VIII Vorwort. daß die in ihrer Auslage befindlichen Modeartikel nie recht zur Geltung kämen, obwohl schon alles Mögliche in der Beleuchtung und Dekorierung des Hintergrundes ohne Erfolg probiert worden sei; hingegen wirkten die Arrange ments der Auslagefenster ihres Konkurrenten, des ersten Modehändlers der Residenz, stets so vornehm und vorteil haft für die ausgestellten Objekte. In der That verhielt es sich so, und es war auch nicht allzuschwer, die Ursache dieses großen Unterschiedes festzustellen. Fürs erste hatte die Putzmacherin in dem konstanten Hintergrund (goldfarbiger Plüsch) des Schaufensters nur für wenige Farben einen wirksamen Gegensatz, der Glanz des Seidenplüsches beein trächtigte sogar gewisse dunkle Farben derart, daß man die Gegenstände in der nächsten Nähe ansehen mußte, während der Modehändler es nie versäumte, für die Wirkung einzelner besonders zur Schau gestellter Objekte durch passend gewählten kontrastierenden Hintergrund zu sorgen. Dabei hatte der letztere auch den guten Geschmack, stets Farben aneinanderzureihen, welche dem sogen, kleinen Intervall entsprechen, und die Hauptfarbe durch die Kom plementärfarbe in diskreter Weise zu verstärken. Gewiß ist gar manchem der Sinn für feinere Farben harmonien angeboren und dnrch frühzeitiges Ueben sehr entwickelt; er folgt seinem „Gefühl" mit großer Sicherheit und kann sich darauf verlassen, aber er wird sich keine Rechenschaft darüber geben, warum er gerade in einem bestimmten Falle diese Farbe einer anderen vorzieht. Die Farbenlehre stellt zwar auch nicht Gesetze fest, die aus nahmslos zu gelten haben, aber sie giebt die Erklärung für viele Erscheinungen der Farbenwelt, die eine größere