Volltext Seite (XML)
Entdeckung eines Binnensees. 733 ganz vollständig, sie essen selbst nicht zusammen und ein Knabe von sie ben bis acht Jahren würde ganz trostlos sein, wenn er die Mahlzeit sei ner Mutter theilen sollte. Die Einwohner sind von einer Unzahl kleiner Fürsten regiert, welche, wie klein sie auch sind, entsetzliche Tyrannei zu üben verstehen. Ihre Gewalt ist erblich, scheinbar sind sie durch einen Rath unterstützt, allein sie folgen immer ihrem eigenen Rath und würden es wahrscheinlich ihre edelen Rathgeber mit dem Leben büßen lassen, wenn sie etwas anderes zu rathen wagen wollten, als der Wille des Herrn voraussetzt. Sklaverei und Dienstbarkeit ist ganz allgemein, sie ist auch, wie es scheint, keine Schande und einer der Fürsten selbst, mit dem Burton in Berührung kam, hatte seine eigenen Söhne als Lastträger vermiethet. Einer derselben, Fundikira, erhielt die Nachricht von dem Tode seines Vaters gerade während der Arbeit; augenblicklich legte er seine Last nie der und wanderte heimwärts, um seine Erbschaft anzutreten. Er heirathete alle Frauen seines Vaters, führte jedoch nicht lange ein glückliches Leben, sondern erkrankte bald durch seine Schlemmerei und sein Tod konnte nicht gehindert werden dadurch, daß er einer seiner Frauen nach der andern den Hirnschädel zerschmettern ließ, als möglicherweise schuld an seine Krankheit. Nach den Beschwerden einer mehr als halbjährigen Reise, am 10. Fe bruar des Jahres 1858, erreichte Vnrton mit seinen Begleitern eine Hügelkette, von welcher er, den Himmel beobachtend, am Horizont eine blaue Linie erkannte, welche, von der Sonne glänzend beschienen, einen Bergzug andentetc. Weiter schreitend, fragte Burtou seine arabischen Be gleiter, was jene glänzende Linie dort unten sei. Der Araber antwortete, das ist Wasser, das ist der See, den du suchst. Bei diesem Anblick ergriff den Reisenden ein wahrer Ingrimm, um solcher unbedeutenden Pfütze willen seine Gesundheit geopfert und das Leben vieler Anderer in die Schanze geschlagen zu haben und er ver wünschte und verdammte die lügnerischen Araber und ihre Uebertrei- bungen. Aber man näherte sich dem See, der Stand der Sonne wurde ein günstigerer, die Bäume verbargen nicht mehr einen Theil des Horizonts und siehe, es entwickelte sich der See Tanganhika in seiner ganzen Pracht und Schönheit, da ruhte er im Schoße der Berge und im Glanze der tropischen Sonne. Man konnte seine blauen Wogen auf die Ferne von wenigstens 18 deutschen Meilen übersehen. Die Länge desselben war durchaus nicht zu überblicken, sie beträgt, wie spätere Untersuchungen zeig ten, wenigstens 75 deutsche Meilen.