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im Einzelfall bereits Keimformen städtischen Lebens abzeichneten. Es ist zu über prüfen, ob diese Siedlungen im Sinne von Brachmann in einer Art „Dienst- oder Leistungssystem“ für die späturgesellschaftlich-frühfeudale Burg zusammenwirkten bzw. die Tendenz dazu sichtbar wird. Als Kriterien für die Zugehörigkeit einer Sied lung zu einer Siedlungsagglomeration sollen gelten: - die mögliche Einordnung in ein soziotoponymisches Namensfeld, das sowohl hand werkliche als auch landwirtschaftliche Spezialisierung deutlich werden läßt (Eichler/ Walther 1969, S. 239 ff.); - der archäologische Nachweis handwerklicher Tätigkeiten, die das Vorhandensein von Spezialisten voraussetzen; - ein enger topographischer Zusammenhang von Siedlung und Burg; - die Möglichkeit der Einordnung in eine Gruppe von Siedlungen, deren Namen in sprachlicher Sicht Homonyme (gleiches Wortbild) bzw. Synonyme (gleiche zu er schließende Bedeutung) darstellen und die auf eine Spezialisierung hindeuten; - der späte Nachweis der großen Abhängigkeit einer Siedlung von der Burg und von Besonderheiten im Siedlungscharakter, die sie in spezifischer Weise von ihrer land wirtschaftlichen Umgebung unterscheiden. Betrachtet man die Siedlungen um den Festenberg genauer, so heben sich nach den genannten Kriterien besonders die Orte Sornzig und Baderitz aus den übrigen her aus. Der Ort Sornzig kann von sprachlicher, archäologischer und topographischer Seite her als eine Siedlung angesehen werden, die für ein solches „Dienst- oder Leistungs system“ signifikant ist. Dabei ist die durch reiche archäologische Funde belegte Tä tigkeit nichtagrarischer Produzenten besonders hervorzuheben. Ähnlich anderen Or ten, deren Ortsname auf die Tätigkeit von Mühlsteinhauern hinweist, ist auch für Sornzig die räumliche Bindung an eine zeitgleiche älter- und spätslawische Burg cha rakteristisch. Auch Baderitz ist durch seinen besonderen Ortsnamen und durch seine Lage un mittelbar unterhalb des Festenbergs (alte Burg Mügeln) von Interesse. Denn Orts namen vom Typ *podegrodici treten hier und an der Schanze in Reideburg/Stadt- kreis Halle in Verbindung mit anderen Soziotoponymen bzw. am Festenberg mit einem Ortsnamen vom Typ *zornoseky (Eichler/Walther 1966, S. 322; Brach mann 1982, S. 143, 147) auf. Nach Brachmann ist mit den Ortsnamen vom Typ *podegrodici ein inhaltliches Bindeglied zu anderen Gruppen der Soziotoponyme gegeben und ein funktioneller Zusammenhang zwischen diesen verschiedenen Namengruppen und der Entwicklung arbeitsteiliger burgenabhängiger Verhältnisse schon für die älterslawische Zeit als wahrscheinlich anzunehmen (Brachmann 1982, S. 147). Während für Sornzig der Dienstsiedlungscharakter im obigen Sinne offensicht lich ist und für Baderitz vermutet werden kann, lassen sich zu Cutscowe diesbezüg lich keine Aussagen machen (nur indirekt lokalisierbar). Ob die Schafhaltung in Paschkowitz sehr weit zurückreicht, kann nicht festgestellt werden. Die Kloster urkunden geben keine Hinweise dazu.