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menhängen weniger eindeutig als im Falle von Deutscheinsiedel zu sein. Auf grund dieser zwei Einzelgefäße gelangen wir zu der Frage nach den mittelalterlichen Erzgebirgspässen. In einer früheren Studie (Klapste 1985), die sich mit dem Zeit abschnitt vor der Kolonisation des Erzgebirgsvorlandes befaßte, hatte man von neuem die Einzigartigkeit des Paßweges zwischen Chlumec und Dohna betont und versucht, die bisher in Erwägung gezogenen von Chlumec ins böhmische Binnenland hineinführenden Wege um die Verbindungslinie quer über das Becken von Most wei ter nach Zatec zu vermehren. Die Entwicklung weiterer Kommunikationswege im Ein zugsgebiet der Freiberger Mulde wird in der erwähnten Studie erst mit der Kolonisa tion in Verbindung gesetzt, die seit der Mitte des 12. Jh. an der böhmisch-sächsischen Grenze rasche Veränderungen verursachte. Zu einer tieferen Kenntnis der damaligen Entwicklung könnte in erster Linie eine reichhaltigere archäologische Quellenbasis beitragen, der wir, hoffentlich mit Recht, den Einzelfund aus Hamr 5 zuordnen. 7 Die Archäologie schweigt über die Anfangsstadien der zusammenhängenden Be siedlung in Zone D unserer Verbreitungskarten; die Siedlungskarte würde für das wahrscheinliche Fehlen der dortigen frühmittelalterlichen Besiedlung zeugen. Über das Objektivitätsmaß des aufgezeichneten Forschungsstandes könnte uns vielleicht die Fundsituation in Zone C belehren. Unser Fundkatalog konnte dort nur spät burgwallzeitliche Keramikfunde registrieren, die in Dolni Jiretin 1 und Drinov 2 zusammen mit hochmittelalterlicher Ware hervortritt. Die Situation in Drinov 2 spricht dafür, daß die spätburgwallzeitliche Keramik hierher erst mit den Abschwem mungen gebracht wurde, die die Schichten mit organischem Material überdeckten. Das Vorhandensein spätburgwallzeitlicher Keramik als der ältesten Komponente in Schwemmschichten kann als chronologische Stütze für die Datierung bedeutender Umwandlungen dienen, zu denen es in jenem Landstrich am Ufer des Komorany-Sees gekommen war, der den von den Erzgebirgshängen herabströmenden Wasserfluten ausgesetzt war. Die Einbeziehung dieses Landstriches in die Siedlungsökumene wäre anscheinend erst mit der veränderten Vegetationsdecke in Verbindung zu setzen. - Leider kann man nicht die angebliche burgwallzeitliche Keramik aus Horni Jiretin 6 beurteilen. Jedenfalls ist zu betonen, daß diese Fundstelle in besonderer Lage im Ufergebiet des Komofany-Sees lokalisiert ist. Damit könnte auch das ökonomische Profil einer eventuellen Ansiedlung Zusammenhängen. Aus der Analyse des archäologischen Materials geht der grundsätzliche Unterschied zwischen der Siedlungsentwicklung im Südteil des erforschten Raumes (Zone A-B) und im Landstrich am Erzgebirgsfuß (Zone D) hervor. Unsere Aufmerksamkeit kon zentrierte sich zwar auf frühmittelalterliche Funde; erfaßte prä- und protohistorische Funde legen indes wohl ein ähnliches Zeugnis ab (Literatur vgl. bei Kouteclcy et al. 1980). Das Gebiet am Erzgebirgsfuß darf sicher nicht als ein von der urgeschicht lichen bis frühmittelalterlichen Besiedlung und ihren Auswirkungen abgeschlossener 7 Die toponomastische Forschung (Smilauer 1960, S. 85) verbindet mit dem alten Siedlungshorizont aus dem 11. Jh. den Ortsnamen Lounice, den die außerhalb der angenommenen Siedlungsökumene gerade zwischen Hamr und Deutscheinsiedel in das Erzgebirgsland vorgeschobene Einzelsiedlung trägt.