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738 Abschreckende Sitten und Gewohnheiten. werden scheint, so thun sie doch nicht den geringsten Dienst, ohne sich den selben unverschämt bezahlen zu lassen. Unter einander scheinen sie nicht höflich umzugehen, wiewohl sie außer dem Hause ein gewisses Ceremoniel zu beobachten pflegen. Sie fassen sich bei der Begegnung bei den Armen und scheuern sich an einander wie Schweine an einen Zaunpfahl, wobei ein Jeder dem Andern zuruft: „wie befindest du dich, wie befindest du dich!" Im andern Falle beugen die einander begegnenden Frauen die Kniee bis zur Erde und wiederholen solche stumme Verbeugungen. Die Kinder sind wahrhaft abscheulich, sie sind häßliche, fratzenhafte Nach ahmungen ihrer Eltern und verschmähen jede Civilisation, sind unter einander in fortwährendem Zank und Hader, sie beißen sich mit den Zäh nen und kratzen sich mit ihren krummen Klauen wie boshafte Katzen, auch zwischen Eltern und Kindern sah Burton keine andere Art von Verkehr, als daß sie einander kniffen, bis es blaue Flecke gab, oder sich bis aufs Blut kratzten. Der Trunk oder der Genuß des berauschenden Hanfes ist ein auf die erschreckendste Weise verbreitetes Laster. Nirgends sieht man so viele schwankende und taumelnde Gestalten mit schwerer Zunge lallend, wie hier; diese Creaturen nähern sich mehr den Thieren als den Menschen. Hierin hat der große Reisende jedenfalls sehr Unrecht, denn das Trinken berauschender Getränke und das Berauschtsein durch dieselben ist einer jener großen Vorzüge, deren sich der Mensch den Thieren gegenüber erfreut; kein Thier betrinkt sich, man thnt mithin den Thieren eine ganz unverdiente Ehre an, wenn man sagt: „er ist betrunken wie ein Vieh;" das Vieh könnte eher von einem civilisirten Mops sagen, den seine Herrin mit Liqueur-Bonbons gefüttert hat: „er ist betrunken wie ein Mensch," als umgekehrt. Die Völkerschaften unter sich befinden sich häufig in blutigen Kriegen, welche immer mit Ermordung der nicht mehr arbeitsfähigen Einwohner und mit Hinwegführen der arbeitsfähigen und allen Viehes enden. Nach dem Kampfe beschäftigen sie sich weder mit den Verwundeten noch mit den Todten, sie rauben ihren Feinden auch keine Siegeszeichen, sondern nur sie selbst, die noch Lebenden, die in Gefangenschaft geführt werden. Dennoch sind sie gastfrei und empfangen den Fremden gern, darunter verstanden auch den Eingeborenen, wenn er nicht ihres Stammes ist. Die erste Frage, die sie ihm vorlegen, ist, ob er sie von ferne ge sehen habe, d. h. ob er von ihnen sprechen gehört. Verneint der Fremde dies unglücklicherweise, so ist die unausbleibliche Folge ein Krieg gegen den Stamm des Fremden, der diesen Stamm lehrt, was sie für Hel den sind.