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AFD Arbeits- und Forschungsber. z. sächs. Bodendenkmalpflege 35, 1992 S. 159-162 ORTSKERNFORSCHUNG IN WOLKENBERG, KR. SPREMBERG VORBERICHT Von Ines Spazier Der Ort Wolkenberg, Kr. Spremberg, liegt im Vorfeld des Tagebaues Welzow-Süd und wird 1992/93 devastiert. Durch die Umsiedlung einzelner Ortschaften im Bereich des Kohletagebaues ist die letzte Möglichkeit gegeben, diese vorher archäologisch zu untersuchen, um Einblicke in die Entwicklung der Orte im Hoch- und Spätmittel alter zu gewinnen. Neben den meist geplanten Untersuchungen im Kirchenbereich ist eine mehrjährige Ortskernbegehung notwendig, um nach Offenlassen des Dorfberei ches gezielte Grabungen vornehmen zu können. So wurde im Frühjahr 1988 und 1989 der gesamte Ortskern von Wolkenberg mehrfach intensiv begangen. 1 Als kartographische Vorlage diente die Separationskarte von 1863. 2 Entsprechend den dort eingetragenen Gehöften, die auch mit der heutigen Einteilung übereinstimmen, wurden die zahlreichen Oberflächenfunde kartiert (Abb. 1). Neben mittelalterlicher und neuzeitlicher Keramik (Abb. 2), die sich gleichmäßig verteilt im gesamten Ortsbereich fand, konnte in einigen Gehöftgruppen spätslawisches Material geborgen werden. Vor allem auf der westlichen Dorfzeile, direkt südlich des Gutes (Gehöft 2/3), war eine intensive Besiedlung feststellbar (Abb. 3). In den sich anschließenden Gehöften 4/5 dünnte die spätslawische Tonware aus. Auch in den südwestlich und südlich liegenden Gehöften 8/9 und 16 bis 18 sowie im nördlichen Bereich der östlichen Dorfzeile (Gehöft 23 bis 25) konnte spätslawisches Material, aber mengenmäßig geringer, beobachtet werden. Funde aus dem Ort waren bis auf den 1833 gefundenen Münzschatz (Erbstein 1844), der ins 13. Jh. gestellt wird, nicht bekannt. 3 Auf dem Anger befindet sich die Dorfkirche, ein rechteckiger Feldsteinbau mit einem hölzernen Westturm, die in das 14. bzw. die erste Hälfte des 15. Jh. datiert wird (Wiontzek 1931, S. 13; Dehio 1987, S. 408). Im Meißner Bistumsmatrikel von 1495 (Haupt 1968) findet sie keine Erwähnung. Die urkundliche Ersterwähnung fallt in das Jahr 1503 — Wulkenberg (Krüger 1939, S. 39; Lehmann 1979, S. 163). Schon 1480 sollen die von Zabeltitz als Besitzer von Wolkenberg genannt sein (v. Houwald 1978, S. 205), die es dann 200 Jahre in ihrem Besitz hatten. Der Ortsname ist deutscher Herkunft und wird offenbar von einer Flurbezeichnung hergeleitet 1 Die Suchbedingungen waren auf allen Grundstücken zufriedenstellend, so daß die vorhandenen Oberflächenfunde ein objektives Bild widerspiegeln. 2 Eine Abzeichnung der Separationskarte von 1863 ist beim Liegenschaftsdienst Spremberg vorhanden. 3 Der Münzfund wurde beim Ausheben einer Grube auf dem Gutsgelände gefunden.