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Auf sehr anziehende Weise schildert Goethe, im 2. Teile des 2. Bandes in der „Konfession des Verfassers", wieso er in das physikalische Reich geraten war. Um sich Rechen schaft über das Kolorit in der Malerei zu verschaffen, wollte er sich „von seite der Physik den Farben nähern;" er blickte daher durch ein Glasprisma nach einer weißen Wand, hoffte diese infolge der Lichtzerlegung gänzlich mit farbigen Bildern bedeckt zu sehen, fand aber nur ihre Grenzen farbig gesäumt. Goethe war hiervon so überrascht, daß er, obschon allein, vor sich ausrief: „die Newtonsche Lehre sei falsch." Darin bestärkte ihn noch weiter der Umstand, daß auch beim objektiven Versuche in der Nähe eines engkantigen Pris mas die Mitte des auf weißer Wand erscheinenden Farben bildes farblos bleibt, ferner daß ein schwarzer Streifen, auf weißem Grunde durch das Prisma gesehen, sich mit Farben bedeckt. Vergebens erklärten die Physiker dem neuen Forscher auf dem optischen Gebiete, daß Weiße Flächen durch das Ueber einanderfallen aller Farben ungefärbt erscheinen müssen, weil dabei eine Mischung der spektralen Farben eintrete, und nur <m den Rändern, wo die Endfarben ohne Deckung von anderen, zu Weiß sich ergänzenden farbigen Strahlen bleiben, gefärbt erscheinen — es half nichts, obwohl Goethe diese Erklärungs weise sehr gut begriff. Ebensowenig stimmte er zu, als man ihn verwies, daßjenesAufgehendes schwarzen Streifens in Farben nur scheinbar sei und von den Farben an den weißen Grenzen herrühre, welche sich durch die Brechung vor den Streifen schieben. Eine ganze Reihe von Schriftstellern und Gelehrten trat gegen Goethes Farbenlehre, die 1810 erschien, auf, nahm für die Newtonianische Lehre Stellung, und so mußte es Goethe selbst erleben, daß die von ihm so sehr geschmähte Lehre von der Zusammensetzung des weißen Lichtes zum Schlüsse triumphierte und die für die Geschichte der Farben lehre so unerquickliche Episode mit dem vollständigen Siege der Newtonianer, wie es auch nicht anders erwartet werden konnte, endigte.