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Der Textil=Technische Ratgeber (Dieser Teil, für dessen Inhalt die Schriftleitung eine Verantwortlichkeit nicht übernimmt, ist zur Erörterung fachwissenschaftlicher Fragen bestimmt; die hier abgedruckten fachmännischen Beantwortungen werden vergütet. Die Schriftleitung.) Fragen Feuchtigkeit im Wehsaal. Nr. 4854: Wir fabrizieren in unserer Weberei hauptsächlich Segeltuche und son stige Schwergebe auf gewöhnlichen glatten Stühlen, auf Einschützen- und auf Wechsel automatstühlen. Die Ketten sind hauptsächlich Baumwollzwirne in den Nr. 40/2 bis 12/4. Ein geringer Teil wird mit geschlichteter Kette gearbeitet. Die Konstruktion der Automatstühle ist so, daß die Schützenkastenzungen bzw. -backen mit einem Lederbelag versehen sind. Wir haben Luftbefeuchtung und halten die Feuchtigkeit auf 80—85%. Dabei machen wir die Beobachtung, daß die Automatstühle nicht mehr den richtigen ruhigen (Jang haben, weil der Schützen durch die große Feuchtigkeit vom Leder zu sehr ge bremst wird. Die Stühle arbeiten mit Satte]bremse oder Muldenbremse; auch haben wir, wahrscheinlich als Folge der großen Feuchtigkeit, Schwierigkeiten durch ungleichmäßige Bremsung der Ketten. Ferner bilden sich in den Kettfaden Wächtern, besonders zwischen den Lamellen der dicht eingestellten Zwirnketten, viel Fasern, welche allmählich zu Klümpchen werden und schließlich Fadenbrüche und Nester verursachen. Welche Feuchtigkeit halten Fachleute für richtig? Unsere Weberei liegt in einem Tal. Verstopfte Kopse. Nr. 4855: Wir erhalten ab und zu von unserer Kundschaft Klagen darüber, daß sich unter unseren Garnlieferungen „verstopfte Kopse“ befänden, d. h., daß die Spindeln beim Aufstecken der Kopse in deren Innern Widerstand fänden und die Kopse daher überhaupt nicht aufgesteckt werden können. Die Abnehmer behaupten, daß dieser übel- stand auf Fehler in der Spinnerei zurückzuführen sei. Es handelt sich dabei ausnahms los um Strumpfkopse auf kurzen Hülsen, die auf Selfaktoren gesponnen sind. Wir sind der Überzeugung, daß die Fehler, auf die verstopfte Kopse zurückzu führen sind, nicht in der Spinnerei zu suchen sind, möchten aber gern unsere Ansicht nochmals kontrollieren. Wir bitten also um Meinungsäußerungen darüber, in welchem Stadium der Fabrikation uni Weiterverarbeitung die Ursachen für verstopfte Kopse zu suchen sind. Indexziffern für textilindustrielle Herstellungskosten. Nr. 4856: Das Institut für Konjunkturforschung meldet wöchentlich verschiedene Indexziffern, die das Verhältnis der Kosten zu 1913 darstellen, z. B. reagible Waren, Großhandelsindexziffer, industrielle Rohstoffe und Halbwaren, industrielle Fertigwaren, Produktionsmittel, Konsumgüter. Wir erlauben uns die Anfrage, ob jemandem eine Indexzahl für die textilindustriel len Herstellungskosten, z. B. für sämtlichen Bedarf außer den produktiven Löhnen und Ge hältern, wie Maschineninstandhaltung, Bauinstandhaltung (Raumkosten, Baureparaturen), Kraft- und Dampfkosten, schnell verschleißbares Material, wie Treibriemen, Picker) Schützen, Hülsen, Zylinderlederhülsen, Spindelschnüre, Öle, Fette usw., bekannt ist. Der Rohmaterial- oder Garnanteil soll bei diesen Indexziffern nicht berücksich tigt sein. Vortrocknung der Baumwolle im Kastenspeiser. Nr. 4857: Es ist beabsichtigt, den Reinigungsprozeß von Putzereimaschinen dadurch zu erhöhen, daß die Zuführlattentücher, welche den Hopperfeeder speisen, durch An bringung von Heizkörpern unter diesen Lattentüchern beheizt werden, sodaß die Baum wolle um 1—1,5% ihrer üblichen Feuchtigkeit verliert. Bei pneumatischen Anlagen wäre die Vortrocknung der Rohbaumwolle auch durch Einblasen von 50—60°iger Luft möglich. Kann einer der Fachkollegen auf Grund von Erfahrungen mit diesen Einrichtungen einen Rat erteilen, ob sich diese Vortrocknung bewährt, da sie in England nicht üblich, ja sogar abgelehnt wird, weil sich Nummerdifferenzen herausstellen sollen? Hartenbindmasdiinen. Nr. 4848: Wie mir bekannt ist, sind zum Binden der Jacquardkarten (Karten blätter für franz. Feinstich und Chemnizer Grobstich) zwei verschiedene Maschinentypen erhältlich. Bei dem einen System werden über den Karten und unter denselben 6—7 mm breite Stoffbänder geführt, die mittels eines starken Zwirnfadens, genau wie auf einer Nähmaschine mit gleichmäßigen Stichen zusammengenäht werden. Durch diese Bindeart wird bei jedem Nadelstich die Karte durchstochen und können dieselben evtl, bei zwei- oder dreimaligem Binden brechen und bei Verwendung von Baumwollbändern werden sich diese so stark strecken, daß das Weben hauptsächlich bei franz. Feinstichmaschinen sehr erschwert wird. Als Vorteil dieser Maschine kann vielleicht angeführt werden, daß bei dem Aufreißen von dem Bindefaden nur die betreffende Karte auseinanderfällt, da gegen bei anderen Maschinen vielleicht 5—6. Bei dem anderen System müssen die Kartenblätter genau wie bei dem Binden von Hand mit den bekannten Bindelöchern versehen sein. Die Maschine ist nun so kon struiert, daß, wie bei der Nähmaschine der eine Zwirnfaden durch die obere Bremsvor richtung und die obere Nadel geht und der andere von dem sog. Schiffchen von unten her zu den Karten geführt wird. Die Sticheinteilung der Nadel ist bei diesem System nicht gleichmäßig, sondern genau nach den Zwischenräumen der Bindelöcher gerichtet. Wenn die Nadel abwärts geht, bildet der obere Faden eine Schlaufe, durch welche das Schiffchen mit dem unteren Faden hindurch schlüpft. Dadurch haben wir die Verkreu zung bzw. die Umschlingung dieser zwei Fäden in der Mitte des zu nähenden Materials, in unserem Falle in der Mitte der Karten. Durch diese Verkreuzung der zwei Binde fäden werden die Zwischenräume der Karten auseinandergedrückt und hat man wahr scheinlich wie bei dem obenangeführten System recht gerne zu weit gebundene Karten, was bei dem Weben Schwierigkeiten verursacht. Da ich über diese ganze maschinelle Kartenbinderei nicht über große Praxis ver füge, möchte ich recht gerne von Praktikern Vor- und Nachteile von solchen Ma schinen vernehmen und fragen, ob es überhaupt für franz. Feinstichmaschinen vorteil hafter ist, die Karten mit Maschinen zu binden? Drahtwebgesdilrre oder Baumwollitzengesdiirre. Nr. 4859: Manche Webereifachleute sind der festen Ansicht, daß bei Verwen dung von Baumwollitzengeschirren das Gewebe, namentlich Baumwollware, ein viel ge schlosseneres Aussehen in der Kettrichtung erhalte als bei Verwendung von Draht geschirren. Was meinen die Leser hierzu? Maschinell ihr stahmatten und Mattengeilechte. Nr. 4860: Wir wollen die Fabrikation von Stabmatten aufnehmen, die als Emballage für Getreide dienen und entweder gewebt oder geflochten werden. Die Ware soll eine Fertigbreite von 2 m aufweisen. Gibt es eine Spezialfirma, welche Maschinen für die Herstellung des genannten Artikels baut? Fachmännische Antworten werden entsprechend vergütet. Abfallmenge bei der Strickwareniäbrikation. Nr. 4861: Es würde uns interessieren, zu erfahren, mit welcher prozentualen Menge an Abfällen bei der Strickwarenfabrikation gerechnet werden muß, um Verluste nach der Richtung zu vermeiden; Voraussetzung dabei ist, daß die Fabrikation fach gemäß erfolgt und eingearbeitete Leute zur Verfügung stehen. Wir ermittelten bis jetzt eine Durchschnittsabfallmenge von 8%, gerechnet aus der im vorigen Jahre verarbeiteten Garnmenge. Die Höhe dieser Abfälle kommt uns Reichlich hoch vor, weshalb wir um gefl. Aufklärung bitten. UnKostenstatistlK iür Webereien. Nr. 4862: Welche von den Herren Fachkollegen sind bereit, auf Grün 1 der Un kostenstatistik folgende Fragen zu beantworten? 1. Mit wieviel Unkosten muß man rechnen für Ersatzteile für 1 Jahr und 1 Stuhl? (Bitte die Stuhlart anzugeben.) 2. Wie verteilen sich die Summen auf die einzelnen Posten: a) Schützen, b) Schlä ger, c) Schlagriemen, d) Schlaufen, e) Schnur, f) Picker, (Braunlederpicker oder Büffel- hautpickr), g) Ersatzteile, wie Schlagstangen, Nasen, Schußgabeln u. a., h) Riete, i) Ge schirre usw.? Grobgarn-Sortiment iür Baumwollspinnereien. Nr. 4863: Wer kann genaue Auskunft geben über die Zweckmäßigkeit des neuen Grobgarn-Sortiments von Joh. Jak. Richter & Co., Winterthur, Schweiz, zur Erzeugung von la. Schußgarnen aus middling fair staple in den Nr. 12, 14 und 16 engl. Lassen sich dieselben Nummern einwandfrei aus la. Reinfäden E’ffilochös ohne Beimischung an deren Fasermaterials herstellen? Wieviel Bedienung erfordert 1 Sortiment und welche Produktion wird in 9 Std. in obigen Nummern und Qualitäten effektiv erzielt? Werden große Nummerschwankungen festgestellt oder halten sich diese in normalen Grenzen, auch bei Verwendung von „Willow-Aufegeapparat“ als Vorreinigung und Kombination zur Karde, anstelle des Batteurs? Jacquardmaschinen iür Hodgsonstühle. Nr. 4864: Wir beabsichtigen für unsere Weberei, welche hauptsächlich Herren- und Damenfutterstoffe mittlerer Qualität aus Baumwolle und Kunstseide herstellt, neue Jacquardmaschinen anzuschaffen. In Frage kommen nur 400er Maschinen Grobstich. Während uns nun von einer Seite als am geeignetsten Hoch- und Tieffach maschinen empfohlen werden, schwört ein anderer Berater auf Doppelhubmaschinen. Welches System ist nun vorzuziehen und mit welcher höchsten Tourenzahl könnte man arbeiten? Die Stühle, auf welche diese Jacquardmaschinen kommen sollen, sind ältere Hodgson-Stühle, teilweise glatt und teilweise mit einseitigem Revolverwechsel. Verweben langfaseriger Kettengarne. Nr. 4865: Es wurde uns empfohlen, langfaserige Kettengarne in Leinwandbindung so zu verweben, daß die beiden Doppelschäfte nicht gleichzeitig miteinander hoch gehen (auftreten), sondern eine Kleinigkeit hintereinander, weil sich so langfaserige Kettengarno besser verarbeiten lassen würden. Trifft dies in der Praxis zu und wie läßt sich dies erreichen bei zusammengegossenen Tritt-(Schaft-)exzentern? Jacquardmaschinen. Nr. 4867: Wie muß bei einer 1320er franz. Feinstich-Jacquardmaschine sowohl mit Linksantrieb wie mit Rechtsantrieb der Harnisch vorgerichtet werden, damit man ein und dieselbe Musterkarte ohne jede Veränderung für eine Rechts- und Linksmaschine verwenden kann, nur mit dem Unterschied, daß bei der Linksmaschine die Nummer seite der Musterkarte sich hinten (dem Kettbaum zu), befindet, bei der Rechtsmaschine dagegen vorn (gegen den Brustbaum zu), die Aufeinanderfolge der einzelnen Muster karten aber immer die gleiche ist, also für Rechts- und Linksantrieb und zwar jedes mal, 1, 2, 3, 4, 5 usw.? Wo muß sich in diesem Falle bei Links- und Rechtsmaschinen im Platinenboden die 1. und letzte Platine befinden, wo in der Karte bzw. im Prisma das 1. und letzte Loch, wo in der Maschine die 1. und letzte Nadel und wo im Har- nischbrett das Loch für die 1. und letzte Harnischschnur? Wo befinden sich die Pla- ,inen für die Leistenfäden? Glanzstreifeil in Kunstseidengeweben. Nr. 4871: Wir erzeugen auf Baumwollwebstühlen Halbkunstseidengewebe, Kette: Baumwolle, Schuß: Kunstseide, 100 cm breit, in Leinwandbindung. Es macht sich nun der Übelstand bemerkbar, daß in der Schußrichtung sogenannte Glanzstreifen auftreten, also vom Schuß herrührend. Trotz bester Webschützen (Fiedler) vermögen wir den Übelstand nicht zu beseitigen. Wo liegt hier der Fehler und wie ist Abhilfe zu schaf fen? Bei der Schriftleitung sind einige solcher fehlerhaften Gewebeproben hinterlegt. Antworten Weberei und Vorbereitungsmaschinen Glyzerin als Schlichtezusatz. Nr. 4777: Was bewirkt ein Zusatz, von Glyzerinöl zur Kartoffelmehlscblichte für Baumwollketten? Ist dies zu empfehlen für bunte, sehr dicht eingestellte Ketten? V. Ein Zusatz von Glyzerin hat den Zweck, die Hygroskopizität des geschlichteten Garnes zu heben und die Gefahr des Abstaubens der Schlichte zu vermindern. Ein billigeres Ersatzprodukt, das sich ohne Gefahr für bunte Ketten verwenden läßt, ist das Molligen. K. S. VI. Glyzerinöl macht die Baumwollketten weich und infolge seiner Hygroskopizität sehr leicht lappig. Vorteilhafter ist es, wenn man von einem Glyzerinzusatz zur Stärkeflotte absieht und erprobte Schlichtver fahren zur Anwendung bringt. Als solche haben sich Schlichten aus Kartoffelmehl, Senegalin und Sapolin der Firma Kantorowicz & Co., Breslau 6, bestens bewährt. Genannte Firma steht, jederzeit mit Fach leuten zum Vorschlichten jeglicher Art Ketten kostenlos zur Verfügung. H. M. VII. Für bunte sehr dicht eingestellte Ketten ist Glyzerin sehr zu empfehlen. Br. Schlichten von Kunstseidenketten. Nr. 4778: In unserer Buntweberei sind wir auf Erzeugung von Halb- und Ganz Kunstseidenwaren übergegangen. Wir fabrizieren stückfarbige Waren mit 120/2 den. Kunstseidenkette, roh, und garnfarbige Waren in derselben Zwirn-Nr. gefärbt. Wir möchten nun auf die Verwendung von nur einfacher Kunstseide als Kette übergehen, und dachten uns die Fabrikation so, daß wir Kunstseide in 120/1 den. bis 180/1 den. auf der Konusschärmaschine schären und dann auf einer eigens zu beschaffenden Kunst Seidenschlichtmaschine, wofür uns besonders die Konstruktion der Firma Leo Sistig. Krefeld, empfohlen wurde, diese Ketten schlichten. Für stückfarbige Ware ließe sich auch diese einfache Kunstseide auf entsprechend langsam laufenden Zettelmaschi nen zetteln und dann schlichten. Nun wird uns von befreundeter fachmännischer Seite von der Einrichtung für das Schlichten ganzer Ketten entschieden abgeraten und darauf hingewiesen, daß man