Ganz getrennt von diesen Teilen der Natnrlehre ist die ästhetische Seite der Farbenlehre zu betrachten, die wieder Hand in Hand mit der technischen Ausführung der künst lerischen Gewerbe zu gehen hat. Erst durch diese Scheidung sind die Unterschiede zwischen Theorie und Anwendung klarer geworden, während man früher die Lehre von den Farben aus der Lehre von den Farbstoffen zu entwickeln versuchte. Der neueren Zeit war es Vorbehalten, Theorien aufzustellen, die sowohl wissenschaftlich als auch praktisch das ganze Gebiet der Farben erklärend umfassen und alle älteren Anschauungen verdrängten. Wenn auch von dem Studium der Farbenlehre allein nicht erwartet werden kann, daß Künstler dadurch herangebildet werden, so wird dasselbe doch immerhin dazu beitragen, Fachleuten das bessere Er kennen und die Bildung richtigerer Ansichten über das Kolorit und die Harmonie zu erleichtern. Was vielen von ihnen als eine Art Empsindungssache erscheinen mag, wird sich an der Hand der Theorien zu sicherem Bewußtsein ausbilden können, ohne daß sie befürchten müssen, in ihrer freien künstlerischen Entfaltung behindert zu sein. Im Gegenteil scheint es Aufgabe der Farbenlehre zu sein, das subjektive Empfinden zu vertiefen und zu stärken, die Urteilsfähigkeit nicht dem zufälligen Geschmacke, sondern einem wirklichen Prinzipe unter zuordnen. Das Studium der Farbenlehre wird auch dahin wirken, daß der Anfänger und Schüler die fast unvermeidlichen Schwierigkeiten seiner Kunst kennen lernt und ihm den Weg zeigt, die Ursachen dieser Schwierigkeiten zu beseitigen. Er wird sich darüber Rechenschaft geben können, inwiefern es