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5Il.IA - KUttD5ci-I^V Sie Vieibeschüstigken ..Susannes erstes Abenteuer" und sein nicht minder berühmter Kollege. Alexander Korda, zu gehören. Hatten die beiden da neulich eine wichtige Sache durchzu sprechen, was immerhin eine Stunde in Anspruch nehmen wurde. Im Moment konnte keiner der beiden, also hieß es schnell eine Zeit vereinbaren. Millard Webb blätterte in seinem Kalender. „Diese Woche ist es ganz unmöglich. Wie wäre es nächsten Mltiwoch 3 Uhr 30 ?" Da zieht auch der andere sein Notizbuch: „Geht leider nicht. Regie-Vesprechung." „Und Freitag 10 Uhr 40 ?" „Unmöglich. Außenaufnahmen." „Dienstag in vierzehn Tagen? Punkt zwölf Uhr?" „Bedauere. Motivsuche." „Heute in drei Wochen, am Vormittag um S Uhr?" „Da haben wir immer Direktionssitzung, das weißt du doch", äußerte Korda nach eifrigem Studium seines Kalenders. „Ich sehe schon, die nächste Stunde, in der ich frei bin. ist über morgen in vier Wochen 11 Uhr 30 vormittags." Webb tat einen besorgten Blick in seinen Kalender: „Wie schade, da muß ich gerade zu einer Beerdigung." Das Auge steht mehr als der Film. Wer im Kino mo derne Sportsilme gesehen hat. konnte sich mit den Wundern der „Zeitdehner-" oder „Zeitlupenaufnahmen" vertraut machen. Während bei der gewöhnlichen kinematographischen Ausnahme etwa 20 Bilder in der Sekunde gekurbelt werden, gestattet diese große Errungenschaft moderner Filmtechnik, bis zu 4000 Bilder in der Sekunde festzuhalten und so Einzelheiten innerhalb einer Bewegung zu erkennen, die ohne dieses Verfahren unserem Auge entgehen würden. Das von dem Ingenieur R. Thun aus gearbeitete Verfahren besteht darin, daß sich der Film auch währcnnd der Belichtung stetig weiterbewegt, datz jedoch die Ve- lichtungszeit durch einen mechanisch wirkenden Verschluß so kurz gehalten wird (bis zu einer stebzigtausendstel Sekunde), daß scharfe Bilder erzielt werden. Solche Zeitdehneraufnahmen besitzen hervorragende wissenschaftliche und praktische Bedeu tung. Sie ermöglichen ein tiefes Eindringen in die in kür zesten Zeiten sich abspielenden Teilvorgänge, z. B. beim Stu dium der Strömunasvoraänae im Wasser oder elektrischer Ent» lndungserscheinungen; oder es können Einzelheiten in den Arbeitsvorgängen untersucht werden, die durch kein anderes Hilfsmittel den menschlichen Sinnesorganen erkennbar geinacht werden können. Man kann etwa den Ablauf eines Drehsoans ausnehmen und dann am Originalfilm die Ablösung des Spanes in allen Einzelheiten studieren, um hieraus Rück schlüsse aus die zweckmäßigste Schneideform zu ziehen. Unerbitt lich hält der Zeitlupenfilm jede Form- und Bewegungsände rung in Bruchteilen einer Sekunde fest, so daß diese „Kleinzeit- forschung" in Zukunft eine große Rolle spielen wird: nur durch die Kenntnis der einzelnen Stufen last« die Erhöhung der Wirtschaftlichkeit finden. sfen stch Maßregeln für ist es sehr zu begrüßen, daß große, ernst zu nehmende Film Unternehmungen in letzter Zeit ihre Ausgabe viel ernster aus- fassen und vor allem belehrende und volkserzicherische Ziele im Auge haben. Stücke, die nur auf den rohen Instinkt der Masten und den Kitzel der Nerven eingestellt sind, finden bei einem großen Teil der Zuschauer nicht mehr die erwünschte Aufnahme. Möge die Zeit, wo ernste Volksbildner das Kino wegen seiner zweifelhaften Filme mehr fürchten als schätzen mußten, end gültig vorüber sein, und mögen die Unternehmer sich chrer hohen Verantwortung vor den Schranken der Oeffentlichkeit wieder voll und ganz bewußt werden." „«ran» an der Wolga." Die Uraufführung dieses neuen russischen Großfilmeg wird Mitte Oktober stattfinven. Der Film ist mit großen! Aufwand von dem Regisseur Taritsch, der auch „Iwan der Schreckliche" inszeniert hat, heraestellt worden und wird von den sowjetrustischen Filmleuten als eine der hervor ragendsten Leistungen oer russischen Filmindustrie bezeichnet. MgeiWii -er Men M Der Film ist grundsätzlich lebensbejahend. Es mag ja ge wiß sein Gutes haben, daß die befriedigende Lösung aller Kon flikte und der glückliche Ausgang einem Publikum, das im Kino die Sorgen des Alltags vergessen will, den Glauben an eine bessere Zukunft nicht raubt: nur selten aber nehmen Filme, die reich an Konflikten und ernsten Zwischenfällen sind, einen logischen Verlauf, um den glücklichen Ausgang zu moti vieren und ihn glaubhaft erscheinen zu lassen. Grade in der gewaltsam konstruierten Lösung dramatischer Vorgänge liegt ein großer Teil der Verlogenheiten des Films, die der den kende Mensch nicht ohne Widerspruch hinnehmen kann. Immer wieder muß der Zufall herhalten, Lücken gesunder Logik aus- zufüllen. Kaum ein Film, wo nicht bloße Zufälligkeiten, die mehr oder minder stark bei den Haaren herangczogcn werden, in Erscheinung treten. Ebenso, wie ein großer Teil der tech nischen Hilfsmittel auf Blusswirkungen eingestellt ist, um den Zuschauer zu täuschen, geht auch die Handlung als solche viel fach auf Unwahrheiten aus. Die Ideenarmut der Filmautoren, die sehr oft nur routinierte Handwerker sind und auf Bestellung arbeiten, wirkt sich hier in allerlei Mätzchen und Oberflächen spielereien aus, die über einen logischen Verlauf hinweg täuschen sollen. Seelische Wandlungen werden übergangen, und das Leben wird lediglich aus der Perspektive des Geschehens heraus gezeigt, ohne den Blick aus dem rein Materiellen her auszuheben. Nicht mit den Mitteln des Geistes und der Ver nunft wird gearbeitet, sondern mit den Mitteln der Technik, mit Tricks und Blusfmethoden, ohne Lebensechtheit und Wahr- Hastigkeit. Man verzichtet eben zugunsten der äußerlichen und damit einfacheren Zauberkraft des flüchtigen Bilderhaschens aus innere Geschlossenheit und wendet sich mit solche» ober flächlichen Wirkungen vornehmlich an die Naiven und An- Seinen eigentlichen Aufgaben, Spiegelbild des Lebens. Wiederschein eigenen Erlebens zu sein, wird der Film nur in bedingtem Maße gerecht. Wohl knüpft er seine Handlungen an Geschehnisse des Alltags an, doch in der weiteren Gestaltung der Bilder zeigt er das Leben in den meisten Fällen so. wie es nicht ist. Der Filmproduzent steht hierbei auf dem Stand punkt, datz das Publikum nicht dag sehen will, was es an Widerwärtigkeiten des alltäglichen Lebens mit all' seinen Mühen und Sorgen am eigenen Leibe verspüren muh. Aus diesem Grunde bemüht stch der Film, die Schattenseiten des Daseins und der Ungunst des Schicksals zu „überzuckern", indem er in jedem Falle die Bösewichter bestraft und der guten Sache zum Siege verhilft. Um also dem Kinobesucher für sein Geld etwas zu bieten, was ihn angenehm unterhält und erfreut, zeigt man ihm das Leben nicht, wie es tatsächlich ist, sondern wie es sein könnte oder sein müßte, um alle guten Wünsche in Er füllung gehen zu lasten und mit dem Schicksal nicht mehr zu hadern. pruchslose», Primitiven, di« von der Leinwand nichts ande- ces erwarten als leicht« Unterhaltung und amüsante Zer streuung. Ihnen erscheint es durchaus glaubhaft, wenn nach sogenannter „atemraubender" Jagd in allerletzter Sekunde der Retter naht, nachdem sich die Situation auf das Aeußerste zu« gespitzt und die Sensation ihren kritischsten Höhepunkt erreicht hat, er, der an solchen Dingen Gefallen findet, zweifelt nicht daran, daß ein Mensch eine solche Leidenschaft und Verzweif- lung im Ausdruck zeigt, wenn er vor seinen Verfolgern flieht, wie es di« Darsteller de» Film» vor Augen führen! — Der Zuschauer, der gesunden Menschenverstand hat, lacht über solche» erkünstelten Erimassenzauber, denn er weiß, daß der Dämon vom Menschen beherrscht wird und nicht umgekehrt — es sei denn im Traum aber nicht im wirklichen Leben! Glücklich sind im Film nur solche, die Geld haben. Hübsche Menschen werden immer als reich dargestcllt. Verlieren sie zuerst auch alles, was sie besitzen — zum Schluß gewinnen sie entweder das Große Los oder Fortuna erweist sich auf eine andere Weise gnädig. Der Begriff der Schönheit wird fast immer mit dem des Reichtums zusammenfallen. Ebenso, miez der Film eine Schwarz-Weitz-Photographie ist, sind auch die! in ihm handelnden Personen von krasser Gegensätzlichkeit. In' den Charakteren gibt es nur Schwarz oder Weiß, keine Zwischenstufe», das heißt: Entweder sind die Menschen ganz schlecht oder ganz gut, Teufel oder Engel, ganz reich oder ganz arin, ganz klug oder ganz dumm. Normalmenschcn gibt es nicht. Nach der Auffassung des Filmautors scheinen Durch schnittsmenschen. wie sie zu Millionen in die Lichtspieltheater gehen, nicht zu interessieren. Man stellt eben Gestalten zur Schau, wie sie das reale Leben entweder gar nicht oder nur vereinzelt zeigt. Neben diesen Unwahrheiten steht der Zufall. Der Filmzufall will, daß bei allen Verbrechen ein Schutzmann oder Detektiv in der Nähe ist, daß man beim Abnehmen des Telefonhörers sofort den richtigen Anschluß erhält, daß der D.-Zug gerade langsam fährt, wenn der Räuber abspringcn will, daß alles, was nach Paris fährt, im gleichen Hotel ab steigt, und was es dergleichen Unwahrscheinlichkeiten noch mehr gibt. Kurznm, immer ist es der Zufall, der als rettender Engel einspringt, wenn dem Autor nichts Vernünftigeres ein fällt. oder es wird mit plumpen Verlogenheiten gearbeitet, die den Tatsachen des realen Lebens entgegenstehen. Solange sich die Filmproduzenten nicht dazu entschließen,! das Effektvolle ins Gedankliche zu wandeln und im Künstle rischen festhalten, den Inhalt psychologisch zu vertiefen. Wahr haftiges zu zeigen, auf lediglich äußeres Geschehen zu ver zichten, um der seelischen und vergeistigten Ausdrucksform eine, gebührende Stellung einzuräumen — solange, wie dieses nicht geschieht, wird das Lichtspieltheater nicht eine Stätte befruch- tenden Lichts, sondern — Kientopp bleiben. Tiere im Winter. Unter der Leitung von Dr. Ulrich K. D Schulz hat die Biologische Abteilung der llsa einen einaktigen Kulturfilm über die Anpassungen der Tierwelt an die rauhe Winterszeit fertiggestellt. In buntem Wechsel zieht eine Aus wahl der verschiedenen Tiere an uns vorüber. Die einzelligen Urtiere verfallen in einen Zustand latenten Lebens, Schnecken verschließen sich mit einen, dichten Knlkdeckel gegen die Außen welt, Kriechtiere graben sich in die schützende Erde ein, Fleder mäuse, Insekten und manche Nager beschränken während ihres festen Winterschlafes ihre Lebensfunktionen auf ein Minimum, die Vögel entziehen stch der kalten und nahrungsarinen Zeit meist durch den „Vogelzug" und nur die großen Säugetiere, wie Wildschweine, Rehe und Hirsche vermögen, vielfach mir sorgsamer Unterstützung des Waidmannes den Gefahren des Winters zu widerstehen. Der bekannte Pianist -ans Baer hat unter dem Namen „Musikalisches Illustrations-Ensemble Hans Baer" eine Ver einigung von Mustkern begründet welche den Zweck verfolgt, im kleinen Ensemble künstlerisch-illustrative Filmmusik zu machen. — Weiterhin wird sich die Vereinigung als selbständiges Jllustrationsorchester ohne Film mit ihrem Repertoire „Film i» Musik" betätigen.