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Kietzen (Krüger 1962, S. 111). Das ist auch eine Entscheidung darüber, welchen Charakter die Siedlungen hatten. Restlos wird das ohne Grabung nicht zu klären sein, aber verschiedene Quellen können an die Beantwortung dieser Fragen näher heranführen. Dabei soll von der Überlegung ausgegangen werden, daß cs sich bei den Podegrodici-Orten um Siedlungen handelt, die unter vergleichbaren gesell schaftlichen Bedingungen und in einem ungefähr abgrenzbaren Zeitraum entstanden sind. Die ersten genannten Podegrodici-Orte bei Altenburg und Zeitz erscheinen in der Urkunde Ottos II. von 976 (MG DO II, 139). Damit ist ihre Existenz für das 10. Jh. gesichert, auch für das Gebiet östlich der Mulde, denn die Erwähnung bei Thietmar (V, 37) läßt für Mügeln ebenfalls eine solche Deutung zu. Einige Argu mente sprechen jedoch dafür, daß die Podegrodici-Siedlungen nicht erst im 10. Jh. entstanden sind, sondern sich bereits in älterslawischer Zeit herausgebildet haben. Einerseits muß man mit einem gewissen Entwicklungsprozeß rechnen, zum anderen ist es wohl kein Zufall, daß diese Siedlungen gerade an Hauptburgen slawischer Gaue entstanden sind. Die Siedlungen befinden sich ausnahmslos im Altsiedelgebiet in unmittelbarer Nähe von Burgen des 8./9. Jh. Unter diesem Aspekt wäre zu überprüfen, ob die neuere slawische Namensschicht mit Ortsnamen vom Typ *podegrodici nicht schon vor dem 10./11. anzusetzen ist.74 Ein wichtiger Anhaltspunkt für das slawische Alter der Podegrodici-Orte sind ihre Orts- und Flurformen, soweit heute noch Aussagen möglich sind. Von der Orts form her sind Baderitz/Zschaitz und Baderitz/Festcnberg Rundweiler mit einer je weils angebauten Häuserzeile (FNV Baderitz, AH Oschatz 3; AH Döbeln 6); Ba- weritz/Reideburg ist nach Neuß ein sich „als Rundling deutlich heraushebender Ge höftekomplex“ (Neuß 1969, S. 10). Podgrodici/Tröglitz, Pothegrodice/Wettin und Pauritz/Altenburg dagegen weisen eine langgestreckte Form auf. Die für das Anliegen aussagekräftigsten Fluren besitzen die Orte Baderitz/ Zschaitz uffd Baderitz/Festenberg, während bei den vier anderen Orten die ursprüng liche Flur in einer größeren aufgegangen ist und nur ungefähr bestimmt werden kann (Abb. 9). Beide Podegrodici-Orte besitzen also eine alte Flur, die eine block artige Form hat und später entweder in Streifen (Baderitz/Zschaitz) oder in Ge wanne (Baderitz/Festenberg) untergliedert wurde. Auch bei Podegrodici/Tröglitz und Pothegrodice Wettin deutet sich unmittelbar neben der Ortslage ein blockarti ges Flurgebilde an, bei Baweritz/Reideburg ermöglicht das historische Meßtischblatt keine Aussage, 71 72 bei Pauritz/Altenburg sind die Verhältnisse durch die spätere Be bauung verwischt. Damit ist es klar, daß es sich um Siedlungen mit einer blockarti- 71 Brachmann bezeichnet die Namen vom Typ *podegrodici als altslawisch und wirft die Frage auf, daß dieser Namenstyp mit dem Auftreten von bereits in slawischer Zeit befestigten Vorburgen im Zusammenhang zu sehen ist und deren Bewohner möglicherweise eine besondere wirtschaftliche Stellung besaßen (Brachmann 1978, S. 158, 224). 72 Historische Meßtischblätter des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle, Nr. 2874, 2531, 2606. Für deren Einsichtnahme bedanke ich mich hiermit.