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mügeln als eine herrschaftliche bzw. königliche Gründung angesehen werden. Ihr vermutlich höheres Alter und der große Umfang der Parochie schließen eine Grün dung durch Kaufleute im 12. Jh. aus, wie auch die Ansässigkeit von Kaufleuten mit den Flurverhältnissen wenig übereinstimmt. So erwuchs die Bedeutung Altmügelns als Marktort offensichtlich mehr aus seiner zentralen Lage im Herrschaftsbereich der Herren von Mügeln und der Eigenschaft als Kirchort der Großpfarrei Altmügeln. Wahrscheinlich reicht der Altmügelner Markt bis in das 12. Jh. zurück, in eine Zeit, als sich durch die Ansiedlung von Ko lonisten das Bedürfnis nach Warenaustausch sprunghaft vergrößerte und die Burg auf dem Festenberg durch den Landesausbau in nördlicher und östlicher Richtung in eine randliche Lage geriet. Die Einheit von kirchlichen Belangen und dem Be dürfnis nach Austausch kommt auch darin zum Ausdruck, daß der Markttag gleich zeitig Ablaßtag war und die Kirche in Altmügeln aus dem Markt Einkünfte hatte und auch für den Unterhalt der Brücke verantwortlich war. Es läßt sich jedoch nicht feststellen, ob das „teloneum" ursprünglich auf Altmügeln bezogen war oder auf die spätere Stadt. Als Altmügeln 1364 in die Hände des Bischofs kam, wurden der ursprüngliche Charakter und die rechtliche Stellung der Siedlung durch die Eingliederung in die bischöfliche Herrschaft überlagert. Ohne Flur sank es zu einer Dienstsiedlung her ab, deren tiefe ökonomische und rechtliche Abhängigkeit durch die im Amtserbbuch des 16. Jh. aufgeführten Frondienste deutlich hervortritt (AEB Mügeln, S. 113). Insgesamt hält Altmügeln den Vergleich mit Altleisnig hinsichtlich einer frühstädti schen Entwicklung nicht stand. Gegen eine im 12. Jh. gegründete Kaufmannssied lung sprechen vor allem das vermutlich höhere Alter des Ortes und die Umstände der Kirchengründung. Die gegenüber der ländlichen Umgebung andere Sozialstruk tur, der zeitige Verlust der Flur sowie die Bedeutung als Marktort lassen den Schluß zu, daß sich in Altmügeln Prozesse abspielten, die im einzelnen in den Quellen nicht faßbar sind, die aber den Charakter der Siedlung veränderten. Man darf Altmügeln hinsichtlich einer städtischen Entwicklung als ein wichtiges Bindeglied zwischen dem suburbialen Baderitz und der entstehenden mittelalterlichen Stadt ansehen. 3.3. Die weitere Ausprägung des Burg-Stadt-Verhältnisses in Mügeln unter den Be dingungen der vollen Entfaltung der feudalen Formation 3.5.1. Zum Zusammenhang von bischöflicher Landesherrschaft und Gründung der heutigen Stadt Mügeln Wie der Bischof zur Landes- und Stadtherrschaft um und in Mügeln gekommen ist, bleibt weitgehend unklar. In Auswertung vorhandener Quellen und kritischer Wer tung bisheriger Interpretationen kann man zu begründeten Schlußfolgerungen, nicht aber zu einer überzeugenden Beweisführung gelangen. Allgemein gelten die 1064 165