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werden im Prinzip der Kategorie jener Phänomene zugeordnet, die nicht unbedingt als Folge menschlicher Interferenz zu deuten seien. Die EMW-Verbreitung entspricht paläobotanisch dem Boreal mit dem Höhepunkt im Atlantikum. Hier sei bemerkt, daß die erzgebirgischen EMW-Bestände in jenen Perioden Höhenlagen erreichten. Reichlich sind sie ebenfalls in den Pollendiagrammen aus Moldava und Hora sv. Sebestiäna vertreten. Diese Lokalitäten liegen höher als 800 m ü. M. hinter dem Erzgebirgskamm (Rudolph/Firbas 1925, S. 92; Rudolph 1926, S. 243; 1929; Schmeidl 1940; Firbas 1952, S. 103 f.; Jankovskä 1986 b). Die erzgebirgische EMW- Regression war begreiflicherweise nicht von der anthropogenen Interferenz bedingt, sondern von Naturfaktoren abhängig. Die in den dortigen Torfmooren nachgewie sene EMW-Regression zeichnete sich durch analoge Änderungen der Holzbestände aus, die auch den Komofany-Sedimenten zu entnehmen sind. Es wäre vielleicht nütz lich zu erwägen, inwieweit sich gleichartige veränderliche Faktoren auf die palyno- logisch dokumentierte Situation im Raum des Komofany-Sees auswirkten, sei cs in folge der auf den Berghängen (in 2,5 bis 5 km Entfernung) oder gar im Erzgebirgs vorland stattfindenden Vegetationsänderungen. Wir sind also der Ansicht, daß die EMW-Regression im erforschten Gebiet auf Naturfaktoren zurückzuführen ist; in den landwirtschaftlich ausgenutzten Gebieten traten dazu noch anthropogene Aus wirkungen (zu deren Umfang im allgemeinen Neustupny 1985). Die anthropogenen Eingriffe müssen wohl zum Gegenstand selbständiger Beweisführung werden, denn nur so kann man objektive Stützen sowohl für die Deutung der EMW-Ent- wicklung als auch für die eigentliche siedlungsarchäologische Forschung gewinnen. Mit der Frage nach der Verbreitung und Zoneneinteilung der urgeschichtlichen bis frühmittelalterlichen Besiedlung im Raum von Most haben wir uns schon be faßt. Wir sind der Meinung, daß das Siedlungsnetz bis in das späte Frühmittelalter nur mit dem Südufer des sog. Komorany-Sees zu verbinden sei, während im Nor den, im Bereich proluvialer Sedimente, landwirtschaftlich systematisch genutztes Land höchst unwahrscheinlich ist. Wir haben bereits die Entfernungen erwähnt, die die landwirtschaftlich genutzten Flächen von den Standorten der Profile bei Komo- rany und Dnov getrennt haben könnten; im ersten Falle betrug die minimale Ent fernung 1,5 km, im zweiten Falle war die Entfernung augenscheinlich noch größer. Ob die Klärung der Frage nach der Weise des Transportes der Pollen aus dem öko nomischen Hinterland urgeschichtlicher bis frühmittelalterlicher Siedlungsstätten bis zur Ablagerung in den abgeschätzten Abständen seinen Ausdruck gefunden haben könnte, muß den Palynologen vorbehalten werden. Beim einfachen Vergleich mit den Literaturangaben ist eine kompetente Lösung ausgeschlossen (vgl. z. B. Welten 1967; Behre 1981, S. 227). Wir haben ferner die sich aus dem bestimmenden Faktor des sich umwandelndcn Biotops auf der Fläche des sog. Komofany-Sees ergebenden Folgeerscheinungen in Erwägung gezogen, die sich auf die Gestaltung der Pollen kurve von Poaceael auswirken. Ohne das eindeutig beglaubigte Auflichten des Wal des bleibt die angenommene Praxis von Waldweiden und vom Abästen einiger 14 Den palynologischen Beobachtungen gemäß ist der Anstieg der Nichtbaumpollengruppe im allge meinen weniger ausgeprägt als jener der Cerealia-Pollen (z. B. Lange 1976 a, S. 379).