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in letzter Zeit allgemein von dem Schlichten auf Schlichtmaschinen abkommt und Kunstseide nur mehr im Strahn schlichtet. Es würde uns nun sehr interessieren, Urteile maßgebender Fachkreise zu hören, ob bei der Verarbeitung von einfacher Kunstseide als Kette das Schlichten auf Schlichtmaschinen oder in Strähnform vorzuziehen ist. — Im letzteren Falle würden wir utn Auskunft bitten, auf welche Weise das Strähnschlichten geschieht und ob dazu mit Vorteil besondere Maschinen in Verwendung kommen. I. Zu dieser Frage ist es insofern schwer Stellung zu nehmen, als sich alle einschlägigen Maschinenfabriken bemühen, ihre Schlichtmaschinen zum Schlichten von Kunstseide zu empfehlen. Kunstseide wird heute noch zum größeren Teil im Strähn geschlichtet, da es sich hierbei haupt sächlich um einfache Garne handelt, doch muß das Schlichten vorsichtig vorgenommen werden, da sich die Kunstseide sehr leicht verfilzt und dann zusammenklebt. Teilweise schlichtet man in der Kufe mit der Hand oder auch in Apparaten, da diese eine schonendere Behandlung erlauben, indem die Schlichte nur durchgesaugt wird. Zum Aufhängen der Strähne zum Trocknen ist es erforderlich, recht glatte Stäbe zu ver wenden, um ein Hängenbleiben des Garnes zu verhindern. Sehr vor teilhaft ist es, wenn die Strähne beim Trocknen mit einem leichten Stab beschwert werden, damit ein Dehnen des Materials nicht eintreten kann. Wird auf Schlichtmaschinen geschlichtet, so ist zu beachten, daß die Kunstseide von den Schärbäumen mit äußerst geringer Spannung ab läuft. auch darf das Garn auf dem weiteren Weg bis zum Kettenbaum keiner scharfen Spannung ausgesetzt werden. Vorteilhaft ist es, wenn man die Quetschwalzen mittels Friktionsgetriebe antreibt. In der Trok- kenkammer sollten 50—65° G nicht überschritten werden. ph. II. Man muß annehmen, daß der größte Teil der Kunstseide bisher in Strähnform geschlichtet wurde, um möglichst wenig zu zerreißen, auch fehlte es an geeigneten Schlichtmaschinen, besonders für die von Ihnen genannten feinen Deniers. Nun soll auch die Firma Ernst Gessner A.-G., Aue i. Erzgeb. eine zweckmäßige Schlichtmaschine liefern, welche der Fragesteller sich im Betrieb ansehen sollte. E. J. III. Gut verwebbare Kunstseidenketten von 80 bis 250 den., roh und ge färbt, habe ich in größeren Mengen rationell auf einer Kunstseiden schlichtmaschine der Firma Leo Sistig in Krefeld geschlichtet. Diese laufen tadellos, während die Strähngeschlichteten Ketten nicht zu ver weben waren. Es kommt eben alles auf die Verarbeitung an. Wenn Ihnen von befreundeter Seite geraten wird, die Garne im Strähn zu schlichten, so beruht dies wohl auf Mangel an Erfahrung, d. h. die Ket ten wurden nicht sachgemäß geschlichtet. Wenn Sie aber eine andere Schlichtmaschine, Lufttrocken- oder Trommelschlichtmaschine zur Verfügung haben, so können Sie auch darauf Kunstseidenketten schlichten; es müßten dann allerdings einige Änderungen vorgenommen werden. Wenn Sie beabsichtigen, zur ein fachen Kunstseidenkette überzugehen, so bin ich bereit, Ihnen mit Rat schlägen und Zeichnungen an die Hand, zu gehen. Meine Adresse kön nen Sie durch die Schriftleitung erfahren. 0. S. IV. Die Wahl zwischen einem Breitschlichten kunstseidener Ketten und einem Schlichten im Strahn ist lediglich eine Frage der jeweiligen Ein richtung und persönlichen Erfahrung. Falls Sie sich zum Schlichten im Strahn entschließen, bin ich in der Lage, Ihnen ein Verfahren anzu geben, das sich in neuerer Zeit sehr gut bewährt hat. Meine Adresse erfahren Sie durch die Schriftleitung. F. Rationelles Schlichten bunter Baumwollketten. Nr. 4780: Sollen Zutaten zur Kartoffelmehlschlichte, wie z. B. Talg, Wachs. Seife, Glyzerin usw. zunächst für sich in Wasser aufgelöst werden, bevor man sie der Schlichte beigibt, um eine gute Auflösung und eine völlige Durchmischung mit der Stärke zu erzielen? Gibt man diese Zutaten vor Beginn des Kochens bei oder erst, wenn die Schlichte kocht? Sind in der Praxis sogenannte Netzmittel, die den Zweck haben sollen, die Schlichte besser auf den Faden zu fixieren, üblich und, wenn ja. welche? Welche Mittel werden in der Praxis der Baumwollschlichterei angewendet, um die Hygroskopizität des geschlichteten Garnes zu heben? Hat die Zugabe von zu viel Talg oder Fett zur Folge, daß die Schlichte weniger vom Faden aufgenom men wird? I. Beim Schlichten von bunten Baumwollketten ist es zunächst not wendig, das Kartoffelmehl mit einem der bekannten Aufschließungsmittel aufzuschließen, damit die Farben der Kettengarne nicht durch Ablage rung der unaufgeschlossenen Kartoffelstärke auf der Oberfläche des Fadens beeinflußt werden. Will man erreichen, daß die aufgeschlossene Kartoffelstärke nicht nur tief in den Faden eindringt, sondern auch gut im Faden festgehalten wird, dann muß man der Kartoffelstärke noch ein Hilfsprodukt von hoher Bindekraft beifügen. Ganz ausgezeichnete Erfolge erzielt man gerade bei bunten Baumwollketten dadurch, daß man ungefähr den dritten Teil der bisher verwendeten Kartoffelstärke durch eine entsprehende Menge „Original Quellin Sch“ ersetzt. „Original Quel- lin Sch“ ist ein restlos aufgeschlossenes vegetabilisches Produkt in Pul verform, das sich vollkommen wasserklar löst, sehr gut in den Faden eindringt und eine äußerst hohe Bindekraft besitzt. Bei Mitverwendung von „Original Quellin Sch“ kann man noch erheblich an Fettzusätzen sparen, da es den Faden sehr geschmeidig macht. Um die Hygroskopi zität der Garne zu erhöhen, genügt ein Zusatz von etwas Glyzerin oder Bittersalz zur Flotte. Bei Fettzusätzen zur Schlichtflotte ist besonders darauf zu achten, daß die Fette durch Zugabe von etwas Soda oder Seife gut in der Flotte verseift werden, da es sonst leicht vorkommen kann, daß sich die Fette aus der Flotte ausscheiden und Flecke auf den Garnen verursachen. Auch wird die Netzbarkeit der- Flotte durch Zu gabe von unverseiften Fetten erheblich herabgesetzt. A.-S. II. Im Januarheft dieess Jahres ist in dieser Zeitschrift eine ausführ liche, im Deutschen Forschungsinstitut für. Textilindustrie in Dresden ausgeführte Arbeit von Prof. Krais u. Dr. Gensei wiedergegeben, die alle von ihnen angeschnittenen Fragen mit wissenschaftlicher Gründlich keit aufzuklären versucht. Bei der Verwendung der verschiedenen Schlichtmittelzusätze wie Glyzerin, Seife, Talg, Wachs u. dgl. müssen Sie bezüglich des Zeitpunktes, wann die Mittel zugegeben werden, einen Unterschied machen zwischen wasserlöslichen und wasserunlöslichen Zusätzen. Erstere rührt man zweckmäßig erst in etwas Wasser gelöst nach dem Aufschließen ein, letztere fügt man jedoch bereits vor dem Waschprozeß zu, damit sich eine möglichst beständige Emulsion der Fettstoffe in der Stärkelösung bildet. Als Aufschließmittel wurde von den genannten Forschern das Aktivin verwendet. Es besitzt bei verhält nismäßig einfacher Anwendung (keine Beobachtung einer bestimmten Aufschließtemperatur und Aufschließzeit) eine sichere und sehr zuver lässige Aufschließkraft. Nach den Arbeiten von Krais und Gensei wir ken Netzmittel- nur bei unaufgeschlossenen Schlichtflotten günstig, die aber bekanntlich die Farben bunter Ketten trüben, bei aufgeschlossenen Stärkelösungen aber ungünstig. Es ist Ihnen daher nicht zu ihrer Ver wendung zu raten, besonders, da aufgeschlossene Stärkelösungen an und für sich sehr gut den Faden durchdringen. Um den Garnen stets die nötige Festigkeit zu geben, verwendet man oft Zusätze von Glyzerin, Kalziumchlorid, Magnesiumchlorid. Während die beiden ersten Sub stanzen für die Faser relativ harmlos sind, besteht beim Magnesium chlorid die Möglichkeit der Abspaltung von Salzsäure beim Sengen der Ware, wodurch eine Schwächung des Gewebes verursacht werden kann. Auch der Einfluß des Fett- und Talgzusatzes wurde in der oben beschrie benen Arbeit studiert, und es wurde gefunden, daß geringe Mengen Talg nur auf die äußere Beschaffenheit der Garne einwirken, nicht aber auf den Grad der Umhüllung und Durchdringung. Große Mengen Talg sind der Schlichteaufnahme hinderlich. L. Str. III. Dieses Verfahren richtet sich je nach dem Betrieb bzw. nach der Gewohnheit des Schlichters oder Schlichtekochers und wird ganz ver schieden gehandhabt; doch ist ein vorheriges Auflösen der Zusatzmittel einer besseren Verteilung wegen zu empfehlen. Die gut aufgelösten Zu satzmittel können dann zugesetzt werden, wenn das kalt angerührte Km. durch den Dampf so angewärmt ist, daß ein Erstarren des aufge lösten Zusatzes nicht mehl' eintreten kann. Ein Mittel, um die Schlichte besser an den Faden zu befestigen, gibt es nicht, dafür sind die ver schiedenen Aufschließungsmittel anzuwenden. Eine gut aufgeschlossene, dünnflüssige Schlichte dringt genügend in den Faden ein. Um die Hygroskopizität zu heben, wendet man als einfachstes Mittel für diesen Zweck eine Zugabe von Kochsalz o. ä. an. Es hat alles bestimmte Gren zen und so auch die Zugabe von Talg oder Fett, was zwar für die Auf nahme der Schlichte weniger in Frage kommt, aber die Garne werden bei einem Übermaß für das Verweben zu weich. ph. IV. Fette und Seifen sollen für sich aufgekocht der Stärke kurz vor dem Kochen beigefügt und mit derselben innigst verkocht werden. Bunte Ketten netzen sich leichter als rohe. Zum Netzen genügt Türkischrotöl. Als hygroskopisches Mittel genügt Magnesiumsulfat. Verwendet man nur die erforderliche Menge, höchstens 25 g Talg oder Fett und 10—15 g .Japanwachs, auf 1 kg Stärke, so ist nichts Nachteiliges betreffs des Ein dringens der Schlichte zu befürchten. E. J. V. Die Zusätze zur Schlichte gibt man in der Regel in den Kochappa rat, wenn die nötige Menge Mehl und Wasser drinnen ist. Talg, Wachs und Seife in Riegelform zerkleinert man vorher. Hat man ein offenes Kochfaß mit Rührwerk und will man der Schlichte Glyzerin oder ein Antiseptikum zusetzen, so gibt man dieses in den Apparat, ehe die Schlichte zum Kochen kommt. Wird jedoch die Schlichte in einem ge schlossenen Kessel mit direktem Dampf gekocht, so gibt man, nachdem das Mehl und das nötige Wasser im Kessel ist, alle Zusätze in den Kessel, ohne sie in Wasser aufzulösen, schließt das Mannloch und öffnet die Dampfeinströmung. Der Dampf sorgt jetzt dafür, daß alles richtig und innig miteinander verkocht wird. Bei einem Überschuß von Talg und Wachs bildet sich beim Erkalten der Schlichte, sei es im Schlicht trog oder Kochapparat eine dickere Haut. In der Praxis ersetzt man deshalb den Talg zum Teil durch Seife, weil dann die Haut im Schlicht trog beim Erkalten nicht so dick wird. Eine fettreiche Schlichte dringt ebensogut in den Faden ein wie eine fettarme, nur muß im ersten Fall, besonders bei Rohgarnen, die Schlichte im Trog auf 90—92° C, bei bunten Garnen auf 50—60° C gehalten werden. Die Verwendung von Netzmitteln bei bunten Garnen möchte ich nicht empfehlen, da die bun ten Garne durch das zum Färben notwendige Auskochen ohnehin für die Aufnahme von Schlichte empfänglicher sind als Rohgarne. Von einer allgemeinen Anwendung von Netzmitteln in der Baumwollschlich terei kann man noch nicht sprechen, denn für Rohgarne, welche ge bleicht oder gefärbt werden, schlichtet man nur so stark, daß man die Ketten verweben kann. Üm die Hygroskopizität des geschlichteten Garnes zu erhöhen, verwendet man Glyzerin, Bittersalz und Ammonium chlorid. Für bunte Ketten ist Glvzerin vorzuziehen. jmga. VI. Wachs ist ganz klein geschnitten, Talg geschmolzen, Seife in heißem Wasser aufgelöst, Glyzerin in seinem natürlichen Zustand der