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748 Umerapnra. Stadt und Volk. die Katz den Kaiser an" ist hier noch nicht zur Geltung gekommen. Der Reisende, welcher diese Stadt betritt, würde wenig von ihr zu sehen be kommen, wenn er nicht auf einem Elephanten seinen Einzug hielte; dieser ist das gewöhnliche Reitthier und wer auf seinem Nacken sitzt, kann aller dings über die Pallisaden hinwegsehen. Allerdings befindet sich die sonder bare Verunzierung auch nur auf dem Wege, welchen der Herrscher zu rückzulegen Pflegt. Die Häuser alle, bis auf die der Herrscherfamilie und der Priester, sind mit Schindeln oder mit Palmblättern bedeckt, die Paläste dagegen haben ein dreifaches Dach, welches ganz und gar mit überaus kleinen und schmalen Ziegeln gedeckt ist. Die Stadt soll jetzt innerhalb der Mauern über 5000 Häuser zählen, welches auf eine Bewohnerschaft von 25,000 schließen läßt. Die Stadt aber mit den Vorstädten zählt 18,000 Häuser und man schätzt deshalb die Bewohner auf die Zahl von 90,000. Die Straßen durchkreuzen sich alle regelmäßig und obwohl die Eingeborenen keine steinernen Häuser bauen dürfen, sieht man deren doch genug, welche von den Fremden erbaut sind. Es ist hier wie überall, wo man zu viele Gesetze giebt und folglich zu wenig Zeit hat darauf zu achten, daß sie auch ausgeführt werden. Der Herrscher soll täglich die vortrefflichsten Gesetze erlassen, doch wie es scheint nur zu seiner eigenen Beruhigung. Als derselbe eines Tages einen Menschen erblickte, der mit großem Eifer den Erdboden umher aufhackte und durchsuchte, fragte er denselben, was er mache, und jener erwiederte: „ich suche eines von jenen zahlreichen vor trefflichen Gesetzen, welche täglich von dem höchsten Gerichtshöfe des Palastes ausgehen und von denen man nie wieder etwas hört." Die Einwohner entwickeln eine wunderbare Geschicklichkeit in der Be nutzung des Bambus; es scheint, die ganze Industrie des Volkes ruhe darauf. Sie bauen nicht nur ihre Häuser und Hütten, nicht nur ihre Stege über die Bäche, ihre Brücken über die Flüsse, ihre Speicher und sonstigen luftigen Gestelle, Schuppen und dergleichen, sondern auch ihre Bewässerungsräder, ihre Ruder, Masten, ihre Werkzeuge zur Fischerei, ihre Lanzen, Bogen und Pfeile, ihre Köcher, Helme und Hüte, ihre Pfeifcn- röhre, ihre Wasser- und Oelbehälter, ihre großen und kleinen Schachteln aller Art, ihre musikalischen Instrumente, ihre Fackeln, ihre Blasebälge, ihre Matten und Seile, alles wird ans diesem Bambusrohr verfertigt, auch die seidenen Gewebe, für welche man das Rohmaterial von China bezieht, werden auf Webestühlen von Bambus verfertigt. Es scheint, als sei diese lebhafte industrielle Thätigkeit und die Kenntniß derselben von China hierher gekommen, auch bevölkern vorzugsweise Chinesen die Vor städte. Die Armen scheinen die geplagtesten Unterthanen des großen