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Gaugruppe Eiblal (DL.) Luch diesen Sonntag wird wieder reger Spielbetrieb einsetzen. Gelllag. und Faustball gehen in der Herbstrunde ihrem Ende ent gegen. Hand- »nd Fußball fahren in den vor kurzem begonnenen Pslichtspielen fort. Fußball. Pflirhlspicle, Meislcrklaffe Slasiel A. TuSV. Zschachwih gegen TV. Pötzscha Wehle». Ter Bezwinger RadebeulS. Pötzscha-Wehle», weilt am Sonn- !ag i» Zichachwitz und tritt um 3 llhr dem zur Zeit erfreulich i» der Spielstärk« »vackiscnden Plahbcsitzcr gegenüber. An einen neuen Sieg darf Wehlen nicht ohne weiteres Lenken, wenngleich er auch nicht ausocschlesscn ist Das Thiel stebt unter Leitung von Krause (Nadcbenl). TV- Herumnia-HainSberg gegen TB- Radebeul. Zwei Bcsieote des Voriannlaps trene» im zweite» Pslichtspiel in Hainsberg aufeinander. Mit ziemlicher Voraussicht kann man den Plat'bcsitzer als Sieger i» die>em Kampfe nennen. Anstoß 3 Uhr. Schiedsrichter: Koch iGuts Mutbs). TuSB. Dresden Blasewitz gegen TV. Guts Muths Dresden. Gleich am zweiten Pflichtspiclsanntag findet das mit gewisser Spannung ernmrtete Tressen der beiden stärksten Mannschaften der Gruppe statt, die beide in den letzten KreiSmeistcrschaftkspielen die Elb'algruppc zu vertreten hatten. ES ist auch heute noch schwer zu sagen, wer der Bessere ist. Beide Mannschaften sind zur Zeit aus geglichen und aus allen Posten pleichgut besetzt. Dem Spiel wird um 3 Uhr als Schiedsrichter Flurschütz tEVIM ) vorstehen. Handball. Grohröhrsdors l. gegen Tschtt 1877 1. — Frischauf Meißen 1. gegen Christlicher Verein Junger Männer 1. — .Klotzsche 1. gegeli Lcnbnitz-Neuostra 1. — ATV. Dresden 1. gegen ADV. Stibitz 1. — Königsbrück 1 gegen DreSden-Lcubenl. — Handball-Städtcspiele der Turner. Die Berliner Turncrhandballer werden im Oktober folgende Städtespiele austragen: Dresden gegen Berlin am 21. Oktober in Dresden und Leipzig «egen Berlin am 26. Ok tober in Leipzig. Wegen eines Spieles mit Hamburg am 11. November und wegen des Rückspieles gegen Leipzig in Berlin sind die Vcrlumdlnttgcn noch nicht abgeschlossen. Schlagball. Turnlust 1 gegen Guts Muths 1. — ATV- Dresden 1. gegen Nadebeul 1. — Turngemeinde Kötzschenbroda gegen Neu- und An- lonstadi. — Turnerschaft 1877 Ti gegen Neu- und Antonstodt Ti. — ADV. Dresden 1. gegen Weinböhla 1. Aaustball. Turnerschasl 1877, Langebrück, Turngemeinde Nordwcst und Frischauf Dresden. In den letzten Punktkämpfen treffeil sich diese vier Mannschaften ab 9.90 Uhr auf dem Platz an der Permoser- straße. Ein Gegenstück zum Europa-Pokal Neues Projekt eines Fußball-LändcrturnierS. Nach dem Muster des Europapokals, um den sich die Fußball- Ländcrmannschasten von Oesterreich, Ungar», Italien, der Tschecho- Slolvakei, der Schweiz usw. bewerben, soll nun auch ein Baltischer Pokal geschaffen werden, um den die Mannschaften von Schweden, Dänemark, Nornrege», Finnland, sowie auch von England und Deutschland kämpfen sollen. Das Projekt wurde gelegentlich des deutsch-schwedischen FußballkampfcS in Stockholm zwischen den Führern der Fußballverkmndc von Deutschland und den nordischen Staaten erörtert und Hot Aussicht auf Verwirklichung. Die eng lische Association soll im November dieses Jahres durch einen deut schen Unterhändler für diesen Plan gewonnen werde» Zu diesem Zweck wird Dr. Schlicker Verhandlungen mit dem Jnselreiche auf- nehmen. Was die skairdinavischcn Länder betrifft, so ist die prin zipielle Zustimmung für das Projekt bereits vorhanden, auch der Deutsche Fußballbund steht der Angelegenheit durchaus sympathisch gegenüber. SlS-le» und GaurveNKSmpfe im VMBD. Die einzelnen Gau« des Verbandes Mitteldeutscher Ballspiel- orreine treten im Laufe der nächsten Zeit mit verschiedenen Städte- and Gauspielen aus den Plan Das nächste und bedeutendste ist die Voppelveranstaltung der Gaue Ostsachsen-Nordwestsachen, die am 31. Oktober lResormattonssest, sächsischer Feiertag) einen Fußball- ISdtekanipf Dresden-Leipzig in Dresden und Handballstädtckämpfs sür Domen und Herren in Leipzig zum AuSirag bringen. Am 4. November folge« die Hand ball»vettkkmpfe Dresden-Berlin und Wei- ßenselS-Zeitz. Die Zeit -er Wald- ««- SlratzenlSufe ist gekommen. Der Eintritt kühleren Wetter» läßt die Durchfüh rung leichtathletischer Sportfeste nicht mehr zu, veranlaßt aber zur Veranstaltung von Straßen-, Wald- und Geländeläufen, die von den maßgebenden Sportverbänden nicht nur in jeder Weise gefördert, sonder» auch vorgeschriebe» sind. Der Verband Mitteldeutscher Ballspirlverein« hat seinen Gauen empfohlen, den 14. Oktober zur Durchführung zu wählen, und da er vom Wert solcher Veranstaltun gen am Ende der Leichtathletikzeit unbedingt überzeugt ist, hat er den Athletikausschüssen die Durchführung dieser Veranstaltungen zur Pflicht gemacht. Er legt sich nicht unbedingt auf den 14. Okto ber fest, sondern überläßt es den Gauen, den geeignetsten Termin zu wählen, um nicht schon durch ungünstig« Termin« die Beteiligung von Gauangehörigen unmöglich zu machen. Eine möglichst große Teilnehmerzahl zu erreichen wird ange strebt. da auf diese Weise recht eindringlich für den Gedanken der Leibesübungen geworben werden kann. Um aber auch den Wett kämpfern nochmals Gelegenheit zu geben, sich im Wettkampf zu be gegnen, so ist damit schon die Art der Ausschreibung gegeben. Der Lauf wird deshalb nach den Verhältnissen der einzelnen Gaue und der gewählten Strecke entweder als Straßenlauf, als Waldlauf oder als Geländelauf durchgeführt, und zwar einmal alz Wettlauf in verschiedenen LeistungS- und Altersklassen und das andere mal als einfacher Tempolauf für Fußball, und Handballmannschosten usw., di« zumeist in geschlossene» Gruppon laufen und als solche auch durch dos Ziel kommen müssen. Die Art dieser Durchführung hat sich außerordentlich bewährt und auf die Wettkämpfer selbst, sowie durch das meist recht farbenfrohe Bild auf die Zuschauer seine An ziehungskraft in besonderer Weise ansgeübt, so daß mir zu wünschen ist, daß in ollen Gauen wenigstens ein solcher Lauf durchgeführt wird. Am 7. Oktober werden im Gebiet des Verbandes Mitteldeut scher Ballspiclvereine folgende Läufe veranstaltet: in Magdeburg der Herbstwaldlauf de? MittelelbegaueL, in Beuren der Herbstgelände lauf des Gaues Eichsfeld, in Quedlinburg der 2. verbandsoffen« Lauf „Quer durch Quedlinburg", veranstaltet vom VfL. Mars Quedlinburg, und in Zittau der 2. 10-Kilometrr-Straßcnlauf vom Zittaucr Ballspielklub veranstaltet. — Die meisten der übrigen Gaue veranstalten ihre Wald- bzw. Grländeläuf« am 14. Oktober. rlelchsavsschutz-Taguagen Der Deutsche Reichsausschuh für Leibesübungen hat für den 10. Nova,über nach dem Turnhallengebäude im Berliner Sport forum mehrere Sitzungen anberaumt. Vormittags um 10 Uhr findet ein« Zusammenkunft des Vorstandes und des Wirtschaftsausschusses statt, nachmittag um 3 Uhr tagt der Kampfspielausschuß und um 5 Uhr nimmt dann die Mitgliederversammlung des D. R. A. ihren Anfang. Hierzu liegt folgende Tagesordnung vor: 1. Aerztlich« Ergebnisse der Olympischen Spiele (Dr. Kohl- rausch); 2. Amateurparagraph: 8. Arbeit auf dem flachen Lande (Dr. Diem); 4. Unterstützung durch di« Reichs- und Staatsbehörden (Dr. Brandt): 5. Ausgestaltung der Film-Lehr- arbeit mit Vorführung (Sportlehrer Westerhaus). Achter Laus zur Kraftrad - Stratzenmeisterschasr Der 8., letzte Lauf der in acht Rennen auszutragenden deut schen Krastrab^Strahenineisterschast ist — nachdem die Frankfurter Dreistädtefahrt ausgefallen ist — vom Degsscheu Motorradfahrer verband der L-andesgruppe Sachsen zugewicsen worden. Das Rennen wird am 21. Oktober dieses Jahres von d«r Motor - radsahrer-Sportgemeinschaft Groh-DreSden auf einer etwa 14 Kilometer langen Rundstrecke aus dem Truppenübungs platz Königsbrück, zirka 30 Kilometer von der sächsischen Haupt, stadt entfernt, durchgeführt werden. Es ist mit einem außerordentlich interessanten Verlauf zu rechnen, da es in einigen Kategorien noch völlig offen ist, wem die Meisterschaften 1923 zusalle» werden. Die besten deutschen Fahrer auf den schnellsten Maschinen werden in KönigSbrück an den Start gehen. Voraussichtlich wird der Mcister- schaftslauf über 14 Runden, also 196 Kilometer führen. Außer dem Rennen der MeisterschaftSsahrer wird am 21. Oktober »och ein Rennen für alle Klassen von Solomaschinen, offen für Inhaber des nationalen Ausweises über eine kürzere Distanz ausgefahren werden. Leipziger Sender > Sonntag, 8. Oktober: 8.80 Uhr: Orgelkonzert. 9.00 Uhr: Morgenfeier. 11.00 Uhr: Uebertragung au» dem Stadt-Theater Hall« a. d - Morgenfeier. 18.15 Uhr: Mittagsmusik. Landwirtschastsfunk. 13.00 Uhr: Dr. Richard Völker, Leipzig: „Die wichtigsten Er. Kränkungen der Geschlechtsorgane landwirtschaftlicher Hans- tiere." 13.90 Uhr: Dr. Anton Arland, Leipzig: „Neuzeitliche Kartoffel- ausbewahrung". 14.00 Uhr: Stimmen der Auslandspresse. Danach Auslands- spiegel. 14.45 Ubr:, Sprochecke des Deutschen Sprachvereins. 14.46 Ubr:, Sprochecke des Deu 15.00 Uhr: Schallplattenkonzert. 16.00 Uhr: Unterhaltungs-Konzert. 17.30 Uhr: ^ - - - - Leipzig. 18.30 Uhr Frau Rath Goethe. Sprecherin: Lina Carstens, yr: Prof. Dr. A. Esau, Jena: „Kurze Wellen »nd ihr« Anwendungen." II. 19.00 Uhr: Dr. Alfred Lehmann, Leipzig: „Fahrendes Volk." III. 19.30 Uhr: Uebertragung aus Jena: „Samson." 82.00 Uhr: Sportfunk. 22.30— 00.30 Uhr: Tanzmusik. Montag. 8. Oktober: 14.00 Uhr: Schallplattenkonzert. 14.65 Uhr: Frostmeldung. 15.00 Uhr: Dr. Arno Schirokauer: Literarische Umschau. 16.00 Uhr: Studienrat Völcker, Lektor El. Grander: Fran zösisch (kulturkundlich-literarische Stunde). (Deutsche Welle, Berlin.) 16.30 Uhr: Konzert. 17.45 Uhr: Arbeitsnachweis. 18.20 Uhr: Wettervoraussage, Zeitangabe, Funkwerbenachrichten. 18.30- 18.55 Uhr: Studienrat Friede!, Lektor Mann: Englisch für Anfänger. (Deutsche Welle, Berlin.) 1900 Uhr: Dr. Theodor Wolfs, Berlin: „Der goldene Schnitt." 19.30 Uhr: Uebertragung aus dem Neuen Theater In Leipzig: Hoffmanns Erzählungen. Etwa 22.20 Uhr: Pressebericht und Sportfunk. Anschließend bis 24.00 Uhr: Tanz- und Unterhaltungsmusik. Zvflon lm Verllner »uderfporl Zwei große Gruppen der BerNner Rudechchaft, die sich als Vertreter des Ronmoudevsport» und der Wanderruderei lange Jahr« nicht eben freundschaftlich gegenüberfta-nden, halben sich entschlossen, sich zu einem großen Verbaute zusamen zu tun und den gesamten Berliner Rudersport in sich zu vereinigen. Es handelt sich um di« Vereinigung! <Sroß»Berkiner Rennruderveretne und den Wand«rrudervc r« band „Mark Brandenburg". Ueber die Grundsätze, nach denen der neu« Verband ge leitet werden soll, ist in mehrfachen Besprechungen, an denen sich z. Zt. auch der Berliner Regatta-Verein betail-igte, Klar heit geschaffen worben, so daß der bevorstehende Zusammenschluß numnehr als gesichert gelten kann. Die Vorstände der beiden Verein« haben gemeinsam für Donnerstag, 8. Ok tober, sämtlich« Berliner Verein« zu einer Vertreter-Versamm lung eingeladen, um möMichst di« gesamt« Berliner Ruderschaft — auch diejenigen Vereine- di« z. Zt. keiner der Leiden genannten Gruppen angeyören — in ihrem Schoße zu vereinigen. 214 Avndeulllomeler l« Leichtflugzeug Hamburg, Oktober, stellte das Leichtflugzeug Bäumers ,en von Ingenieur Ernst Han» .... Werner von Langsdorfs eine neue international« Welthöchstleistung «ruf, indem es 214,5 Kilometer Stundengeschwindigkeit auf der Meßstrecke Fuhlsbüttel—Nvumünfter—Fuhlsbüttel er reichte. Die Leistung ist bchonder» bemerkenswert, weil mit mrr 60 ?8 eine Geschwindigkeit erreicht wurde, di« von den heutigen Verkehrsflugzeugen mit mehr als 1000 ?8 nicht er zielt wird. Der Flug wurde unter Kontrolle de» Zettnehmers des deutschen Lustrates, Major a. D. von Anstiegen, Polizei- major von Hettnburg und Herrn WM, Am 3. Oktober „Sausewind"- g Peterfen und Dr.- VeraiüworNIch für de» politischen Teil: De. Gerhard Desczhk, DccSdgi für den sächsischen Teil »nd das Feuilleton: De. Max Domschke, Dresden sür Anzeigen - Artur Lenz, DreSd en. Das Schlosj Dürande Eine Erzählung von Joseph v»n Eichendorsf. <1. Fortsetzung.! Als sie endlich allein in ihrer Schlaskaimner »vor, setzle sie sich angekleidet aufs Bett und versank in ein tiefes Nachsmncn. Der Mond schien durchs osfene Fenster auf dir Heiligenbilder an der Wand, nn füllen Gärtchen draußen zitterten die Blätter in den Bäumen. Sir wand ihre Haarflechten auf, daß ihr die Locken über Gesicht und Achsel herabrollten, und dacht« vergeblich nach, wen ihr Bruder eigentlich im Sinn habe und ivarum er vor dem Pistol so sehr erschrocken — «s war ihr alles wie im Traume. Da kam es ihr rin paarmal vor, als ging« draußen jemand sachte rimL Hau». St« lauschte am Fenster, der Hund im Hofe schlug an, dann war alle» wieder still. Jetzt bemerkte sie erst, daß auch ihr Bruder noch wach war; anfangs glaubte sie, er rede im Schlaf, dann aber hörte fit deutlich, wie er auf seinem Bett vor Weinen schluchzte. Das wandte ihr da» Herz, sie hatte ihn noch niemals weinen gesehen, es war ihr nun selber, als hätte sie was verbrochen. In dieser Angst beschloß sie, ihm seinen Willen zu tun; sie wollte wirklich nach dem Kloster gehen, die Priorin »vor ihre Muhme, der wollte fi« alle- sogen und sie um ihren Rat bitten. Nur das >oor ihr unerträglich, daß ihr Liebster nichts wissen sollte, wohin sie gekommen. Sie wußte wohl, wie herzhaft er war und besorgt um sie; der Hund hatte vorhin ge bellt, im Garten hatte es heimlich geraschelt wie Tritte, wer weiß, ob er nicht Nachsehen wollte, wie es ihr ging nach dem Schrecken. — Gott, dacht« sie, wenn er noch draußen stund'I — -er Gedanke ver- ^ hielt ihr sifft Len Atem. Si« schnürte sogleich eilig ihr Bündel, dann : schrieb sie für ihre» Bruder mit Kreide auf den Tisch, daß sie noch / heute allein ins Kloster fortargangen. Die Türen waren nur an gelehnt, da schlich sie vorsichtig und leise aus der Kammer über den Hausflur in den Hof, der Hund sprang freundlich an ihr herauf, sie halte Not, ihn am Pförtchen zurückzutveisen; so trat sie endlich mit klopfendem Herzen Ins Freie. Draußen schaute sie sich tief ausatmend nach allen Setten um, ja, sie wagte er sogar, noch einmal bis an den Gartenzaun zurück, i -»geben, aber ihr Liebster war nirgend zu sehen, nur hi« Schatten der Bäum« schwankten ungewiß über den Rasen. Zöaernh betrat sie den Wald und blieb immer wieder stehe» und lauscht»; r» war alles so füll, daß ihr graute in der großem Einsamkeit. So mußte sie nun endlich doch weiter gehen und zürnte heimlich im Herzen aus ihren Schatz, daß er sie in ihrer Not so zaghast verlassen. Seit wärts im Tal aber lagen die Dörfer in tiefer Ruh. Sie kam am Schlosse des Grasen Dürande vorbei, die Fenster leuchtete» im Mondschein herüber, im herrschaftlichen Garten schlugen die Nachti gallen und rauschten di« Wasserkünste; das kam ihr so traurig vor, sie sang für sich das alte Lied: „Gut' Nacht, mein Vater und Mutter, Wie auch mein stolzer Bruder, Ihr seht mich nimmermehr! Die Sonne ist untergegangrn Im tiefen, tiefen Llleer." Der Tag dämmerte noch kaum, als si« endlich am Abhange der Waldberge bei dem Kloster onlangt«, das mit verschlossenen Fenstern, noch wie träumend, zivischen kühlen, duftigen Gärten lag. In der Kirche aber sangen die Nonnen soeben ihr« Metten durch die wett« Morgenstille, mir einzeln«, früh erwachte Lerchen draußen stimmte» schon mit ein in Gotte» Lob. Gabriel« wollte abwarten, bi» die Schwestern au» der Kirche zurückkämen, und setzt« sich unter des auf die breite KtrchbofSmourr. Da fuhr ein zahmer Storch, der dort übernachtet, mit seinem langen Schnabel uirter den Flügeln hervor und sich sie mit den klugen Augen verwundert an; dann schüttelte er in der Kühle sich die Federn auf und wandelte mit stol zen Schritten wie eine Schildwoch« den Mauerkranz entlang. Sie aber war so müde und überwacht, di« Bäume über ihr säuselten noch so schläfrig, sie legte den Kopf auf ihr Bündel und schlummerte fröhlich unter den Blüten rin. womit dir alte Linde sie bestreute. Al» fie auswacht«, sah sie eine hohe Frau in faltigen Gewän dern über sich gebeugt, der Morgenstern schimmerte durch ihren lon. gen Schleier, es war Ihr. als hätt' sin Schlaf die Mutter GotteS Ihren Siernenmantel um sie geschlagen. Da schüttelte sie erschrocken- die Blütenflocken aus dem Haar und erkannt« ihr« geistlich« Muhme, die zu ihrer Verwunderung, als fi« aus der Kirche kam, die Schlofecche auf der Mauer gefunden. Die Me sah ihr freundlich in di« schönen, frischen Augen. „Ich Hab' dich gleich daran erkannt", sagte fie, „als wenn mich dein« selig« Mutter ansähj!" — Nun mußt, fie ihr Bün del nehmen, und bi« Priorin schritt elltg in» Kloster voraus; fie gingen durch kühl» dämmernd« Kreuzgängr, wo soeben noch die wei- Ken Gestalten einzelner Nonnen wi, Geister vor der Morgenluft laut los »erschttipsten. Al» sie in dt« Stube »raten, wollt» Gabriel» so gleich ihre Geschichte erzählen, aber sie kam nicht dazu. Die Prorin, so lang« wie auf ein« selig« Insel verschlagen, hatte so viel zu er zählen und zu fragen von dem jenseitigen Ufer ihrer Jugend und konnte sich nicht genug verwundern, denn alle ihre Freunde warm seitdem alt geworden oder tot, und eine andere Zeit hatte alles ver wandelt, die sie nicht mehr verstand. Geschäftig in redseliger Frcud« strich sie ihrem lieben Gaste die Locken aus der glänzenden Stirn wi« einem kranken Kinde, holte aus einem altmodischen, künstlich ge schnitzten Wandschrank Rosinen und allerlei Naschwcrk, und fragte und plaudert« immer wieder. Frische Blumensträuße standen in bun« ten Krügen am Fenster, rin Kanarienvogel schmetterte gellend da zwischen, denn die Morgensonne funkelt« draußen schon durch die Wipfel und vergoldete wunderbar die Zell«, das Betpult und die schwevgewirkten Lehnstühle; Gabriele lächelte fast betroffen wie sti eine neue, ganz fremde Welt hinein. Noch an demselben Tage kam auch Renald zum Besuch: sie freute sich außerordentlich, e» war ihr. als hätte si« ihn ein Jahr lang nicht geschen. Er lohte ihren raschen Entschluß von heute nackt und sprach dann viel und heimlich mit der Priorin; sie horchte c>» paarmal hin, sie hätte so gern gewußt, wer ihr Geliebter sei, aber sie konnte nichts erfahren. Dann mußte sie auch wieder heimlich lachen, daß di« Priorin so geheimnisvoll tat, denn fi« merkt' cs wohl, fie mußt' es selber nicht. — Es war ihr indes beschlossen wor den, daß sie fürs erst« noch im Kloster bleiben sollte. Renald war zerstreut und eilig, er nahm bald wieder Abschied und versprach, fie abzuholen, sobald die rechte Zeit gekommen. Mer Woche auf Woche verging, mid di« rechte Zeit war noch immer nicht da. Auch Renald kam immer seltener und blieb end lich ganz auS, um dem ewigen Fragen seiner Schwester noch ihrem Schatze auSzuweichcn, denn er konnte oder mochte ihr nicht« von ihm sagen. Die Priorin wollte die arme Gabriele trösten, aber sie halt' es nicht nötig, so wunderbar war da» Mädchen seit jener Nacht verwandelt. Sie fühlte sich, feit sie von ihrem Liebsten getrennt, als seine Braut vor Gott, der wolle sie bewahren. Ihr ganzes Dichten und Trachten ging nun darauf, ihn selber auSzukundschafien, da ihr memond Leistand in ihrer Einsamkeit. Sie nah« sich daher eifrig der Klosterwirtschaft an, um mit den Leuten in der Gegend bekannt zu werden; fie ordnet« alle» in Küche, Keller und Garten, alle» ge lang ihr, und wie sie so sich selber half, kenn ein« stille Zuversicht über fi« wi« Morgenrot, es war ihr immer, al» müßt' ihr Liebst er plötzlich einmal auS dem Walde zu Ihr kommen. (Fortsetzung folgt.)