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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 27.11.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-11-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191011278
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19101127
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19101127
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-11
- Tag 1910-11-27
-
Monat
1910-11
-
Jahr
1910
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 27.11.1910
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haben. Hier sei die Gelegenheit gegeben, an der Entwicklung unserer Heereseinrichtungen und an der Verbesserung des Loses unserer Veteranen mitzuarbeiten. Entscheidend sei aber der Geldbedarf des Reiches; der Bedarf der Heeresverwaltung sei für ein neues Quin- quennat festgestellt und ergebe einen allmählich steigenden Bedarf, der sich auf durchschnittlich 20 Millionen stellt. Die Wertzuwachssteuer müsse also in einer Höhe kommen, die diesen steigenden Bedarf decken könne. Die neue Steuer werde schließlich etwa dreißig Millio nen ergeben. Der Reichshaushalt für 1S11 ist dem Reichstage jetzt zugegangen, ebenso eine Uebersicht über denselben. Den wesentlichsten Inhalt des diesmal erheblich günstigeren Etats haben wir früher bereits mitgeteilt. Italien. Angesichts der immer drohender gewordenen Gefahr eines allgemeinen Ausstandes der Ei senbahnarbeiter und Postangestellten hat die italienische Regierung der „Voss. Ztg." zufolge beschlossen, 29 Millionen Lire zur Aufbesserung der Gehälter der Angestellten der niedrigsten Kategorie zu verwenden. England. Die Auslösung des Unterhauses erfolgt nächste Woche, trotzdem das Oberhaus nicht nur das Budget, sondern auch den Reform antrag des Lords Lansdowne angenommen hat. Diese Resolution, die auch dem Unter hause mitgeteilt wurde, genügt der Regierung nicht, da sie zwar die Zusammensetzung des Oberhauses, nicht aber dessen Kompetenzen in der dem liberalen Kabinett erwünschten Weise regelt. Nachdem die Verhandlungen der aus Mitgliedern beider Häuser zusammengesetzten Veto-Konferenz gescheitert sind, sieht die Re gierung nur in der Vornahme von Neuwahlen das Mittel, um zur Klarheit zu kommen. Die rabiaten Stimmrechtsweiber. 21 Anhängerinnen des Frauenstimmrechts, welche Donnerstag abend verhaftet wurden, erschienen Freitag morgen vor dem Polizeige richt in der Bowstreet. Die erste war ange klagt, Steine in die Fenster des Ministeriums des Innern geworfen zu haben; sie antwor tete dem Richter, sie habe es getan, um gegen die Regierung zu protestieren. Der Richter er klärte: Ihr Frauen seid zu unzähligen Ma len mit Nachsicht behandelt worden, ich verur teile Sie zu zwei Monaten Zwangsarbeit. Eine andere junge Frau von 22 Jahren sagte, sie habe die Fenster im Ministerium des In nern eingeworfen, um zu ihrer Mutter zu ge langen, die zu zwei Wochen Gefängnis verur teilt wurde. Der Richter verurteilte sie zu ei nem Monat Zwangsarbeit. Die anderen Frauen erhielten ähnliche Strafen, ausgenommen zwei oder drei, welche zu Geldstrafen und im Nicht beitreibungsfalle zu zwei Wochen Haft verur teilt wurden. Als Premierminister Asquith am Freitag von London abreiste, schlug eine Frau mit einem Spazierstock ein Fenster seines Hauses in der Downingstreet ein. Die Frau wurde verhaftet. Rußland. In Sibirien werden viele der jungen Stu denten, die sich nicht abhalten ließen, zu Ehren Tolstois Demonstrationen in den Straßen Pe tersburgs zu veranstalten, über das Törichte ihrer Handlungsweise nachzudenken haben. Diese Demonstrationen, die zu blutigen Zu sammenstößen mit der Polizei führten, waren auch durchaus nicht im Sinne Tolstois, der eindringlicher als irgend ein anderer vor Re volutionen gewarnt und auf deren Undurch führbarkeit hingewiesen hat. — Die russischen Großindustriellen beklagen sich bitter über den erfolgreichen wirtschaftlichen Wettbewerb Deutsch lands in Persien. Es ist dasselbe wie mit den englischen Klagen über Deutschlands Fort schritte in China. Amerika. Der Mangel an Disziplin war der Grund, daß die Matrosen der größten Kriegsschiffe Brasiliens zur Durchsetzung ihrer wirtschaftli chen Forderungen mehr als bedenkliche Aus schreitungen begingen. Für die Schwäche süd amerikanischer Staatswesen ist der Umstand bezeichnend, daß die Negierung mit den Meu terern regelrechte Friedensverhandlungen an- knüpfte. Trotzdem Regierung und Kongreß den Meuterern Amnestie zugesichert hatten, be schossen einige Kriegsschiffe nochmals die Haupt stadt Rio de Janeiro. Jetzt darf die Span nung als überwunden gelten. — Ehe die Ma trosen noch ihre Forderungen dem Prä sidenten Hermes de Fonseca mitgeteilt hatten, ermordeten sie auf. dem Dreadnought-Panzer Minas Geraes den Kommandanten, zwei Of fiziere und einige Matrosen, die sich ihnen wi dersetzt hatten, und setzten sämtliche Offiziere zwei anderer Panzer an Land. Daraus erst übermittelten sie durch Funkenspruch dem Prä sidenten ihre Forderungen: Abschaffung der körperlichen Züchtigung, Erhöhung des Soldes, Verminderung der Arbeit. Sollten ihre For derungen abgewiesen werden, so würden sie die Stadt und die übrigen Kriegsschiffe be schießen, schloß ihre drahtlose Depesche. Als die Regierung nicht sofort antwortete, eröffne ten die Meuterer das Feuer auf die Festung und das Marinearsenal. Ein Geschoß fiel mit ten in die Stadt und tötete eine Frau mit ihren beiden Kindern. Die Regierung verzich tete auf jeden bewaffneten Angriff auf die Meuterer, sondern schickte einen Unterhändler an die meuternden Matrosen und ließ sie auf- sordern, sich zu ergeben. Nicht eher, als bis Amnestie gewährt ist, lautete die Antwort. Kammer und Senat beschlossen daraus sofort die Gewährung der Amnestie, die der Präsident unterzeichnete. Gleichwohl wurden ,die Meu terer dadurch noch nicht beruhigt, sondern be schossen noch ein der Regierung treu gebliebe nes Kanonenboot. — Der alte Porfirio Diaz von Mexiko hat seine Leute besser im Zügel und die gegen ihn gerichtete Erhebung, soweit zu erkennen ist, vollständig niedergeworfen. Fürsorge für Ktrohnllvss ne. In der am 17. November in Glauchau ge haltenen Jahresversammlung des Diözesanaus schusses zur Fürsorge für entlassene Strafge fangene sprach Herr Oberpfarrer Volkmann- Zwickau über das Thema: Wie sorgen wir für unsre Strafentlassenen? Aus seinen Aus führungen sei das Folgende hervorgehoben: Die Fürsorge muß bereits vor der Entlas sung einsetzen. Die Familien der Inhaftierten befinden sich während der Strafzeit der Män ner oft in bitterster Not; die Frauen können vielfach nicht allein den erforderlichen Lebens unterhalt schaffen, sehr oft entstehen auch Um- zugskosten, weil der Hauswirt die Familie des „Zuchthäuslers" nicht länger behalten will. So treten zu den vielleicht schon vorhandenen neue Schulden, und mancher von den zur Ent lassung Kommenden zieht es darum vor, gar nicht nach Hause zurückzukehren, sondern ein unstetes Wanderleben zu beginnen. Hier kön nen die verschiedenen Zweige der Inneren Mis sion mit ihrer Arbeit einsetzen, indem sie der bedauernswerten Familien sich annehmen, ins besondere auch die infolge der Arbeit der Mut ter meist unbeaufsichtigten Kinder in Kinder bewahranstalten unterbringen. Daneben sind Haus- und Berussgenossen des Gefangenen aus ihre sittliche Verpflichtung ihm gegenüber hin zuweisen, damit sie ihm nach seiner Entlas sung den Wiedereintritt in das geordnete bür gerliche Leben nach Möglichkeit erleichtern. Auch der Gefangene selbst ist dahingehend zu beein flussen, daß er nach Verbüßung der Strafzeit zu den Seinen zurückkehrt und seine Pflichten als Familienvater wieder aus sich nimmt. Am Tage der Entlassung ist, wenn irgend möglich, der Entlassene von seinen Angehöri gen an der Tür der Strafanstalt, mindestens aber am heimischen Bahnhof abzuholen. Er fahrungsgemäß ist dieser Tag der allergefähr lichste, da viele Entlassene sich nicht sogleich nach Hause getrauen und in schlechte Gesell schaft geraten, die sie auf den Wegen des Ver brechens sesthält. Namentlich bei weiblichen Sträflingen ist immer wieder konstatiert wor den, daß viele schon unterwegs von gewissen losen Agenten abgefangen und verschleppt wor den sind. Deshalb ist auf größeren Bahnhöfen und Bahnkreuzungen von der Inneren Mission ein Abholungs- und Ueberwachungsdienst ein gerichtet worden, der die Entlassenen auf ihrer Heimreise beraten und sicher weitergeloiten will. Die Hauptsache aller Fürsorge für die Ent lassenen ist aber, daß sie möglichst bald in eine geregelte Tätigkeit hineingebracht werden. Die Arbeitgeber sind noch am ehesten bereit, dazu ihre Hand zu bieten. Sehr oft machen aber die Arbeiter eines Betriebs Schwierigkeiten, weil sie nicht mit dem „Sträfling" zusammen arbeiten wollen. Hier hilft oft ein gutes Wort, das an Nächstenliebe und Gewissen appelliert; wenn der Mann arbeiten kann, ist er für die bürgerliche Gesellschaft noch zu retten, sonst geht er völlig zu Grunde, und wen trifft dann die Schuld? Vorübergehende Arbeitsgelegen heit bis zur Erlangung einer ständigen Tä tigkeit bieten die Arbeiterkolonien, für kauf männische und ähnliche Berufe die Schreibstu ben, für Wandernde die Herbergen zur Hei mat. Trinker sind dem Blauen Kreuz oder den Guttemplern zuzuführen, nötigenfalls in Heil anstalten unterzubringen, wofür in Fällen, die Erfolg versprechen, von der Zentralstelle aus reichende Mittel zur Verfügung gestellt werden können. Für weibliche Entlassene bestehen Frauen- und Fabrikarbeiterinnenheime. Mit der Darreichung von Barmitteln fei man un erbittlich hart; ist Geld erforderlich, so erledige man persönlich das Nötige, daß man selbst Miete, Herbergsgeld, Fahrgeld u. dergl. be zahlt. Auch das so häufig verlangte Geld zur Anschaffung von Arbeitsgerät und Handwerks zeug gebe man nie dem Bittsteller selbst, son dern veranlasse den Arbeitgeber, die Sachen dem Entlassenen einstweilen zu leihen, sodaß dieser selbst kein Eigentumsrecht daran hat, sie also nicht, wie das sonst oft geschieht, ohne weiteres wieder versetzen kann. Die Arbeit der Fürsorge ist aber damit noch nicht erschöpft, daß sie versucht, den Strafentlassenen Arbeit und Brot zu verschaffen. Es gilt auch inner lich an ihnen zu arbeiten, daß sie fest bleiben und wieder an die Menschheit Glauben lernen. Dazu gibt neuerdings das Gesetz selbst eine Handhabe, indem es auf besonderen Wunsch die unter Polizeiaufsicht Stehenden durch Or gane der Inneren Mission, Geistliche und Kir chenvorstände beaufsichtigen läßt und für diese Zeit die Aufsicht durch die Polizei selbst auf hebt. Selbstverständlich gehört zu aller Fürsorge an den Strafentlassenen ein Herz voll christ licher Nächstenliebe. Enttäuschungen bleiben na türlich nicht aus. Aber wenn alle Beteiligten ein stärkeres Bewußtsein hätten von der sitt lichen und christlichen Pflicht, die sie auf die sem Gebiete zu erfüllen haben, dann würden viele von denen, die jetzt noch zu Grunde ge hen, wieder zu nützlichen Gliedern der mensch- lichen Gesellschaft werden können. Vom Gemeinderat zn Gersdorf. 16. Sitzung vom 21. November 1910. Anwesend waren 17 Mitglieder, 2 fehlten entschuldigt, 2 unentschuldigt. Beraten und be schlossen wurde wie folgt: 1. nahm man Kenntnis von den Negistranden-Eingängcn. — 2. Nach den Vorschlägen des Kasseil- und Verfassungs ausschusses beschloß inan die Wiedererrichtung der Fürst Otto Viktor-Stiftung und die Zinsen- verteilung für allgemeine Armensachen. — 3. Die Wasserzinseinnahme und die Rechnungsführung der Wasserwerkskasse ward dem Kassenbeamten übertragen. — 4 Eine Trennung des Gehaltes für den Standesbeamten und Gemeindevorstand soll nicht vorgenommen werden, da hierzu jetzt eine Veranlassung nicht vorliegt. — 5. Die letzten Berichte des Bauausschusses, Wasserleitungs- angelegenheiten betr., wurden durch Verlesen zur Kenntnis gebracht. Für die Schrebergärteuaulage des Naturheilvereins soll ein Wasscrmesser be schafft werden. — 6. Der Gemeinderat gab seine Zustimmung zur Aufnahme eines Hauddarlehns von einer auswärtigen Sparkasse. — 7. beschloß man, zu der am Montag, den 5. Dezember, hier stattsindenden Gemeinderatsergänzungswahl die Stimmzettel in Kuverts abzugeben. — Zum Schlüsse dankte Herr Gemeindeältestcr kaufm. Direktor Hurtzig für seine in voriger Sitzung erfolgte Wiederwahl als 1. Gcmeindeältester. Einige andere Angelegenheiten sind zur Ver öffentlichung ungeeignet. Aus dem Gerichts so al. 8 Eine unver st ändliche Lie besgeschichte. Das Dresdner Kriegsge richt verurteilte den 20jährigen Studenten und Einjährig-Freiwilligen Erich Karl Otto Kurt Lewin von der ersten Matrosen-Artillerieabtei- lung in Friedrichsort bei Kiel, der Ende Juli in der Dresdner Heide seine Geliebte erschoß und sich selbst schwer verletzte, zu vier Jahren 7 Monaten Gefängnis. Drei Monate gelten als verbüßt. Im Juni d. I. hielt sich Le win besuchsweise bei seinen in Pasewalk bei Berlin wohnenden Eltern auf. Zu gleicher Zeit war dort auch seine verheiratete 33 Jahre alte Tante, die Frau des Versicherungsbeam ten Neitzel. Zwischen beiden entwickelte sich ein Liebesverhältnis. Nach Ablauf seiner Ur laubszeit mußte er in die Garnison zurück; er beschloß indeß, seine Truppe zu verlassen und aus Liebesgram Selbstmord zu begehen. Nach dem er an seine Tante ein Telegramm ge richtet hatte, reiste er am 23. Juli nach Ber lin ab. Hier wurde er von seiner Geliebten empfangen und teilte ihr sein Vorhaben mit. „Wo Du hin willst, da geh' ich mit," erklärte ihm die Tante. Beide beschlossen nun, ge meinsam in den Tod zu gehen. Nachdem sie sich darüber einig geworden waren, durch Er schießen ans dem Leben zu scheiden, reisten sie am folgenden Tage nach Dresden ab. Dort amüsierte sich das sonderbare Pärchen noch ei nige Tage, dann beschloß es, den Plan zur Ausführung zu bringen. Mit einem Revolver ausgerüstet, fuhren sie nach Bühlau, speisten erst noch in einem dortigen Hotel und bega ben sich dann in die Dresdner Heide. Abends in der achten Stunde wurde die Tat in der Gegend zwischen dem Fischhaus und der To tenmühle, auf Ullersdorfer Revier, ausgeführt. Es war verabredet worden, daß der Ange klagte erst seine Geliebte und dann sich selbst töten sollte. Nachdem das Pärchen aus Zet teln seine Personalien geschrieben hatte, nahm der jugendliche Liebhaber den geladenen Re volver zur Hand und feuerte hintereinander drei Schüsse in die Brust seiner Tante ab, die sofort tot zu Boden sank. Zwei Kugeln hat ten das Herz durchbohrt. Danu richtete er die Waffe gegen sich und brachte sich einen Schuß in den Unterleib bei. Schwer verletzt und stöhnend wurde er gegen 9 Uhr abends von einigen Spaziergängern aufgefunden und nach der Totenmühle gebracht. Zu erwähnen ist noch, daß die Eheleute Neitzel überaus glück lich gelebt hatten, so daß die Verirrung der dreiunddreißigjährigen Frau mit dem jungen Menschen unfaßlich erscheint. § L e i p z i g, 25. Nov. Unter der An klage des versuchten Raubmordes und des ver suchten Totschlages hatte sich gestern der 41- jährige Geschäftsvermittler Wilhelm Justus Jeep aus Taucha vor dem hiesigen Schwur gericht zu verantworten. Der Angeklagte, ein in steter Geldverlegenheit befindlicher Mensch, hat am 1. April d. I. auf seine Tante, die Witwe Lehmann, als er annahm, daß sie gerade im Besitze größerer Geldmittel war, ei nen Raubmordversuch gemacht. Er suchte die Frau in ihrer Wohnung auf, unterhielt sich eine Zeit lang in der liebenswürdigsten Weise mit ihr und schlug sie dann ganz plötzlich mit einem Steinhammer, den er verborgen bei sich trug, zu Boden. Sein Plan, sich in den Besitz größerer Geldmittel zu setzen, wurde jedoch dadurch zu Nichte, daß die Ueberfallene noch Hilferufe ausstoßen konnte, auf die hin ihr Sohn, der Kaufmann Damm, und dessen Ehe frau aus dem Erdgeschoß herbeigeeilt waren. Damm wurde zwar von Jeep ebenfalls so fort mit dem Hammer zu Boden geschlagen und seine Frau so lange gewürgt, bis sie be wußtlos war; der Verbrecher konnte aber sei nen Raub nicht mehr ausführen, mußte viel mehr flüchten. Er stellte sich selbst der Poli zei. In der gestrigen Verhandlung gab Jeep den Ueberfall aus seine Tante und den Kauf-, mann Damm und Ehefrau, sowie einen ihml außerdem zur Last gelegten Diebstahl eines Brillantringes zu, bestritt jedoch, eine Beraub bung der alten Frau beabsichtigt zu haben. Er erklärte vielmehr, diese habe ihn durch Schimps- worte gereizt, so daß er sie schließlich in sei ner Wut niedergeschlagen habe, ebenso wie den Kaufmann Damm und Ehefrau. Die vernom menen Zeugen sagten jedoch durchweg ungünstig für den Angeklagten aus. Das Schwurgericht verurteilte Jeep nach zweitägiger Verhandlung wegen versuchten Raubes und Totschlags zu 14 Jahren Zuchthaus, 10 Jahren Ehrenrechts verlust und Stellung unter Polizeiaufsicht. 8 Zwickau, 25. Nov. In dem Mas senprozeß gegen die des gewerbsmäßigen Glücks spiels angeklagten Gastwirte usw. wurde nach mehrtägiger Verhandlung heute mittag gegen 1 U hr nach längerer Beratung das Urteil verkündet. Es wurden nur die Angeklagten Schreiber, Neef und Just verurteilt, alle übri gen frcigesprochen. Schreiber erhielt 1 Tag, Neef 2 Tage und Just 10 Tage Gefängnis kostenpflichtig auferlegt. Die Freisprechung der anderen Angeklagten ist aus subjektiven Grün den erfolgt. Das Urteil wurde in Abwesen heit der Angeklagten verkündet. Kleine Chronik. * Ter Moabiter Srawall-Proztz i» Berlin. Am Freitag wurde das Zeugenoerhör nach eintögiger Pause wieder ausgenommen Zwei Schutzleute sagten übereinstimmend aus, daß sie von der Menge mit Itcwwürfen so befug angeoriffcn wurden, daß sie in ein HauS flüchten mußten Einer ist erheblich verletzt worden. Dem Kriminalbeamten Haßler wird vorgehalten, daß er Unbeteiligte geschlagen habe. Trotz mehrfacher Vorhaltungen bleibt er dabei, daß er nicht geschlagen und auch nicht gesehen habe, wie andere Beamte schlugen. Ein Zeuge Nietage, Expedient der ..Frks. Ztg", will gesehen haben, wie Schutzleute und Kriminalbeamte auf Flüchtlinge losschlugen. Die letzteren hätten es am ärgsten ge macht. Journalist von Reitzenstein schildert als Augenzeuge die bekannten Ausschreitungen, wie au- len Häusern nach den Beamten geschossen und von den Balkonen mit allerlei Gegenständen geworfen wurde. Die uniformierten Beamten seien zurück haltend gewesen, die anderen seien scharf vorgegangen. Es hätten aber auch Leute aus dem Publikum Krimi nalisten gespielt. Die Polizei sei oft direkt gereizt worden. Wenig günstig über die Beamten urteilte der National-Ockonom Dr. Kochmann, der Miß handlungen deS Publikum- beobachtet haben will. Das Pub ikum soll die Beamten nicht beschimpft haben, bevor diese nicht angriffen. Darauf wurde die Verhandlung vertagt. ' Ter GaSSraub bei Hamburg ist jetzt be- zwangen, die Feuerwehr war aus Hamburg nach dem Dorfe Neuengamme auSgcrückt und hatte mit gewaltigen Wassermossen die au- der Erde zucken den Flammen zum Erlöschen gebracht , Die ganze Arbeit hatte kaum süns Minuten gedauert. Das in der Erde noch enthaltene GaS wird für die In dustrie nutzbar gemacht. Es ist nun eine Rohran- läge aufgebaut, in welcher das auSströme»de GoS aufgefangen wird. An einer besonderen Oeffnung wird e- von neuem gebrannt, bis eS zu praktischer Benütz ng aba-geben wird. Wie lange das Ge schenk der Erde dauern wird, darauf kann man ge spannt sein. * GerRfteiafturz. Am Donnerstag abend brach auf einem Neubau in Greifenberg in Pommern ein Gerüst zusammen, wobei zwei Maurer in die Tiefe stürzten. Der eine von ihnen war sofort iot, der andere liegt hoffnungslos darnieder. Der Unter- nehmer, Maurermeister Klages, beging aus Verzweif lung darüber Selbstmord. " Tech- Personen bei einem Gisenbahunogltck Verletzt. Am Bahnhof von Lucon (Frankreich) ent- gleiste ein Personcnzug. Ein vollbesetzter Wagen schlug um und sechs Personen wurden verletzt. * Gia schwerer UagltckSfall ereignete sich un weit Reinbausen im E'chsseld. Durch einen Fehl- rritt deS Pferdes stürzt? der zwischen Diennarden und Bremke verkehrende Postomnibus, in dem sich außer dem Kutscher noch drei andere Personen be fanden. die 4 Meter hohe Böschung hinunter in den Wcndebach Der Wagen überschlug sich und die Fahrgäste stürzten in- Wasser. Da« Pferd brach da- Genick und blieb tot Von den Jn- sassen hat einer eine Arm- und Rückenverletzung da- vongctragen * Krieg-gerichtlich erschaffen. AuS Eydtkuhnen wird gemeldet: In Maryampol wurde der OsfizierS- bursche, der am 12. Oktober den Kommandanten deS dortigen Husarenregiments aus Rache durch Säbelhiebe getötet hatte, kriegsgerichtlich erschossen. * Gin Brand in den Lksten. Bei einem Flugversuch mit einer neuen Flugmaschine auf dem Felde bei Succhteln in Hessen geriet der Aeroplan durch Stichflammen aus dem Motor in Brand. Der Aviatiker Grote rettete sich durch einen kühnen Sprung, während der Apparat schwer beschädigt abstürztc. ' Revolte. In Noya in Spanien bewarfen dreitausend Bauern die Amtsräume und die Wohnung deS StcuerpächterS mit Steinen. Herbeigerufene Gendarmerie wurde mit Steinwürsen empfangen; sie gab darauf mehrere Salven ab. Sech- Bauern und drei Gendarmen wurden getötet, ein Leutnant und mehrere Gendarmen verletzt. * Gt» Bettler gesucht! Der Hauptgewinn der Posener Geldlotterie in der Höhe von 50000 M. ist von einem kleinen Handwerker im Zentrum Ber lins gewonnen worden. Ter Mann hatte das LoS seinerzeit in der Kollekte von Kron in Berlin von einem Bettler ziehen lassen, der gerade in dem La den vorsprach. Der glückliche Gewinner ist bereit, dem Bctiler, der sich im Kronschen Geschäft melden soll, eine Belohnung zu zahlen. etc. erwirken IM<! verwerten Useuerkonn ckemnitr, Künixstr.Zch
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