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besseren Sitzen muldenförmig auf ca. 0,3—0,4 m Höhe abgesenkt, und in den schwach muldenförmigen Vertiefungen im vorderen Teil beider Grubenböden glaubt man die Trittsigel der Füße zu erkennen (Abb. 4, Taf. 3). Mit derartigen Deutungen ist freilich das weite Feld freier Spekulationen erreicht. An der grundsätzlichen Bedeutung des — wenngleich ergänzungsbedürftigen — archäologischen Befundes ist indessen kaum zu zweifeln. „Gab es doch bis vor etlichen Jahren nirgendwo auch nur einen einzigen antiken Kupferschmelzofen, und die bisherigen Ideen zur Geschichte des vorgeschichtlichen Bergbaus und Hütten wesens, einschließlich der antiken Verhüttungsprozesse, waren recht wenig auf wissenschaftliche Tatsachen gebaut.“ (Rothenberg 1980, S. 18) Anders als inzwischen für den Nahen Osten gilt das heute noch ebenso und im besonderen für die Mitte Europas. Fragt man nach vergleichbaren Objekten in der näheren Umgebung, fällt der Blick zunächst auf den von A. Pietzsch 1956 ausgegrabenen und 1971 veröffent lichten „Erzschmelzofen“ von der Coschützer Heidenschanze (Abb. 9 — 10). Abwei chender Sachverhalt und ungewöhnliche Rekonstruktion bedürfen längst eines ausführlicheren Kommentars. Am Bestehen ausgedehnter „Bronzeschmelzstätten“ auf dieser Lausitzer Befestigung unweit Dresdens ist nicht zu zweifeln. Erfaßt wurden vier benachbar te „Schmelzgruben“ am Südwestrand des Spornplateaus, eine weitere 50 m nordöstlich davon (Pietzsch 1971, Abb. 9). Ihre relative Gleichzeitigkeit ist stratigraphisch wahrscheinlich; ihre Altersstellung innerhalb der mehr als ein halbes Jahrtausend umspannenden Besiedlung, die erst zur Frühlatenezeit auslief (Simon 1980), wird nicht mitgeteilt (Pietzsch 1971, S. 42, 57, 60), kann aber, zumindest was die hier interessierende Anlage betrifft, vorläufig auf älteres Billendorf präzisiert werden. 39 „Gußspritzer, Schmelzperlen, fehlgelaufenes Schmelzgut, verlorengegangene Gußreste usw. sind in der Nähe der Schmelzstel len immer aufgetreten.“ Hervorgehoben werden mehrere Gußformen sowie nicht weniger als 46 Bronzen, darunter „Gußkuchenreste“ und ein „Meißel ..., der mit dem Gießerhandwerk in Verbindung zu bringen wäre“, nicht zuletzt zwei Bronzehorte „von zusammengetragenem Schrott, der zum Einschmelzen bestimmt war“ (ebenda, bes. S. 44, 52, 55 f.; ferner Coblenz 1967, S. 183 ff., 211; 1982, S. 330 f.). Ob auf der Heidenschanze tatsächlich auch Erze verhüttet worden sind, geht aus diesen Zeugnissen trotz ihrer Vielfalt und Menge freilich nicht ohne weiteres hervor. 40 Pietzsch (1971, S. 64) waren die in nächster Nähe im Syenit (Monzonit) des Plauenschen Grundes aufgeschlossenen Kupfererze anscheinend nicht bekannt. Wenn die Bronzemetallurgen, wie er voraussetzt, „in der näheren Umgebung der jeweiligen Siedlungsplätze intensiv nach natürlichen Vorkommen“ gesucht haben, 39 Flüchtige Durchsicht des reichen Scherbenmaterials aus „Quartier 1, Schicht 13/14“, die mit der „Schmelzgrube“ korreliert wird. 40 W. Coblenz (1988a, S. 119; 1989, S. 481) erwähnt unter den Metallurgiezeugnissen vom Areal der „Schmelzgruben“ auf der Heidenschanze neuerdings auch „kleine Erzklumpen“. Deren Untersuchung und Publikation wäre dringend geboten.