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130 Aus dem Morgenlande. ging noch weiter und sprach von Familien- und Staatsblitzen, wobei man durchaus nicht an die Donnerwetter dachte, durch welche die Häupter der Regierung im kleinen und im großen von Zeit zu Zeit die Luft zu reinigen gewohnt sind. Im Gegenteil, diese beiden Blitzsorten wurden als Vor bedeutungen bei der Inangriffnahme von Zukunftsplänen an- - gesehen, und zwar aus die Dauer des ganzen Lebens sür den Begründer einer Familie, auf die Dauer von dreißig Jahren bei der Entladung eines Staatsblitzes, mit der einzigen Aus nahme, sobald ein solcher bei der Gründung von Kolonial- ' städten in die Erscheinung trat. Das alles wurde so ernsthaft genommen, daß man sich , häufig in der Lage befand, zu eigenem Frommen den Blitz vom Himmel durch Gebete und Zauberformeln sogar zu er flehen, wofür es an historischen Beispielen nicht mangelt. Der König Porsenna von Volsinii verstand es, das Kunststück wirksam auszuführen, was vor ihm bereits Numa geleistet j haben soll. Als aber Tullus Hostilius, wie getreulich über liefert worden ist, seinem Vorgänger dasselbe Kunststück nach- ! zumachen sich bemühte, da erschlug ihn der zur Stelle er schienene Blitz, weil er irgend etwas bei der Ausführung der vorgeschriebenen Bräuche zu thun verabsäumt hatte. Plinius, der von diesen Ereignissen schriftliche Nachrichten in seiner Naturgeschichte hinterlassen hat, scheint so entzückt von dem Fortschritt der Wissenschaft bezüglich der Vorbedeu tung der Blitze gewesen zu sein, daß er sich gegen die Zweifler daran ereifert. Sei man doch zu seiner Zeit so weit ge kommen, daß man nicht nur den Tag, an welchem die Ge witter eintrcffen, mit Bestimmtheit Voraussage — wer deukt dabei nicht an unfern modernsten Unwetterpropheten? — und daß man ferner so weit gekommen sei, die Vorbedeutung der Blitze für das Schicksal des Privatmannes und des Staates, , wie es zahllose Erfahrungen bestätigten, anerkennen zu müssen. Die Blitzthcorien, insofern sie sich ganz insbesondere auf Vorbedeutungen im Familien- und staatlichen Leben beziehen,