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Vergessen. Zwei Schwestern lieb' ich, schwesterliche Schönen, Die einer hohen Mutter Züge tragen; , Nur andrer Heimat Wiege, wo sie lagen. Könnt' in der Sitt' einander ste entwöhnen. Sie fesseln mich mit ihrer Stimme Tönen Die zart und voll den Sinn der Rede sagen; Wenn eine schweigt, must ich vermissend klagen, Und die ich höre, scheint mir wert zu krönen. Ich streb' entzündet, ihnen nachzulallen, Doch wie ein fernes Echo, matter trüber, Haucks ich nur Lispeln in die rauhen Lüste. Wer kann den ölbekränzten Betis wallen Durch deutsche Fluren heisten, und, herüber Die Alpen, Welschlands Pomeranzendüfte'? A. W. Schlegel. 3» spät. Skizze von Walter Frohwein. (Nachdruck verboten ) Sie hatten als Kinder immer miteinander gespielt, Alei und die zwei Jahre jüngere Nachbars-Frida, Wenn er für die Mutter eine Besorgung zu machen hatte, holte er Frida Cie teilten die Süßigkeiten miteinander, und einige Jahre ipäter als er zu Weihnachten einen Apparat zum Photographieren erhielt, war seine erste glückliche Auf nahme Frida. Zusammen besuchten ste die Tanzstunde, und sie gingen zusammen zum Turnen und zum Rudern. Sie waren beide noch recht jung, da hielten die näheren Bekannten sie schvm für verlobt. Alex hatte sein Abiturientenexamen bestanden, und es entstaub die Frage- Was soll er werdbn? Der Vater wünschte dast er Kaufmann würde und bei einem ieiner Bekannten in die Lehre träte. Die Mutter wallte, dast er daheim bliebe, um bei seinem Onkel weiter zu lernen. Frida schloß sich dem Wunsch der Mutter an. Diesmal aber stand Alex mit seinem Willen für sich allein. Er wollte studieren, von einer Universität zur anderen wandern und so Las ganze Vaterland kennen lernen Der Onkel verstand ihn und sprach für ihn. Da liehen ihn denn die Eltern ziehen, zunächst nach Köln am Rhein. Als er von Frida Abschied nahm und sie auf die spä teren Jahre vertröstete, sagte sie die Worte aus einem bekannten Liede: „Nie soll weiter sich ins Land Lieb' von Liebe wagen, als sich blühend in der Hand löst« die Rose trag r, oder als die Nachtigall Halme bringt zum Neste, oder als ihr iüster Erhall wandert mit dem Weste." Darauf lachte er nur. Er glaubte, sie würde schon auf ihn warten. Aber für ein junges Mädchen rechnen die Jahre in einem gewißen Alter mehr als um das doppelte. Frida wurde achtzehn Sie war mittelgroß, schlank undqblond. Sie war auch klug und lebte der Gegenwart. Mit den Freundinnen besuchte sie weiter die Tanz kränzchen. Als sie AlP eine Zeitlang nicht mehr gesehen hatte, gewöhnte sie sich an den Gedanken, Last er in Vie Ferne gezogen sei. Und einige Herren, die noch jung waren, aber bereits eine feste Position bekleideten suchten Einlast in Fridas Elternhaus. Vor allem^war da ein gewandter Gymnasial lehrer, den die Eltern gern sahen und der als Bewerber um die Hand der Tochten willkommen gewesen wäre. Er liebte das kluge Mädchen. Aber er wollte noch etwas warten und langsam ihr Herz zu gewinnen suchen. Auf allen Bällen-, die Frida mit den Eltern besuchte, war auch er zugegen Er wich kaum noch von ihrer Seite Sie wurde auf ihn «usmerksam; bald bevorzugte sie ihn vor all den anderen. Und einst, im blühendem Maimond, von einem Ausflug zurückkehr-md, nachdem er lange ihre Hand in der seinen gehalten hatte, gestand er ihr lein^ Liebe. Nur eine kurze Bedenkzeit erbat sie sich In den Tagen besuchte sie die Mutier ihres Spielge- führten Alex. „Wann", fragte sie. „wird er wohl für immer zurück- kehren?" Ja. das wustte seine Mutter nicht. Sie seufzte nur tief und schwer. „Dann", sagte sie. „werde ich dem Dr. Lant mein Ja wort geben; er hat um mich angehalten Ich habe ihn schätzen gelernt, und um Alex kann ich nicht meine ganze Jugend vertrauern Weiß ich doch nicht einmal, ob er mich nach all den Jahren noch mag, und ob er überhaupt zu rückkehrt." „Das ist nicht recht von dir," erwiderte die Mutter, „du solltest auf Alex warten!" „Er schreibt ja kaum!" sagte nun Frida schnippisch. „Wer weist, ob er nicht als ein lustiger Studio lebt; ich aber kann meine Jahre bester verbringen an der Seite eines achtbaren Mannes." Sie schieden in Unfrieden von einander. Doch mit kei nem Wort schrieb die Mutter ihrem geliebten Sohne über Fridas bevorstehende Heirat. Die Korrespondenz zwischen Frida und Alex schlief von selbst ein. Jahre waren darüber hingegangen. Selbst in den lan gen Ferien kam Alex nicht nach Hause. Er hatte immer irgendeinen Freund gesunden, der ihn aufforderte, mit ihm zu reisen. So lernte er die umliegenden Länder kennen, die Schweiz, Italien, Tirol, Oesterreich und Ungarn. Frida lebte mit ihrem Mann ein glückliches Leben; sie hatte bereits einem Eeschwisterpärchen noch ein Brüderchen geboren, und in der Liebe zu den Kindern sich ganz hin gebend, war ihr der Gespiele ihrer Jugend wie ein fernes Bild 'n der Erinnerung geblieben. Eine Freundin Fridas hatte vernommen, daß Alex end lich sein Examen gemacht hätte und nun für immer nach Hauie zurückkehrcn würde. Frida hörte kaum zu. Cie päppelte das Kleinste und wollte es zur Ruhe bringen. Die Freundin, als sie so gar keine Anteilnahme fand, verabschiedete sich bald wieder. Etwas später kam die Mutter Fridas und zeigte eine bestürzte Miene. Alex war bei ihr gewesen und hatte nach Frida gefragt. Er hatte all die Zeit über nicht erfahren, daß sie sich langst verheiratet hatte. Als er es nun erfuhr, spielte er den Gekränkten. Wenige Tage darauf begegneten sie sich in der Stadt. Sie hörte ihren Namen und wandte sich um Da sie nirgendwo ein bekanntes Gesicht sah, ging sie weiter. Da trat er an ihre Seite. „Frida, kennst du mich denn nicht mehr?" Sie iah ihn erstaunt an, sie schüttelte den Kopf. Wie hätte sie ihn aber auch erkennen können. Sein Gesicht war zerhackt und ein wenig gedunsen, schien ihr. Dazu trug er ein kurzes Bärtchen Er gefiel ihr durchaus nicht. Wie lebhaft und frisch wirkte dagegen ihr Mann? Nun tat er sehr beleidigt. Da wies sie ihn zurecht. Sie hatte ihm ja beim Abschied gesagt, wie sie dachte. Und dann — er hatte es außerdem kaum der Mühe wert ge halten, ihr zu schreiben; was wollte er also? — Vergessen hatte sie ihn, ganz und gar vergessen: das konnte er nicht fasten. Daheim küßte Frida ihren Mann und sprach ihm ins Ohr: „Wie glücklich bin ich heute darüber, daß ich dir da mals mein Jawort gab!" Allerlei Wissenswertes für die Frau. In Norwegen dürfen Mädchen erst dann standesamtlich getraut werden, wenn sie ein Zeugnis vorweisen können, aus dem hervorgeht, dast sie richtig kochen können. Im 16. Jahrhundert musste jede Frau die ein König von Spanien berührte, in ein Kloster gehen Nachdem im Jahre 1791 in Frankreich die Ehescheidung als gesetzlich zulässig erklärt worden war, wurden im ersten Jahre bereits 6MÜ Ehen geschieden. Verlobungsringe sind biblischen Ursprungs. Eine japanische Braut liefert die erhaltenen Hochzeits geschenke ihren Eltern ab, als eine kleine Entschädigung für die Mühe und Unkosten, die diese für ihre Erziehung ge habt haben. Auf Korsika trägt man für die Gattin drei bis vier Jahre, für den Gatten das ganze Leben lang Trauer.