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Voigtländischer Anzeiger. 36. Stück. Mauen, Sonnabends den 3. Septbr. 1831. Vaterländisches. Da Personen, welche aus den von der Cholera angestcekten oder ihnen nahe gelege nen Gegenden Blutegel zum Handel erholen, die verschiedenen Kordons auf jede Weise zu umgehen suchen, so ist anbefohlen worden, auf diese Leute vorzügliche Aufmerksamkeit zu richten. — -Das Postporto ist für G e- drucktcs unter Kreuzband bei den Packereiposten bis zu 4 Loth ausschließlich auf den vierten Theil, bei den Fahrposten aber von 4 bis 16 Loth auf das einfache Brief porto ermäßigt worden; doch darf sich nichts Geschriebenes darin befinden und bei Verdacht ist dem Vorsteher der Postanstalt zugelaffen, drrgl. Sendungen zu öffnen, und im Uebertretungsfalle muß das volle Brief porto entrichtet werden. Bei Waaren- proben oder Mustern wird bei noch nicht 1 vollem Loth bei den Reit- und Eilpostcn die Hälfte des tarifmäßigen Briefportos, bei Fahr- undBotenposten bis zum Gewichte von 2 Loth tritt die moderlrte Packereitare ein, wonach ein Packet unter Pfund nur zwei Drittheil des tarifmäßigen Portos für das volle Pfund zu bezahlen hat. Heil- und Schuhmittel gegen die Cholera. V. Hahnemann besteht auf dem Einneh- men und Einreiben des Kampherspiritus, so wie denselben, mit warmem Wasser verdünnt, zu Klystieren, zur Heilung deS Uebels. Als Schutz dagegen empfiehlt er aber ein Streu kügelchen, das mit der höchsten potenzirten (verstärkten) Verdünnung deS KampherS be feuchtet worden ist, und zwar wöchentlich nur einmal früh nüchtern zu nehmen, als wovon das Wohlbefinden eines Gesunden gar nicht gestört werde. Uebrigens will man in Ungarn die Vcrmuthung Hahnemanns, daß die Ansteckung durch ein thierisches Mias ma erfolge, dadurch für bestätigt halten, daß alle starkriechtndt Gegenstände am Sichersten schützten und z. B. kein Droguift oder Spe- cereihändler davon ergriffen worden sey. (Also derb parfümirt.') Der Backofen als Branntweinblase. In London ist die sehr nahe liegende Ent deckung gemacht worden, daß jeder Backofen zugleich als Branntweinblasc dienen kann, und nur eines Rohres bedarf es, um die Dämpfe, welche sich aus dein Teige ent wickeln, in Branntwein zu verwandeln. Daß das Rohr zu einem Helme führen und von demselben aus durch ein Kühlfaß geleitet wer den müsse, um die Dämpfe in die Flüssigkeit zu verdichten, die später von einer besonder» Desiillirblase abgezogen werden kann; daß das Rohr am zweckmäßigsten in der Mitte des Ofens anzubringen, die Zuglöcher aber zu verschließen senen, sobald der Ofen mit dem Gebäcke ungefüllt ist — dies und noch andres kann füglich der Erfindungsgabe jedes Bäckers überlassen bleiben, wozu es weiter keiner Aufforderung bedarf, als, daß jedes 4pfündige Brod 1 4 Loth Weingeist (Alkohol) liefert. (Also die erfreuliche Aussicht, das köstliche Lebenswasser noch mehr und zwar ohne alle Kosten vermehrt zu sehen!) S-i-