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Up. li I ik W i, ßkndet dieser Teil der Beratungen das besondere Interesse der Presse, E» wird erwartet, dah die Beratungen des Reichs, partrivorstandes über diesen Punkt noch am Sonntag fortgesetzt »erden. — Daß es ln dieser Richtung zu formulierten Beschlüs. sei kommt, möchten wir nicht erwarten. Das Zentrum hat gar keine Ursache, In diesen Fragen di« Initiative zu ergreifen. Die Erörterung über den Ausbau der Organisa. 1 ion, die inA>«n letzten Monaten die Provinzial- und Landes verbände lebhaft beschäftigt hoben, dürfte vom Reichspartei vorstand in dieser Sitzung ausgenommen werden. An Material fehlt es in dieser Hinsicht gewiß nicht. Auch der kommende Parteitag wird sich sehr intensiv mit diesen Fragen der Organi. sätion zu befassen haben. Der Ordensbesitz in Frankreich Paris, ». Oktober. Der Ainanzavsschuß der Kammer hat in seinen heuiigen Veratungen zwei Im Rrgierungsentwurs des Budgets enthär ten« Bestimmungen angenommen, die entgegen der Gesetz« gebung von 1901 über die religiösen Orden und entgegen dem Gesetz über di« Trennung von Kirche und Staat die Rückgabe der Güter an die Religions- Gesellschaften »orsehen, di« gelegentlich der Verabschie dung jener Gesetze sequestriert worden waren, soweit sie noch nicht anderweitig zugeteilt worden sind. Eine weitere Bestim mung geht dahin, daß die Regierung durch Dekret die Missions- gesellschaftrn genehmigen und ihnen ihre »och nicht seque strierten Güter zuriickgeben könne unter der Be dingung, daß die Misfionsgesellschasten vor Januar 1SS0 einen entsprechenden Antrag stellen. Heber diese Bestimmungen wurde sehr lebhaft »erhandelt. Der Antrag, den Minister des Auswärtigen und den Minister des Innern über diese Fragen >u hören, wurde abgelehnt. Die beiden Bestimmungen wurden schließlich mit neun gegen sechs Stimmen in namentlicher Ab stimmung angenommen. Havas bemerkt erläuternd zu den Beratungen des Finanz ausschusses der Kammer betreffend die religiösen Gesellschaften, es handele sich darum, die Ausbildung künftiger Missionare in Frankreich zu ermöglichen, die im Auslande, besonders im Orient und in Syrien, den französischen Ein fluß, namentlich durch Sprachunterricht heben können. Die Aussprache innerhalb des Ausschusses war im übrigen außerordentlich leidenschaftlich, und die Opposition der sozialistischen Ausschußmitglieder sehr stark. Die Sozialisten haben dann auch ein besonderes CommuniquL her ausgegeben, in dem es heißt: Die Haltung der Regierung ist schwer zu erklären, denn sie zöaert " Im Widerspruch mit ihrem Programm das Gesetz von allen außerbudgetären Be stimmungen zu entlasten, in das Budget zwei Artikel einzufü- gcn, die die französische allgemeine Gesetzgebung durch greifend ändern und politische Fragen von größter Be deutung aufwersen. Es handelt sich um eine bedeutsame Ab änderung des Gesetzes -er Trennung von Kirche und Staat, ein« Abänderung, die auf Umwegen über das Budget verwirk licht werden soll. Die Begründung enthalt einen Hinweis darauf, daß der Minister des Auswärtigen besonders auf Ver abschiedung der betreffenden Artikel dränge. Es scheint, daher, so schließt das EommuniquS, daß diese Artikel das End ergebnis von Verhandlungen zwischen dem Außenministerium und dem Vatikan darstellen. In Wirklichkeit handelt es sich um die Aufhebung der wesent lichen Bestimmungen des Gesetzes von 1301 und um die offi zielle Wiederzulassung der Mehrzahl der religiösen Ordensge- srllschastcn auf französischem Gebiet. ViWski wieder io Warschau Warschau, 3. Oktober. MarschaU Pilsudski ist heute abend, aus Bukarest kom mend, hier wieder eingetrojsen. Er wurde auf dem Bahnhof von den Kabinettsmttgliedern mit Ministerpräsident Bartel an der Spitze sowie von Mitgliedern des Diplomatischen Korps be- »rüßt. Eine tausendköpfrge Menge vor dem Bahnhof brachte »em MarschaU große Oovationen dar. Der Kamps um deu Schleier London, 8. Oktober. „Daily Telegraph" meldet aus Simla: Die Bemühun gen des Königs Amanullah, Afghanistan zu „verwestlichen", haben einen Rückschlag erlitten. Die Einführung europäischer Kleidung ist widerwillig zugegeben worden; aber die Ab schaffung der Verschleierung der Frauen hat erbitterten Wider- stand bei den Mullahs, den mohammedanischen Priestern, ge funden, deren Einfluß bei den Stämmen groß ist. Deshalb ' ist di« auf di« Verschleierung der Frauen bezügliche königliche Verordnung nicht ergangen. Der Reichspräsident dankt Berlin, 6. Oktober. Dos Büro des Reichspräsidenten gibt folgenden Erlaß des Reichspräsidenten bekannt: „Auch in diesem Jahre sind mir zumeinemGeburts. lag« aus allen Teilen des Reiches und von vielen Deutschen aus dem Auslande Glückwünsche in großer Zahl zu- organgen. Ihre Linzelbeantwortung ist mir leider nicht mög- Nch. Allen, die sreundlich meiner gedacht haben, spreche ich daher aus diesem Wege meinen herzlich st en Dank aus und bitte Sie zugleich, die mir gezeigte Zuneigung und Treue dadurch zu bestätigen, daß Sie, ein jeder an seiner Stelle, mit- Helsen, unserem Volke Inneren Frieden und Einigkeit zu geben. v. HIndenburg, Reichspräsident." 0le Verhandlungen über die preuheuloMion Der preußisch« Ministerpräsident Braun erschien am Freitag mittag im Landtage, um mit den Regierungsparteien Besprechungen über di« Erweiterung der Regterungsbasis zur Großen Koalition zu pflegen. Gegen 12 Uhr fand eine Besprechung mit dem Führer der Demokraten, Falk, statt. wie dt« T. U. hört, soll am Freitag in dieser Frag« die in Ausficht genommene interfraktionelle Sitzung statt- sinden. MMW vorher noch eine VerWtlenfahrl Friedrichshafen, ki. Oktober. In einer Unterredung des Sonderkorrespondenten der T U. mit dem ersten Führer de» Luftschiffes, Kapitän Leh mann, am Freitag, erklärt« dieser, über den Stand der Vor- brreitungsarbeiten für den Amerikaflug, man fei zur Zeit damit beschäftigt, die Verbesserungsarbeiten in den Mann- schastsschlafriiumen des Luftschiffe» durchzuflihren. Wenn diese Arbeit, sowie das Straffztehen der Hülle des Luftschiffes be endet, und andere kleiner« Verbesserungsarbeiten vorgenom men sein würden, werde mit dem Füllen des Luftschiffes be gonnen werden, was wohl am Dienstagabend beendet sein dürft«, so daß bis Mittwoch das Schiff startbereit wäre. Nach Abschluß der kleineren Verbesserungsarbeiten werde aller Wahrscheinlichkeit nach am Donnerstag nochmals eine mehr stündige Werkstättenfahrt stattfinden, die sich aber nur auf die Umgebung von Friedrichshofen und dem Boden see erstrecken dürste. Ueber die gegenwärtige Wetterlage er klärte Kapitän Lehmann, daß in den nächsten Tagen äußerst günstiges Wetter zu erwarten sei. Das gegenwärtig über dem Ozean liegende Ties habe sich weiter nach Osten ver schoben und dürfte heuttz schon über dem Kanal sein. Die Werstleiiung weist angesichts der in den letzten Tagen aus allen deutschen Gauen einlaufenden Schreiben, die über Nicht- berllckflchtigung bei der großen Deutschlandfahrt Beschwerde führen, darauf hin, daß diese ersten Fahrten vorzugsweise aus technischen Rücksichten stattfinden. „Graf Zeppelin" werde nach der Rückreise von Amerika natürlich Gelegenheit nehmen, weitere Rundfahrten durch Deutschland zu machen, um so allen Gelegenheit zu geben, das Luftschiff zu sehen. Die Annahme von Karten und Briefen für die Ueberfahut nach Amerika, zu deren Entsendung als letzter Termin bisher der 8. Oktober vor gesehen war, ist nunmehr bis zum letzten Augenblick verschoben worden. Es können also noch bis zum Mittwoch, den 10. Ok tober, Karten und Briefe aufgegcben werden. Der Zeppelin-Besuch in Englarr- l.. London, 8. Oktober. Es wäre zuviel gesagt, daß das deutsche Luftschiff bei seinem kurzen Erscheinen über der englischen Ostküste (der Zeppelin hat nicht London überflogen) eitel Freude und Bewunderung verursacht hätte. Die Erinnerung an die Kriegs fahrt cn deutscher Zeppeline haftet nun einmal in der Er- M UM innerung. Es ist richtig^ daß sie diesmal nur in Blättern »« äußersten Rechten, wie der „Morning Post", ausgefrischt wor den ist. Henle schreibt der „Daily Expreß" Lord Beavcrbroocks: „Der Protest der Rheinlandkommisfion würde lediglich als «in Beispiel für di« Absurdität des Amtsschimmel» «nifgefaßt werden, wenn er nicht gleichzeitig wieder jene Ge- mütsversassung enthüllte, di« immer noch der europäischen Aussöhnung im Weg« steht. Zehn Jahre nach dem Kriege macht ein deutsches Luftschiff in Vorbereitung einer Reise, die vielleicht die Verkehrsluftfahrt revolutionieren wird, einen Probeflug. Es überfliegt rin Stück deutschen Landes, das im. mer noch von ehemaligen Feinden besetzt ist, obgleich der Zweck der Besetzung längst nicht mehr existiert. Es fliegt auch über England und zwar über Gegenden, über denen vor Jahren feine Vorgänger ihre Bomben abluden. In dem einen Falle kommt es zu einem diplomatischen Protest, der jeden in Er- staunen setzen wird, außer denen, die ihn gemacht haben. Im anderen Falle wird das Luftschiff mit einem Gesicht de, Toleranz und des Interesses beobachtet. Wir können „ne nicht helfen: wir glauben, daß das englische Durchschniitsgcsühl das richtige gewesen ist, und daß die Rheinlandkoimnisswn N nützlicher mit der Vorbereitung für ihre eigene Abreise be schäftigt hätte, als mit einem solchen Protest gegen den gan, natürlichen, wenn auch paragraphenmäßig unwillkommenen Besuch des deutschen Luftschiffes." Zabriliiranti in rippe Salzuflen, 8. Oktober. Am Donnerstag abend brannte hier die Möbelfabri Fr. Günther vollständig nieder. Der Schaden beträgt etun 200 008 bis 300 000 Mark. Durch den Brand sind über Hundei Arbeiter brotlos geworden. In dem benachbarten Schötmar brannte am gletchei Tage die Zelluloid-Fabrik von Lakenbufch L Schröder nieder Das ganze Fabrikgrundstück wurde ein Raub der Flamme- Der Schaden ist auch hier sehr beträchtlich. Schweres WgzeugmisM in Spanien Barcelona, 4. Mober. Ein Flugzeug der Linie Barcelona—Perpignan—Toulous« mit zwei Passagieren und Post aus Casablanca an Bord isi gestern abend infolge Nebels bei Eerona, etwa 100 Kilomeiei nördlich von Barcelona, im Gebirge abgestürzt und verbrannt DI« drei Insassen kamen ums Leben. Immer noch das Flolten-Abkommen Neue EnkhMIunge« l.. London, 8. Oktober. Der „Daily Telegraph" erhielt durch Pertinax eine aus führliche Inhaltsangabe des Schriftwechsels über das Rüstungs- kompromiß, soweit er Gegenstand der augenblicklichen englisch französischen Besprechungen und Meinungsverschiedenheiten in der Frage der Veröffentlichung ist. Es handelt sich um drei Roten: Eine englische vom 28. Juni, eine französische vom 2V. Juli und eine zweite englische vom 28. Juli. In der ersten Note erklärt die englische Regierung ihr Ein verständnis mit den Vorschlägen, die der französische Marine vertreter in der Genfer Abrüstnngskommission dem englischen Vertreter gemacht hat, falls die französische Negierung hinter diesen Vorschlägen stände. Gemeint ist hier die Beschränkung von schweren Kreuzern und großen Unterseebooten allein, die den Grundgedanken des Flottenkompromisses bilden, doch ist vorläufig noch nicht die Rede von der Freilassung der kleineren Unterseeboote. Die englische Regierung erklärt, daß sie in Zu kunft den französischen Standpunkt in der Frage der ausgebil deten Reserven zu Lande nicht mehr bekämpfen werde, wenn die französische Regierung einem solchen Arrangement auf dem Ge biete der Seerüstungen zustimme. In der zweiten Note erklärt der Quai d'Orsay, daß er es lieber gesehen hätte, wenn England den französischen Vorschlag vom März 1327 angenommen hätte, d. h. denselben, aus den der Gegenvorschlag Amerikas in seiner neuesten Antwortnote an London und Paris beruht; um zu einem Resultat zu kommen, akzeptiert die französische Regierung jedoch den englischen Stand punkt, stellt aber drei Forderungen: Sie verlangt im Prinzip den gleichen Ges amttonnen raum für schwere Kreuzer für alle Mächte; in der Praxis soll, allerdings wäh rend der Dauer der Abmachung kein Land über seine tatsächlichen Bedürfnisse, die im voraus zahlenmäßig sestzulegen wären, hin ausgehen. Dieselbe Regelung soll aus Unterseeboote angewandt werden. Die dritte Forderung ist die wichtigste: Frankreich verlangt die Freilassung der kleinen Untersee boote vonjederBefchränkung. Amerika, Italien und Japan sollen von den Vorschlägen in Kenntnis gesetzt werden. Falls sie ablehnen, erklärt die französische Regierung, würde eine gebieterische Notwendigkeit entstehen, die Zusammen arbeit zwischen Frankreich und England fortzusetzen, entweder um eine Verständigung mit anderen Mitteln zu er zielen, oder um gegen die Schwierigkeiten gewappnet zu sein, die sich aus einem Mißerfolg ergeben würden. Pertinax, der das ausnahmsweise einmal für möglich zu halten scheint, die heikelsten Punkt« in einer gewissen Unklarheit zu lasten, enthüllt nicht, wie England die französische Einladung zu einer expansiven Entente gegen eine unbestimmte Anzahl von Mächten ausgenommen hat. Soweit er den Inhalt der eng lischen Antwortnote mitteilt, ist darin auch nicht die Rede von der grundsätzlichen Parität iy der schweren Kreuzerklaste, dt, Frankreich »erlangt«. Dieser letzt« Punkt ist jedoch offenbar »icht den Amerikanern «Ikaeteilt worden, da die amerikanilch« Antwortnote nicht darauf zu sprechen kommt. Nach Pertinax hat die englische Regierung in der Note vom 28. Juli nur noch einige schwache Einwendungen gegen die französische Unterste, bootforderung gemacht und dann die französische Note in Bausch und Bogen akzeptiert. Am Schlüsse dieser englischen Not- ist der ganze Händel, soweit er die Seerüstungen betrifft, mit allen Einzelheiten zusammen gefaßt, und dieses Resums ist es. das. aus dem Zusammenhang herausgenommcn, Anfang August der amerikanischen, italienischen und japanischen Regierung zugestellt wurde. Erst Ende September wurde den drei Mächten der gesamte Schriftwechsel übermittelt. Was die Veröffentlichung anlangt, so wünscht nach Pertinax die franzö- fische Regierung nur das erwähnte Resume herauszugeben, wäh rend die englische Regierung den gesamten Notenwechsel publi zieren möchte. Line Iran als Varlellührerla Birmingham, 4. Oktober Der neue Vollzugsausschuß der Arbeiterpartei wählte heut« Herbert Morrison zum Vorsitzenden der Partei für di» Dauer eines Jahres und Miß Susan Lawrence zur stell vertretenden Vorsitzenden für die gleiche Zeitdauer. Miß Law- rence ist Parlamentsmitglied für den Wahlkreis der Londoner Bannmeile. Es ist das erste Mal, dah eine Frau zum stellver tretenden Vorsitzenden der Partei gewählt wurde. Auf der heutigen Sitzung der Arbeiterpartei-Konferenz er klärte Ramsay Macdonald zu den Kritiken an dem neuen Parteiprogramm: Die Politik der Arbeiterpartei ist nicht die Politik der Liberalen. Aber da, wo wir Hungerlohnwaren er halten, die unter derartigen Bedingungen erzeugt worden sind, daß unser Volk nicht mit ihnen in Wettbewerb treten könnte, ohne die Löhn« herabzusetzen, ist das Heilmittel nicht Tarif- oder Jndustrieschutz, sondern das vollkommene Ein fuhrverbot dieser Waren. Die Arbeiterpartei sollte es sich zur Aufgabe machen, eine internationale Konferenz einzube rufen, damit auswärtige Länder ihren Lebensstandard auf di« Höhe des englischen bringen können. Raubmord um 20 Mark Lauban, 5. Oktober. Heute nachmittag um 4 Uhr wurde in seinem Laden in einer belebten Straße Laubans der etwa 70 Jahre alte Seilermeister Hieronymus Hannak ermordei. Die Ehesrau war zur Post gegangen und fand, als sie zurück- kam, die Tür des Ladens verschlossen. Aus ihrer Erkundigung bei den Hauseltern eines nahen Hotels, ob ihr Mann fort gegangen sei und den Schlüssel abgegeben habe, wurde ihr eine verneinende Antwort zuteil. Allste wieder zum Laden zurück- kehrte, fand sie die Ladentür ofsen. Ihrem Manne war Sie Schädeldecke zertrümmert. Der Mörder hatte die Laden- Kasse entwendet, in der sich nüt etiba 2 0 Mark befanden. Vorläufig fehlt vom Täter jede Spur.