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171 meint, daß, da Papier weniger ansteckend sey, als Menschen, man wol mit den zurück- kehrenden 50000 Mann Truppen ein Gleiches werde lhun müssen. Man wird jedoch dazu weniger Essig gebrauchen, weil 30000 einst weilen in Belgien stehen bleiben sollen. — In Folge der letzter» schändlichen Auftritte in der Dep. Kammer haben sich die Gen. Sebastian! und Lamarque duellirt, und Augenzeugen rühme» ihr muth- und ehrenvolles Benehmen dabei, sagen aber nicht, ob auch Blut geflos sen ist. — In der Dep. Kammer ist es am 15. Aug. wegen der Adresse zu Gunsten Polens zwischen Lafayette und Andern der Linken und den Ministern und Gemäßigten zu so stürmi schen, ja skandalösen Auftritten gekommen, als man sich nie erinnern kann. Als beson ders Perier am Schluffe noch sprechen wollte, stürmten Viele der Linken auf ihn ein und machten Miene, ihn von der Tribune zu reißen, so daß der Präsident sich bedecken und die Deputirten in ihrcBüreaur weisen mußte. Am 16. wurde jedoch der Streit beigelegt und die Adresse nach einigen Veränderungen mit 282 weißen gegen 73 schwarze Kugeln geneh migt. UeberPolen lautet die Abänderung so: „In den rührenden Worten E. M. über das Unglück Polens findet die Kammer eine ihr thcuere Zusicherung (aisursnce; denn dieses Wort wurde nach langem gelehrten Streite zwischen Gewißheit, cerbitu3e, und Hoffnung, espersnce, gewählt), daß die poln. Nazionalität nicht untergehen werdc/< Am 17. wurde die Adresse dem Könige überreicht. Polen. Gen. Chlapowski hat sich ver- thcidigt und erklärt, daß nur gänzlicher Mangel an Munizion und ein sein ZOOO M. starkes KorpS umgebender, 4mal stärkerer Feind ihm die Wahl gelassen hätte, entweder sich nicdermetzeln zu lassen, oder gefangen zn geben, oder seine Leute auf das preuß. Gebiet zu retten. — Eine erste offieielle Mittheilong des franz. Kablnets soll der poln. Regierung empfohlen haben, sich in keine entscheidende Schlacht einzulassen, indem man bemüht sey, die streitigen Angelegenheiten auf andcrm Wege beizulegen. (Hätte längst geschehen können.) — Am 9. Aug. hatte Gen. Geis mar mit der Avantgarde des Rüdig, Korps ein Gefecht bei Granitza, worin den Polen 19 Officiere, 500 Gemeine und 2 Kanonen abgcnommen wurden. Gen. Rüdiger selbst war mit seinem ganzen Korps über die Weich sel gegangen und drang gegen Warschau vor. Bei Browieze stießen seine Vortruppen am 17. Aug. auf ein poln. Korps unter dem Ob. Gallois, welches sie schlugen, den Anführer, 5 Stabs- und 29 andere Offieierc und 1322 Mann gefangen nahmen und dessen 2 Kan. erbeuteten. — Nach dem Uebergange Rüdi gers ist auch die Hauptarmee von Lowitz bis Blonie, 3L Meile von Warschau vorgerückt, gegen welches, dessen Wälle mit 270 Kanonen besetzt seyn sollen, sich die Polen zurückzvgew, und am 18. stand die Avantgarde bei Roszyn 1Z Meile von Warschau. Wenn nun Gen. Rüdiger auch schnell hineilt, Rosen gegen Praga zog, und Creutz durch das Plozkische auch über die Weichsel gehen sollte, so dürfte die unglückliche Stadt bald ganz umzingelt und, wenn nicht ein Hauprschlag geschieht, ge zwungen seyn, sich aus Mangel an Lebens mitteln zu ergeben, da die Russen nicht leicht einen Sturm unternehmen werden. Auch hat FM. Paskcwitsch nochmals zu unbeding ter Unterwerfung aufgefordert und auf sein Ehrenwort die großmüthigsten Bedingungen von Seiten des Kaisers versprochen. Wahr scheinlich neigte sich ein Theil dazu hin, aber Die, welche dem Versprechen nicht trauen oder es auf sich auch beziehen mögt n, erreg ten am 15. und 16- sehr stürmische Auftritte, ja wahre Gräuclseenen. Nehmlich der Patriot. Klub, schon längst gegen die Machthaber er bittert und besonders unzufrieden, daß Jan kowski nicht zum Tode verurtheilt worden war, brach am 15. Abends in Gcwaltschritte aus. Zuerst verlangte man Skrzynezki hcr- beizuschaffen, dann ging es nach dem Schlosse, wo 7 Staatsgefangene ermordet wurden und ein Gleiches geschah mit schon Freigrspreche- nea in ihren Wohnungen und im ArbeitS- hause,-