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MM nm WMin-MWln Aiingn Tageblatt. Nr. 275. Sonntag, den 27. November 1910. 37. Jahrgang. Advent. „Siehe, dein König kommt zu dir, sanft mütig und ein Helfer!", das ist die alte und doch ewig neue Botschaft des Advents. Mit einem bedeutsamen „Siehe" hebt sie an. Was wir jetzt sehen? Ich sehe die Kinder daheim bereits in fröhlicher Weihnachtsstimmung, ge heimnisvoll haben sie untereinander zu flüstern, hier gilt's Wünsche zu erraten, dort solche in kluger Weise hervor zu locken. Wir hören fröhliche Advents- und Weihnachtslieder, hier brennt schon am Sonntagabend der Advents baum, dort wieder erregt das Kommen Knecht Rupprechts Schrecken und Freude. Was wir jetzt sehen? In den Straßen der Stadt ein geschäftiges Treiben, an den weihnachtlich ge schmückten Schaufenstern der Läden lauter schöne, begehrenswerte Dinge; trotz Kälte und Schnee stehen die Kinder wie vom Zauber ge bannt davor, bis das Gebot der Mutter oder der Hunger sie heimtreibt. Was wir jetzt sehen? Hinter allein äuße ren Glanz und hinter dem fröhlichen Advents jubel doch auch viel bittre Not, viel Elend, viele Tränen! Wie mancher sieht nur mit banger Sorge den kommenden Tagen entge gen! Kaum das tägliche Brot siir die Sei nen, daheim eine kranke Mutter, ein krankes Kind, viel Ausgaben, an die man nicht ge dacht! Das wird ein trauriges Weihnachten werden! In einem anderen Hause hat der Tod eine schmerzliche Lücke gerissen. Ernste Gedanken erfüllen die Herzen des trauernden Gatten, der betrübten Mutter und selbst die Kinder wagen nicht wie sonst, ungezwungen fröhlich zu sein. Wie mancher Kummer tief drinnen im Herzen! Niemand darf ahnen das tiefe Weh! Glück und Friede scheinen für im mer gewichen zu.-sein! Und wer es ernst nimmt mit dem Leben, der kennt noch einen anderen Schmerz, das ist der Schmerz darüber, daß wir so manches Gute unterlassen und so manches Unrecht getan haben, daß es uns ge fehlt hat an dem rechten Fortschreiten in der Heiligung unseres Wandels. Da klingt jetzt hinein in die Herzen der Menschen die Botschaft: „Siehe, dein König kommt zu dir, sanftmütig und ein Helfer!" Siebe! Ja seht nur mit den Augen des Glaubens! Ihr Fröhlichen! Freut euch eures Lebens, aber vergeßt nicht, daß alle äußere Freude nur ein Abglanz ist von der Freude, die ein Herz empfindet, das seinen Heiland gefunden hat! Ihr Verzagten, glaubt es nur, größer als der Helfer, ist die Not ja nicht! Ihr Traurigen, glaubt es nur, auch Leiden werden einst zum Segen, auf dunkle Nächte folgt das Licht! Und zuletzt ihr, die ihr euch schuldbeladen fühlt und nach Frieden verlangt, Er, euer Herr und Heiland, kommt, „den Sündern zu wahrem Trost und Heil", Gottes Erbarmen ist größer als der Menschen Schuld. Dort ist fröhliche Adventszeit in Herz und Haus, wo mit dem Advent der Friede seinen Einzug hält, der stille Gottesfrieden, den wir allein finden im Glauben an Christum, unsern Heiland, der von neuem zu uns kommt, sanft mütig und ein Helfer! E. K. Deutscher Reichstag 86. Sitzung vom 25. November. Am Bundesratstische: Dr. Delbrück, Frhr. von Schorlemer. Die Besprechung der Inter pellationen über die Fleischteuerung wird fort gesetzt. Abg. Hildenbrand (foz.): Nach die ser Debatte wissen die Arbeiter und kleinen Leute wieder einmal, daß die agrarische Mehr heit ihnen nicht die Möglichkeit gewähren will, sich ausreichend zu ernähren. Auch die Regie rung hat vollständig versagt, trotzdem die amt lichen Statistiken die umterernährung des Vol kes feststellen. Die süddeutschen Staaten haben den Grundsatz der preußischen Agrarier, die Grenzen gesperrt zu halten, durchbrochen. Agi tatorischen Zweck hat unsre Interpellation nicht. Wir brauchen keine Agitation; dafür sorgen Sie (nach rechts), unterstütz? von dem Instru ment des Himmels, nußer uns und der Fort schrittspartei hat keine andre Partei die Ab sicht, der Negierung einen bestimmten Auftrag zur Ergreifung von Maßregeln gegen die Teue rung zu erteilen. Der Reichskanzler sollte nicht ein Instrument der Junker, sondern ein In strument des Volkes sein. Die Regierung ver nachlässigt mit der Ablehnung unsrer Vor schläge ihre Pflicht. Staatssekretär Delbrück: Abg. Wiemer warf mir vor, ich hätte als Danziger Ober bürgermeister über die Fleischnot anders ge sprochen als jetzt. Das zeigt doch nur, daß der Minister eines großen Reiches von andern Gesichtspunkten ausgehen muß als ein städti scher Bürgermeister. Es ist nicht wahr, daß die amtlichen Statistiken eine Unterernährung des Volkes ergeben haben. Es fragt sich, ob der Reichskanzler Mittel hat, die Uevelstände, deren Vorhandensein niemand bestreitet, zu be seitigen. Nach sorgfältiger Beurteilung der Dinge sind solche Mittel nicht vorhanden. Den Schutz gegen Seucheneinschleppung müssen wir aufrecht erhalten und unsre eigne Fleischpro duktion sicherstellen. Es fragt sich auch sehr, ob uns das Ausland auf die Dauer mit Fleisch versorgen kann. Nordamerika wird seine Fleischproduktion bald für sich selbst ge brauchen. Ich bestreite, daß unsre Zollpolitik weite Volkskreise schädigt. Die Roggenpreise zeigen im letzten Jahrzehnt keine Steigerung, fondern einen Stillstand. Bei den steigenden Fleischpreisen darf man auch nicht die steigen- den Löhne vergessen, die steigende Anforderun gen an die Qualität des Fleisches, an die hy gienische ästhetische Aufmachung der Schlächter läden stellen. Das sind alles Dinge, die mit der Agrarpolitik nichts zu tun haben. Wenn wir 30 Jahre eine falsche Wirtschaftspolitik getrieben hätten, hätte sich dann unser Volks vermögen in der Weise vermehren können, wie es der Fall war, hätten wir dann unsere So zialpolitik treiben können? Ich bestreite, daß unsre Wirtschaftspolitik arbeiterfeindlich ist. Wir dürfen nicht rütteln an unsrer bewährten Zoll- und Wirtschaftspolitik und hoffen, daß das deutsche Volk die Einsicht besitzen wird, uns auch später einen Reichstag zu schicken, der uns die Möglichkeit gibt, unsere Wirtschaftspolitik fortzuführen. (Lebh. Beifall rechts, Lachen links; Zuruf von den ^ozdem.: Schneiden Sie sich nicht!) Abg. W a ch h o r st de Wente (natl.): Die Viehproduktion hat zugenommen; das wird auch die Zählung am 1. Dezember ergeben. Das Vorgehen der süddeutschen Regierungen in Sachen der Zulassung französischen Schlacht viehs kann ich nur lebhaft bedauern. Das aus ländische Vieh muß ebenso untersucht werden, wie das einheimische. Die schwankenden Vieh preise werden gerade von der Landwirtschaft beklagt. Man muß die Viehhaltung zu heben suchen. Wenn die mittleren und kleinen Land wirte heute noch Vieh aufziehen können, so verdanken sie das uns, nicht dem Bunde der Landwirte. (Lachen rechts.) Der Bund der Landwirte hat indirekt der inneren Kolonisa tion überall entgegengewirkt. (Abg. Kreth (kons.) ruft: Unwahrheit!) Redner fortfah rend: Es ist eine Gemeinheit, mir das zuzu rufen. Vizepräsident Schultz: Ich rufe den Abg. Wachhorst wegen dieser Aeußerung zur Ordnung! Abg. W a ch h o r st de Wente: Ich bin durch den Zuruf Unwahrheit beleidigt worden. Vizepräsident Schultz: Der Vorwurf der objektiven Unwahrheit ist keine Beleidigung. Abg. Wachhorst de Wente: Es ist gut, daß ich das weiß. (Heiterkeit.) Der deut sche Bauernbund wurde gegründet, um den durch den Bund der Landwirte geschaffenen Unterschied zwischen Stadt und Land zu be seitigen. Für alle politischen und wirtschaft lichen Fragen muß die Devise gelten: Jedem das Seine! Abg. Kobelt (Wildlib.): Ich wußte schon von vornherein, daß bei dieser Ausspra che nichts herauskommen wird. (Heiterkeit.) An der Fleischteuerung ist die Viehnot schuld. Die Bauern sparnen die Ochsen vom Pfluge ab, weil sie noch nie ein solches Stück Geld dafür bekommen haben. -Trotz des Mangels an Rindvieh hat der hohe Bestand an Schwei nen sich zu verhältnismäßig niedrigen Preisen erhalten. Der Zentner Speck kostet 70 Mark. (Zuruf: Na, wollen Sie einen Zentner haben? Heiterkeit.) Der Minister und der Abg. Rösicke hoben ein einfaches Rezept: Ausschaltung des Zwischenhandels. Die Regierung soll rasch handeln, so lange es noch Zeit ist. Abg. Linz (Reichsp.) spricht im Interesse der westlichen Jndustriebezirke. Die Fleischnot ist zu einer wahren Kalamität geworden, weil die Regierung einseitig agrarische Interessen vertritt. Die holländische Grenze muß weit ge öffnet werden. Abg. Wölzel (natl.) erklärt, die ganze nationallibecale Fraktion stehe hinter den Aus führungen des Abg. Paasche und sei mit des sen Darlegungen vollständig einverstanden. Abg. Hahn (kons.) spricht gegen den Bau ernbund und gegen den Hansabund. Wenn es nach den Herren links geht, kommen wir zu einer Jndustriellisierung der Schweinemästerei. Die deutschen Landwirte müssen alle fest zu sammenstehen (Zurus: Unter Ihrer Führung!) Ich bin bescheiden! (Schallende Heiterkeit.) Der Bund der Landwirte ist die gegebene Ver tretung der deutschen Bauern, die auch an ihn, unverbrüchlich festhalten werden. Abg. Emmel (Soz.): Es besteht heute ein Fleischwucher, wie es früher einen Brot wucher gab. Gegen den Brotwucher sprach sei nerzeit auch der Kaiser. Haben sie denn das ganz und gar vergessen? (Widerspruch.) Abg. Fig ter (Volksp.): Der Bund der Landwirte ist bauernfeindlich, das haben wir gesehen bei seinem Bestreben, das Eindringen der kleinen Besitzer in die Kreisvertretungen zu verhindern. Wir werden das nie vergessen. Warten Sie die Zukunft ab, die kommenden Wahlen werden Ihnen die Gesinnung zeigen. Abg. Löscher (Rpt.) spricht sich für die Notwendigkeit des Seuchenschutzes aus. Da mit ist die Rednerliste erschöpft. Es folgt eine Reihe persönlicher Bemerkungen, an denen sich die Abgeordneten Hahn, Wachhorst de Wente und Rösicke beteiligen. Sonnabend 11 Uhr: Sozialdemokratische Interpellation wegen der Kaiserreden. Eine Abrechnung mit dem Zentralverband Deutscher Industrieller. Die „Württ. Industrie", das Organ des Verbandes Württembergischer Industrieller, hält in der letzten Nummer eine Abrechnung mit dem Zentralverband, die sich nicht nur durch eine gerechtfertigte Schärfe, sondern ebenso durch Klarheit und Richtigkeit der Gesichts punkte auszeichnet. Die Ausführungen verdie nen in industriellen Kreisen allgemeine Be achtung: Es waren kluge Herren, welche Ende der 70er Jahre das Bündnis zwischen den Groß grundbesitzern des Ostens und den Großindu striellen des Westens schlossen — ein Bündnis, bei welchem beide Teile ihren Vorteil gefun den und große Gewinne eingeheimst haben. Man warf dabei auf der einen Seite dem klei nen und mittleren Bauern, auf der anderen der verarbeitenden Industrie einige Lockspeisen zu, und deren Beistand ermöglichte es dann, das System auszubauen und durch die sukzes sive Gründung der zwei großen Verbände, des Zentralverbandes Deutscher Industrieller und des Bundes der Landwirte, zu festigen. Die Kosten zu tragen, überließ man der verarbei tenden Industrie, dem bäuerlichen und gewerb lichen Mittelstand und der gesamten kon sumierenden Bevölkerung. Der verarbeitenden Industrie hat man stets mit großem Geschick vorgeredet, daß ein allgemeiner Hochschutzzoll auch ihr so gut wie den Großindustriellen zu gute komme. Ebenso hat man mit nicht we niger Ueberredungskunst die kleinen und mitt- leren Bauern und Landwirte in den Bund der Landwirte gebracht. Damit war erreicht, daß man nun den Bund der Landwirte als die einzige sozusagen offizielle Vertretung der Landwirtschaft ausspielen und die Geschäfte der Großagrarier besorgen lassen konnte. Auf der anderen Seite erhob ebenso der Zentral verband, indem er sich in den Vordergrund stellte, den Anspruch, daß er „die Industrie" vertrete. Die verarbeitende Industrie muß Kohlen, Eisen, überhaupt alle notwendigen Rohslosfe und Halbfabrikate zu außerordentlich gestriger ten Preisen beziehen, so daß die Kosten der Herstellung ihrer Erzeugnisse sich Schritt für Schritt geradezu enorm erhöht haben. Die Neberproduktion im eigenen Lande läßt ihr aber keinen auskömmlichen Nutzen mehr, und sie kann sich nicht wie die Rohstosfindustrie helfen, die in den bedeutenden Ueberpreisen, welche sie sich im Inland bezahlen läßt, die Möglichkeit hat, durch Abschieden eines Teils ihrer Produktion ins Ausland zu billigeren Preisen ihren Umsatz zu erhöhen. Gerade in dieser Verschleuderung aber liegt eine doppelte und dreifache Schädigung der verarbeitenden Industrie. Wir in Deutschland müssen die uns auferlegten Preise bezahlen, und mögen sie noch so hoch sein; unserer Konkurrenz im Ausland aber werden unsere deutschen Rohstoffe umso billiger geliefert. Das nimmt uns direkt un sere Konkurrenzfähigkeit auf dem Weltmarkt, hebt umgekehrt die Konkurrenzfähigkeit des Auslandes auf demselben und droht allmählich die Ausfuhr der Erzeugnisse unserer verarbei tenden Industrie geradezu unmöglich zu ma chen, weil die künstlich verteuerten Rohstoffe und die künstlich verteuerte Lebenshaltung un sere Leistungsfähigkeit gleichermaßen beein trächtigen. Leider kommt noch dazu, daß die zur Ausnahme unseres Exports am meisten ge eigneten Länder begreiflicherweise unser eige nes Hochschutzzollsystem auch gegen uns an wende», und daß unsere Herren Diplomaten meist der Fähigkeit durchaus entbehren, gute Handelsverträge zu schließen. Allerdings ist es aber auch dadurch außerordentlich erschwert, für die deutsche Ausfuhr günstige Handelsver träge abzuschließen, daß die Regierung sich von den Agrariern derart hat die Hände bin den lassen, daß sie, solange die Mehrheit in der Volksvertretung sich nicht anders zusam- mcnsetzt, unter die festgelegten Getreidezölle überhaupt nicht heruntergehen kann. Solange sich an dieser Zusammensetzung des Reichsta ges nichts ändert, werden auch die Großgrund besitzer die Millionen, die sie durch die eigen artige Gestaltung unserer Vranntwcingesetzge- bung jährlich vom Reich gesichert erhalten, so ruhig weiter beziehen wie die mühelosen Ge winne, die sie einstreichen, wenn ihnen das Reich den Zoll auf die wie Wertpapiere ge handelten Einfuhrscheine für Getreide usw. rückvergütet. Deutschland mag sich wohl der Stunde freuen, in der die verarbeitende Industrie wie die Landwirtschaft die Notwendigkeit erfaßt hat, ihre Interessen selbst zu vertreten und sich nicht von den Großgrundbesitzern und den Großbesitzern der Rohstoffindustrie ins Schlepp tau nehmen zu lassen. Die Hochschutzzöllner in Landwirtschaft und Industrie sind sich denn auch der Schwäche ihrer Position wohl be wußt, darum verstecken sie sich immer hinter der Behauptung, das Vaterland gegen den Freihandel schützen zu müssen, obwohl sie sich nicht verhehlen können, daß darin eine bewußte Entstellung der Tatsachen liegt. Wie viele den ken wohl in der ganzen deutschen Industrie daran, die Zölle überhaupt abzuschaffen? Aber dem Raubbau, den die großen Agrarier und die großen Herren der Rohstosfindustrie an der Kraft und dem Vermögen der großen Mehr zahl unserer Bevölkerung treiben, dem will man Einhalt tun. Nur wenn die künstliche Verteuerung der Rohstoffe und Lebensmittel nachläßt, wenn die Absperrungspolitik aushört, die für uns zur Einsperrungspolitik wird, kann auch die Industrie die ihr auferlegten und be vorstehenden sozialen Lasten im Interesse der Arbeiterbevölkerung williger und leichter tragen. Es sind das ja gewiß keine neuen Gesichts punkte. Sie sind seit Jahrzehnten in einem Teil der liberalen Presse und auch vom Han delsvertragsverein immer wieder hervorgehoben worden. Leider haben sie aber bisher gerade in den Kreisen der Fertigindustrien, die doch unter der Politik des Zentralverbandes am meisten leiden, nur wenig Beachtung gefunden. Um so erfreulicher ist es, daß jetzt ein großer industrieller Verband in so entschiedener Weise der Politik des Zentralverbandes die Fehde ansagt. Wir sind der Ueberzeugung, daß die deutsche Wirtschaftspolitik nie eine so verhäng nisvolle Wendung hätte nehmen können, wenn die weiter verarbeitenden Industrien in ihrer Gesamtheit sich von vornherein ihrer wahren Interessen bewußt gewesen wären. Tagesgeschichte. Zum Besuche des Kaisers in Beuthen. Sämtliche führenden Vertreter der ober schlesischen Industrie werden sich am heutigen Sonnabend in Beuthen zur Kaiserhuldigung einfinden. Für das Denkmal Friedrichs des Großen, das dort in Gegenwart des Kaisers enthüllt wird, spendete der jüngst verstorbene Fleischer Hakuba 50 000 Mark. Den geplan ten Besuch bei dem Grafen Thiele-Winckler auf Moschen gab der Kaiser nunmehr aus we gen des in der Grafenfamilie herrschenden Scharlachs. Der Kaiser besucht vielmehr von Beuthen aus direkt den Herzog von Ratibor. Graf zu 2olms-WildcnfelS Die sächsische Erste Ständekammer hat ein Mitglied durch den Tod verloren: .Friedrich Magnus Graf zu Solms-Wildenfels, Besitzer der Herrschaft Wildenfels, ist am Freitag srüh verstorben. Er wurde am 26. Juni 1847 zu Eulmitzsch in Sachsen Weimar geboren; am 5. November 1874 vermählte er sich im Haag mit der Gräfin Anne von Bentinck. Der Ehe sind vier Töchter und ein Sohn, der am 1. No vember 1886 in Wildenfels geborene Erbgraf Friedrich Magnus entsprossen. Seit dem 4. September 1831 sind die Besitzer der Herr schaft Wildenfels erbliche Mitglieder der säch sischen Ersten Kammer. Ihnen ist aber ge stattet, wegen ihrer erblichen Stimmen Bevoll mächtigte in die Kammer eintreten zu lassen. Von dieser Berechtigung hat der Verstorbene, der in der Kammer unseres Wissens niemals hervorgetreten ist, wiederholt auch Gebrauch ge macht. Sein zunehmendes krebsartiges Leiden legte ihm in den letzten Jahren Schonung auf und so trat zu Beginn der letzten Session des Landtags der Regierungsamtmann Graf Friedrich zu Castell-Castell, ein Verwandter des Verstorbenen und Schwiegersohn des ver storbenen Staatsministers Grafen Hohenthal, als Bevollmächtigter der Herrschaft Wildenfels in die Erste Kammer ein. Die Neiebstags-Kommiffion über die DZertznwncbsjteuer hat deren dritte Lesung begonnen und eine be deutsame Erklärung des Staatssekretärs Dr. Wermuth zu dem Entwurf erhalten. Der Lei ter der Reichsfinanzen führte aus, es sei durch aus folgerichtig, daß ein Bruchteil des mühe losen Gewinnes, welcher aus der seit Grün dung des Reichs eingetretenen rapiden Wert steigerung emporgewachsen sei, für die Pflege der Wehrhaftigkeit Deutschlands und zugleich für die freundlichere Gestaltung des Lebens abends derer verwendet wird, die opferwillig Leib und Leben für das Vaterland eingesetzt