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In Auswertung dieser Quellen und der vorhandenen Literatur wurde die Stand ortbestimmung der frühfeudalen Burg Mügeln, die mit der bei Thietmar von Merse burg erwähnten „urbs Mogilini“ identifiziert werden muß, zu einem zentralen Pro blem der Untersuchung. Traditionell hat sich die Auffassung durchgesetzt, daß sich die erste Mügelner Burg im Döllnitztal an der Stelle der späteren Wasserburg befand, obwohl die topo graphischen Verhältnisse und das archäologische Fundgut eine solche Interpretation nicht schlüssig beweisen. Aber die Nähe der Stadt, die namentliche Übereinstim mung mit dem edelfreien Geschlecht und die Lage in einer Flußniederung stützen diese Annahme. In den letzten Jahren rückte eine zweite Burg, die mit der „urbs Mogilini“ identisch sein könnte, ins Blickfeld: der Festenberg/Flur Baderitz. Diese Wehranlage auf einem ehemaligen Felssporn (zum großen Teil durch Steinbruch ab getragen) entspricht sowohl topographisch (Ausmaß, strategische Lage, vermutliche Vorwälle) als auch dem Fundmaterial nach (8./9. Jh. bis 12./13. Jh. mit Schwer punkt im 11. Jh.) einer typisch frühfeudalen Burg des 10./11. Jh. Diesen Widerspruch galt es zu lösen und damit im Zusammenhang zu klären, welche Burg den Herren von Mügeln zugeordnet werden muß, da ihre Stellung in der Mark Meißen durch Schlesinger und Schieckei stark aufgewertet wurde und diese Edelfreien das erste urkundlich nachweisbare Herrengeschlecht in der Mü gelner Gegend sind. Eine Bestätigung der Hypothese, daß sich die Mügelner Burg von 1003 auf dem Festenberg befand, konnte folgerichtig auch hier zum Nachweis eines möglicherweise vorhandenen Suburbiums und weiterer Siedlungen führen, die mit einer frühstädti schen Entwicklung zu verbinden sind. Infolgedessen mußten auch die Beziehungen der Wasserburg Mügeln zur heutigen Stadt und das anzunehmende Ablösungsverhältnis zwischen dem Festenberg und der bischöflichen Wasserburg Untersuchungsgegenstand sein. Dabei war es nicht unwesentlich, welche Rolle die Herren von Mügeln und der Bischof von Meißen in diesem Prozeß spielten. Somit waren gültige Aussagen zum Verhältnis von Burg und Stadt in Mügeln nur zu erbringen, wenn eine fundierte Faktengrundlage gesichert und bisherige Auf fassungen daran überprüft wurden. Um für Wurzen, Mügeln und Nossen zu vergleichbaren Ergebnissen zu gelangen, wurden für alle drei Orte die gleichen Schwerpunkte gewählt und im wesentlichen die gleichen Quellengruppen herangezogen. So erwiesen sich für die Standortbe stimmung der Burgen, ihre Beschaffenheit und Belegungsdauer die archäologischen Quellen als besonders tragfähig; für die Besiedlungsverhältnisse gaben die Flur namenverzeichnisse von Sachsen mit den inneliegenden Flurkrokis wertvolle Auf schlüsse, während bei der Aufhellung von Herrschaftsverhältnissen zeitgleiche Ur kunden einen zentralen Platz einnahmen. Doch auch später entstandene Quellen, wie Amtserbbücher aus dem 16. Jh., die ersten Gerichtsbücher und Akten und alte Karten des Staatsarchivs Dresden, konnten zur Klärung einzelner Fragen herange zogen werden. Die Einbeziehung von Ablösungsakten des 19. Jh. im Zusammen-