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Lebensgelchichte berühmter Pomologen OKONOMIERAT FRIEDRICH LUCAS Im Juli gedachte die gärtnerische Fachpresse und die Tagespresse des Begründers des Pomologischen Instituts zu Reutlingen, Dr. Eduard Lucas, anläßlich seines 125. Geburtstags am 19. Juli. Unwillkürlich wird in diesem oder jenem Leser die Frage aufgetaucht sein, wer dieses Werk weitergeführt hat. Aus diesem Grunde wollen wir jetzt das Lebensbild des Mannes bringen, der das Werk seines Vaters nicht nur weitergeführt, sondern auch auf der Höhe gehalten hat. Friedrich Lucas wurde am 20. Oktober 1842 in Regensburg geboren. Lust und Liebe zum Gärtnerberuf waren ihm sozusagen angeboren, so daß wir ihn bereits 1857 als Hospitant und Lehrling an der Kgl. Gartenbauschule zu Hohenheim, wo sein Vater Direktor war, vorfinden. Seine Lehre beendete er in dem Kgl. Garten Wilhelma bei Cannstatt und in der damals schon bedeutenden Gärtnerei von Ernst Benary in Erfurt. Inzwischen hatte 1860 sein Vater das Pomologische Institut in Reutlingen gegründet und Friedrich Lucas kam 1861 nach dort, wo er vorerst im Obstbaum- und Baumschulfach tätig war. Seines Bleibens war hier aber nicht lange, da ihn ein ungeheurer Wissensdrang in die Ferne zog. So war er von 1862—63 Gärtner im Botanischen Garten in Karlsruhe. Von dort ging er nach Frankreich, wo er von 1863—1864 in der berühmten großen Baumschule von Gebr. Baltet in Troyes arbeitete. Durch seine Lernbegier und sein gutes Auffassungsvermögen erwarb er sich die Sympathie und Liebe der Betriebsinhaber, die ihn in jeder Beziehung unterstützten, so daß er sich schon damals überragende Kenntnisse der Obstsorten erwarb, zumal diese Baumschule das größte Sorti ment dieser Obstsorten in Kultur hatte. Studienhalber besuchte er über Paris, Orleans, Nancy bedeutende Gärtnereien und Baumschulen und kehrte dann nach Reutlingen zurück. Nach und nach übernahm er die Leitung der Außenkulturen und einen Teil der redaktionellen Arbeit, so wurde er für das Lebenswerk seines Vaters geschult. Mit dem Tode seines Vaters 1882 übernahm er die verantwortungsvolle Arbeit, das schon weltbekanntgewordene Pomo logische Institut weiterzuführen und zu erweitern — und daß es ihm gelungen ist, beweist die große Anzahl Schüler, die sich aus aller Herren Länder dort zusammenfanden. Sie alle haben nicht nur ein gerüttelt Maß an Wissen, sondern auch an frohen Erinnerungen mit genommen. Und vielen von ihnen war es vergönnt, dank der breiten Grundlage, die sie mit auf den Weg bekamen, in die höchsten Stellen des Berufs aufzusteigen, oder als Betriebs leiter ihren Betrieb zum führenden auszubauen. Wer einmal das Glück hatte, einen seiner Schüler, den bekannten Landwirtschaftsrat Karl Weinhausen von seiner Lehrzeit dort er zählen zu hören, der hat eine kleine Vorstellung davon, wie sich Wissen, Lehrbefähigung und Güte in Friedrich Lucas paarten. Trotz der ungünstigen Lebensbedingungen für Obstbau in Reutlingen hat Lucas Hervorragendes geleistet, nie hätte eine Ausbildung intensiver sein können. Es mag wohl stimmen, was man behauptet, nämlich daß alle hervorragenden Obst bauer um die Jahrhundertwende Schüler des Pomologischen Instituts Reutlingen gewesen sind. Nach dem Tode seines Vaters hat Friedrich Lucas 25 Jahre die Pomologischen Monats hefte für Obst- und Weinbau redigiert, jahrelang (1889—1907) war er Geschäftsführer des Deutschen Pomologenvereins, in treuer und aufopferungsvoller Weise hat er dieses Amt versehen. Sein Name war weit über die Grenzen seines Heimatlandes bekannt, denn er war