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Die Südpolarzoiie. 235 Gleichgewicht der Erde fordere dies. Wenn der ungeheuere Raum zwi schen der Südspitze von Amerika und Afrika, ferner von Neuholland ganz mit Meerwasser erfüllt sei, so habe die Erde nach Norden zu ein so star kes Uebergewicht von fester schwerer, Masse, daß sie nothwendig Um stürzen müßte. Der Verfasser weiß nicht, wer so glücklich war, diese Entdeckung zu machen, aber gemacht ist sie und man hat sich lange bemüht, zu erklären, wie cs denn Wohl zugehe, daß die Erde nicht umsalle, vorausgesetzt, es gäbe kein Südpolarland. Dergleichen Spekulationen gehören jetzt zu den müßigen, um nicht zu sagen thörichtcn, denn der Gelehrte weiß, daß die Ccntrifugalkraft, ver möge der die Planeten sich um ihre Axe drehen, die Schwere solcher gestalt aufhebt, daß es gar nicht der Geschwindigkeit braucht, mit der sich die Erde um ihre Achse dreht, um ein Fallen zu verhindern, denn man kann sehr wohl mittelst Drchstnhl und Drehbank ein Instrument mache», welches, durch eine Schnur wie ein Kreisel in Bewegung gesetzt, diese Aushebung des Gewichts zeigt; zu dem aber würde man auch jetzt fragen: „wenn denn diese Centrifugalkraft nicht wäre und die Erde fallen könnte, wohin sollte sie fallen? wo ist für einen Planeten — wo ist im Welt raum oben oder unten? Man hat in Folge solcher Betrachtungen die Idee von der Nothwen- digkeit eines Südpolarlandes längst aufgegeben, es ist nicht mehr ein phy sikalisches, es ist aber wohl ein geographisches Problem; man fragt sich, da die Erde so weit nach Norden zu mit Land bedeckt jst, da ans der Nordhälfte das Land beinahe überwiegend ist, sollte die Südhälfte wirklich ganz frei davon sein? und diese Frage, nichts weiter, sucht der Geograph, sucht der Reisende zu lösen. Ob es viel Lohnendes dabei giebt, ist allerdings eine andere Sache, denn die Südpolarländer, obschon man sich lange mit ihnen beschäftigte, konnten doch in keines Geographen Phantasie als bewohnt oder bewohn bar erscheinen; sie sind ferner mit keinem der bekannten Welttheile in Verbindung und haben nicht die geringste politische Bedeutung, aber wissen mußte man immer, ob hinter dem geheimnißvollen südlichen Polarkreise irgend etwas Nennenswcrthes verborgen sei und so wurde denn von der Zeit, wo man überhaupt die Gegenden südlich von den auslaufenden Welttheilen befuhr, ein möglichst weites Vordringen versucht; aber es war nur dem berühmten Cook Vorbehalten, dorthin zu gelangen. Es war am 1. Februar 1774, daß er unter dem 90. Grad W. L. von Ferro den 70. Grad S. B. überschritt, dort aber allerdings nichts weiter als gewal tige Eismasscn sah. Ein Jahr später erreichte er unter dem 60. Grad O. L. 20*