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nisse und Forschungsstandpunkte zum Thema zu sichten, weiterführende theore tische Ansatzpunkte zu finden, an den ausgewählten Beispielen zu überprüfen und zur Diskussion zu stellen. Die bedeutendsten Ergebnisse zum Verhältnis von Burg und Stadt liegen von der Erforschung der Frühstadt vor. Arbeiten von Hensel, Herrmann, Grimm und Brach mann sowie Schlesinger und Jankuhn waren für die Erarbeitung eigener Positionen richtungsweisend. Für die Zeit nach dem 12. Jh. gaben Arbeiten von Czok, Müller- Mertens, Mägdefrau, Langer und auch Küttler wertvolle Anregungen, die Dialektik zwischen den beiden Komponenten Burg und Stadt zu erfassen und in ihrer Bedeu tung für das Fortschreiten der feudalen Gesellschaftsformation zu werten. Stand dafür eine größere Zahl von Arbeiten marxistischer und bürgerlicher Historiker zur Ver fügung, erwies sich die Quellen- und Literaturlage für die Untersuchung in Wurzen, Mügeln und Nossen als recht kompliziert, da nur in einzelnen Bereichen neuere For schungen vorlagen. Der diesbezüglich günstigste Forschungsstand ergab sich in Wurzen. Hier lagen umfassende und aufschlußreiche Arbeiten zur Besiedlung (Ebert, Naumann), zu den vorhandenen Wehranlagen (Radig, Ehrentraut), den Besitzverhältnissen (Bönhoff, Naumann) und der kirchlichen Entwicklung (Bönhoff, Schlesinger, Helbig) des Wur- zener Landes vor. Dank der Sammlertätigkeit einiger Heimatforscher und verschie dener Grabungen des Landesmuseums für Vorgeschichte Dresden ist fast jeder Ort archäologisch belegt. Auch für die Untersuchung von Burg und Stadt Wurzen lagen wertvolle Ergeb nisse vor. So konnte auf der Grundlage archäologischen Materials (Coblenz, Vogt) davon ausgegangen werden, daß der Standort der Wurzener Burg über Jahrhun derte konstant blieb, was für die topographische Lage möglicher nichtagrarischer bzw. frühstädtischer Siedlungseinheiten von besonderer Bedeutung war. Neuere Arbeiten zur älteren Stadtentwicklung (Radig, Blaschke) traten ergänzend hinzu. Damit ergab sich für Wurzen vorrangig die Aufgabe, die vorhandenen Quellen und gesicherten Forschungsergebnisse zu nutzen und durch Hinzuziehung weiterer Quellengruppen möglichst die vorhandenen Forschungslücken, insbesondere zur suburbialen Entwicklung, zu schließen und zu einer systematischen Darstellung des Burg-Stadt-Verhältnisses in Wurzen zu gelangen. Ganz anders stellte sich die Situation in Mügeln dar. Die einzige zusammenhän gende Arbeit zur Geschichte Mügelns und Umgebung stammt aus dem Jahre 1846 von Sinz, einem Pfarrer aus Altmügeln. Seither gibt es zur Entwicklung von Burg und Stadt Mügeln in der Literatur die unterschiedlichsten Auffassungen, die nur zum Teil auf exakter Quellenkenntnis beruhen. Forschungen der letzten Jahrzehnte zu Fragen der Landes- und Gerichtsherrschaft (Schlesinger), zu Orts- und Flurnamen (Eichler/Walther), Veröffentlichung von Regesten des Staatsarchivs Dresden, u. a. zum Kloster Sornzig (Schieckei), umfangreiches archäologisches Material vom Fe stenberg und Sornzig (Heimatmuseum Mügeln, Landesmuseum für Vorgeschichte Dresden) ließen jedoch Zweifel aufkommen, daß die Entwicklung tatsächlich so ' verlief, wie sie bisher dargestellt wurde.