freie Arbeit setzt bekanntermaßen einen laugen Erziehuugsprozeß voraus. Friedrich Naumann lwt rn lveit ausgesponnenen historisch-nationalötouomiscl)en Parallelen, die auf die gleichen Gepflogenheiten bei den alten Germanen znrückgriffen und auch das Mittelalter mit seiner gesegneten Fülle von Feiertagen, Herrn Paaschcs Ausführungen eiu- zuschränken versucht, am letzten Ende sie aber doch nur so bestätigt. Hm übrigen war Herr Nau mann, was bei seinem imperalistischeu Enthu siasmus selbstverständlich ist, ein Lobredner der Kolonien, der auch der Arbeit der Missionen die gerechte Würdigung nicht versagte. Den Schluß machte Herr Noske. Von dem war berichtet worden, er würde namens eines Teils seiner Freunde die Zustimmung zu den Bahnbauten aussprechen. Soweit ging denn doch aber Herr TVeu/reüenm 0 6l5§/M5 /AZA r r r ocker« OAre 5n se/!/vkracLucr/Zcn neuen ^or-men -tt. 65.-, 50.- 6/s -N. Z4.5O Oe/'a/'HeüNns aus d/reu/cr/, D/eLsn ocke/- Aammsa/'n AZ. 60.-, 45.- 6/s AZ. 20- LaeLM/r-Zr^cke/' Zn apa^/en /reuen Zoomen rural se/e/rmacL- Oe/wde/Zuns aus Ze/c/r/em ll)oLL/'eA2, OoE crck^ LcM, e/n/a^b/sen c§e/cken/zo//en, Tor/Lu-cks unck mocker-n /e/rou//e/r La/'Ze/'Ln LvAn LaeLM/r-ZösMne O/'e Ze/r/en Mrckee/'/c/rer/runsen. 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