Volltext Seite (XML)
754 Die verschiedenen Vvlkerstnnime. tigsten dieser Stämme, welche die höheren der Gebirge bewohnen, gestatten keinem Fremden bis zu ihnen zu dringen, und wer es wagt trotz der War nungen und Verbote von denen man in den niedriger gelegenen Regionen zur Genüge Nachricht hat, wird ohne Weiteres geköpft, der Leichnam wird als Warnungszeichen an den Grenzen des Landes aufgehängt, der Kopf aber wird als Trophäe mitgenommen. Dies ist der Grund, warum sie von den Engländern auf das Grausamste verfolgt, und wo man derselben ansichtig wird, gleich wilden Thieren niedergeschossen werden, man will nun einmal die Leute glücklich machen und es ist in der That undankbar und straf würdig, daß sie sich dem widersetzen. Eines der Völker heißt Kohas und sie glauben, oder man behauptet, sie seien Abkömmlinge eines chinesischen Heeres, von welchem ihre Vor fahren bei einem plötzlich nöthig gewordenen Rückzüge abgeschnitten und zurückgelassen worden sind, man glaubt sie hätten sich dann hier niederge lassen und mit den Eiugebornen verbunden, stark vermehrt, der Gedanke wird einigermaßen unterstützt durch die Kleinheit der Leute, ihren wackeligen Gang und ihre dicken Bäuche, welche sie thatsächlich mit den Chinese» gemein haben, wozu auch noch große Unreinlichkeit, großer Geiz, die Nei gung zu betrügen und manches andere von den Chinesen cultivirte Talent gehört. Diese Leute sind eine Geißel, eine wahre Landplage für die birma nischen Nachbarn, welche sic täglich mit Plünderungszügen heimsuchen, und welche sie, so weit es ihnen der Mühe lohnt, als Sclaven mitnehmen und an den auswärtigen Grenzen für anderes ihnen nützlicheres Hausvieh ver kaufen. Selbst die Städte sind nicht sicher vor ihnen und die mehrsten derselben kaufen sich die Besucher durch einen Tribut ab, welcher nicht gerade geringfügig genannt werden kann, aber doch lieber gezahlt wird, als daß man sich fortwährend im Kriegszustände gegen sie erhielte. Sie haben sich gegen einzelne kleine Staaten dergestalt in Respect gesetzt, daß diese den Tribut an den Herrscher der Birmanen zu zahlen aufgehört, und sich geradezu mit ihnen verbunden haben, denn die kleinen Fürsten wurden schließlich bis auf den Raum zwischen den Mauern ihrer Städte beschränkt, und die Birmanen thaten nicht das geringste, um ihnen zu helfen. In einem nordöstlichen Theile des Reiches befindet sich der Stamm der Nynginue als der am östlichsten wohnende Stamm der wilden Völker schaften. Dieser Stamm bewohnt ein Thal, welches ungefähr 1800 über dem Meere liegt und das Bette eines sehr großen Sees gewesen zu sein scheint, noch befindet sich daselbst ein solcher von 4 Meilen Durchmesser, welcher aber auch von dieser Größe immer mehr herabzusinken scheint. Hier ist auch noch eine recht zahlreiche, Ackerbau treibende Völkerschaft.