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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt und Anzeiger : 16.04.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-04-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841112631-192704169
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841112631-19270416
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841112631-19270416
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-04
- Tag 1927-04-16
-
Monat
1927-04
-
Jahr
1927
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den Einspruch erheben würde Der König Wüftenvrand Mr an. Uhr Uhr Ml^ Mr Am 2. heil. Osterfeiertage vorm. 9 Uhr Fest- gottesdienst mit Abendmahl. Kirchenmusik vom Posaunenchor. Nachni. 3 Uhr Jungmännerverein. Mittwoch, den 20. April, abend» 8 Bibelkreis im Pfarriaal. Donnerstag, den 21. April, abends 8 Bibelkreis in der Schule zu Hermsdorf. Sonnabend, den 23. April, uachm. 5 Choralsingstunde. müsse unbedingt mit Hamlet zusammen austreten Ein« unheimliche Stille folgte Barnays Wor ten. Endlich aber rief der Herzog: „Herr Lhro- negk, machen Sie es so, wie Herr Barnay sagt; er hat recht, ich habe unrecht! Man mutz sich nie schämen, ein Unrecht einzugestehen. Weiter!" Und damit nahm die Probe ihren Fortgang. — Noch ein zweites Mal sollte in dieser Probe eine kleine Meinungsverschiedenheit zwischen dem Herzog und Varnay entstehen. Hamlet fordert bekanntlich den Schauspieler auf, eine Probe seiner Kunst zu geben, eine pathetische Rede, des „Aeneas Erzählung an Dido". Hamlet beginnt aus dem Gedächtnis die ersten Verse zu zitieren und fordert mit den Wor ten „Fahrt nun so fort" den Schauspieler auf, die Rede sortzusetzen. Barnay sprach diese Eingangsverse stockend, zitierend, wie sie seiner Meinung nach der Prinz, der die Rede aus seiner Erinnerung mühsam zu sammensucht, wohl gesprochen haben mochte. Da unterbrach ihn die Stimme des Herzogs: „Ich meine, Herr Barnay, diese Rede dürfte nicht so leichthin, nicht so nebenher und parlando gespro chen, sondern sie mühte sehr schön gesagt werden." „Hoheit," antwortete Barnay, „der Prinz ist >a nur Kunstliebhaber, Kunstfreund, nicht selbst Künstler, ein Dilettant und kein Schauspieler." „Ja, aber Polonius lobt doch den Vortrag außerordentlich, nennt die Rede wohl vorgetra gen, mit gutem Ton und gutem Anstand?" Darauf entgegnete Barnay unbedacht im Eifer seiner Verteidigung: „Ach, Hoheit, Polo nius ist ein Höfling, und solche Leute finden ja alles wundervoll, was der Fürst tut." Ein herzliches, lautes Lachen aus dem dunklen Parkett war die einzige Antwort. — Varnay war von dieser eindrucksvollen und künstlerisch abgerundeten Vorstellung berauscht; er brannte darauf, noch weitere Aufführungen in Meiningen zu sehen, und folgte einer Auffor- derung der Intendanz, einer Hamlet-Vorstellung von gleicher Vollendung gesehen, ja niemals der gleichen Wirkungen für möglich gehalten! Der Herzog Georg war bei allen Proben vom ersten Lis zum letzten Wort anwesend und begleitete die Vorgänge auf der Bühne mit gespannter Auf merksamkeit. Die erste Szene der Wachen mit der außer- vrdentlich stimmungsvoll dargestellten Erschei nung des Geistes war probiert, und man hatte den Königssaal, in dem der König, seine Gemah lin, Prinz Hamlet und der Hofstaat auftreten follten, hergerichtet. Schon ordnete man sich hin ter den Kulissen zu einem feierlichen Zuge. So eben ertönten die den Auftritt begleitenden drei mächtigen Fanfaren, als die Musik durch ein lau tes ,Halt!" zum Schweigen gebracht wurde. Regisseur Chronegk und der Kapellmeister traten an die Rampe, um die Befehle des Herzogs ent- Am 1. heil. Osterfeiertage vorm. 9 Predigt-Fcstgottesdienst. Vorm.'<,11 Uhr Beichte und heil. Abendmahl Kirchenmusik: Graduale »Heut' triumphieret Gottes Sohn —" von Joh. Seb. Bach; Sopran solo „Ich weih, daß mein Erlöser lebt —" ans dein „Messias" von Händel. Nachm. 2 Uhr Festkintergottesdienst, chließend Eiersuchen im Pfarrgarten Kirchliche Nachrichten St. CKristovdori-Varochie Hobenftcin-Er. Am 1. heil. Ofterfeiertage vorm 0 Uhr Festgottesdienst. Predigt über Matth. 28, 1—10. Danach Abendmahltzseier. Lieder: 1l8; I; 126; 127,4; 123,7; 114. Kirchenmusik: Introitus für gem.Cbor„Christ lag in Todcsbanden —" vou Paul Geilsdorf; Schlußchor „Christus ist die Auferstehung und das Leben —" für Chor. Soli und Orchester aus „Jesus" (1. Teil) von Paul Gläser; Orgelnach- swel Toccata et tuxa in <j-moU von I. S. Bach. Vorm. 11 Uhr Kindergottesdienst P arrer Rietzsch. Vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst und Kinder- gottesdienst im Hütteugrundbetsaale. P>. Hanh. Sammlung sür die Sächsische Hauptbibel- gesellichaft. Am 2. heil. Osterfeiertage vorm. 9 Uhr Kedigtgottesdienft über Joh. 20,11 — 18. Pmr- er Haaß. Lieder: 117; 1; 123; 125,4; 131; 375,9. Kirchenmusik: „Ich weih, daß mein Erlöser lebt —", Arie sür Sopran; der HaUeluja-Chor mit Orchester aus dem „Messias" non G. F. Händel; Orgclnachspiel Tuxa a. d. 3. Orgclsonate in c-moll von A. Guilmant. gegenzunehmen. Darsteller, Choristen und Statisten steckten die Köpfe vor und lauschten ge spannt auf das, was aus dem verdunkelten Zu schauerraum ertönen würde. Alsbald vernahm man die Stimme des Herzogs, der in seiner kurz abgerissenen, aphoristischen Redeweise ausein andersetzte, daß hier wieder einmal ein alter Theaterzopf abzuschneiden wäre. Es sei unrich tig, daß an dieser Stelle Fanfaren geblasen wür den, man müsse einen dänischen Marsch ertönen lassen. Auch sei es falsch, daß der König und Hamlet zusammen auftreten, sie müßten jeder von einer anderen Seite kommen, denn sie begeg neten einander hier zum ersten Male. Hamlet wäre ja soeben erst angekommen. Hätten sie sich schon gesprochen, dann wäre ja die Rede des Königs, in welcher er mitteile, daß er die Köni gin „zur Eh' genommen" vollkommen überflüssig. Barnay stand mährend dieser Rede des Her zogs gespannt lauschend bei der Probe hinter der ersten Kulisse. Er wurde von Wort zu Wort er regter, denn er empfand, daß hier etwas ange ordnet wurde, was unmöglich richtig sein konnte. Ein unbesonnener Feuerkopf, her er war, und ganz in die zu spielende Hamletrolle versenkt, vergaß er vollständig, daß es der regierende Herzog von Meiningen war, der dies« dramaturgischen Winke gab; er ließ sich Hinreißen, laut auszurufen: „Aber das ist ja alles falsch, das ist ja ohne Sinn!" Kaum hatte er, an die Rampe vortretend, diese Worte gesprochen, als alle ihn mit er schreckten Augen anstarrten. An den Mienen sei ner Umgebung konnte er bemerken, welchen gro ben Fehler er begangen hatte. Alles horchte ge spannt, was der Herzog wohl erwiderte. Nach einer kleinen Pause erscholl dessen Stimme: „Warum meinen Sie denn, Herr Bar nay, daß das so unsinnig ist?" Barnay polterte in sich überstürzenden Worten seine Begründung hervor: Der Vater Hamlets sei ja schon seit zwei Monaten tot, der folgende Monolog „O, schmölze doch dies allzu feste Fleisch" könne ja gar nicht ge sprochen werden, wenn Hamlet soeben erst ange kommen wäre, erst im Augenblick das Geschehene erfahren hätte u. a. in. — in einem wahren Berg sturz erregter Auseinandersetzungen — und be tonte schließlich, diese Szene sei nur der offizielle Akt der Verkündigung der geschlossenen Ehe in Anwesenheit des Kronprinzen, eine wohlberech nete Absicht des schlauen Königs, der mit Recht voraussetzte, daß Hamlet in Gegenwart des ge samten Hofstaats keinen seine Mutter bloßstellen- Am 2. heil. Osterfeiertage vorm. 9 U7,. Festgottesdienft über Joh. 20, 11-18 in der St Martinskirche. Pfarrer Fleischkack. Kirchenmusik: .Heut' triumphieret Gottes Sohn" für gem. Chor von I. S. Bach. Vorm. 9 Uhr FestaotteSdienst in der Abtei- kirche. Pfarrer Bohne. d-- Mittwoch abends 6 Ubr Jungscharr Sternen- auge, eine spannende Erzählung. Mittwoch abends 8 Uhr Jungfrauenverein. abends 8 Uhr Jungmännerverein Bivelftunde über Joh. 14.1-14. Sonnabend nachm. 8 Uhr Jungscharr Wer war Heinrich Wichern? Getraut: Fabrikant Arthur Eugen Berghänel und Augnfte Alma Kreitenmeyer. Strumpfwirker Richard Willy Rößler und Frieda Klara Arnold. Schlosser Otto Helmut Präger und Anna Martha Müller. , Kirchenmusik:„Osterhymne" au« dem 15. Jal, hundert und „Largo" von Händel für Streiz ouartett; Osterkantate für gem. Chor und Sopra» solo mit Orgelbegleitung von Gast. Vorm. 11 Uhr Kindergottesdienst. Dersew Nachm. 2 Uhr Taufgottesdienst. Abends 8 Uhr Familienabend der Lande; kirchlichen Gemeinschaft im Gemeinschaftssaal. Am 2. heil. Ofterfeiertage vorm. 9 Uh» Festgottesdienst über Joh. 20, 11—18. Pfarr» Frankendorfer. Kirchenmusik: Sopran- und Baßsolo nch Orgelbegleitung von Gall; Posaunenchor „Prch und Anbetung" von Rinck. Getauft: Edith Margot, T. d. Bergarbeiter; Arno Alfred Schönherr. Getraut: Bohrer Walter Enger in Hohenstem Ernstthal und Brecherin Gerta Elsa Groß i« Hermsdorf. Begraben: Rentenempfängerin Anna Emm» Semper geb. Reinhold, 77 I. 5 M. 13 T. Bernsdorf Am 1. heil. Osterfeiertage vorm. 9 Uhr Fch gottesdienst. Kirchenmusik von der Sängerabtlg. deS Turn, Vereins Bernsdorf (D.T.). Anschließend (10'/. Uhr) Kindergottesdienst Kollekte sür die Sächs. Hauptbibelgesellschaft Das Mat Dem Schauspieler Brittncr wurde in der vorletz ten Szene des „Hamlet" aus einer Provinzbühne ein faules Ei auf die Bretter geworfen. Brittner behielt vollkommen seine Ruhe, hob das Ei vorsichtig auf, roch daran und sagte dann gelassen: ..Sagte ich cs euch nicht, o Freund, es ist etwas faul im Staate Dänemark . . .!" Mit der tragischen Wirkung soll es an diesem Abend nicht mehr weit her gewesen sein. K. Miethke Am 2. heil. Ofterfeiertage vorm. 9 Uhr Predigt-Feftgottesdienst. Vorm. '/,11 Ubr Kindergottesdlcnst. Kirchenmusik: Sopransolo „Ich weiß, da? mein Erlöser lebt —" aus dem „Messias vo-i Händel. Kollekte sür die Sächs. Hauptbibelgesellschasi. Donnerstag, den 21. April, nachm. 2 Uhr Großmütterchen-Verein im Pfarrhaus«. Donnerstag, den 21. April, abends '<.9 Uhr Versammlung der Landeskirchlichen Gemeinschaft im Pfarrbause. Freitag, den 22. April, nachm. '/,6 Uhr Jungschar im Psarrhause. Langenderg mit MeinSdorf Am 1. heil. Osterseiertage vorm. 9 Uhr Fest- gottesdienst mit Feier des heil. Abendmahl«. (Anmeldungen zur Beichte '/,9 Uhr.) Vorm. 11 Uhr Kindergottesdrenst. Am 2. heil. Osterfeiertage vorm. 9 Uhr Fest- gottesdienft. Vorm. 11 Uhr Unterredung mit den Kon- irmierten. Langenchursdorf mit Falken Am 1. heil. Osterseiertage vorm. '/,9 Ubr Beichte, 9 Uhr Festgottesdienst mit Abendmahls- fcier. Borm. '',11 Uhr Kindcrgottesdienst. Nm 2. heil. Osterseiertage vorm. 9 Uhr Fest, gottesdienst. Lallender» mit Reichenbach Am 1. heil. Osterseiertage vorm. ",9 Uhr Beichte, 9 Ubr Festgottesdienst mit Feier de« ;eit. Abendmahls. Kirwenmusit: Osterlicd sür 1 Singstimme mit Orgel von Bach. Am 2. heil. Osterseiertage vorm. 9 Uhr Fest gottesdienst. Kirchenmusik: „Ostersonne, Osterlicht!", Kan tate iür gemischten Chor, Soli, Orgel und Or chester von Nagler. Kollekte sür die Hauptbibelgesellschaft. Vorm. ',11 Ubr KtudergotteLdienst. ^„Begraben: Eisenbahnoberschaffner i. R Emil Albin Hanel, 57 I. 3 Bl. 5 T. Erich Werner, S. d. Helene Charlotte Nadler, 5 M- 6 T. Renten empfänger August Ferdinand Polster, 82 I. 8 M. 17 T. ZigarrengeschästS - Inhaber Richard Peipmann, 58 1.10 M. 2 T. Edith Hildegard, T. d. Farbers Emil Johannes Steinbach, 1 I. 10 M. 11 T. Webermeister Karl Wilhelm Mül- ler, 69 I. 4 M. 4 T. St. Trinitatis-Parochi« Am 1. heil. Ofterfeiertage vorm. '/,9 Uhr Festgottesdienft. Danach Feier des heil. Abendmahls. Pfarrer Bohne. Kirchenmusik: „Christ ist erstanden!": „Die vergangen —" mit Orchesterbegleitung von Mendelssohn-B. Kollekte sür die Hauptbibelgesellschaft. Vorm. 11 Uhr Kindergottesdienst. Am 2. heil. Ofterfeiertage vorm. 9 Uhr Festgottesdienft. Pfarrer Schmidt. Kirchenmusik: „Ihm, dem Erstandenen, sei 8hre, Preis und Dank —", gem. Chor von I. H. Rolle. Kollekte sür die Hauptbibclgesellschast. Junamännerverem: Am 1. Feiertag abends ,8 Uhr im Gemeindehaus. Die Neukonstrmierten ind dazu herzlich eingcladen. Donnerstag abends 8 Uhr ältere Abteilung. Jungfrauenverein: Am 2. Feiertag abends ' ,8 Uhr im Gemeindehaus. Mittwoch abends 8 Uhr kleiner Verein. Die Neukonstrmierten find dazu Herzlia- eingelade». Oberlungwitz Am 1. heil. Osterseiertage vorm. 9 Uhr Festgottesdienst über Matth. 28, 1—10. Anschließend Beichte und heil. Abendmahl. Pfarrer Bobne. Kirchenmusik:,.Erschienen ist der herrlich Tag" für dreistimmigen Kinderchor von N. Hermann ch 1560. Nachm. 1 Uhr Taufen. Kollekte für die Sächs. Hanptbibelgescllschast. Nachm. 2 Uhr Taufen. Mittwoch vorm. 9—12 und nachm. 3 bis 6 Uhr Anmeldung der neuen Konfirmanden. Untere Schule bei Herrn Pfarrer Bohne, obere Schüle bei Herrn Piarrcr Fleischhack. Mittwoch nachm. 4 Uhr Mädchenjungschar Oberdorf: Osterfeier, Lesen. Donnerstag abends 8 Uhr Jungsrauenverein ältere Abteilung: Ofterseier. Donnerstag abends '»,9 Uhr Landcskirchliche Gemeinschaft. Freitag nachm. '/,5 Uhr Knabcnjungschar: Lesen. Begraben: Bertha Rosalie Schindler geb. Sichler, 71 I. 5 M. 21 T. Augnfte Emma Voigt eb. Ebhardt, 63 I. 3 M. 27 T. Pauline Er nestine Scheffler geb. Seiicrt, 71 I. 2 M. 4 T. Karl Rudolf, S. d. Bauarbeiters Max Albin Fritzsche, 4 M. Gersdorf Am 1. heil. Osterseiertage vorm. 9 Uhr festgottesdienft über Matth. 28, 1—10. Hierauf Abendmahlsfeier. Pfarrer Brandt. Der Ring Les garen Skizze von Kurt Münzer Einmal, eines Abends im Winter, erzählte uns Onkel Max die Geschichte eines schönen alten Empiresofas. Es stand in seinem Arbeitszim mer, nie von ihm benutzt. Dabei war es so lockend behaglich und weich gepolstert. Ueber dem Sofa hing, als einziger Wandschmuck, die Porträtzeichnung Roberts von Feldkirch, seines verstorbenen Freundes. „Es war ein Abend wie heute, als Robert von Feldkirch zu mir kam. Wir waren beide fünf undzwanzigjährig, und er seit sechs Monaten verheiratet. Er war nicht mein bester Freund, er war mein einziger! Sonst hatte ich nur flüchtige, oberflächliche Beziehungen. An jenem Abend nun kam er, mich um dreitausend Mark zu bitten. Er hatte gespielt und verloren — das war seine einzige Leidenschaft, sein Laster — und selbst die geliebte Frau konnte ihn nicht davon abhalten. Ich, Moralist und ethische Hyäne, hielt ihm eine Strafrede. Ich hatte die drei tausend Mark nicht, meine Eltern hielten mich knapp; ich sagte ihm aber auch, daß ich sie ihm, anderenfalls, doch nicht gegeben hätte. Er lächelte freundlich und sauft und sah mich liebe voll an. „Doch", sagte er, „du hättest sie mir ge geben, wenn du sie hättest!" Dabei drückte er zärtlich meine Hand, und ich zuckte zusammen, denn der Ring am Zeigefinger der Rechten schmerzte mich. Es war der Ning meines Großvaters, der Ring des Zaren, den mein Großvater erhalten hattet als seine Operation den jungen Zarewitsch gerettet hatte. Es war die berühmte schwarze Perle in Ler Rubiusassung. Ich streifte den Ring ab, um den schmerzen den Finger zu streicheln, und Robert nahm das kostbare Stück auf. „Ja", sagte ich lachend, „das sind dreimal dreitausend Mark; aber ich versetze ihn wirklich nicht". Robert wog ihn in seiner Hand... Nachher schien mir, in seinem blassen Gesicht wäre ein leidenschaftliches Spiel wider- streitender Regungen. Er schien mir bleicher und bleicher zu werden, dann zuckte er die Achseln und stand auf, indem er den Ning auf den Tisch warf. Ja, und nun — hatte ich ihn an den Finger gesteckt? Hatte ich ihn liegen lassen? Hatte er ihn auf den Tisch gelegt?... Als ich abends, beim Zubettgehen, wie gewohnt den Ring ab streifen wollte, hatte ich ihn nicht am Finger. Ich stürzte in mein Wohnzimmer — nichts auf dem Tisch. Ich läutete den Diener wach: er hatte den Ning nicht gesehen. Wir suchten stundenlang, nahmen die Teppiche hoch — der Ring blieb ver schwunden ... Erst am nächsten Abend wagte ich mich nach dem Hause, um Robert aufzusuchen. „Wohin?" rief mich der kleine Krolog an. „Sie schleichen ja wie ein Greis oder Verbrecher". Ich nannte Robert. „Der war unlängst bei mir", sagte der andere. „Der arme Teufel hat gestern dreitau send Mark an mich verloren. Wir fürchten das Schlimmste. Aber soeben hatte er sie mir ge bracht. Fatal! Wird gehörig bluten lassen. Und jein kleines braves Frauchen!" Ich traute mich nicht zu Robert hinaus. Ich lief stundenlang in der kalten Nacht umher. Ich war so unglücklich wie nie zuvor. Es war das Bitterste und Härteste, was mich treffen konnte. Ich batte den Freund verloren. Denn: kein Zweifel! Er hatte den Ring — gestohlen! Ja, gestohlen... Zwei Tage später kam er zu mir. Ich hafte nicht geglaubt, daß er noch einmal kommen könnte, und also dem Diener nicht gesagt, daß ich für ihn nicht mehr zu sprechen sei. Und jetzt — was wollte er? Gestehen? Um Verzeihung bitten?... Das Blut schoß ihm ins Gesicht, als ich ihm die Hand reichte. „Max", sagte er, „nimm sie. Als Versprechen: ich spiele nicht mehr! Du bist böse von neulich? Aber nun sei kein Kind. Deine Hand!" „Diese Hand?" fragte ich traurig. Ja, ich war nur noch traurig. Nicht mehr böse, nur noch unglücklich, elend und müde. Er verstand mich nicht. Und da sagte ich — wie tat mir das Herz weh! — ich sagte: „Warum hast du mir das getan?" Und auf seinen leeren, törichten Blick, ausbrechend, wild, gemein: „Warum hast du ihn mir — gestohlen?" Eine schreckliche Veränderung ging in seinem Gesicht vor. Es durchblitzte mich: er ist unschul dig, aber schon stürzte ich hinab in Wirklichkeit und Tatsache. Und da mir das Schweigen fürch terlich schien, rief ich: „Sagst du nichts mehr? Warum kommst du noch? Ich zeige dich nicht an! Wolltest du darum bitten?" Da ging er. „Bleib!" schrie ich und bettelte: „Du hast ihn doch genommen? Oder nicht? Sag doch: nein! Robert! Ich will dir in diesem Augenblick glauben. Sage: nein!" Mir schien, ich müßte mir den Freund, den Glauben retten. Ich Hütte ihm geglaubt! Aber, schon an der Tür, sagte er: „Was nützt: ich habe ihn nicht genommen?... Es genügt, daß du glaubst, ich könnte ihn genommen haben. Es ist wohl schmählich, Dieb genannt zu werden; aber es ist viel furchtbarer zu sehen, wie ein geliebter Mensch uns sieht. Nein, ich kann dir nichts mehr sagen. Du hattest mich schon gerichtet, als du Verdacht schöpftest. Du hast mehr zerstört als mein Bild in dir." Dieses war das letzte, was ich von ihm hörte.. Er ging bald darauf mit seiner Frau nach Amerika. Später hörte ich, daß er vor Wucherern hafte flüchten müßen, diese aber nach Jahren von drüben aus bezahlt habe. Sonst verschwand er ganz au» meinem Leben und ließ «in« Lücke l darin, einen Schmerz, der dennoch geringer war, als er es später werden sollte. Jetzt sind es bald zehn Jahre her und fünf undzwanzig nach jenem schrecklichen Vorfall, als ich dieses alte Empiresofa neu polstern lassen wollte. Der Tapezierer arbeitete daran oben im Speicher des Hauses, und er war es, der mir schon am ersten Tage einen Ring brachte. Er hatte ihn zwischen den Polstern gefunden, den Ring, die schwarze Perle in der Rubinsassung." Onkel Max schwieg, und wir verstanden: die ses Sofa war verflucht! Wehe dem, der in ihm es sich bequem machte! Und es stand als: Er innere dich! Sei eingedenk! Onkel Max nahm aus einem der geheimen Fächer seines alten Sekretärs den herrlichen Ning, den wir alle noch nicht kannten, den Zaren- ring, und ließ ihn rundum gehen. Und wir hielten ihn in der Hand, als sei er glühendes Gold und brennender Stein. Endlich flüsterte die junge Linda, ganz blaß und angstvoll: „Und Robert? Konntest du ihm niemals sagen, Onkel Max..." „Als ich endlich seinen Aufenthalt erkundet hatte, in Ohio, war er gestorben, in bescheidenen Umständen, und seine Witwe mit einer Tochter war verschollen." Vorsichtig legte der sonst so lärmende Gilbert den Ring auf die schwarze Decke des Tisches und schob ihn von sich, als fürchte er den Anhauch des Verbrechens. Aber furchtlos nahm Onkel Mnx ihn in die Hand. „Vielleicht bin ich jetzt ent sühnt", sagte er, „nachdem ich euch die Geschichte meines großen Unrechts erzählt habe. Nehmt es als Demütigung meiner Seele vor euch Jungen und mich Liebenden. Ich habe fünfundzwanzig Jahre Kummer getragen. Lernt aus dieser Ge schichte, achtsam zu sein, achtsam auch noch in Ge danken! Der Mensch ist weniger das, was er tut, als das, was ihr ihm zutraut." — Er legte den Ring wieder in das Fach.
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