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Rohschlichte zuzusetzen und mit dieser zu verkochen. Kur auf diese Weise wird eine in allen Teilen homogene Schlichtflotte erzielt. Anstatt Talg ist die Verwendung einer aufgeschlossenen Stärke (Senegalin) vor zuziehen. Seife ist ein vorzügliches Netzmittel. Seife und Glyzerin sind die geeignetsten Mittel, um dem Faden Feuchtigkeit zu erhalten. Ein Überschuß an Talg oder Fett bewirkt, daß die Fäden die Schlichte nicht gut annehmen. Rr. Mittel um das Eindringen der Schlichte in den Baumwollfaden zu erhöhen. Nr. 4781: Dringt Pflanzengummi, wie z. B. Tragant, Leico usw. besser in das Fadeninnore eines Baumwollfadens ein als Kartoffelmehlstärke? Wird durch Zusatz eines Aufschließungsmittels ein besseres Eindringen der Schlichte in den Faden erzielt? Wird durch das Schlichten die Dehnbarkeit des Baumwollgarnes wesentlich herab gesetzt? I. Zum Schlichten von gewöhnlichem Baumwollgarn ist ein Aufschlie ßen der Kartoffelstärke nicht unbedingt erforderlich. Es genügt, wenn man einen Teil der bisher verwendeten Kartoffelstärke durch einen Zusatz von ..Senegalin“ ersetzt. Senegalin ist ein Stärkeprodukt von sehr hoher Bindekraft, welches gleichzeitig die Eigenschaft hat, das mit verwendete Kartoffelmehl beim Kochen aufzuschließen. Durch den Zu satz von Senegalin erreicht man. daß die Stärkeflotte sehr tief in den Faden eindringt., ohne daß ein Herausfallen der Stärke beim Verweben der geschlichteten Garne zu befürchten ist. Die Dehnbarkeit des Fadens wird durch jedes Schlichten herabgesetzt, da ja gerade eine gute Schlichte die einzelnen Fasern möglichst fest aneinanderkleben soll. Man kann aber die Dehnbarkeit des geschlichteten Garnes wesentlich erhöhen, wenn man der Schlichtflotte eine entsprechende Menge Öl oder Fett zusetzt. A. S. II. Ihre Frage ergänzt sehr gut die vorausgehende Frage 4780, und es ist Ihnen anzuraten, einmal die im Heft l (1928) dieser Zeitschrift wie dergegebene Arbeit von Prof. Kfais und Dr. Gensei, die im Deutschen Forschungsinstitut für Textilindustrie in Dresden ausgeführt wurde, durchzulesen. Sie werden u. a. daraus entnehmen, daß bei Mitverwen dung von Gummiarten (Leikogummi, Tragant-Norgine) neben Stärke als Schlichtezusatz das Gummi vollkommen in das Fadeninnere eindringt, die Stärke dagegen oberflächlich an der Außenseite des Fadens haften bleibt. Es ist dabei gleichgültig, ob die Stärke aufgeschlossen wurde oder nicht. Das Aufschließen der Stärke begünstigt naturgemäß das Durch dringen des Kettenfadens bei Verwendung reiner Stärkeschlichte außer ordentlich, da der Verteilungsgrad der Stärketeilchen in der Lösung beim Aufschließen stark zunimmt.. Die Menge der aufgeschlossenen Schlichte beträgt bei den Versuchen von Krais und Gensei, die hierbei mit Aktivin als Stärkeaufschließmittel arbeiteten, durchschnittlich 36% mehr als bei Verwendung unaufgeschlossener Stärkelösungen. So wichtig es ist, durch das Schlichten die Festigkeit des Garnes zu erhöhen (sie hatte bei den mit Aktivinstärkelösungen geschlichteten Garnen im günstigsten Falle um 22% zugenommen), so muß man doch berücksichtigen, daß die Deh nung durch das Schlichten ganz bedeutend herabgesetzt wird (durch schnittlich um 25%). Es ist auch allgemein bekannt, daß geschlichtete Garne spröder als ungeschlichtete sind und einen großen Teil ihrer Elastizität durch das Schlichten verlieren. L. Str. III. Eine vollkommen aufgeschlossene Km-Schlichte dringt ebenso leicht in den Faden ein, wie Tragant, Leiko u. dgl. Die Aufschließungsmittel haben den Zweck, die Schlichte dünnflüssig zu machen, damit sie leichter in die Garne eindringen kann. Wird ein Garn richtig geschlichtet, so leidet dessen Dehnbarkeit in keiner Weise. ph. IV. Tragant, Dextrin u. dgl. dringen besser in den Faden ein als Stärkekleister, doch erhält man mit Kleister einen viel glätteren Faden, was wichtiger als das Eindringen ist. Die Dehnbarkeit bleibt genügend. E. J. V. Pflanzengummi, z. B. Tragant u. dgl., dringt nicht besser als Kar toffelstärke in das Fadeninnere ein, wenn sie richtig zubereitet, d. h. durch Glycerol (R. Bernheim, Augsburg) oder Diastafor aufgeschlossen wurde. Die Dehnbarkeit, des Baumwollgarnes hat mit dem Schlichten selbst nichts zu tun. Gedehnt wird das Garn in der Schlichtmaschine je nach deren Bauweise, d. h. Schlichtwalze und Trockentrommel müssen für sich angetrieben werden. Die Umfangsgeschwindigkeit muß regu liert worden, um mehr oder weniger Dehnung in der Kette zu erhalten 0. S. VI. In der Praxis verwendet man Pflanzenleim oder Pflanzengummi, z B. Tragant, leiko, auch Quellin und Senegalin, nur in Verbindung mit Kartoffelmehl. Das Eindringen der Schlichte in das Fadeninnere hängt nicht allein von der Schlichte selbst ab, sondern im wesentlichen von der Zubereitung der Schlichte sowie von der Temperatur, welche die Schlichte während des Schlichtens besitzt. So würde z. B. eine lauwarme Schlichte, auch wenn sie aufgeschlossen wäre, bei Rohgarnen nur schlecht in den Faden eindringen, dagegen sehr gut bei 90° C. Wohl wird durch ein Aufschließungsmittel, z. B. Diastafor, Biolase und Novo- fermasol, das Eindringen der Schlichte in den Faden gefördert, jedoch müssen diese Mittel mit größter Vorsicht angewendet werden. Es kann nämlich leicht vorkommen, daß durch deren Einwirkung die Stärke ¬ mizellen zu weit abgebaut, d. h. völlig zerstört werden. Die Folge davon ist, daß die aufgeschlossene Stärke zu Maltose oder Zuckerlösungen umgewarndelt wird, keine Klebkraft mehr besitzt und für die Schlichterei wertlos ist. Auch ist in Betracht zu ziehen, daß bei Anwendung eines Aufschließungsmittels der Verbrauch an Schlichte wesentlich größer ist. Die Dehnbarkeit, d. h. die Elastizität des Garnes wird durch fachgemäße Behandlung in der Schlichterei sehr wenig beeinträchtigt, nur Garne aus kurzem Stapel verlieren bei harter Schlichtung an Dehnbarkeit, aber nicht in einem Maße, das einen wesentlichen Einfluß auf das Verweben ausüben könnte. Obm. Mr. Ga. VII. Das sicherste Mittel, um eine Schlichte tief in den Faden hineinzu bringen, ist die Verwendung einer gut aufgeschlossenen Kartoffelmehl schlichte. Die Kunst des richtigen Aufschließens der hochmolekularen Stärketeilchen beruht in der Herstellung einer möglichst niedrig moleku laren Teilchengröße, die in den Faden einzudringen vermag, ohne gleich zeitig zu viel Dextrin und Zucker zu bilden. Da durch bloßes Kochen dieses Gleichgewicht nur schwer erreicht wird, empfiehlt sich auf jeden Fall die Anwendung eines Aufschließungsmittels. Ich habe gute Erfah rungen gemacht mit der Stokotablette, wobei die Einhaltung bestimmter Temperaturgrenzen nicht beachtet zu werden braucht. Ebenso kommen andere Zusätze in Wegfall, da die Stokotablette die hierzu nötigen Mittel schon enthält und einen gutgehenden, nicht staubenden Faden liefert. xx. VIII. Produkte, wie Pflanzengununi u. ä., dringen gut in das Innere eines Baumwollfadens ein. Jedoch können Sie denselben Effekt auch mit Kartoffelstärke erreichen, wenn Sie sie richtig aufschließen. Hierfür haben sich in der- Praxis die Stokotabletten gut bewährt. Man erhält eine wirksame Schlichtmasse, welche . sehr vorteilhaft ist, weil alle weiteren Zusätze wie Talg, Leim, Glyzerin usw. hierbei wegfallen. Kar toffelstärke ergibt beim Kochen klare Lösungen, wenn Sie sie mit kaltem Wasser anrühren, die zerkleinerte Tablette hinzufügen und mit Dampf durchkochen. Die Dauer des Aufschließens beträgt in Apparaten mit Dampfdruck 5—10 Minuten, in offenen Gefäßen 20 Minuten. Die so hergestellte Schlichtmasse dringt leicht in den Faden ein und macht ihn geschmeidig und geschlossen. Die Ketten laufen gut, kleben nicht und stäuben nicht. Die wachsartige Beschaffenheit der Tablette verleiht der Schlichtmasse auch den erforderlichen Kleb- und Fettstoff. Da keine unverseifbaren Bestandteile in einer solchen Schlichte vorhanden sind, lassen sich die Ketten später auch gut entschlichten. A. K. IX. Pflanzengummi. Tragant und Leikogummi dringen bessei' in den Faden ein als reine Kartoffelschlichte. Durch Aufschließungsmittel wird ebenfalls ein besseres Eindringen erzielt, die Verwendung einer auf geschlossenen Stärke (Senegalin) ergibt dasselbe, aber viel gleichmäßi gere Schlichtung. Durch das Schlichten wird die Dehnbarkeit des Baum wollgarnes mehr oder weniger herabgesetzt, je nachdem, ob das Garn mehr oder weniger stark geschlichtet wird. Rr. Verweben von Jacquardware ohne Teilschienen. Nr. 4783: Wir haben des öfteren schon in Baumwoll-Jacquardwebereien die Wahr nehmung gemacht, daß die Jacquardwaren ohne jegliche Teil- oder Kreuzschienen her- gestellt werden, die Kettenfäden also frei vom Streichbaum in den Harnisch laufen. Hat diese Methode besondere Vorteile oder ist es vorteilhafter, die Jacquardgewebe, wie in der Schaftweberei üblich, auch mit Teilschienen herzustellen? I. Zur Herstellung von Jacquardgeweben sind Teilstäbe nicht erfor derlich, man verwendet hier in vielen Fällen nur die sog. Fadenklemmen, bestehend aus je einem Stab unter und über den Fäden, leicht zusam mengebunden, oder man läßt, wie in der Frage angegeben, die Fäden frei vom Streichbaum zum Harnisch laufen. Der Vorteil liegt darin, daß die Fäden keiner unnötigen Reibung ausgesetzt werden und die Fachbildung hinter dem Harnisch besser ausheben kann. Hierbei ist es aber eine Notwendigkeit, daß die Weber(innen) etwa abgerissene Fäden, wieder genau einziehen, damit ein Verkreuzen der Kette nicht unliebsame Folgen nach sich zieht. ph. II. Wenn die Ketten sich leicht teilen und die Weber ohne Kreuz schienen zu arbeiten imstande sind, ist es sicher besser, letztere wegzu lassen, weil das Fach dann gleichmäßiger wird und gleichmäßigere Spannungsverhältnisse entstehen. Kiehlmann. III. Es ist leider Tatsache, daß es solche Jacquard Webereien gibt, welche die Ketten ohne Teilschienen abweben. Dem Fachmann tut aber - so etwas in den Augen ( weh, wenn er eine solche Oberflächlichkeit mit ansehen muß. Bei leichten Qualitäten geht es ja, weil diese appretiert und gemangelt werden, wodurch nachträglich ein schönes Aussehen erzielt wird. Bei schwereren Qualitäten, welche nicht appretiert, sondern nur leicht gemangelt oder kalandert werden, leidet das Aussehen der Ware unbedingt, denn ohne Teilschienen werden doch manche Ketten fäden, hauptsächlich solche mit Spinnfehlern, nicht so glatt verwebt, wie wenn Teilschienen vorhanden wären. Die Teilschienen geben in ge wissem Sinne Führung und Spannung der Kettenfäden, bewahren diese vor Verkreuzung, sind für eine Walke unentbehrlich und gehören zur Erzielung eines reinen Webfaches. Es gibt heute noch Jacquardwebereien, welche das Fadenkreuz von Hand noch einlesen lassen, um einwandfreie Qualitätswaren zu