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gebirges anzeigt, denn er ist in allen größeren in Betracht kommenden Komplexen vertreten. Die Keramik gehört ausnahmslos der sog. „vorblaugrauen“ Ware an. Die Farb gebung variiert von gelblich-ockerfarben über braun und grau bis bläulich und schmut zig dunkel. Charakteristisch ist auch eine glimmerhaltige Magerung. An einer Zu weisung unserer Funde zur sog. „landschaftlich gebundenen Gebirgskeramik“ (Geu pel 1984 b, S. 302) kann somit kein Zweifel bestehen. Interessant ist, daß sich innerhalb der Keramik zwei sich voneinander unterschei dende Gruppen aussondern lassen. Eine ockerfarben-rötliche, vermutlich oxidierend gebrannte Ware von gröberer Machart und größerer Dickwandigkeit (4.3. - Abb. 5,2) war gleichzeitig neben einer schon weitgehend reduzierend gebrannten, dunk leren, dünnwandigeren Keramik in Gebrauch. 7 Während erstere Gefäße noch auf einer langsam rotierenden Scheibe hergestellt worden sein dürften, kam bei letzteren vermutlich bereits eine schnell drehende Scheibe zur Anwendung, 8 die sich später bei der Produktion der für das 13./14. Jh. charakteristischen blaugrauen Ware voll durch gesetzt hat (Geupel 1984 b, S. 303). Das vorliegende Scherbenmaterial repräsentiert somit den Zeithorizont des Überganges von der langsam- zur schnellrotierenden Töp ferscheibe. Die ebenfalls innerhalb des Hauses aufgefundenc hellbraune Tülle (4.40) aus fei nem hartgebranntem Ton ist nicht eindeutig datierbar, obwohl dieses Stück an die sog. pingsdorfartige Keramik erinnert, die bereits in zahlreichen kolonisationszeit lichen Fundkomplexen des Erzgebirges beobachtet werden konnte. 9 Wahrschein licher als eine mittelalterliche Zeitstellung ist hier die Annahme eines verschleppten neuzeitlichen Keramikrestes, denn es wurde nicht eine einzige zu dieser Tontülle passende Wandungsscherbe entdeckt. Es kann somit an der Deutung des Gesamtbefundes als den Resten eines abge brannten Hauses, das zeitlich am Ende des 12. Jh. errichtet worden ist, kein Zweifel bestehen. Wichtig erscheint in diesem Zusammenhang die Feststellung, daß unser Bau noch kein Steinfundament hatte. Die Benutzungsdauer wird wohl nur wenige Jahr(zehnt)e betragen haben. Dem würde das relativ einheitliche geborgene ke ramische Material nicht widersprechen. Vergleichbare auswertbare Befunde aus dem Erzgebirge bzw. dessen Vorland sind z. Z. nicht bekannt. Von einigen Wüstungen aus dem Kreis Hohenstein-Ernst thal liegen zwar historisch unscharfe Nachrichten über das Auffinden von Hausresten vor (Eismann/Richter 1971, S. 272, 290 und 294 f.), die aber weder Aussagen über das einstige Aussehen und die Größe noch über eine exakte chronologische Fixierung erlauben. 7 Auf diese Problematik machte mich freundlicherweise Dr. H.-J. Vogt, Dresden, aufmerksam. 8 Zur eindeutigen Klärung bedarf es u. a. der Einbeziehung keramisch-technologischer Untersu chungsmethoden. 9 U. a. wurde der Rest eines pingsdorfartigen Gefäßes bei einer Ausgrabung an der Weißbacher Kirche geborgen, die vom Berichterstatter unternommen worden ist und deren Bekanntgabe noch aussteht.