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ursprüngliche Flußübergang in Wurzen südlich der Burg befunden haben muß und die Erosionsrinne der Rietzschke die Ersteigung des Plateaus in Richtung Roitzsch - Körlitz erst ermöglichte (Ebert 1930, S. 39 u. 90, Anm. I). 32 Demzufolge müßte die Burgauffahrt im heutigen Rosental (nördlich der Rietzschkemündung) ihren Ausgang genommen haben. An dieser Stelle soll beim Kanalbau ein Bohlenweg frei gelegt worden sein (OA Wurzen). Ihr Endpunkt, der Burgeingang, befand sich ver mutlich an der heutigen Einmündung der Domgasse in den Domplatz. Es ist anzu nehmen, daß der Burgweg ehemals im leichten Bogen um das Suburbium herum führte, vom Südosten her das Burgtor erreichte und heute durch die Gründungsstadt überbaut ist. Auch in der strategisch günstigen Lage der Burglehen kann man eine Parallele zur Leipziger Burg sehen. Insgesamt kann festgestellt werden, daß die Wurzener Burg mindestens seit dem 10. Jh. im Südosten ein Suburbium besaß, das mit ihr topographisch eng verbunden war. Die Untersuchung von im 19. Jh. abgelösten Feudallasten im Zusammenspiel mit heutigen Katasterplänen ermöglichte die genaue Lokalisierung dieses Suburbiums und seine Abgrenzung gegenüber der späteren mittelalterlichen Stadt sowie seine Aufgliederung in zwei Teile, die einerseits handwerklich tätigen Bevölkerungsteilen, andererseits Burglehnern als Wohnstatt zugesprochen werden müssen. 2.2.3. Die Beziehungen der Siedlung Crostigall zur Wurzener Burg 1583 wird der Wurzener Crostigall als Suburbium bezeichnet. Das ist merkwürdig und bedarf der besonderen Erörterung. Unter topographischer Sicht handelt es sich beim Crostigall um ein bergiges Ge ländestück (heute Straßenname), das südlich der Rietzschke bzw. Färbergasse be gann, östlich durch das Wenzelsviertel, westlich durch den Abhang zum Mühlgraben und südlich etwa durch die Fernverkehrsstraße Dresden - Leipzig zu begrenzen ist. Vor der Bebauung scheint es ein baumloses, vielleicht mit etwas Buschwerk bewach senes Gelände gewesen zu sein (Naumann 1962, S. 60). Untersucht man den Crosti gall von der heutigen Grundstücksaufteilung her genauer, heben sich mehrere Sied lungsteile voneinander ab (Abb. 4, 5 b): 1. die nach der Wenzelskirche gelegenen Grundstücke; 2. die Grundstücke an der Kreuzgasse, die spät, aber mindestens im 16. Jh. entstanden sein dürften; 3. der Häuserkomplex um das alte Postgut mit der Gaudlitzsiedlung; 4. der dicht gedrängte Siedlungsteil am südlichen Talhang der Rietzschke. Für die Suburbiumsproblematik haben die Grundstücke in Richtung Wenzelskirche und die an der Kreuzgasse keine Bedeutung, wichtiger dagegen ist das alte Postgut mit der Gaudlitzsiedlung. Es dürfte nach Lage der Quellen ein altes Rittergut ge wesen sein. Denn schon 1423 verkauft ein bischöflicher Lehnsmann Reinhard von Krostegahl das Gut an die Stadt Wurzen (GB Wurzen 282, S. 21). 1488 erscheint ein Reinhard von Krostegahl im Lehnbuch des Bischofs (Naumann 1962, S. 60). 32 Vgl. zum Verlauf der Burgauffahrt Anm. 22 und Abb. 5 c.