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d-- E.-I Charakter und Humor in der Sterbestunde von Richard Roßkopf-Fürth. MmIIRlAas fürchtest du den Tod, Väterchen? «Mn ES hat noch keiner gelebt, daß er ge- M // storben ist; so lautet ein russisches MD// Sprichwort. Und doch, wenngleich wir die Richtig- M/s keit dieses Satzes bestätigen, so ist trotzdem bis auf » // den heutigen Tag der Augenblick des Scheidens von dieser Welt für uns Erdenbürger das Außer- ordentliche, daö Furchibare geblieben. UnS mangelt f eben die olym- pische Ruhe L Hella«, wo ein / Sokrates denGist- t becher selbst mit r einernonchalanten / Geste leerte, um 5 als der Philosoph zu sterben, als der l er immer gelebt I hatte. f Ja, e« ist wahr! / Uns fehlt gewöhn- r lich diese erhabene 1 Hohett,dieSelbft- k bezwingung, jene übermenschliche ' Kraft. Uns-und > doch nicht allen! f Don den pnmi- ' tiven,an erzogenen i Aengsten und Ge» fühlen der breiten i Mass« abgesehen, l weist unsere Zeit . eineReihevonPer- f sSnlichkeüen aller ' Stände auf,denen l der nahende Tod beileibe nichts Außergewöhnliches, nichts Schreckliches , «ar und bi« den Sensenmann würdevoll, gefaßt er- > warteten, ja selbst mit einem heiteren Wort die Grenze zur Ewigkeit überschritten. Und eben deshalb, weil l dies« Menschen sich in ihren Gefühlen und Hand- ' langen im Finale ihres Daseins ganz und gar gegensätzlich zu den simplen Empfindungen der Masse ! zeigen, darum fordern sie unsere Bewunderung hei aus. > Besonders häufig fällt bei der Betrachtung dieser Legion das „Sichselbsttreubleiben", das Charakteri- I stische - und sei «ö nur in der Form eines letzten ! Ausspruches, blitzartig, momentphotographisch - auf. , So z. B., um bei der Wissenschaft zu beginnen, der > groß« Physiologe Haller. -X Er starb, während er seinen Puls brdächtigt fühlte. „Mein Lieber", sagte er zu dem Freunde, der am Bette siand, „jetzt — jetzt — sieht mein Puls // /' still!" I Der empfindsame Maler Watteau blieb gleich- I^ll falls bis zum letzten Atemzuge absolut er selbst. —- Als man ihm in der Todesstunde ein häßlich ge- ss schmtztes Kruzifix zum Kusse bot, wehrte er mit tränenden Augen ab und rief: „Weg! Weg! DaS > ist eine Miß- Handlung des Herrgotts!" Der berühmte SchauspielerKean verleugnete eben- sowenig sein Na- tXi» turell. Mit folgen- VIA den Worten schied MA« er von der Bühne des Lebens: „Ich L habe so manche tragische Szene ge- spielt. Ich werde »Xie» auch diese Szene X l mit Würde durch- führen!" ÄAsh Calderon, der ss/ / r spanische Dichter, starb, wie seine Freunde berichten, fast singend im j X Tode, w e ein > i H Schwan. An den fiebern- den Augen Wie- //t> / landSzogenBilder Ud / ^ aus der klassischen Zeit vorüber, als dex Schnitter nahte. Seine letzten verständlichen Worte L VM waren: „Sein oder Nichtsein!" rXA Als Daveson, in dessen Armen Lessing starb, gefragt X l^ wurde, wie der Meister gestorben sei, erwiderte er: ^8^« „Ganz wie er gelebt hat: als ein Weiser, entschlos. sen, ruhig, bei Besinnung bis in den letzten Augen- / 4 blick." N// Schlicht und fromm sind die letzten Zeilen Andreas Hofers. Der wackere Mann schrieb am 20. Februar 1810 aus Mantua an Herrn von Pühler in Neumarkt: x X^I „Liebster Herr Prueder, der göttliche willen ist es v XA gewößen, daß ich habe mieffen hier in mandua mein zeitliches mit den Ebigen verwöxlen," so leitet« der Wirt vom Gasthaus „Am Sand" das Schreiben «in »X / r und «ndete, „Ader mein« schneed« W«lt, so leicht Ä//